Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881.A. Mayer: Glanz entfalten -- trotz allen anderen. Jch verkenne nicht, daßdiesem Bestreben auch mit ein ethisches Moment zu Grunde liegt, und durch das Esprit de corps wird jede einzelne Leistung angespornt. Aber in den Augen Vieler bedeutet der größere Glanz doch hauptsächlich größeren Zulauf1), und hierbei dürften doch einige gemeinen Jnteressen im Hintergrunde schlummern. Doch gleichviel, ziehen wir die große Bilanz für die ge- 1) Jn Bezug hierauf vergl. die treffenden Bemerkungen des z-Corre-
spondenten des Beibl. der Allg. Zeit. 10. Okt. 1879. A. Mayer: Glanz entfalten — trotz allen anderen. Jch verkenne nicht, daßdieſem Beſtreben auch mit ein ethiſches Moment zu Grunde liegt, und durch das Esprit de corps wird jede einzelne Leiſtung angeſpornt. Aber in den Augen Vieler bedeutet der größere Glanz doch hauptſächlich größeren Zulauf1), und hierbei dürften doch einige gemeinen Jntereſſen im Hintergrunde ſchlummern. Doch gleichviel, ziehen wir die große Bilanz für die ge- 1) Jn Bezug hierauf vergl. die treffenden Bemerkungen des ζ-Corre-
ſpondenten des Beibl. der Allg. Zeit. 10. Okt. 1879. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="184 [24]"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">A. Mayer:</hi></fw> Glanz entfalten — trotz allen anderen. Jch verkenne nicht, daß<lb/> dieſem Beſtreben auch mit ein ethiſches Moment zu Grunde<lb/> liegt, und durch das <hi rendition="#aq">Esprit de corps</hi> wird jede einzelne Leiſtung<lb/> angeſpornt. Aber in den Augen Vieler bedeutet der größere<lb/> Glanz doch hauptſächlich größeren Zulauf<note place="foot" n="1)">Jn Bezug hierauf vergl. die treffenden Bemerkungen des ζ-Corre-<lb/> ſpondenten des Beibl. der Allg. Zeit. 10. Okt. 1879.</note>, und hierbei dürften<lb/> doch einige gemeinen Jntereſſen im Hintergrunde ſchlummern.</p><lb/> <p>Doch gleichviel, ziehen wir die große Bilanz für die ge-<lb/> ſammten wiſſenſchaftlichen Zwecke — und dieſe ſind ja ſoli-<lb/> dariſch wie keine anderen — und ſiehe da, die Methode zeigt<lb/> ein ganz befremdliches Geſicht. Die Univerſitäten in ihrer<lb/> Geſammtheit als großer Arbeitsmarkt für wiſſenſchaftliche Lei-<lb/> ſtungen betrachtet, verfahren nicht viel beſſer, wie jene geiſt-<lb/> reiche Bäuerin, die bei einer Verſteigerung Onkel Hinz und<lb/> Vetter Kunz gleichzeitig den Auftrag gab, für ſie gewiſſe Stücke<lb/> zu erſtehen. Freilich zu dem, was man wünſcht, kommt man<lb/> ſchließlich auch auf dieſem Wege — es frägt ſich nur zu<lb/> welchem Preiſe. So iſt ja gar nicht zu leugnen, daß aller-<lb/> dings die hervorragendſten Männer, ſoweit die Zeitgenoſſen<lb/> dies zu beurtheilen verſtehen, durch die ſich einander jagenden<lb/> Rufe betroffen werden und ſo raſch zu einem hohen Rang,<lb/> großem Wirkungskreis und angenehmer Exiſtenz aufſteigen;<lb/> neben ihnen freilich auch die blos ſeltenen Kräfte, die verein-<lb/> zelten Vertreter ſchlummernder oder künſtlich pouſſirter Wiſſen-<lb/> ſchaften. Jch vermag mich nun nicht, angeſichts der ſehr be-<lb/> ſchränkten Fonds, welche für wiſſenſchaftliche Zwecke zu Gebote<lb/> ſtehen und immer nur zu Gebote ſtehen werden, mit der<lb/> Phraſe abzufinden, daß eben Ausgezeichnetes und Seltenes<lb/> hoch prämirt werden müſſe, und daß, wenn daneben noch Be-<lb/> darf nach beſſerer Ausſtattung und Honorirung beſtände, der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [184 [24]/0026]
A. Mayer:
Glanz entfalten — trotz allen anderen. Jch verkenne nicht, daß
dieſem Beſtreben auch mit ein ethiſches Moment zu Grunde
liegt, und durch das Esprit de corps wird jede einzelne Leiſtung
angeſpornt. Aber in den Augen Vieler bedeutet der größere
Glanz doch hauptſächlich größeren Zulauf 1), und hierbei dürften
doch einige gemeinen Jntereſſen im Hintergrunde ſchlummern.
Doch gleichviel, ziehen wir die große Bilanz für die ge-
ſammten wiſſenſchaftlichen Zwecke — und dieſe ſind ja ſoli-
dariſch wie keine anderen — und ſiehe da, die Methode zeigt
ein ganz befremdliches Geſicht. Die Univerſitäten in ihrer
Geſammtheit als großer Arbeitsmarkt für wiſſenſchaftliche Lei-
ſtungen betrachtet, verfahren nicht viel beſſer, wie jene geiſt-
reiche Bäuerin, die bei einer Verſteigerung Onkel Hinz und
Vetter Kunz gleichzeitig den Auftrag gab, für ſie gewiſſe Stücke
zu erſtehen. Freilich zu dem, was man wünſcht, kommt man
ſchließlich auch auf dieſem Wege — es frägt ſich nur zu
welchem Preiſe. So iſt ja gar nicht zu leugnen, daß aller-
dings die hervorragendſten Männer, ſoweit die Zeitgenoſſen
dies zu beurtheilen verſtehen, durch die ſich einander jagenden
Rufe betroffen werden und ſo raſch zu einem hohen Rang,
großem Wirkungskreis und angenehmer Exiſtenz aufſteigen;
neben ihnen freilich auch die blos ſeltenen Kräfte, die verein-
zelten Vertreter ſchlummernder oder künſtlich pouſſirter Wiſſen-
ſchaften. Jch vermag mich nun nicht, angeſichts der ſehr be-
ſchränkten Fonds, welche für wiſſenſchaftliche Zwecke zu Gebote
ſtehen und immer nur zu Gebote ſtehen werden, mit der
Phraſe abzufinden, daß eben Ausgezeichnetes und Seltenes
hoch prämirt werden müſſe, und daß, wenn daneben noch Be-
darf nach beſſerer Ausſtattung und Honorirung beſtände, der
1) Jn Bezug hierauf vergl. die treffenden Bemerkungen des ζ-Corre-
ſpondenten des Beibl. der Allg. Zeit. 10. Okt. 1879.
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