nicht!" und folgete ich bald darauf ihnen sachte nach, hörete auch an der Sprach in welchem Zimmer sie wa¬ ren, und legete das Ohr daran umb zu horchen. Und stellte der Bösewicht ihr für, daß, wenn sie ihn liebha¬ ben wölle, sollt es ihr Allens Nichtes schaden, und hätt' er schon Macht in Händen, sie für dem Volk zu erret¬ ten, wölle sie aber nit; so käme morgen das Gericht, und möchte sie vor sich selbsten abnehmen, wie es ihr erginge, dieweilen sie, wie viel Zeugen gesehen, mit dem leidigen Satan selbsten Unzucht getrieben und sich von ihm küs¬ sen lassen. Hierauf schwieg sie stille, und schluchzete nur, was der Erzschalk vor ein gut Zeichen nahm und fort¬ fuhr: hastu den Satan selbsten geliebt, kannstu mich auch schon lieben, und näher trat, umb sie zu umbhal¬ sen, wie ich merkete. Denn sie stieß einen lauten Schrei aus, und wollte zur Thüren heraus, aber er hielt sie feste, und bate und dräuete, wie der Teufel es ihm eingab. Und wollte ich schon hineintreten, als ich hörete, daß sie ihm mit den Worten: "weiche von mir Satan!" also in das Gesichte schlug, daß er sie fahren ließ. Worauf sie unversehens aus der Thüren sprang, so daß sie mich zur Erden stieß, und mit einem lauten Schrei selbsten über mir hinfiel. Hievor erstarrete der Amtshaubtmann, so ihr gefolget war, hub aber alsobald wieder an zu schreien: "wachte Pfaffe, ich werde dir horchen lehren!" und lief hinzu und winkete, dem Büttel, so unten an der Treppen stund. Selbigen hieß er, mich die Nacht in ein Loch stecken, weilen ich ihn behorchet, worauf er
nicht!“ und folgete ich bald darauf ihnen ſachte nach, hörete auch an der Sprach in welchem Zimmer ſie wa¬ ren, und legete das Ohr daran umb zu horchen. Und ſtellte der Böſewicht ihr für, daß, wenn ſie ihn liebha¬ ben wölle, ſollt es ihr Allens Nichtes ſchaden, und hätt’ er ſchon Macht in Händen, ſie für dem Volk zu erret¬ ten, wölle ſie aber nit; ſo käme morgen das Gericht, und möchte ſie vor ſich ſelbſten abnehmen, wie es ihr erginge, dieweilen ſie, wie viel Zeugen geſehen, mit dem leidigen Satan ſelbſten Unzucht getrieben und ſich von ihm küſ¬ ſen laſſen. Hierauf ſchwieg ſie ſtille, und ſchluchzete nur, was der Erzſchalk vor ein gut Zeichen nahm und fort¬ fuhr: haſtu den Satan ſelbſten geliebt, kannſtu mich auch ſchon lieben, und näher trat, umb ſie zu umbhal¬ ſen, wie ich merkete. Denn ſie ſtieß einen lauten Schrei aus, und wollte zur Thüren heraus, aber er hielt ſie feſte, und bate und dräuete, wie der Teufel es ihm eingab. Und wollte ich ſchon hineintreten, als ich hörete, daß ſie ihm mit den Worten: „weiche von mir Satan!“ alſo in das Geſichte ſchlug, daß er ſie fahren ließ. Worauf ſie unverſehens aus der Thüren ſprang, ſo daß ſie mich zur Erden ſtieß, und mit einem lauten Schrei ſelbſten über mir hinfiel. Hievor erſtarrete der Amtshaubtmann, ſo ihr gefolget war, hub aber alſobald wieder an zu ſchreien: „wachte Pfaffe, ich werde dir horchen lehren!“ und lief hinzu und winkete, dem Büttel, ſo unten an der Treppen ſtund. Selbigen hieß er, mich die Nacht in ein Loch ſtecken, weilen ich ihn behorchet, worauf er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0146"n="130"/>
nicht!“ und folgete ich bald darauf ihnen ſachte nach,<lb/>
hörete auch an der Sprach in welchem Zimmer ſie wa¬<lb/>
ren, und legete das Ohr daran umb zu horchen. Und<lb/>ſtellte der Böſewicht ihr für, daß, wenn ſie ihn liebha¬<lb/>
ben wölle, ſollt es ihr Allens Nichtes ſchaden, und hätt’<lb/>
er ſchon Macht in Händen, ſie für dem Volk zu erret¬<lb/>
ten, wölle ſie aber nit; ſo käme morgen das Gericht, und<lb/>
möchte ſie vor ſich ſelbſten abnehmen, wie es ihr erginge,<lb/>
dieweilen ſie, wie viel Zeugen geſehen, mit dem leidigen<lb/>
Satan ſelbſten Unzucht getrieben und ſich von ihm küſ¬<lb/>ſen laſſen. Hierauf ſchwieg ſie ſtille, und ſchluchzete nur,<lb/>
was der Erzſchalk vor ein gut Zeichen nahm und fort¬<lb/>
fuhr: haſtu den Satan ſelbſten geliebt, kannſtu mich<lb/>
auch ſchon lieben, und näher trat, umb ſie zu umbhal¬<lb/>ſen, wie ich merkete. Denn ſie ſtieß einen lauten Schrei<lb/>
aus, und wollte zur Thüren heraus, aber er hielt ſie feſte,<lb/>
und bate und dräuete, wie der Teufel es ihm eingab.<lb/>
Und wollte ich ſchon hineintreten, als ich hörete, daß ſie<lb/>
ihm mit den Worten: „weiche von mir Satan!“ alſo<lb/>
in das Geſichte ſchlug, daß er ſie fahren ließ. Worauf<lb/>ſie unverſehens aus der Thüren ſprang, ſo daß ſie mich<lb/>
zur Erden ſtieß, und mit einem lauten Schrei ſelbſten<lb/>
über mir hinfiel. Hievor erſtarrete der Amtshaubtmann,<lb/>ſo ihr gefolget war, hub aber alſobald wieder an zu<lb/>ſchreien: „wachte Pfaffe, ich werde dir horchen lehren!“<lb/>
und lief hinzu und winkete, dem Büttel, ſo unten an<lb/>
der Treppen ſtund. Selbigen hieß er, mich die Nacht<lb/>
in ein Loch ſtecken, weilen ich ihn behorchet, worauf er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[130/0146]
nicht!“ und folgete ich bald darauf ihnen ſachte nach,
hörete auch an der Sprach in welchem Zimmer ſie wa¬
ren, und legete das Ohr daran umb zu horchen. Und
ſtellte der Böſewicht ihr für, daß, wenn ſie ihn liebha¬
ben wölle, ſollt es ihr Allens Nichtes ſchaden, und hätt’
er ſchon Macht in Händen, ſie für dem Volk zu erret¬
ten, wölle ſie aber nit; ſo käme morgen das Gericht, und
möchte ſie vor ſich ſelbſten abnehmen, wie es ihr erginge,
dieweilen ſie, wie viel Zeugen geſehen, mit dem leidigen
Satan ſelbſten Unzucht getrieben und ſich von ihm küſ¬
ſen laſſen. Hierauf ſchwieg ſie ſtille, und ſchluchzete nur,
was der Erzſchalk vor ein gut Zeichen nahm und fort¬
fuhr: haſtu den Satan ſelbſten geliebt, kannſtu mich
auch ſchon lieben, und näher trat, umb ſie zu umbhal¬
ſen, wie ich merkete. Denn ſie ſtieß einen lauten Schrei
aus, und wollte zur Thüren heraus, aber er hielt ſie feſte,
und bate und dräuete, wie der Teufel es ihm eingab.
Und wollte ich ſchon hineintreten, als ich hörete, daß ſie
ihm mit den Worten: „weiche von mir Satan!“ alſo
in das Geſichte ſchlug, daß er ſie fahren ließ. Worauf
ſie unverſehens aus der Thüren ſprang, ſo daß ſie mich
zur Erden ſtieß, und mit einem lauten Schrei ſelbſten
über mir hinfiel. Hievor erſtarrete der Amtshaubtmann,
ſo ihr gefolget war, hub aber alſobald wieder an zu
ſchreien: „wachte Pfaffe, ich werde dir horchen lehren!“
und lief hinzu und winkete, dem Büttel, ſo unten an
der Treppen ſtund. Selbigen hieß er, mich die Nacht
in ein Loch ſtecken, weilen ich ihn behorchet, worauf er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/146>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.