Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.sein Kind es von dem Stuten *) gekriegt so sie ihm am Solche Botschaft verdroß mich fast heftig und nach¬ *) plattdeutsch: für Semmel. **) plattdeutsch: für Flur.
ſein Kind es von dem Stuten *) gekriegt ſo ſie ihm am Solche Botſchaft verdroß mich faſt heftig und nach¬ *) plattdeutſch: für Semmel. **) plattdeutſch: für Flur.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0133" n="117"/> ſein Kind es von dem Stuten <note place="foot" n="*)">plattdeutſch: für Semmel.</note> gekriegt ſo ſie ihm am<lb/> Morgen verehret. Und es iſt wahr, daß mein Töch¬<lb/> terlein ihr einen Stuten geſchenket, indeme die Magd<lb/> den Tag vorher nacher Wolgaſt geweſen war, und ein<lb/> Tüchlein voll Stutens mitgebracht. —</p><lb/> <p>Solche Botſchaft verdroß mich faſt heftig und nach¬<lb/> deme ich meinen Prieſterrock angezogen, machte ich mich<lb/> auf den Wegk zum alten Paaſschen umb den leidigen<lb/> Satan zu beſchweren, und ſolchen Schimpf von meinem<lb/> Kinde abzuwenden. Fand alſo den alten Mann auf der<lb/> Dielen <note place="foot" n="**)">plattdeutſch: für Flur.</note>, wie er an der Bodenleiter ſtand und wei¬<lb/> nete, und nachdem ich den Frieden Gottes geſprochen,<lb/> fragete ihn allererſt, ob er in Wahrheit gläube, daß<lb/> ſeine kleine Marie es von dem Stuten gekriegt, ſo ihr<lb/> mein Töchterlein verehret? Er ſagete: ja! und als ich<lb/> darauf zur Antwort gab: daß denn ich ſelbſten es auch<lb/> hätte kriegen müſſen <hi rendition="#aq">item</hi> Pagels ſein klein Mädchen,<lb/> angeſehen wir auch von dem Stuten geſſen, ſchwieg<lb/> er ſtille, und ſprach mit einem Seufzer: ob ich nit<lb/> wölle in die Stube gehen und ſehen, wie es ſtünd. Als<lb/> ich dannenhero mit „dem Frieden Gottes“ hereintrat,<lb/> ſtunden an die ſechs Menſchen umb der kleinen Marie<lb/> ihr Bette, und hatte ſie die Augen zu und war ſo<lb/> ſteif wie ein Brett, weshalben Stoffer Wels (als er<lb/> denn ein junger und wähliger Kerl iſt) das Kindlein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0133]
ſein Kind es von dem Stuten *) gekriegt ſo ſie ihm am
Morgen verehret. Und es iſt wahr, daß mein Töch¬
terlein ihr einen Stuten geſchenket, indeme die Magd
den Tag vorher nacher Wolgaſt geweſen war, und ein
Tüchlein voll Stutens mitgebracht. —
Solche Botſchaft verdroß mich faſt heftig und nach¬
deme ich meinen Prieſterrock angezogen, machte ich mich
auf den Wegk zum alten Paaſschen umb den leidigen
Satan zu beſchweren, und ſolchen Schimpf von meinem
Kinde abzuwenden. Fand alſo den alten Mann auf der
Dielen **), wie er an der Bodenleiter ſtand und wei¬
nete, und nachdem ich den Frieden Gottes geſprochen,
fragete ihn allererſt, ob er in Wahrheit gläube, daß
ſeine kleine Marie es von dem Stuten gekriegt, ſo ihr
mein Töchterlein verehret? Er ſagete: ja! und als ich
darauf zur Antwort gab: daß denn ich ſelbſten es auch
hätte kriegen müſſen item Pagels ſein klein Mädchen,
angeſehen wir auch von dem Stuten geſſen, ſchwieg
er ſtille, und ſprach mit einem Seufzer: ob ich nit
wölle in die Stube gehen und ſehen, wie es ſtünd. Als
ich dannenhero mit „dem Frieden Gottes“ hereintrat,
ſtunden an die ſechs Menſchen umb der kleinen Marie
ihr Bette, und hatte ſie die Augen zu und war ſo
ſteif wie ein Brett, weshalben Stoffer Wels (als er
denn ein junger und wähliger Kerl iſt) das Kindlein
*) plattdeutſch: für Semmel.
**) plattdeutſch: für Flur.
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