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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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Oder es konnte sich eine Partie des Gesteines ablösen und
uns zerschmettern. Aber bleiben konnte ich nicht. Daher
beschloß ich, selbst zu schießen; denn wenn der Rappe die Vor-
bereitung dazu bemerkte, so erschrak er wahrscheinlich nicht.

Uebrigens war die Entfernung zwischen mir und dem
Melek immerhin so bedeutend, daß ich seine Kugel nicht
zu fürchten brauchte. Erreichte sie uns aber dennoch, so
brauchte sie nur das Pferd zu ritzen, um es scheu zu
machen. Ich drehte mich also im Sattel um, legte die
Büchse an und rief:

"Geh fort, sonst bin ich es, welcher schießt!"

Er lachte und erwiderte:

"Du machst wohl auch nur Spaß. So weit her trifft
niemand."

"Ich werde dir ein Loch in den Turban machen!"

Ich schwenkte die Büchse noch einmal weit in die
Luft und ließ den Hahn laut knacken, damit der Rappe
vorbereitet sei. Dann zielte ich, drückte ab und wandte
mich sofort wieder um. Diese letztere Vorsicht war un-
nötig, denn das Pferd stand still. Hinter mir aber er-
scholl ein Ruf, und als ich mich wieder umdrehte, war
der Melek verschwunden. Schon fürchtete ich, ihn erschossen
zu haben; aber ich bemerkte bald, daß er sich nur in
sichere Entfernung zurückgezogen hatte.

Ich lud den abgeschossenen Lauf wieder und ließ dann
das Pferd abermals rückwärts gehen. Der Hund verhielt
sich während dieser Zeit außerordentlich still. Er blieb
stets in ziemlicher Entfernung von dem Pferde; es war,
als ob er wisse, daß er dasselbe durch keinen Laut und
keine Bewegung stören dürfe.

Jetzt dauerte es sehr lange, ehe wir wieder eine
Ruhestelle erreichten. Sie war vielleicht fünf Ellen lang
und vier Fuß breit.

Oder es konnte ſich eine Partie des Geſteines ablöſen und
uns zerſchmettern. Aber bleiben konnte ich nicht. Daher
beſchloß ich, ſelbſt zu ſchießen; denn wenn der Rappe die Vor-
bereitung dazu bemerkte, ſo erſchrak er wahrſcheinlich nicht.

Uebrigens war die Entfernung zwiſchen mir und dem
Melek immerhin ſo bedeutend, daß ich ſeine Kugel nicht
zu fürchten brauchte. Erreichte ſie uns aber dennoch, ſo
brauchte ſie nur das Pferd zu ritzen, um es ſcheu zu
machen. Ich drehte mich alſo im Sattel um, legte die
Büchſe an und rief:

„Geh fort, ſonſt bin ich es, welcher ſchießt!“

Er lachte und erwiderte:

„Du machſt wohl auch nur Spaß. So weit her trifft
niemand.“

„Ich werde dir ein Loch in den Turban machen!“

Ich ſchwenkte die Büchſe noch einmal weit in die
Luft und ließ den Hahn laut knacken, damit der Rappe
vorbereitet ſei. Dann zielte ich, drückte ab und wandte
mich ſofort wieder um. Dieſe letztere Vorſicht war un-
nötig, denn das Pferd ſtand ſtill. Hinter mir aber er-
ſcholl ein Ruf, und als ich mich wieder umdrehte, war
der Melek verſchwunden. Schon fürchtete ich, ihn erſchoſſen
zu haben; aber ich bemerkte bald, daß er ſich nur in
ſichere Entfernung zurückgezogen hatte.

Ich lud den abgeſchoſſenen Lauf wieder und ließ dann
das Pferd abermals rückwärts gehen. Der Hund verhielt
ſich während dieſer Zeit außerordentlich ſtill. Er blieb
ſtets in ziemlicher Entfernung von dem Pferde; es war,
als ob er wiſſe, daß er dasſelbe durch keinen Laut und
keine Bewegung ſtören dürfe.

Jetzt dauerte es ſehr lange, ehe wir wieder eine
Ruheſtelle erreichten. Sie war vielleicht fünf Ellen lang
und vier Fuß breit.

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[487/0501] Oder es konnte ſich eine Partie des Geſteines ablöſen und uns zerſchmettern. Aber bleiben konnte ich nicht. Daher beſchloß ich, ſelbſt zu ſchießen; denn wenn der Rappe die Vor- bereitung dazu bemerkte, ſo erſchrak er wahrſcheinlich nicht. Uebrigens war die Entfernung zwiſchen mir und dem Melek immerhin ſo bedeutend, daß ich ſeine Kugel nicht zu fürchten brauchte. Erreichte ſie uns aber dennoch, ſo brauchte ſie nur das Pferd zu ritzen, um es ſcheu zu machen. Ich drehte mich alſo im Sattel um, legte die Büchſe an und rief: „Geh fort, ſonſt bin ich es, welcher ſchießt!“ Er lachte und erwiderte: „Du machſt wohl auch nur Spaß. So weit her trifft niemand.“ „Ich werde dir ein Loch in den Turban machen!“ Ich ſchwenkte die Büchſe noch einmal weit in die Luft und ließ den Hahn laut knacken, damit der Rappe vorbereitet ſei. Dann zielte ich, drückte ab und wandte mich ſofort wieder um. Dieſe letztere Vorſicht war un- nötig, denn das Pferd ſtand ſtill. Hinter mir aber er- ſcholl ein Ruf, und als ich mich wieder umdrehte, war der Melek verſchwunden. Schon fürchtete ich, ihn erſchoſſen zu haben; aber ich bemerkte bald, daß er ſich nur in ſichere Entfernung zurückgezogen hatte. Ich lud den abgeſchoſſenen Lauf wieder und ließ dann das Pferd abermals rückwärts gehen. Der Hund verhielt ſich während dieſer Zeit außerordentlich ſtill. Er blieb ſtets in ziemlicher Entfernung von dem Pferde; es war, als ob er wiſſe, daß er dasſelbe durch keinen Laut und keine Bewegung ſtören dürfe. Jetzt dauerte es ſehr lange, ehe wir wieder eine Ruheſtelle erreichten. Sie war vielleicht fünf Ellen lang und vier Fuß breit.

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/501>, abgerufen am 23.11.2024.