Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mayer, Johann Tobias: Vollständiger Lehrbegriff der höhern Analysis. Bd. 1. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Differenzial-Rechnung. Vorbegriffe.
A R, als die vorige A Q, und der Winkel den sie
mit A R macht, heiße B. Wird nun für dieselbe
Abscisse x die Ordinate P L mit z bezeichnet, so
ist beständig x : z = 1 : tang B, so weit man
auch den Punkt L sich hinausgedenken mag. Dem-
nach beständig y : z = tang A : tang B, d. h. z
immerfort größer als y (IX), auch wenn man beyde
im Zustande des Unendlichwerdens betrachtet.
Nie kann y = z werden, weil sonst die gerade
Linie A W ohne Ende verlängert, noch einmahl die
erstere A Q würde durchschneiden können. Wollten
wir nicht annehmen, daß Grössen wie y, z im
Zustande ihres Unendlichwerdens nicht noch ge-
wisse Verhältnisse gegen einander haben könnten,
sondern vielmehr in absoluter Gleichheit stehen
müsten, so würden daraus die grösten Absur-
ditäten folgen.

XII. Es hindert nichts sich eine unendliche
Reihe wie m = 1 + 1 + 1 + 1 ......, so
viel mahl als man will, d. h. auch unendliche
mahle hingeschrieben zu gedenken, z. B.


A 1

Differenzial-Rechnung. Vorbegriffe.
A R, als die vorige A Q, und der Winkel den ſie
mit A R macht, heiße B. Wird nun fuͤr dieſelbe
Abſciſſe x die Ordinate P L mit z bezeichnet, ſo
iſt beſtaͤndig x : z = 1 : tang B, ſo weit man
auch den Punkt L ſich hinausgedenken mag. Dem-
nach beſtaͤndig y : z = tang A : tang B, d. h. z
immerfort groͤßer als y (IX), auch wenn man beyde
im Zuſtande des Unendlichwerdens betrachtet.
Nie kann y = z werden, weil ſonſt die gerade
Linie A W ohne Ende verlaͤngert, noch einmahl die
erſtere A Q wuͤrde durchſchneiden koͤnnen. Wollten
wir nicht annehmen, daß Groͤſſen wie y, z im
Zuſtande ihres Unendlichwerdens nicht noch ge-
wiſſe Verhaͤltniſſe gegen einander haben koͤnnten,
ſondern vielmehr in abſoluter Gleichheit ſtehen
muͤſten, ſo wuͤrden daraus die groͤſten Abſur-
ditaͤten folgen.

XII. Es hindert nichts ſich eine unendliche
Reihe wie m = 1 + 1 + 1 + 1 ......, ſo
viel mahl als man will, d. h. auch unendliche
mahle hingeſchrieben zu gedenken, z. B.


A 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0055" n="37"/><fw place="top" type="header">Differenzial-Rechnung. Vorbegriffe.</fw><lb/><hi rendition="#aq">A R</hi>, als die vorige <hi rendition="#aq">A Q</hi>, und der Winkel den &#x017F;ie<lb/>
mit <hi rendition="#aq">A R</hi> macht, heiße <hi rendition="#aq">B</hi>. Wird nun fu&#x0364;r die&#x017F;elbe<lb/>
Ab&#x017F;ci&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">x</hi> die Ordinate <hi rendition="#aq">P L</hi> mit <hi rendition="#aq">z</hi> bezeichnet, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;ndig <hi rendition="#aq">x : z = 1 : tang B</hi>, &#x017F;o weit man<lb/>
auch den Punkt <hi rendition="#aq">L</hi> &#x017F;ich hinausgedenken mag. Dem-<lb/>
nach be&#x017F;ta&#x0364;ndig <hi rendition="#aq">y : z = tang A : tang B</hi>, d. h. <hi rendition="#aq">z</hi><lb/>
immerfort gro&#x0364;ßer als <hi rendition="#aq">y (IX)</hi>, auch wenn man beyde<lb/>
im Zu&#x017F;tande des Unendlichwerdens betrachtet.<lb/>
Nie kann <hi rendition="#aq">y = z</hi> werden, weil &#x017F;on&#x017F;t die gerade<lb/>
Linie <hi rendition="#aq">A W</hi> ohne Ende verla&#x0364;ngert, noch einmahl die<lb/>
er&#x017F;tere <hi rendition="#aq">A Q</hi> wu&#x0364;rde durch&#x017F;chneiden ko&#x0364;nnen. Wollten<lb/>
wir nicht annehmen, daß Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wie <hi rendition="#aq">y</hi>, <hi rendition="#aq">z</hi> im<lb/>
Zu&#x017F;tande ihres Unendlichwerdens nicht noch ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e gegen einander haben ko&#x0364;nnten,<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr in ab&#x017F;oluter Gleichheit &#x017F;tehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten, &#x017F;o wu&#x0364;rden daraus die gro&#x0364;&#x017F;ten Ab&#x017F;ur-<lb/>
dita&#x0364;ten folgen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">XII.</hi> Es hindert nichts &#x017F;ich eine unendliche<lb/>
Reihe wie <hi rendition="#aq">m</hi> = 1 + 1 + 1 + 1 ......, &#x017F;o<lb/>
viel mahl als man will, d. h. auch unendliche<lb/>
mahle hinge&#x017F;chrieben zu gedenken, z. B.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#sub">1</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0055] Differenzial-Rechnung. Vorbegriffe. A R, als die vorige A Q, und der Winkel den ſie mit A R macht, heiße B. Wird nun fuͤr dieſelbe Abſciſſe x die Ordinate P L mit z bezeichnet, ſo iſt beſtaͤndig x : z = 1 : tang B, ſo weit man auch den Punkt L ſich hinausgedenken mag. Dem- nach beſtaͤndig y : z = tang A : tang B, d. h. z immerfort groͤßer als y (IX), auch wenn man beyde im Zuſtande des Unendlichwerdens betrachtet. Nie kann y = z werden, weil ſonſt die gerade Linie A W ohne Ende verlaͤngert, noch einmahl die erſtere A Q wuͤrde durchſchneiden koͤnnen. Wollten wir nicht annehmen, daß Groͤſſen wie y, z im Zuſtande ihres Unendlichwerdens nicht noch ge- wiſſe Verhaͤltniſſe gegen einander haben koͤnnten, ſondern vielmehr in abſoluter Gleichheit ſtehen muͤſten, ſo wuͤrden daraus die groͤſten Abſur- ditaͤten folgen. XII. Es hindert nichts ſich eine unendliche Reihe wie m = 1 + 1 + 1 + 1 ......, ſo viel mahl als man will, d. h. auch unendliche mahle hingeſchrieben zu gedenken, z. B. A 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818/55
Zitationshilfe: Mayer, Johann Tobias: Vollständiger Lehrbegriff der höhern Analysis. Bd. 1. Göttingen, 1818, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818/55>, abgerufen am 22.11.2024.