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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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ses die schwedische Colör sei, und Sr. Majestät ohne Zwei¬
fel baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran,
anerwogen ich solch hoffärtig Wesen haßete, aber sie tri¬
bulirete so lange mit ihren guten Worten und Küßleins,
daß ich alter Narre ja sagete und meinem Ackersknecht
befahl, noch heute mit ihr nach Wolgast zu fahren umb
sich den Zeug zu kauffen. Achte darumb, daß der ge¬
rechte Gott, so den Hoffärtigen widerstehet, und den De¬
müthigen Gnade giebt, mich von wegen solcher Hoffart
mit Recht gestrafet. Denn ich hatte selbsten eine sünd¬
liche Freude, als sie mit zwo Weibern, so ihr söllten nä¬
hen helfen, zurücke kam, und mir den Zeug fürlegete.
Des andern Tages hub auch alsogleich das Nähen mit
der Sonnen an, in Währendem ich mein carmen fa¬
bricirete. War aber noch nit weit gelanget, als der junge
Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb
sich zu erkundigen, wie er sagte, ob Se. Majestät in
Wahrheit über Coserow marschiren würd. Und als ich
ihm hievon gesaget, was ich wußte, item unser Fürha¬
ben mitgetheilet, lobete er solches gar sehr, und instrui¬
rete mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher ansah,
als mir recht war.) wie die Schweden das lateinisch
sprächen als ratscho pro ratio, üt pro ut, schis,
pro scis, etc.
damit sie Sr. Majestät nit die Antwort
schuldig blieb. Und hätte er sowohl in Wittenberge als
in Griepswalde viel mit Schweden conversiret, wöllten
dahero, so es ihr geliebte ein klein colloquium anstel¬
len, und wölle er den König machen.

ſes die ſchwediſche Colör ſei, und Sr. Majeſtät ohne Zwei¬
fel baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran,
anerwogen ich ſolch hoffärtig Weſen haßete, aber ſie tri¬
bulirete ſo lange mit ihren guten Worten und Küßleins,
daß ich alter Narre ja ſagete und meinem Ackersknecht
befahl, noch heute mit ihr nach Wolgaſt zu fahren umb
ſich den Zeug zu kauffen. Achte darumb, daß der ge¬
rechte Gott, ſo den Hoffärtigen widerſtehet, und den De¬
müthigen Gnade giebt, mich von wegen ſolcher Hoffart
mit Recht geſtrafet. Denn ich hatte ſelbſten eine ſünd¬
liche Freude, als ſie mit zwo Weibern, ſo ihr ſöllten nä¬
hen helfen, zurücke kam, und mir den Zeug fürlegete.
Des andern Tages hub auch alſogleich das Nähen mit
der Sonnen an, in Währendem ich mein carmen fa¬
bricirete. War aber noch nit weit gelanget, als der junge
Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb
ſich zu erkundigen, wie er ſagte, ob Se. Majeſtät in
Wahrheit über Coſerow marſchiren würd. Und als ich
ihm hievon geſaget, was ich wußte, item unſer Fürha¬
ben mitgetheilet, lobete er ſolches gar ſehr, und inſtrui¬
rete mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher anſah,
als mir recht war.) wie die Schweden das lateiniſch
ſprächen als ratscho pro ratio, üt pro ut, schis,
pro scis, etc.
damit ſie Sr. Majeſtät nit die Antwort
ſchuldig blieb. Und hätte er ſowohl in Wittenberge als
in Griepswalde viel mit Schweden converſiret, wöllten
dahero, ſo es ihr geliebte ein klein colloquium anſtel¬
len, und wölle er den König machen.

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[104/0120] ſes die ſchwediſche Colör ſei, und Sr. Majeſtät ohne Zwei¬ fel baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran, anerwogen ich ſolch hoffärtig Weſen haßete, aber ſie tri¬ bulirete ſo lange mit ihren guten Worten und Küßleins, daß ich alter Narre ja ſagete und meinem Ackersknecht befahl, noch heute mit ihr nach Wolgaſt zu fahren umb ſich den Zeug zu kauffen. Achte darumb, daß der ge¬ rechte Gott, ſo den Hoffärtigen widerſtehet, und den De¬ müthigen Gnade giebt, mich von wegen ſolcher Hoffart mit Recht geſtrafet. Denn ich hatte ſelbſten eine ſünd¬ liche Freude, als ſie mit zwo Weibern, ſo ihr ſöllten nä¬ hen helfen, zurücke kam, und mir den Zeug fürlegete. Des andern Tages hub auch alſogleich das Nähen mit der Sonnen an, in Währendem ich mein carmen fa¬ bricirete. War aber noch nit weit gelanget, als der junge Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb ſich zu erkundigen, wie er ſagte, ob Se. Majeſtät in Wahrheit über Coſerow marſchiren würd. Und als ich ihm hievon geſaget, was ich wußte, item unſer Fürha¬ ben mitgetheilet, lobete er ſolches gar ſehr, und inſtrui¬ rete mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher anſah, als mir recht war.) wie die Schweden das lateiniſch ſprächen als ratscho pro ratio, üt pro ut, schis, pro scis, etc. damit ſie Sr. Majeſtät nit die Antwort ſchuldig blieb. Und hätte er ſowohl in Wittenberge als in Griepswalde viel mit Schweden converſiret, wöllten dahero, ſo es ihr geliebte ein klein colloquium anſtel¬ len, und wölle er den König machen.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/120>, abgerufen am 23.11.2024.