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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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"Habe von Eurem Gerede nichts verstanden!"

"Aber die Waffen habt Ihr doch bereits zurück!"

"Well! Und was weiter?"

"Wir werden die Gäste des Bey von Gumri sein."

"Will Euch Satisfaktion geben, Master: der Esel,
der war ich!"

"Danke, Sir! Gratuliere zu dieser edlen Selbst-
erkenntnis!"

Jetzt war alle Besorgnis verschwunden, und mit er-
leichtertem Herzen ritt ich durch das enge Thor des Ortes
ein. Dennoch aber konnte ich mich eines Grauens nicht
erwehren bei dem Anblick der Residenz des berüchtigten
Abd el Summit Bey, der in Verbindung mit Beder
Khan Bey und Nur Ullah Bey die christlichen Bewohner
von Tijari zu Tausenden hingemordet hatte. Der Ort
sah sehr kriegerisch aus. Die engen Gassen waren von
bewaffneten Kurden so belebt, daß die Mehrzahl dieser
Leute wohl nicht zu den Bewohnern von Gumri gehören
konnte. In dieser Beziehung machte die kleine Berwari-
Festung einen ganz andern Eindruck als das öde, leblose
Amadijah.

Da schritt, die lange Schilflanze in der Hand, der
Kurde von Serdascht uns entgegen. Er machte den Ein-
druck eines armen Schluckers gegenüber den Balani und
Schadi, die ich hier nicht vermutet hätte. Ein Alegan-
kurde vom Bohtangebirge plauderte mit einem Omerigan,
der aus der Gegend von Diarbekr herbeigekommen war.
Dann begegneten uns zwei Angehörige des Amadi-manan-
Stammes, zwischen denen ein Dilmamikan-Kurde aus
Esi schritt. Da gab es Krieger vom Stamme der Bula-
nuh, der Hadir-sohr, der Hasananluh, der Delmamikan,
der Karatschiur und Kartuschi-baschi. Sogar Leute aus
Kazikan, Semsat, Kurduk und Kendali waren zu sehen.

„Habe von Eurem Gerede nichts verſtanden!“

„Aber die Waffen habt Ihr doch bereits zurück!“

Well! Und was weiter?“

„Wir werden die Gäſte des Bey von Gumri ſein.“

„Will Euch Satisfaktion geben, Maſter: der Eſel,
der war ich!“

„Danke, Sir! Gratuliere zu dieſer edlen Selbſt-
erkenntnis!“

Jetzt war alle Beſorgnis verſchwunden, und mit er-
leichtertem Herzen ritt ich durch das enge Thor des Ortes
ein. Dennoch aber konnte ich mich eines Grauens nicht
erwehren bei dem Anblick der Reſidenz des berüchtigten
Abd el Summit Bey, der in Verbindung mit Beder
Khan Bey und Nur Ullah Bey die chriſtlichen Bewohner
von Tijari zu Tauſenden hingemordet hatte. Der Ort
ſah ſehr kriegeriſch aus. Die engen Gaſſen waren von
bewaffneten Kurden ſo belebt, daß die Mehrzahl dieſer
Leute wohl nicht zu den Bewohnern von Gumri gehören
konnte. In dieſer Beziehung machte die kleine Berwari-
Feſtung einen ganz andern Eindruck als das öde, lebloſe
Amadijah.

Da ſchritt, die lange Schilflanze in der Hand, der
Kurde von Serdaſcht uns entgegen. Er machte den Ein-
druck eines armen Schluckers gegenüber den Balani und
Schadi, die ich hier nicht vermutet hätte. Ein Alegan-
kurde vom Bohtangebirge plauderte mit einem Omerigan,
der aus der Gegend von Diarbekr herbeigekommen war.
Dann begegneten uns zwei Angehörige des Amadi-manan-
Stammes, zwiſchen denen ein Dilmamikan-Kurde aus
Eſi ſchritt. Da gab es Krieger vom Stamme der Bula-
nuh, der Hadir-ſohr, der Haſananluh, der Delmamikan,
der Karatſchiur und Kartuſchi-baſchi. Sogar Leute aus
Kazikan, Semſat, Kurduk und Kendali waren zu ſehen.

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[424/0438] „Habe von Eurem Gerede nichts verſtanden!“ „Aber die Waffen habt Ihr doch bereits zurück!“ „Well! Und was weiter?“ „Wir werden die Gäſte des Bey von Gumri ſein.“ „Will Euch Satisfaktion geben, Maſter: der Eſel, der war ich!“ „Danke, Sir! Gratuliere zu dieſer edlen Selbſt- erkenntnis!“ Jetzt war alle Beſorgnis verſchwunden, und mit er- leichtertem Herzen ritt ich durch das enge Thor des Ortes ein. Dennoch aber konnte ich mich eines Grauens nicht erwehren bei dem Anblick der Reſidenz des berüchtigten Abd el Summit Bey, der in Verbindung mit Beder Khan Bey und Nur Ullah Bey die chriſtlichen Bewohner von Tijari zu Tauſenden hingemordet hatte. Der Ort ſah ſehr kriegeriſch aus. Die engen Gaſſen waren von bewaffneten Kurden ſo belebt, daß die Mehrzahl dieſer Leute wohl nicht zu den Bewohnern von Gumri gehören konnte. In dieſer Beziehung machte die kleine Berwari- Feſtung einen ganz andern Eindruck als das öde, lebloſe Amadijah. Da ſchritt, die lange Schilflanze in der Hand, der Kurde von Serdaſcht uns entgegen. Er machte den Ein- druck eines armen Schluckers gegenüber den Balani und Schadi, die ich hier nicht vermutet hätte. Ein Alegan- kurde vom Bohtangebirge plauderte mit einem Omerigan, der aus der Gegend von Diarbekr herbeigekommen war. Dann begegneten uns zwei Angehörige des Amadi-manan- Stammes, zwiſchen denen ein Dilmamikan-Kurde aus Eſi ſchritt. Da gab es Krieger vom Stamme der Bula- nuh, der Hadir-ſohr, der Haſananluh, der Delmamikan, der Karatſchiur und Kartuſchi-baſchi. Sogar Leute aus Kazikan, Semſat, Kurduk und Kendali waren zu ſehen.

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/438>, abgerufen am 24.11.2024.