Bauart. Mit diesem Tiere wären die Flüchtlinge sehr bald eingeholt gewesen. Ich mußte das verhindern, sprang ihm nach und zog den Dolch. Eben wollte er zum Zügel greifen, als ich das Tier in den hintern Oberschenkel stach und ihm einen derben Schlag versetzte. Es schlug wie- hernd mit allen vieren aus und sprang davon.
"Verräter!" rief der Melek und drang auf mich ein.
Ich schleuderte ihn zurück, war mit einigen Sprün- gen bei meinem Rappen, schwang mich hinauf und sauste davon.
Die Flüchtigen wußten, daß aufwärts im Thale ein Vortrupp stand, und hatten sich deshalb nach rechts ab- wärts gewandt. Ich eilte an den vordersten der Ver- folger vorüber, bis ein Zwischenraum zwischen mir und ihnen lag; dann hielt ich an und legte das Gewehr an den Backen.
"Haltet an! Ich schieße!"
Sie hörten nicht; ich drückte also zweimal ab und schoß die beiden ersten Pferde nieder. Die andern Reiter stutzten und blieben halten; aber die hinteren drängten, und so gab ich noch drei Schüsse ab. Der dadurch ver- ursachte Aufenthalt hatte aber doch den Flüchtlingen Zeit gegeben, uns aus dem Gesichte zu kommen. Jetzt erschien der Melek auf seinem Falben, den er sich wieder einge- fangen hatte. Er überblickte die Scene und riß sein Pistol heraus.
"Schießt ihn nieder!" rief er zornig und ritt auf mich ein.
Jetzt wandte ich mein Pferd und floh. Es kam alles auf die Schnelligkeit des Rappen an. Ich legte ihm die Hand zwischen die Ohren.
"Rih -- --!"
Da bog er sich lang und flog dahin, als sei er von
Bauart. Mit dieſem Tiere wären die Flüchtlinge ſehr bald eingeholt geweſen. Ich mußte das verhindern, ſprang ihm nach und zog den Dolch. Eben wollte er zum Zügel greifen, als ich das Tier in den hintern Oberſchenkel ſtach und ihm einen derben Schlag verſetzte. Es ſchlug wie- hernd mit allen vieren aus und ſprang davon.
„Verräter!“ rief der Melek und drang auf mich ein.
Ich ſchleuderte ihn zurück, war mit einigen Sprün- gen bei meinem Rappen, ſchwang mich hinauf und ſauſte davon.
Die Flüchtigen wußten, daß aufwärts im Thale ein Vortrupp ſtand, und hatten ſich deshalb nach rechts ab- wärts gewandt. Ich eilte an den vorderſten der Ver- folger vorüber, bis ein Zwiſchenraum zwiſchen mir und ihnen lag; dann hielt ich an und legte das Gewehr an den Backen.
„Haltet an! Ich ſchieße!“
Sie hörten nicht; ich drückte alſo zweimal ab und ſchoß die beiden erſten Pferde nieder. Die andern Reiter ſtutzten und blieben halten; aber die hinteren drängten, und ſo gab ich noch drei Schüſſe ab. Der dadurch ver- urſachte Aufenthalt hatte aber doch den Flüchtlingen Zeit gegeben, uns aus dem Geſichte zu kommen. Jetzt erſchien der Melek auf ſeinem Falben, den er ſich wieder einge- fangen hatte. Er überblickte die Scene und riß ſein Piſtol heraus.
„Schießt ihn nieder!“ rief er zornig und ritt auf mich ein.
Jetzt wandte ich mein Pferd und floh. Es kam alles auf die Schnelligkeit des Rappen an. Ich legte ihm die Hand zwiſchen die Ohren.
„Rih — —!“
Da bog er ſich lang und flog dahin, als ſei er von
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Bauart. Mit dieſem Tiere wären die Flüchtlinge ſehr
bald eingeholt geweſen. Ich mußte das verhindern, ſprang
ihm nach und zog den Dolch. Eben wollte er zum Zügel
greifen, als ich das Tier in den hintern Oberſchenkel ſtach
und ihm einen derben Schlag verſetzte. Es ſchlug wie-
hernd mit allen vieren aus und ſprang davon.
„Verräter!“ rief der Melek und drang auf mich ein.
Ich ſchleuderte ihn zurück, war mit einigen Sprün-
gen bei meinem Rappen, ſchwang mich hinauf und ſauſte
davon.
Die Flüchtigen wußten, daß aufwärts im Thale ein
Vortrupp ſtand, und hatten ſich deshalb nach rechts ab-
wärts gewandt. Ich eilte an den vorderſten der Ver-
folger vorüber, bis ein Zwiſchenraum zwiſchen mir und
ihnen lag; dann hielt ich an und legte das Gewehr an
den Backen.
„Haltet an! Ich ſchieße!“
Sie hörten nicht; ich drückte alſo zweimal ab und
ſchoß die beiden erſten Pferde nieder. Die andern Reiter
ſtutzten und blieben halten; aber die hinteren drängten,
und ſo gab ich noch drei Schüſſe ab. Der dadurch ver-
urſachte Aufenthalt hatte aber doch den Flüchtlingen Zeit
gegeben, uns aus dem Geſichte zu kommen. Jetzt erſchien
der Melek auf ſeinem Falben, den er ſich wieder einge-
fangen hatte. Er überblickte die Scene und riß ſein Piſtol
heraus.
„Schießt ihn nieder!“ rief er zornig und ritt auf
mich ein.
Jetzt wandte ich mein Pferd und floh. Es kam alles
auf die Schnelligkeit des Rappen an. Ich legte ihm die
Hand zwiſchen die Ohren.
„Rih — —!“
Da bog er ſich lang und flog dahin, als ſei er von
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/497>, abgerufen am 23.12.2024.
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