Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mayer, Johann Tobias: Vollständiger Lehrbegriff der höhern Analysis. Bd. 1. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Theil. Erstes Kapitel.
nicht sagen [Formel 1] sey gleich P, sondern [Formel 2] zeige nur
an, daß man darunter den Theil P des Differenz-
quotienten [Formel 3] verstehe.

So will man also auch durch diese Ansichten
dem Begriff des unendlich Kleinen ausbeugen.
Allein bey der würklichen Anwendung derselben
zeigt sich doch wieder so manche Veranlassung,
bey der man sich unter den Zeichen d y, d x,
würkliche über alle Gränzen abnehmende Grössen
gedenken muß, daß man den Begriff des unend-
lich Kleinen nur auf eine künstliche Weise ver-
schleyert, wenn man dem Symbol [Formel 4] die ange-
führte Bedeutung geben will.

XVII. Es bleibt einmahl für den Verstand
nichts befriedigender, als unter einem Ausdrucke
wie [Formel 5] = P sich bloß die unendliche Annähe-
rung des Quotienten [Formel 6] zu dem Werthe von P
zu gedenken. Was sich einem gewissen Werthe P
unendlich nähert, wird in der Abstraction als die-
sem Werthe gleich angesehen, weil wenn sich ein

Un-

Erſter Theil. Erſtes Kapitel.
nicht ſagen [Formel 1] ſey gleich P, ſondern [Formel 2] zeige nur
an, daß man darunter den Theil P des Differenz-
quotienten [Formel 3] verſtehe.

So will man alſo auch durch dieſe Anſichten
dem Begriff des unendlich Kleinen ausbeugen.
Allein bey der wuͤrklichen Anwendung derſelben
zeigt ſich doch wieder ſo manche Veranlaſſung,
bey der man ſich unter den Zeichen d y, d x,
wuͤrkliche uͤber alle Graͤnzen abnehmende Groͤſſen
gedenken muß, daß man den Begriff des unend-
lich Kleinen nur auf eine kuͤnſtliche Weiſe ver-
ſchleyert, wenn man dem Symbol [Formel 4] die ange-
fuͤhrte Bedeutung geben will.

XVII. Es bleibt einmahl fuͤr den Verſtand
nichts befriedigender, als unter einem Ausdrucke
wie [Formel 5] = P ſich bloß die unendliche Annaͤhe-
rung des Quotienten [Formel 6] zu dem Werthe von P
zu gedenken. Was ſich einem gewiſſen Werthe P
unendlich naͤhert, wird in der Abſtraction als die-
ſem Werthe gleich angeſehen, weil wenn ſich ein

Un-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0088" n="70"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;ter Theil. Er&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
nicht &#x017F;agen <formula/> &#x017F;ey gleich <hi rendition="#aq">P,</hi> &#x017F;ondern <formula/> zeige nur<lb/>
an, daß man darunter den Theil <hi rendition="#aq">P</hi> des Differenz-<lb/>
quotienten <formula/> ver&#x017F;tehe.</p><lb/>
              <p>So will man al&#x017F;o auch durch die&#x017F;e An&#x017F;ichten<lb/>
dem Begriff des unendlich Kleinen ausbeugen.<lb/>
Allein bey der wu&#x0364;rklichen Anwendung der&#x017F;elben<lb/>
zeigt &#x017F;ich doch wieder &#x017F;o manche Veranla&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
bey der man &#x017F;ich unter den Zeichen <hi rendition="#aq">d y, d x,</hi><lb/>
wu&#x0364;rkliche u&#x0364;ber alle Gra&#x0364;nzen abnehmende Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gedenken muß, daß man den Begriff des unend-<lb/>
lich Kleinen nur auf eine ku&#x0364;n&#x017F;tliche Wei&#x017F;e ver-<lb/>
&#x017F;chleyert, wenn man dem Symbol <formula/> die ange-<lb/>
fu&#x0364;hrte Bedeutung geben will.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">XVII.</hi> Es bleibt einmahl fu&#x0364;r den Ver&#x017F;tand<lb/>
nichts befriedigender, als unter einem Ausdrucke<lb/>
wie <formula/> = <hi rendition="#aq">P</hi> &#x017F;ich bloß die unendliche Anna&#x0364;he-<lb/>
rung des Quotienten <formula/> zu dem Werthe von <hi rendition="#aq">P</hi><lb/>
zu gedenken. Was &#x017F;ich einem gewi&#x017F;&#x017F;en Werthe <hi rendition="#aq">P</hi><lb/>
unendlich na&#x0364;hert, wird in der Ab&#x017F;traction als die-<lb/>
&#x017F;em Werthe gleich ange&#x017F;ehen, weil wenn &#x017F;ich ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Un-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0088] Erſter Theil. Erſtes Kapitel. nicht ſagen [FORMEL] ſey gleich P, ſondern [FORMEL] zeige nur an, daß man darunter den Theil P des Differenz- quotienten [FORMEL] verſtehe. So will man alſo auch durch dieſe Anſichten dem Begriff des unendlich Kleinen ausbeugen. Allein bey der wuͤrklichen Anwendung derſelben zeigt ſich doch wieder ſo manche Veranlaſſung, bey der man ſich unter den Zeichen d y, d x, wuͤrkliche uͤber alle Graͤnzen abnehmende Groͤſſen gedenken muß, daß man den Begriff des unend- lich Kleinen nur auf eine kuͤnſtliche Weiſe ver- ſchleyert, wenn man dem Symbol [FORMEL] die ange- fuͤhrte Bedeutung geben will. XVII. Es bleibt einmahl fuͤr den Verſtand nichts befriedigender, als unter einem Ausdrucke wie [FORMEL] = P ſich bloß die unendliche Annaͤhe- rung des Quotienten [FORMEL] zu dem Werthe von P zu gedenken. Was ſich einem gewiſſen Werthe P unendlich naͤhert, wird in der Abſtraction als die- ſem Werthe gleich angeſehen, weil wenn ſich ein Un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818/88
Zitationshilfe: Mayer, Johann Tobias: Vollständiger Lehrbegriff der höhern Analysis. Bd. 1. Göttingen, 1818, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818/88>, abgerufen am 22.11.2024.