"Er ist besser als mancher Mensch. Du sagtest mir, daß ich nicht wiederkommen solle, und ich komme mit dem Hunde. Das ist die Antwort eines Emir aus Germani- stan. Sallam!"
Ich verließ ihn ebenso schnell als ich gekommen war und ging hinab. Unten aber, da ich mich nun im Freien befand, nahm ich mir Zeit; aber es kam niemand, um mich zur Rede zu stellen. Ich stieg auf und ritt davon. Die Gefährten waren eben erst zum Thore hinaus, als ich sie einholte; denn Mersinahs Abschiedsworte an sie hatten einige Zeit in Anspruch genommen.
"Was noch gemacht beim Mutesselim?" fragte Lindsay.
Ich erzählte es ihm.
"Ausgezeichnet! Hm! Köstlicher Einfall! Würde gut bezahlen, wenn Ihr ein anderer wäret! Yes!"
Er brummte und lachte noch lange vor sich hin.
Wir mußten bald absteigen, um die Pferde den steilen Weg hinabzuführen. Desto schneller aber ging es unten weiter, bis wir die Stelle erreichten, an welcher wir früher links abgeschwenkt hatten. Hier mußte Halef zurückblei- ben und sich verstecken, um uns zu benachrichtigen, wenn wir beobachtet würden. Wir erreichten die kleine Lich- tung, bei welcher wir die Pferde anbanden, und drangen dann zu Fuße in das Dickicht ein.
"Hier!" meinte der Engländer, als wir bei den Eichen anlangten. "Prachtvolle Villa da oben! Well! Raucht Tabak!"
Wirklich sah man ein kleines Tabakswölkchen nach dem andern oben aus der ,Villa Amad' hervorkräuseln. Der Araber lag in der Tiefe des Loches und bemerkte unsere Gegenwart nicht eher, als bis er durch einen lauten
„Ich komme, um Abſchied von dir zu nehmen.“
„Mit einem Hunde!“
„Er iſt beſſer als mancher Menſch. Du ſagteſt mir, daß ich nicht wiederkommen ſolle, und ich komme mit dem Hunde. Das iſt die Antwort eines Emir aus Germani- ſtan. Sallam!“
Ich verließ ihn ebenſo ſchnell als ich gekommen war und ging hinab. Unten aber, da ich mich nun im Freien befand, nahm ich mir Zeit; aber es kam niemand, um mich zur Rede zu ſtellen. Ich ſtieg auf und ritt davon. Die Gefährten waren eben erſt zum Thore hinaus, als ich ſie einholte; denn Merſinahs Abſchiedsworte an ſie hatten einige Zeit in Anſpruch genommen.
„Was noch gemacht beim Muteſſelim?“ fragte Lindſay.
Ich erzählte es ihm.
„Ausgezeichnet! Hm! Köſtlicher Einfall! Würde gut bezahlen, wenn Ihr ein anderer wäret! Yes!“
Er brummte und lachte noch lange vor ſich hin.
Wir mußten bald abſteigen, um die Pferde den ſteilen Weg hinabzuführen. Deſto ſchneller aber ging es unten weiter, bis wir die Stelle erreichten, an welcher wir früher links abgeſchwenkt hatten. Hier mußte Halef zurückblei- ben und ſich verſtecken, um uns zu benachrichtigen, wenn wir beobachtet würden. Wir erreichten die kleine Lich- tung, bei welcher wir die Pferde anbanden, und drangen dann zu Fuße in das Dickicht ein.
„Hier!“ meinte der Engländer, als wir bei den Eichen anlangten. „Prachtvolle Villa da oben! Well! Raucht Tabak!“
Wirklich ſah man ein kleines Tabakswölkchen nach dem andern oben aus der ‚Villa Amad‘ hervorkräuſeln. Der Araber lag in der Tiefe des Loches und bemerkte unſere Gegenwart nicht eher, als bis er durch einen lauten
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„Ich komme, um Abſchied von dir zu nehmen.“
„Mit einem Hunde!“
„Er iſt beſſer als mancher Menſch. Du ſagteſt mir,
daß ich nicht wiederkommen ſolle, und ich komme mit dem
Hunde. Das iſt die Antwort eines Emir aus Germani-
ſtan. Sallam!“
Ich verließ ihn ebenſo ſchnell als ich gekommen war
und ging hinab. Unten aber, da ich mich nun im Freien
befand, nahm ich mir Zeit; aber es kam niemand, um
mich zur Rede zu ſtellen. Ich ſtieg auf und ritt davon.
Die Gefährten waren eben erſt zum Thore hinaus, als
ich ſie einholte; denn Merſinahs Abſchiedsworte an ſie
hatten einige Zeit in Anſpruch genommen.
„Was noch gemacht beim Muteſſelim?“ fragte Lindſay.
Ich erzählte es ihm.
„Ausgezeichnet! Hm! Köſtlicher Einfall! Würde gut
bezahlen, wenn Ihr ein anderer wäret! Yes!“
Er brummte und lachte noch lange vor ſich hin.
Wir mußten bald abſteigen, um die Pferde den ſteilen
Weg hinabzuführen. Deſto ſchneller aber ging es unten
weiter, bis wir die Stelle erreichten, an welcher wir früher
links abgeſchwenkt hatten. Hier mußte Halef zurückblei-
ben und ſich verſtecken, um uns zu benachrichtigen, wenn
wir beobachtet würden. Wir erreichten die kleine Lich-
tung, bei welcher wir die Pferde anbanden, und drangen
dann zu Fuße in das Dickicht ein.
„Hier!“ meinte der Engländer, als wir bei den Eichen
anlangten. „Prachtvolle Villa da oben! Well! Raucht
Tabak!“
Wirklich ſah man ein kleines Tabakswölkchen nach
dem andern oben aus der ‚Villa Amad‘ hervorkräuſeln.
Der Araber lag in der Tiefe des Loches und bemerkte
unſere Gegenwart nicht eher, als bis er durch einen lauten
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/384>, abgerufen am 25.11.2024.
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