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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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ein Hexenpriester wäre, und einen weit stärkeren Geist
denn sie hätte, welcher Dudaim *) hieße, und sie die
Nacht in das Genicke gestoßen, also daß sie es nim¬
mer hohlen würd. Selbiger Geist hätte das Ackerstück
umgepflüget, den Birnstein verschüttet, das Wetter ge¬
machet, meinem Töchterlein die Pogge auf ihren Schooß
geworfen item ihren alten Ehekerl durch die Luft von
dannen geführt.

Und als ich fragete, wie solches müglich gewesen,
da ihr Kerl doch bis fast nahe an sein Ende ein Kind
Gottes gewest, und gerne hätte beten mögen, wiewohl
ich mich gewundert, daß er plötzlichen in seiner letzten
Krankheit andere Gedanken gekriegt, gab sie zur Ant¬
wort, daß derselbige eines Tages ihren Geist gesehen,
so sie in Gestalt einer schwarzen Katzen in ihrem Kof¬
fer gehabt und Stoffer hieße und dieweil er gedrohet,
solches mir zu verzählen, wäre ihr bange worden, und
hätte sie ihn durch ihren Geist also krank machen las¬
sen, daß er an seiner Aufkunft verzaget wäre. Nun¬

*) Dieses merkwürdige Wort kommt schon 1 Mos. 30,
15. ff. als der Name einer Pflanze vor, welche die weib¬
liche Fruchtbarkeit erregt; doch sind die Ausleger von jeher
über das Wesen und die Natur derselben uneins gewesen.
Die LXX geben es durch mandragoras und ist von den zu¬
verläßigsten ältern und neuern Theologen angenommen, daß
es die in der Geschichte der Zauberei so berüchtigte Alraun¬
wurzel gewesen sei. Sonst führen seltsamer Weise die Teu¬
fel immer christliche Namen, wie auch bald darauf der Geist
der alten Lise Stoffer d. i. Christoph genannt wird.

ein Hexenprieſter wäre, und einen weit ſtärkeren Geiſt
denn ſie hätte, welcher Dudaim *) hieße, und ſie die
Nacht in das Genicke geſtoßen, alſo daß ſie es nim¬
mer hohlen würd. Selbiger Geiſt hätte das Ackerſtück
umgepflüget, den Birnſtein verſchüttet, das Wetter ge¬
machet, meinem Töchterlein die Pogge auf ihren Schooß
geworfen item ihren alten Ehekerl durch die Luft von
dannen geführt.

Und als ich fragete, wie ſolches müglich geweſen,
da ihr Kerl doch bis faſt nahe an ſein Ende ein Kind
Gottes geweſt, und gerne hätte beten mögen, wiewohl
ich mich gewundert, daß er plötzlichen in ſeiner letzten
Krankheit andere Gedanken gekriegt, gab ſie zur Ant¬
wort, daß derſelbige eines Tages ihren Geiſt geſehen,
ſo ſie in Geſtalt einer ſchwarzen Katzen in ihrem Kof¬
fer gehabt und Stoffer hieße und dieweil er gedrohet,
ſolches mir zu verzählen, wäre ihr bange worden, und
hätte ſie ihn durch ihren Geiſt alſo krank machen laſ¬
ſen, daß er an ſeiner Aufkunft verzaget wäre. Nun¬

*) Dieſes merkwürdige Wort kommt ſchon 1 Moſ. 30,
15. ff. als der Name einer Pflanze vor, welche die weib¬
liche Fruchtbarkeit erregt; doch ſind die Ausleger von jeher
über das Weſen und die Natur derſelben uneins geweſen.
Die LXX geben es durch mandragoras und iſt von den zu¬
verläßigſten ältern und neuern Theologen angenommen, daß
es die in der Geſchichte der Zauberei ſo berüchtigte Alraun¬
wurzel geweſen ſei. Sonſt führen ſeltſamer Weiſe die Teu¬
fel immer chriſtliche Namen, wie auch bald darauf der Geiſt
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[214/0230] ein Hexenprieſter wäre, und einen weit ſtärkeren Geiſt denn ſie hätte, welcher Dudaim *) hieße, und ſie die Nacht in das Genicke geſtoßen, alſo daß ſie es nim¬ mer hohlen würd. Selbiger Geiſt hätte das Ackerſtück umgepflüget, den Birnſtein verſchüttet, das Wetter ge¬ machet, meinem Töchterlein die Pogge auf ihren Schooß geworfen item ihren alten Ehekerl durch die Luft von dannen geführt. Und als ich fragete, wie ſolches müglich geweſen, da ihr Kerl doch bis faſt nahe an ſein Ende ein Kind Gottes geweſt, und gerne hätte beten mögen, wiewohl ich mich gewundert, daß er plötzlichen in ſeiner letzten Krankheit andere Gedanken gekriegt, gab ſie zur Ant¬ wort, daß derſelbige eines Tages ihren Geiſt geſehen, ſo ſie in Geſtalt einer ſchwarzen Katzen in ihrem Kof¬ fer gehabt und Stoffer hieße und dieweil er gedrohet, ſolches mir zu verzählen, wäre ihr bange worden, und hätte ſie ihn durch ihren Geiſt alſo krank machen laſ¬ ſen, daß er an ſeiner Aufkunft verzaget wäre. Nun¬ *) Dieſes merkwürdige Wort kommt ſchon 1 Moſ. 30, 15. ff. als der Name einer Pflanze vor, welche die weib¬ liche Fruchtbarkeit erregt; doch ſind die Ausleger von jeher über das Weſen und die Natur derſelben uneins geweſen. Die LXX geben es durch mandragoras und iſt von den zu¬ verläßigſten ältern und neuern Theologen angenommen, daß es die in der Geſchichte der Zauberei ſo berüchtigte Alraun¬ wurzel geweſen ſei. Sonſt führen ſeltſamer Weiſe die Teu¬ fel immer chriſtliche Namen, wie auch bald darauf der Geiſt der alten Liſe Stoffer d. i. Chriſtoph genannt wird.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/230>, abgerufen am 25.11.2024.