Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern den Satan beschwore, aus ihr zu fahren, finge
sie allerest an zu heulen, und darauf wie ein Hund zu
bellen, item zu lachen und sprach endlich mit grober
Baßstimmen, als sie ein alter Kerl führet: "ik wieke
nich *)." Aber er hätte schon weichen sollen, wenn nicht
Vater und Mutter mich bei Gotts Sacrament beschworen,
ihr arm Kind in Frieden zu lassen, dieweil es ja nichts
hülfe, sondern immer ärger mit ihr würd. Stunde also
nothgedrungen von meinem Fürhaben ab, und vermah¬
nete nur die Aeltern, daß sie wie das cananäische Weib
sollten Hülfe suchen in wahrer Bußfertigkeit und unab¬
lässigem Gebet, auch mit ihr im beständigem Glauben
seufzen: ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein,
meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget, Matth.
am 15ten dem Heiland würde dann alsbald das Herze
brechen, daß er sich ihres Töchterleins erbarmete und dem
Satan zu weichen beföhle. Item versprach ich am Sonn¬
tag mit der ganzen Gemein für ihr armes Töchterlein
zu beten, und möchten sie selbige, wo irgend möglich
selbst zur Kirchen tragen, anerwogen ein brünstig Kir¬
chengebet durch die Wolken drünge. Solliches versprachen
sie auch zu thun, und ging ich nunmehro betrübt zu Hause,
wo ich aber bald erfuhr, daß es etwas besser mit ihr
worden wär, und war also wieder wahr, daß der Sa¬
tan außer dem Herrn Jesu nichts mehr hasset, denn die
Diener des Evangeliums. Aber harre, er bringet dich

*) ich weiche nicht.

ſondern den Satan beſchwore, aus ihr zu fahren, finge
ſie allereſt an zu heulen, und darauf wie ein Hund zu
bellen, item zu lachen und ſprach endlich mit grober
Baßſtimmen, als ſie ein alter Kerl führet: „ik wieke
nich *).“ Aber er hätte ſchon weichen ſollen, wenn nicht
Vater und Mutter mich bei Gotts Sacrament beſchworen,
ihr arm Kind in Frieden zu laſſen, dieweil es ja nichts
hülfe, ſondern immer ärger mit ihr würd. Stunde alſo
nothgedrungen von meinem Fürhaben ab, und vermah¬
nete nur die Aeltern, daß ſie wie das cananäiſche Weib
ſollten Hülfe ſuchen in wahrer Bußfertigkeit und unab¬
läſſigem Gebet, auch mit ihr im beſtändigem Glauben
ſeufzen: ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein,
meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget, Matth.
am 15ten dem Heiland würde dann alsbald das Herze
brechen, daß er ſich ihres Töchterleins erbarmete und dem
Satan zu weichen beföhle. Item verſprach ich am Sonn¬
tag mit der ganzen Gemein für ihr armes Töchterlein
zu beten, und möchten ſie ſelbige, wo irgend möglich
ſelbſt zur Kirchen tragen, anerwogen ein brünſtig Kir¬
chengebet durch die Wolken drünge. Solliches verſprachen
ſie auch zu thun, und ging ich nunmehro betrübt zu Hauſe,
wo ich aber bald erfuhr, daß es etwas beſſer mit ihr
worden wär, und war alſo wieder wahr, daß der Sa¬
tan außer dem Herrn Jeſu nichts mehr haſſet, denn die
Diener des Evangeliums. Aber harre, er bringet dich

*) ich weiche nicht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0135" n="119"/>
&#x017F;ondern den Satan be&#x017F;chwore, aus ihr zu fahren, finge<lb/>
&#x017F;ie allere&#x017F;t an zu heulen, und darauf wie ein Hund zu<lb/>
bellen, <hi rendition="#aq">item</hi> zu lachen und &#x017F;prach endlich mit grober<lb/><choice><sic>Baß&#x017F;timmmen</sic><corr>Baß&#x017F;timmen</corr></choice>, als &#x017F;ie ein alter Kerl führet: &#x201E;ik wieke<lb/>
nich <note place="foot" n="*)">ich weiche nicht.</note>.&#x201C; Aber er hätte &#x017F;chon weichen &#x017F;ollen, wenn nicht<lb/>
Vater und Mutter mich bei Gotts Sacrament be&#x017F;chworen,<lb/>
ihr arm Kind in Frieden zu la&#x017F;&#x017F;en, dieweil es ja nichts<lb/>
hülfe, &#x017F;ondern immer ärger mit ihr würd. Stunde al&#x017F;o<lb/>
nothgedrungen von meinem Fürhaben ab, und vermah¬<lb/>
nete nur die Aeltern, daß &#x017F;ie wie das cananäi&#x017F;che Weib<lb/>
&#x017F;ollten Hülfe &#x017F;uchen in wahrer Bußfertigkeit und unab¬<lb/>&#x017F;&#x017F;igem Gebet, auch mit ihr im be&#x017F;tändigem Glauben<lb/>
&#x017F;eufzen: ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein,<lb/>
meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget, Matth.<lb/>
am 15ten dem Heiland würde dann alsbald das Herze<lb/>
brechen, daß er &#x017F;ich ihres Töchterleins erbarmete und dem<lb/>
Satan zu weichen beföhle. <hi rendition="#aq">Item</hi> ver&#x017F;prach ich am Sonn¬<lb/>
tag mit der ganzen Gemein für ihr armes Töchterlein<lb/>
zu beten, und möchten &#x017F;ie &#x017F;elbige, wo irgend möglich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zur Kirchen tragen, anerwogen ein brün&#x017F;tig Kir¬<lb/>
chengebet durch die Wolken drünge. Solliches ver&#x017F;prachen<lb/>
&#x017F;ie auch zu thun, und ging ich nunmehro betrübt zu Hau&#x017F;e,<lb/>
wo ich aber bald erfuhr, daß es etwas be&#x017F;&#x017F;er mit ihr<lb/>
worden wär, und war al&#x017F;o wieder wahr, daß der Sa¬<lb/>
tan außer dem Herrn Je&#x017F;u nichts mehr ha&#x017F;&#x017F;et, denn die<lb/>
Diener des Evangeliums. Aber harre, er bringet dich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0135] ſondern den Satan beſchwore, aus ihr zu fahren, finge ſie allereſt an zu heulen, und darauf wie ein Hund zu bellen, item zu lachen und ſprach endlich mit grober Baßſtimmen, als ſie ein alter Kerl führet: „ik wieke nich *).“ Aber er hätte ſchon weichen ſollen, wenn nicht Vater und Mutter mich bei Gotts Sacrament beſchworen, ihr arm Kind in Frieden zu laſſen, dieweil es ja nichts hülfe, ſondern immer ärger mit ihr würd. Stunde alſo nothgedrungen von meinem Fürhaben ab, und vermah¬ nete nur die Aeltern, daß ſie wie das cananäiſche Weib ſollten Hülfe ſuchen in wahrer Bußfertigkeit und unab¬ läſſigem Gebet, auch mit ihr im beſtändigem Glauben ſeufzen: ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein, meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget, Matth. am 15ten dem Heiland würde dann alsbald das Herze brechen, daß er ſich ihres Töchterleins erbarmete und dem Satan zu weichen beföhle. Item verſprach ich am Sonn¬ tag mit der ganzen Gemein für ihr armes Töchterlein zu beten, und möchten ſie ſelbige, wo irgend möglich ſelbſt zur Kirchen tragen, anerwogen ein brünſtig Kir¬ chengebet durch die Wolken drünge. Solliches verſprachen ſie auch zu thun, und ging ich nunmehro betrübt zu Hauſe, wo ich aber bald erfuhr, daß es etwas beſſer mit ihr worden wär, und war alſo wieder wahr, daß der Sa¬ tan außer dem Herrn Jeſu nichts mehr haſſet, denn die Diener des Evangeliums. Aber harre, er bringet dich *) ich weiche nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/135
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/135>, abgerufen am 27.11.2024.