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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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fürchte dich nicht denn ich habe dich erlöset, ich habe
dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! So du
ins Feuer gehest sollst du nicht brennen und die Flamme
soll dich nicht anzünden, denn ich bin der Herr dein Gott
der Heilige in Israel, dein Heiland.

Und als er seine tröstende Ansprach geendiget, und
sie nunmehro fragete, ob sie auch williglich, bis zur letz¬
ten Stunde das Creuz tragen wölle, so der barmherzige
Gott ihr nach seinem unerforschlichen Willen auferleget,
sprach sie die schönen Worte, von welchen mein Gevat¬
ter nachgehends sagte, daß er sie in seinem Leben nicht
vergessen würde, dieweil er niemalen eine also gläubige,
freudige, und dennoch hochbetrübte Gebährde gesehen.
Sie sprach aber: o heiliges Creuz, welches mein Jesus
mit seinem unschuldigen Leiden geheiliget, o liebes Creuz,
welches von der Hand eines gnädigen Vaters mir auf¬
erleget wird, o seeliges Creuz, durch welches ich mei¬
nem Jesu gleich gemacht und zur ewigen Herrlichkeit
und Seligkeit gefördert werde, was sollt ich dich nicht
willig tragen du süßes Creuz meines Bräutigams und
Bruders! Kaum hatte Ehre Johannes uns darauf die
Absolution und nachgehends das heilige Sacrament mit
vielen Thränen gereichet, als wir auch schon einen gro¬
ßen Tumult auf der Dielen vernahmen und gleich dar¬
auf der dreuste Büttel zur Thüren hereinschauete, und
fragende: ob wir fertig wären, alldieweil Ein ehrsam
Gericht schon auf uns warte. Und als er solches ver¬
nommen, wollte mein Töchterlein erstlich von mir ihren

fürchte dich nicht denn ich habe dich erlöſet, ich habe
dich bei deinem Namen gerufen, du biſt mein! So du
ins Feuer geheſt ſollſt du nicht brennen und die Flamme
ſoll dich nicht anzünden, denn ich bin der Herr dein Gott
der Heilige in Israel, dein Heiland.

Und als er ſeine tröſtende Anſprach geendiget, und
ſie nunmehro fragete, ob ſie auch williglich, bis zur letz¬
ten Stunde das Creuz tragen wölle, ſo der barmherzige
Gott ihr nach ſeinem unerforſchlichen Willen auferleget,
ſprach ſie die ſchönen Worte, von welchen mein Gevat¬
ter nachgehends ſagte, daß er ſie in ſeinem Leben nicht
vergeſſen würde, dieweil er niemalen eine alſo gläubige,
freudige, und dennoch hochbetrübte Gebährde geſehen.
Sie ſprach aber: o heiliges Creuz, welches mein Jeſus
mit ſeinem unſchuldigen Leiden geheiliget, o liebes Creuz,
welches von der Hand eines gnädigen Vaters mir auf¬
erleget wird, o ſeeliges Creuz, durch welches ich mei¬
nem Jeſu gleich gemacht und zur ewigen Herrlichkeit
und Seligkeit gefördert werde, was ſollt ich dich nicht
willig tragen du ſüßes Creuz meines Bräutigams und
Bruders! Kaum hatte Ehre Johannes uns darauf die
Abſolution und nachgehends das heilige Sacrament mit
vielen Thränen gereichet, als wir auch ſchon einen gro¬
ßen Tumult auf der Dielen vernahmen und gleich dar¬
auf der dreuſte Büttel zur Thüren hereinſchauete, und
fragende: ob wir fertig wären, alldieweil Ein ehrſam
Gericht ſchon auf uns warte. Und als er ſolches ver¬
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[239/0255] fürchte dich nicht denn ich habe dich erlöſet, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du biſt mein! So du ins Feuer geheſt ſollſt du nicht brennen und die Flamme ſoll dich nicht anzünden, denn ich bin der Herr dein Gott der Heilige in Israel, dein Heiland. Und als er ſeine tröſtende Anſprach geendiget, und ſie nunmehro fragete, ob ſie auch williglich, bis zur letz¬ ten Stunde das Creuz tragen wölle, ſo der barmherzige Gott ihr nach ſeinem unerforſchlichen Willen auferleget, ſprach ſie die ſchönen Worte, von welchen mein Gevat¬ ter nachgehends ſagte, daß er ſie in ſeinem Leben nicht vergeſſen würde, dieweil er niemalen eine alſo gläubige, freudige, und dennoch hochbetrübte Gebährde geſehen. Sie ſprach aber: o heiliges Creuz, welches mein Jeſus mit ſeinem unſchuldigen Leiden geheiliget, o liebes Creuz, welches von der Hand eines gnädigen Vaters mir auf¬ erleget wird, o ſeeliges Creuz, durch welches ich mei¬ nem Jeſu gleich gemacht und zur ewigen Herrlichkeit und Seligkeit gefördert werde, was ſollt ich dich nicht willig tragen du ſüßes Creuz meines Bräutigams und Bruders! Kaum hatte Ehre Johannes uns darauf die Abſolution und nachgehends das heilige Sacrament mit vielen Thränen gereichet, als wir auch ſchon einen gro¬ ßen Tumult auf der Dielen vernahmen und gleich dar¬ auf der dreuſte Büttel zur Thüren hereinſchauete, und fragende: ob wir fertig wären, alldieweil Ein ehrſam Gericht ſchon auf uns warte. Und als er ſolches ver¬ nommen, wollte mein Töchterlein erſtlich von mir ihren

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/255>, abgerufen am 24.11.2024.