Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.ches sie auch dankbarkich annahmen, und schickten wir Sonsten starb diesen Winter die alte Thiemksche in Hierzwischen aber begab es sich nit lange darauf, als Saß eben und traktirte mit meinem Töchterlein den ches ſie auch dankbarkich annahmen, und ſchickten wir Sonſten ſtarb dieſen Winter die alte Thiemkſche in Hierzwiſchen aber begab es ſich nit lange darauf, als Saß eben und traktirte mit meinem Töchterlein den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="85"/> ches ſie auch dankbarkich annahmen, und ſchickten wir<lb/> bei ſieben Wagens nacher Fredland in Meklenburg, vor<lb/> uns Alle Saatkorn zu hohlen. Denn mein lieber Schwa¬<lb/> ger Martin Behring in Hamburg hatte mir allbereits<lb/> durch den Schiffer Wulf, der zu Weihnachten ſchon wie¬<lb/> der binnen gelaufen war, vor den Birnſtein 700 Fl. über¬<lb/> machet, die ihme der Herr geſegnen wölle.</p><lb/> <p>Sonſten ſtarb dieſen Winter die alte Thiemkſche in<lb/> Loddin, ſo vor eine Großmutter im Kapſel ware, und<lb/> auch mein Töchterlein gegriffen hat. Aber ſie hat in<lb/> letzter Zeit wenig Arbeit gehabt, immaſſen ich in dieſem<lb/> Jahre nur zwei Kinder getaufet, als Jung ſeinen Sohn<lb/> in Ueckeritze, und Lene Hebers ihr Töchterlein, ſo die<lb/> Kaiſerlichen geſpießet. <hi rendition="#aq">Item</hi> ſind es faſt fünf Jahr, daß<lb/> ich die letzten Brautleute vertrauet. Dannenhero män¬<lb/> niglich gießen mag, daß ich hätte mögen zu Tode hun¬<lb/> gern, wenn der gerechte Gott mich nit auf andere Weiß<lb/> ſo grundgütig bedacht und geſegnet hätte. Darumb ſei<lb/> ihm allein die Ehr. Amen.</p><lb/> <p>Hierzwiſchen aber begab es ſich nit lange darauf, als<lb/> der Ambtshaubtmann das letzte Mal da geweſen, daß<lb/> die Zauberei im Dorfe begunnte.</p><lb/> <p>Saß eben und traktirte mit meinem Töchterlein den<lb/><hi rendition="#aq">Virgilium</hi> im zweiten Buch, von der gräulichen Verwü¬<lb/> ſtung der Stadt Troja, ſo doch noch erſchröcklicher gewe¬<lb/> ſen denn unſere, als das Geſchreie kam, daß unſern Nach¬<lb/> bauern Zabel ſeine rothe Kuh, ſo er ſich vor wenigen<lb/> Tagen gekaufet, im Stalle alle Viere von ſich geſtoßen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0101]
ches ſie auch dankbarkich annahmen, und ſchickten wir
bei ſieben Wagens nacher Fredland in Meklenburg, vor
uns Alle Saatkorn zu hohlen. Denn mein lieber Schwa¬
ger Martin Behring in Hamburg hatte mir allbereits
durch den Schiffer Wulf, der zu Weihnachten ſchon wie¬
der binnen gelaufen war, vor den Birnſtein 700 Fl. über¬
machet, die ihme der Herr geſegnen wölle.
Sonſten ſtarb dieſen Winter die alte Thiemkſche in
Loddin, ſo vor eine Großmutter im Kapſel ware, und
auch mein Töchterlein gegriffen hat. Aber ſie hat in
letzter Zeit wenig Arbeit gehabt, immaſſen ich in dieſem
Jahre nur zwei Kinder getaufet, als Jung ſeinen Sohn
in Ueckeritze, und Lene Hebers ihr Töchterlein, ſo die
Kaiſerlichen geſpießet. Item ſind es faſt fünf Jahr, daß
ich die letzten Brautleute vertrauet. Dannenhero män¬
niglich gießen mag, daß ich hätte mögen zu Tode hun¬
gern, wenn der gerechte Gott mich nit auf andere Weiß
ſo grundgütig bedacht und geſegnet hätte. Darumb ſei
ihm allein die Ehr. Amen.
Hierzwiſchen aber begab es ſich nit lange darauf, als
der Ambtshaubtmann das letzte Mal da geweſen, daß
die Zauberei im Dorfe begunnte.
Saß eben und traktirte mit meinem Töchterlein den
Virgilium im zweiten Buch, von der gräulichen Verwü¬
ſtung der Stadt Troja, ſo doch noch erſchröcklicher gewe¬
ſen denn unſere, als das Geſchreie kam, daß unſern Nach¬
bauern Zabel ſeine rothe Kuh, ſo er ſich vor wenigen
Tagen gekaufet, im Stalle alle Viere von ſich geſtoßen,
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