den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von Peenemünde so Ihro Majestät der großmächtigste Kö¬ nig Gustavus Adolphus an den Amtshaubtmann ge¬ sendet, daß er ihme am 29 Juny um 10 Uhren Mor¬ gens sölle drei Wegweiser bei Coserow gestellen, um Sr. Majestät durch die Wälder nach der Swine zu ge¬ leiten, allwo die Kaiserlichen sich verschanzet hatten. Item verzählete er, daß Ihro Majestät schon gestern die Schanze zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen bedeutet, so wir den Abend zuvor gehöret) und hätten die Kaiserlichen gleich Allens verlaufen, und die rechten Buschreuter gespielet. Denn nachdeme sie ihr Lager in Brand gestecket, wären sie zu Busch gesprungen umb zum Theil nacher Wolgast, zum Theil nach der Swine zu entkommen.
Alsobald beschloß nun in meiner Freud Sr. Maje¬ stät so ich mit des Allmächtigen Gotts Hülf sehen sollte ein carmen gratulatorium*) zu fabriciren, welches mein Töchterlein ihme überreichen könnte.
Thät ihr alsogleich nach meiner Heimbkunft den Für¬ schlag, und fiele sie für Freuden mir davor umb den Hals, und fing alsdann an in der Stuben umbherzu¬ tanzen. Doch als sie sich ein wenig besunnen, meinete sie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Ma¬ jestät darinnen aufzuwarten und möchte ich ihr noch ein blau seidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da die¬
*) Glückwünschungs-Gedicht.
den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von Peenemünde ſo Ihro Majeſtät der großmächtigſte Kö¬ nig Gustavus Adolphus an den Amtshaubtmann ge¬ ſendet, daß er ihme am 29 Juny um 10 Uhren Mor¬ gens ſölle drei Wegweiſer bei Coſerow geſtellen, um Sr. Majeſtät durch die Wälder nach der Swine zu ge¬ leiten, allwo die Kaiſerlichen ſich verſchanzet hatten. Item verzählete er, daß Ihro Majeſtät ſchon geſtern die Schanze zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen bedeutet, ſo wir den Abend zuvor gehöret) und hätten die Kaiſerlichen gleich Allens verlaufen, und die rechten Buſchreuter geſpielet. Denn nachdeme ſie ihr Lager in Brand geſtecket, wären ſie zu Buſch geſprungen umb zum Theil nacher Wolgaſt, zum Theil nach der Swine zu entkommen.
Alſobald beſchloß nun in meiner Freud Sr. Maje¬ ſtät ſo ich mit des Allmächtigen Gotts Hülf ſehen ſollte ein carmen gratulatorium*) zu fabriciren, welches mein Töchterlein ihme überreichen könnte.
Thät ihr alſogleich nach meiner Heimbkunft den Für¬ ſchlag, und fiele ſie für Freuden mir davor umb den Hals, und fing alsdann an in der Stuben umbherzu¬ tanzen. Doch als ſie ſich ein wenig beſunnen, meinete ſie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Ma¬ jeſtät darinnen aufzuwarten und möchte ich ihr noch ein blau ſeidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da die¬
*) Glückwünſchungs-Gedicht.
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den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von
Peenemünde ſo Ihro Majeſtät der großmächtigſte Kö¬
nig Gustavus Adolphus an den Amtshaubtmann ge¬
ſendet, daß er ihme am 29 Juny um 10 Uhren Mor¬
gens ſölle drei Wegweiſer bei Coſerow geſtellen, um
Sr. Majeſtät durch die Wälder nach der Swine zu ge¬
leiten, allwo die Kaiſerlichen ſich verſchanzet hatten. Item
verzählete er, daß Ihro Majeſtät ſchon geſtern die Schanze
zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen
bedeutet, ſo wir den Abend zuvor gehöret) und hätten
die Kaiſerlichen gleich Allens verlaufen, und die rechten
Buſchreuter geſpielet. Denn nachdeme ſie ihr Lager in
Brand geſtecket, wären ſie zu Buſch geſprungen umb
zum Theil nacher Wolgaſt, zum Theil nach der Swine
zu entkommen.
Alſobald beſchloß nun in meiner Freud Sr. Maje¬
ſtät ſo ich mit des Allmächtigen Gotts Hülf ſehen ſollte
ein carmen gratulatorium *) zu fabriciren, welches
mein Töchterlein ihme überreichen könnte.
Thät ihr alſogleich nach meiner Heimbkunft den Für¬
ſchlag, und fiele ſie für Freuden mir davor umb den
Hals, und fing alsdann an in der Stuben umbherzu¬
tanzen. Doch als ſie ſich ein wenig beſunnen, meinete
ſie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Ma¬
jeſtät darinnen aufzuwarten und möchte ich ihr noch ein
blau ſeidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da die¬
*) Glückwünſchungs-Gedicht.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/119>, abgerufen am 18.02.2025.
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