auch hin, aber es wollte nit anschlagen sondern das Viehe verreckete fast unter ihren Händen.
Item hatte Käte Berow von das Spinngeld, so sie diesen Winter von meim Töchterlein erhalten, sich ein Ferkelken angeschaffet, so das arme Weibstück wie ein Kind hielte und bei sich in der Stuben lauffen hatte. Selbiges Ferkelken kriegt es auch wie die andern im Umbsehen; doch als mein Töchterlein hiezu gerufen wird, will es auch nit anschlagen, sondern es verrecket ihr aber¬ mals unter den Händen, und erhebt das arme Weibs¬ bild ein groß Geschrei, und reißt sich für Schmerz die Haare aus, so daß es mein Kind erbarmet und sie ihr ein ander Ferkelken verspricht, wenn meine Sau wer¬ fen würd. Hierzwischen mochte wohl wieder eine Woche verstreichen, in währender Zeit ich mit der ganzen Ge¬ mein fortfuhre, den Herrn umb seinen gnädigen Bei¬ stand, wiewohl umbsonst, anzurufen, als Sedensche ihr Ferkel auch was ankömmt. Läuft dahero wieder mit großem Geschrei zu meiner Tochter, und wiewohl diese ihr sagt, daß sie ja sähe, es wölle nit mehr helfen, was sie vor das Vieh gebrauchte, hörte sie doch nit auf, sel¬ biger mit großem Lamentiren so lange anzuliegen, bis sie sich abermals aufmachte, ihr mit Gotts Hülfe beizustehn. Aber es war auch umbsonst, angesehen das Ferkelken schon verreckete, bevorab sie den Stall verlassen. Was thät aber nunmehro diese Teufelshure? Nachdeme sie mit großem Geschrei im Dorf umbhergeloffen, saget sie: nun sähe doch männiglich, daß mein Töchterlein keine
auch hin, aber es wollte nit anſchlagen ſondern das Viehe verreckete faſt unter ihren Händen.
Item hatte Käte Berow von das Spinngeld, ſo ſie dieſen Winter von meim Töchterlein erhalten, ſich ein Ferkelken angeſchaffet, ſo das arme Weibſtück wie ein Kind hielte und bei ſich in der Stuben lauffen hatte. Selbiges Ferkelken kriegt es auch wie die andern im Umbſehen; doch als mein Töchterlein hiezu gerufen wird, will es auch nit anſchlagen, ſondern es verrecket ihr aber¬ mals unter den Händen, und erhebt das arme Weibs¬ bild ein groß Geſchrei, und reißt ſich für Schmerz die Haare aus, ſo daß es mein Kind erbarmet und ſie ihr ein ander Ferkelken verſpricht, wenn meine Sau wer¬ fen würd. Hierzwiſchen mochte wohl wieder eine Woche verſtreichen, in währender Zeit ich mit der ganzen Ge¬ mein fortfuhre, den Herrn umb ſeinen gnädigen Bei¬ ſtand, wiewohl umbſonſt, anzurufen, als Sedenſche ihr Ferkel auch was ankömmt. Läuft dahero wieder mit großem Geſchrei zu meiner Tochter, und wiewohl dieſe ihr ſagt, daß ſie ja ſähe, es wölle nit mehr helfen, was ſie vor das Vieh gebrauchte, hörte ſie doch nit auf, ſel¬ biger mit großem Lamentiren ſo lange anzuliegen, bis ſie ſich abermals aufmachte, ihr mit Gotts Hülfe beizuſtehn. Aber es war auch umbſonſt, angeſehen das Ferkelken ſchon verreckete, bevorab ſie den Stall verlaſſen. Was thät aber nunmehro dieſe Teufelshure? Nachdeme ſie mit großem Geſchrei im Dorf umbhergeloffen, ſaget ſie: nun ſähe doch männiglich, daß mein Töchterlein keine
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auch hin, aber es wollte nit anſchlagen ſondern das Viehe
verreckete faſt unter ihren Händen.
Item hatte Käte Berow von das Spinngeld, ſo ſie
dieſen Winter von meim Töchterlein erhalten, ſich ein
Ferkelken angeſchaffet, ſo das arme Weibſtück wie ein
Kind hielte und bei ſich in der Stuben lauffen hatte.
Selbiges Ferkelken kriegt es auch wie die andern im
Umbſehen; doch als mein Töchterlein hiezu gerufen wird,
will es auch nit anſchlagen, ſondern es verrecket ihr aber¬
mals unter den Händen, und erhebt das arme Weibs¬
bild ein groß Geſchrei, und reißt ſich für Schmerz die
Haare aus, ſo daß es mein Kind erbarmet und ſie ihr
ein ander Ferkelken verſpricht, wenn meine Sau wer¬
fen würd. Hierzwiſchen mochte wohl wieder eine Woche
verſtreichen, in währender Zeit ich mit der ganzen Ge¬
mein fortfuhre, den Herrn umb ſeinen gnädigen Bei¬
ſtand, wiewohl umbſonſt, anzurufen, als Sedenſche ihr
Ferkel auch was ankömmt. Läuft dahero wieder mit
großem Geſchrei zu meiner Tochter, und wiewohl dieſe
ihr ſagt, daß ſie ja ſähe, es wölle nit mehr helfen, was
ſie vor das Vieh gebrauchte, hörte ſie doch nit auf, ſel¬
biger mit großem Lamentiren ſo lange anzuliegen, bis ſie
ſich abermals aufmachte, ihr mit Gotts Hülfe beizuſtehn.
Aber es war auch umbſonſt, angeſehen das Ferkelken
ſchon verreckete, bevorab ſie den Stall verlaſſen. Was
thät aber nunmehro dieſe Teufelshure? Nachdeme ſie
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nun ſähe doch männiglich, daß mein Töchterlein keine
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/104>, abgerufen am 23.11.2024.
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