Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.deme wir geendet, stiege der Amtshaubtmann rasch vom tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor
intrabis patriae libera regna meae; tunc meliora student nostrae tibi carmina musae *) Nimm diesen schlechten Kranz und dieses. 8
deme wir geendet, ſtiege der Amtshaubtmann raſch vom tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor
intrabis patriae libera regna meae; tunc meliora student nostrae tibi carmina musae *) Nimm dieſen ſchlechten Kranz und dieſes. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="113"/> deme wir geendet, ſtiege der Amtshaubtmann raſch vom<lb/> Roß, und wollte mit ſeinen drei Wegweiſern, ſo hinter<lb/> ihm gingen, zum König, <hi rendition="#aq">item</hi> hatte ich mein Töchter¬<lb/> terlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum Kö¬<lb/> nig. Winkete alſo Se. Majeſtät den Amtshaubtmann<lb/> ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majeſtät auf latei¬<lb/> niſch beglückwünſchte, und Ihr hochmüthiges Herze rüh¬<lb/> mete, daß ſie der armen bedrängten Chriſtenheit zu Schutz<lb/> und Hilfe, hätte den deutſchen Boden heimbſuchen wöl¬<lb/> len, es auch vor ein göttlich Anzeichen prieſe, daß ſol¬<lb/> liches gerade an dieſem erſchienen Jubelfeſt unſerer ar¬<lb/> men Kirchen beſchehen ſei, und möchte Sr. Majeſtät es<lb/> gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was<lb/> zu beſcheeren gedächt, worauf Sr. M. ſie lieblich lächelnde<lb/> anſahe. Sollich freundlich Weſen machte ſie wieder zu¬<lb/> verſichtlich, da ſie vorhero ſchon merklich gezittert, und<lb/> antwortete ſie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein über¬<lb/> reichend, auf welchem das <hi rendition="#aq">carmen</hi> lag: <hi rendition="#aq">accipe hanc<lb/> vilem coronam et haec</hi> <note place="foot" n="*)">Nimm dieſen ſchlechten Kranz und dieſes.</note> worauf ſie anfinge das<lb/><hi rendition="#aq">carmen</hi> herzubeten. Hierzwiſchen wurde Se. Majeſtät<lb/> immer lieblicher, ſahe bald ſie an, und bald in das <hi rendition="#aq">car¬<lb/> men</hi> und nickete beſondern freundlich mit dem Haubt<lb/> als der Schluß kamb, und lautete ſelbiger alſo, wie ich<lb/> annoch herſetzen will:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l> <hi rendition="#aq">tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">intrabis patriae libera regna meae;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">tunc meliora student nostrae tibi carmina musae</hi> </l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="sig">8<lb/></fw> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [113/0129]
deme wir geendet, ſtiege der Amtshaubtmann raſch vom
Roß, und wollte mit ſeinen drei Wegweiſern, ſo hinter
ihm gingen, zum König, item hatte ich mein Töchter¬
terlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum Kö¬
nig. Winkete alſo Se. Majeſtät den Amtshaubtmann
ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majeſtät auf latei¬
niſch beglückwünſchte, und Ihr hochmüthiges Herze rüh¬
mete, daß ſie der armen bedrängten Chriſtenheit zu Schutz
und Hilfe, hätte den deutſchen Boden heimbſuchen wöl¬
len, es auch vor ein göttlich Anzeichen prieſe, daß ſol¬
liches gerade an dieſem erſchienen Jubelfeſt unſerer ar¬
men Kirchen beſchehen ſei, und möchte Sr. Majeſtät es
gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was
zu beſcheeren gedächt, worauf Sr. M. ſie lieblich lächelnde
anſahe. Sollich freundlich Weſen machte ſie wieder zu¬
verſichtlich, da ſie vorhero ſchon merklich gezittert, und
antwortete ſie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein über¬
reichend, auf welchem das carmen lag: accipe hanc
vilem coronam et haec *) worauf ſie anfinge das
carmen herzubeten. Hierzwiſchen wurde Se. Majeſtät
immer lieblicher, ſahe bald ſie an, und bald in das car¬
men und nickete beſondern freundlich mit dem Haubt
als der Schluß kamb, und lautete ſelbiger alſo, wie ich
annoch herſetzen will:
tempus erit, quo tu reversus hostibus ultor
intrabis patriae libera regna meae;
tunc meliora student nostrae tibi carmina musae
*) Nimm dieſen ſchlechten Kranz und dieſes.
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