Schon waren wir an dem ersten Hause vorbei, da krachten Schüsse. Sie kamen aus den Fensteröffnungen der Häuser. --
"Zounds!" rief der Engländer und griff sich an den linken Oberarm.
Eine Kugel hatte ihn getroffen. Ich selbst lag am Boden, und mein Pferd rannte im Galopp davon. Ich stand auf, eilte ihm nach und kam glücklich zum Dorfe hinaus, obgleich auch aus den anderen Häusern mehrere Schüsse auf mich fielen. Eine Blutspur zeigte mir, daß mein Rappe verwundet worden sei. Da dachte ich nicht mehr an die Gefährten; ohne umzublicken, rannte ich vor- wärts und fand das Pferd an dem Rande jenes Gehölzes, wo es stehen geblieben war. Die Kugel hatte es hart hinter dem Genick am oberen Hals gestreift und eine zwar nicht gefährliche, aber doch schmerzhafte Wunde gerissen. Ich war noch mit der Untersuchung derselben beschäftigt, als die Gefährten mich erreichten. Sie hatten einige un- nütze Kugeln verschossen und waren mir dann gefolgt, ohne weiteren Schaden zu erleiden. Der Engländer blutete am Oberarm.
"Ist's gefährlich, Sir?" fragte ich ihn.
"Nein. Ging nur ins Fleisch. Wißt Ihr, wer es war? Der Nezanum!"
"Nicht möglich!"
"Schoß vom Dache herab. Habe ihn deutlich gesehen!"
"So haben sie uns den Weg abgeschnitten und uns in diesem verlassenen Dorf einen Hinterhalt gelegt. Ein Glück für uns, daß sie sich nicht alle auf die Dächer po- stierten! Wir wären verloren gewesen. Aus den Fenster- spalten aber kann man auf Vorüberreitende keinen sichern Schuß haben."
"Seid schön heruntergeflogen, Master!" neckte er mich.
Schon waren wir an dem erſten Hauſe vorbei, da krachten Schüſſe. Sie kamen aus den Fenſteröffnungen der Häuſer. —
„Zounds!“ rief der Engländer und griff ſich an den linken Oberarm.
Eine Kugel hatte ihn getroffen. Ich ſelbſt lag am Boden, und mein Pferd rannte im Galopp davon. Ich ſtand auf, eilte ihm nach und kam glücklich zum Dorfe hinaus, obgleich auch aus den anderen Häuſern mehrere Schüſſe auf mich fielen. Eine Blutſpur zeigte mir, daß mein Rappe verwundet worden ſei. Da dachte ich nicht mehr an die Gefährten; ohne umzublicken, rannte ich vor- wärts und fand das Pferd an dem Rande jenes Gehölzes, wo es ſtehen geblieben war. Die Kugel hatte es hart hinter dem Genick am oberen Hals geſtreift und eine zwar nicht gefährliche, aber doch ſchmerzhafte Wunde geriſſen. Ich war noch mit der Unterſuchung derſelben beſchäftigt, als die Gefährten mich erreichten. Sie hatten einige un- nütze Kugeln verſchoſſen und waren mir dann gefolgt, ohne weiteren Schaden zu erleiden. Der Engländer blutete am Oberarm.
„Iſt's gefährlich, Sir?“ fragte ich ihn.
„Nein. Ging nur ins Fleiſch. Wißt Ihr, wer es war? Der Nezanum!“
„Nicht möglich!“
„Schoß vom Dache herab. Habe ihn deutlich geſehen!“
„So haben ſie uns den Weg abgeſchnitten und uns in dieſem verlaſſenen Dorf einen Hinterhalt gelegt. Ein Glück für uns, daß ſie ſich nicht alle auf die Dächer po- ſtierten! Wir wären verloren geweſen. Aus den Fenſter- ſpalten aber kann man auf Vorüberreitende keinen ſichern Schuß haben.“
„Seid ſchön heruntergeflogen, Maſter!“ neckte er mich.
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Schon waren wir an dem erſten Hauſe vorbei, da
krachten Schüſſe. Sie kamen aus den Fenſteröffnungen
der Häuſer. —
„Zounds!“ rief der Engländer und griff ſich an den
linken Oberarm.
Eine Kugel hatte ihn getroffen. Ich ſelbſt lag am
Boden, und mein Pferd rannte im Galopp davon. Ich
ſtand auf, eilte ihm nach und kam glücklich zum Dorfe
hinaus, obgleich auch aus den anderen Häuſern mehrere
Schüſſe auf mich fielen. Eine Blutſpur zeigte mir, daß
mein Rappe verwundet worden ſei. Da dachte ich nicht
mehr an die Gefährten; ohne umzublicken, rannte ich vor-
wärts und fand das Pferd an dem Rande jenes Gehölzes,
wo es ſtehen geblieben war. Die Kugel hatte es hart
hinter dem Genick am oberen Hals geſtreift und eine zwar
nicht gefährliche, aber doch ſchmerzhafte Wunde geriſſen.
Ich war noch mit der Unterſuchung derſelben beſchäftigt,
als die Gefährten mich erreichten. Sie hatten einige un-
nütze Kugeln verſchoſſen und waren mir dann gefolgt,
ohne weiteren Schaden zu erleiden. Der Engländer blutete
am Oberarm.
„Iſt's gefährlich, Sir?“ fragte ich ihn.
„Nein. Ging nur ins Fleiſch. Wißt Ihr, wer es
war? Der Nezanum!“
„Nicht möglich!“
„Schoß vom Dache herab. Habe ihn deutlich geſehen!“
„So haben ſie uns den Weg abgeſchnitten und uns
in dieſem verlaſſenen Dorf einen Hinterhalt gelegt. Ein
Glück für uns, daß ſie ſich nicht alle auf die Dächer po-
ſtierten! Wir wären verloren geweſen. Aus den Fenſter-
ſpalten aber kann man auf Vorüberreitende keinen ſichern
Schuß haben.“
„Seid ſchön heruntergeflogen, Maſter!“ neckte er mich.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/430>, abgerufen am 25.11.2024.
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