May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].den Eintritt lassen konnte. Als er die auf sich gerichteten "Chodih! Ihr wollt auf mich schießen?" "Nein. Wir halten uns nur für alles bereit. Es Er kam vollends herein, und ich schob den Balken "Was willst du, daß du uns in unserer Ruhe störst?" "Ich will euch warnen," antwortete er. "Warnen! Wovor?" "Vor einer sehr großen Gefahr. Ihr seid meine Gäste, Sein Blick forschte ringsum und fiel auf die Leiter "Wo habt ihr eure Pferde?" fragte er. "Drin in der Stube." "In der Stube? Chodih, diese ist doch nur für "Ein gutes Pferd ist dem Reisenden mehr wert als "Der Besitzer dieses Hauses wird zornig sein, denn "Wir werden ihn entschädigen." "Warum habt ihr die Leiter hereingenommen?" "Sie gehört herein, da keine Treppe vorhanden ist." "Habt ihr geschlafen?" Ich bejahte, und er fragte weiter: "Habt ihr Geräusch gehört?" "Wir hörten draußen vor dem Hause Leute gehen, den Eintritt laſſen konnte. Als er die auf ſich gerichteten „Chodih! Ihr wollt auf mich ſchießen?“ „Nein. Wir halten uns nur für alles bereit. Es Er kam vollends herein, und ich ſchob den Balken „Was willſt du, daß du uns in unſerer Ruhe ſtörſt?“ „Ich will euch warnen,“ antwortete er. „Warnen! Wovor?“ „Vor einer ſehr großen Gefahr. Ihr ſeid meine Gäſte, Sein Blick forſchte ringsum und fiel auf die Leiter „Wo habt ihr eure Pferde?“ fragte er. „Drin in der Stube.“ „In der Stube? Chodih, dieſe iſt doch nur für „Ein gutes Pferd iſt dem Reiſenden mehr wert als „Der Beſitzer dieſes Hauſes wird zornig ſein, denn „Wir werden ihn entſchädigen.“ „Warum habt ihr die Leiter hereingenommen?“ „Sie gehört herein, da keine Treppe vorhanden iſt.“ „Habt ihr geſchlafen?“ Ich bejahte, und er fragte weiter: „Habt ihr Geräuſch gehört?“ „Wir hörten draußen vor dem Hauſe Leute gehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0407" n="393"/> den Eintritt laſſen konnte. Als er die auf ſich gerichteten<lb/> Waffen ſah, blieb er in der Thüröffnung ſtehen.</p><lb/> <p>„Chodih! Ihr wollt auf mich ſchießen?“</p><lb/> <p>„Nein. Wir halten uns nur für alles bereit. Es<lb/> könnte doch auch ein anderer, ein Feind ſein!“</p><lb/> <p>Er kam vollends herein, und ich ſchob den Balken<lb/> wieder vor.</p><lb/> <p>„Was willſt du, daß du uns in unſerer Ruhe ſtörſt?“<lb/> begann ich nun.</p><lb/> <p>„Ich will euch warnen,“ antwortete er.</p><lb/> <p>„Warnen! Wovor?“</p><lb/> <p>„Vor einer ſehr großen Gefahr. Ihr ſeid meine Gäſte,<lb/> und daher iſt es meine Pflicht, euch aufmerkſam zu machen.“</p><lb/> <p>Sein Blick forſchte ringsum und fiel auf die Leiter<lb/> und auf das geöffnete Loch im Dache.</p><lb/> <p>„Wo habt ihr eure Pferde?“ fragte er.</p><lb/> <p>„Drin in der Stube.“</p><lb/> <p>„In der Stube? Chodih, dieſe iſt doch nur für<lb/> Menſchen gemacht!“</p><lb/> <p>„Ein gutes Pferd iſt dem Reiſenden mehr wert als<lb/> ein ſchlechter Menſch!“</p><lb/> <p>„Der Beſitzer dieſes Hauſes wird zornig ſein, denn<lb/> die Hufe der Tiere werden ihm ſeine Diele zerſtampfen.“</p><lb/> <p>„Wir werden ihn entſchädigen.“</p><lb/> <p>„Warum habt ihr die Leiter hereingenommen?“</p><lb/> <p>„Sie gehört herein, da keine Treppe vorhanden iſt.“</p><lb/> <p>„Habt ihr geſchlafen?“</p><lb/> <p>Ich bejahte, und er fragte weiter:</p><lb/> <p>„Habt ihr Geräuſch gehört?“</p><lb/> <p>„Wir hörten draußen vor dem Hauſe Leute gehen,<lb/> aber das können wir ihnen nicht verbieten. Doch wir<lb/> hörten auch Leute in den Hof ſteigen, und das war uns<lb/> nicht lieb. Der Hof iſt unſer. Wären unſere Pferde noch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [393/0407]
den Eintritt laſſen konnte. Als er die auf ſich gerichteten
Waffen ſah, blieb er in der Thüröffnung ſtehen.
„Chodih! Ihr wollt auf mich ſchießen?“
„Nein. Wir halten uns nur für alles bereit. Es
könnte doch auch ein anderer, ein Feind ſein!“
Er kam vollends herein, und ich ſchob den Balken
wieder vor.
„Was willſt du, daß du uns in unſerer Ruhe ſtörſt?“
begann ich nun.
„Ich will euch warnen,“ antwortete er.
„Warnen! Wovor?“
„Vor einer ſehr großen Gefahr. Ihr ſeid meine Gäſte,
und daher iſt es meine Pflicht, euch aufmerkſam zu machen.“
Sein Blick forſchte ringsum und fiel auf die Leiter
und auf das geöffnete Loch im Dache.
„Wo habt ihr eure Pferde?“ fragte er.
„Drin in der Stube.“
„In der Stube? Chodih, dieſe iſt doch nur für
Menſchen gemacht!“
„Ein gutes Pferd iſt dem Reiſenden mehr wert als
ein ſchlechter Menſch!“
„Der Beſitzer dieſes Hauſes wird zornig ſein, denn
die Hufe der Tiere werden ihm ſeine Diele zerſtampfen.“
„Wir werden ihn entſchädigen.“
„Warum habt ihr die Leiter hereingenommen?“
„Sie gehört herein, da keine Treppe vorhanden iſt.“
„Habt ihr geſchlafen?“
Ich bejahte, und er fragte weiter:
„Habt ihr Geräuſch gehört?“
„Wir hörten draußen vor dem Hauſe Leute gehen,
aber das können wir ihnen nicht verbieten. Doch wir
hörten auch Leute in den Hof ſteigen, und das war uns
nicht lieb. Der Hof iſt unſer. Wären unſere Pferde noch
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