kam, und er den Amtshaubtmann abseiten in ein ander Zimmer rief. Habe niemals erfahren können, was sol¬ ches zu bedeuten gehabt, so er von den Aalen sagte. -- --
Hierzwischen saß aber Dominus Camerarius Geb¬ hard Wenzel und käuete eine Feder, und schauete dabei mit vielem Grimm bald auf mich, bald auf mein Töch¬ terlein doch ohne ein Wörtlein zu sagen, auch antwor¬ tete er dem Scriba nicht, der ihm oft etwas ins Ohr bliese, denn daß er brummete. Endlich kamen die zwo Herren wieder zur Thüren herein, und begunnte Dn. Consul, nachdem er sich mit dem Amtshaubtmann wie¬ der gesetzet, mein arm Kind fast heftig anzufahren, daß sie Ein löblich Gericht zu turbiren versuchet, inmaßen Se. Gestrengen ihme das Hündlein selbsten gezeiget so ihm die Schramme gekratzet, und dieses auch von seiner alten Ausgeberschen bezeuget wurde. (Ja, die wollte ihn auch wohl nicht verrathen, denn die alte Vettel hat es Jahre lang mit ihm gehalten, und auch einen gad¬ lichen *) Jungen von ihm, wie man noch weiters erfah¬ ren wird!)
Item sagete er, daß so viel indicia ihrer Uebelthat fürhanden, daß es, unmöglich sei ihr Glauben zu stellen, sie sölle dannenhero Gott die Ehre geben und in allen Stücken aufrichtig bekennen, umb ihre Strafe zu mildern. Möchte alsdann noch, ihrer Jugend halben, mit dem Leben davon kommen etc.
*) Plattdeutsch für: halberwachsen.
kam, und er den Amtshaubtmann abſeiten in ein ander Zimmer rief. Habe niemals erfahren können, was ſol¬ ches zu bedeuten gehabt, ſo er von den Aalen ſagte. — —
Hierzwiſchen ſaß aber Dominus Camerarius Geb¬ hard Wenzel und käuete eine Feder, und ſchauete dabei mit vielem Grimm bald auf mich, bald auf mein Töch¬ terlein doch ohne ein Wörtlein zu ſagen, auch antwor¬ tete er dem Scriba nicht, der ihm oft etwas ins Ohr blieſe, denn daß er brummete. Endlich kamen die zwo Herren wieder zur Thüren herein, und begunnte Dn. Consul, nachdem er ſich mit dem Amtshaubtmann wie¬ der geſetzet, mein arm Kind faſt heftig anzufahren, daß ſie Ein löblich Gericht zu turbiren verſuchet, inmaßen Se. Geſtrengen ihme das Hündlein ſelbſten gezeiget ſo ihm die Schramme gekratzet, und dieſes auch von ſeiner alten Ausgeberſchen bezeuget wurde. (Ja, die wollte ihn auch wohl nicht verrathen, denn die alte Vettel hat es Jahre lang mit ihm gehalten, und auch einen gad¬ lichen *) Jungen von ihm, wie man noch weiters erfah¬ ren wird!)
Item ſagete er, daß ſo viel indicia ihrer Uebelthat fürhanden, daß es, unmöglich ſei ihr Glauben zu ſtellen, ſie ſölle dannenhero Gott die Ehre geben und in allen Stücken aufrichtig bekennen, umb ihre Strafe zu mildern. Möchte alsdann noch, ihrer Jugend halben, mit dem Leben davon kommen etc.
*) Plattdeutſch für: halberwachſen.
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kam, und er den Amtshaubtmann abſeiten in ein ander
Zimmer rief. Habe niemals erfahren können, was ſol¬
ches zu bedeuten gehabt, ſo er von den Aalen ſagte. — —
Hierzwiſchen ſaß aber Dominus Camerarius Geb¬
hard Wenzel und käuete eine Feder, und ſchauete dabei
mit vielem Grimm bald auf mich, bald auf mein Töch¬
terlein doch ohne ein Wörtlein zu ſagen, auch antwor¬
tete er dem Scriba nicht, der ihm oft etwas ins Ohr
blieſe, denn daß er brummete. Endlich kamen die zwo
Herren wieder zur Thüren herein, und begunnte Dn.
Consul, nachdem er ſich mit dem Amtshaubtmann wie¬
der geſetzet, mein arm Kind faſt heftig anzufahren, daß
ſie Ein löblich Gericht zu turbiren verſuchet, inmaßen
Se. Geſtrengen ihme das Hündlein ſelbſten gezeiget ſo
ihm die Schramme gekratzet, und dieſes auch von ſeiner
alten Ausgeberſchen bezeuget wurde. (Ja, die wollte
ihn auch wohl nicht verrathen, denn die alte Vettel hat
es Jahre lang mit ihm gehalten, und auch einen gad¬
lichen *) Jungen von ihm, wie man noch weiters erfah¬
ren wird!)
Item ſagete er, daß ſo viel indicia ihrer Uebelthat
fürhanden, daß es, unmöglich ſei ihr Glauben zu ſtellen,
ſie ſölle dannenhero Gott die Ehre geben und in allen
Stücken aufrichtig bekennen, umb ihre Strafe zu mildern.
Möchte alsdann noch, ihrer Jugend halben, mit dem
Leben davon kommen etc.
*) Plattdeutſch für: halberwachſen.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/155>, abgerufen am 16.02.2025.
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