wiederkommen sölle, umb mein Töchterlein in ein ander Loch zu stecken. Aber er besunne sich wieder, als wir den Windelstein halb hernieder gestiegen waren, und sprach, er wölle es mir noch einmal schenken, der Büttel sölle mich nur laufen lassen und mein Töchterlein in ein fest Verwahrsam bringen, ihme nachhero auch die Schlüssel übergeben, angesehen sie eine verstockte Person seie, wie er aus dem ersten Verhör gemerket, so er mit ihr an¬ gestellet.
Hierauf wurde denn mein arm Kind von mir ge¬ rissen, und ward ich unmächtig auf der Treppen, weiß auch nit, wie ich herniederkommen, sondern, wie ich wie¬ der bei mir kam war ich in des Büttels seiner Stuben, und sein Weib sprützete mir Wasser unter der Nasen. Alldorten blieb ich auch die Nacht auf eim Stuhl sitzen, und sorgete mehr, denn ich betete, angesehen, mein Glaube fast schwach worden war, und der Herr kam nit, ihn mir zu stärken.
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wiederkommen ſölle, umb mein Töchterlein in ein ander Loch zu ſtecken. Aber er beſunne ſich wieder, als wir den Windelſtein halb hernieder geſtiegen waren, und ſprach, er wölle es mir noch einmal ſchenken, der Büttel ſölle mich nur laufen laſſen und mein Töchterlein in ein feſt Verwahrſam bringen, ihme nachhero auch die Schlüſſel übergeben, angeſehen ſie eine verſtockte Perſon ſeie, wie er aus dem erſten Verhör gemerket, ſo er mit ihr an¬ geſtellet.
Hierauf wurde denn mein arm Kind von mir ge¬ riſſen, und ward ich unmächtig auf der Treppen, weiß auch nit, wie ich herniederkommen, ſondern, wie ich wie¬ der bei mir kam war ich in des Büttels ſeiner Stuben, und ſein Weib ſprützete mir Waſſer unter der Naſen. Alldorten blieb ich auch die Nacht auf eim Stuhl ſitzen, und ſorgete mehr, denn ich betete, angeſehen, mein Glaube faſt ſchwach worden war, und der Herr kam nit, ihn mir zu ſtärken.
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wiederkommen ſölle, umb mein Töchterlein in ein ander
Loch zu ſtecken. Aber er beſunne ſich wieder, als wir
den Windelſtein halb hernieder geſtiegen waren, und ſprach,
er wölle es mir noch einmal ſchenken, der Büttel ſölle
mich nur laufen laſſen und mein Töchterlein in ein feſt
Verwahrſam bringen, ihme nachhero auch die Schlüſſel
übergeben, angeſehen ſie eine verſtockte Perſon ſeie, wie
er aus dem erſten Verhör gemerket, ſo er mit ihr an¬
geſtellet.
Hierauf wurde denn mein arm Kind von mir ge¬
riſſen, und ward ich unmächtig auf der Treppen, weiß
auch nit, wie ich herniederkommen, ſondern, wie ich wie¬
der bei mir kam war ich in des Büttels ſeiner Stuben,
und ſein Weib ſprützete mir Waſſer unter der Naſen.
Alldorten blieb ich auch die Nacht auf eim Stuhl ſitzen,
und ſorgete mehr, denn ich betete, angeſehen, mein Glaube
faſt ſchwach worden war, und der Herr kam nit, ihn
mir zu ſtärken.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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