May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892]."Du hast es ja bei dem Mutesselim gehört." "Sie satteln schon!" schluchzte die ,Myrte', welche "Wohin gehet ihr?" "Das braucht der Mutesselim nicht zu erfahren, Selim "Dahin kommt ihr heute nicht." "So bleiben wir unterwegs über Nacht." "Herr," bat Mersinah, "bleibe wenigstens diese Nacht "Es ist beschlossen: wir reiten." "Du fürchtest dich doch nicht vor dem Mutesselim?" "Er selbst weiß am besten, daß ich ihn nicht fürchte!" "Und ich auch, Herr," fiel der Agha ein; "hast du Die ,Myrte' machte große Augen. "Maschallah, welch eine Summe!" "Und zwar in Gold!" fügte Selim hinzu. "Wem gehört dieses viele Geld?" "Dem Emir natürlich! Emir, hättest du doch auch "Hast du das nicht gethan, Effendi?" erkundigte sich "Ich habe ja auch Wort gehalten." "Wirklich? Emir, wann hast du mit dem Mutesselim "Als Selim Agha dabei war." "Herr, ich habe nichts gehört!" beteuerte dieser. "Maschallah, so bist du plötzlich taub geworden! Der „Du haſt es ja bei dem Muteſſelim gehört.“ „Sie ſatteln ſchon!“ ſchluchzte die ‚Myrte‘, welche „Wohin gehet ihr?“ „Das braucht der Muteſſelim nicht zu erfahren, Selim „Dahin kommt ihr heute nicht.“ „So bleiben wir unterwegs über Nacht.“ „Herr,“ bat Merſinah, „bleibe wenigſtens dieſe Nacht „Es iſt beſchloſſen: wir reiten.“ „Du fürchteſt dich doch nicht vor dem Muteſſelim?“ „Er ſelbſt weiß am beſten, daß ich ihn nicht fürchte!“ „Und ich auch, Herr,“ fiel der Agha ein; „haſt du Die ‚Myrte‘ machte große Augen. „Maſchallah, welch eine Summe!“ „Und zwar in Gold!“ fügte Selim hinzu. „Wem gehört dieſes viele Geld?“ „Dem Emir natürlich! Emir, hätteſt du doch auch „Haſt du das nicht gethan, Effendi?“ erkundigte ſich „Ich habe ja auch Wort gehalten.“ „Wirklich? Emir, wann haſt du mit dem Muteſſelim „Als Selim Agha dabei war.“ „Herr, ich habe nichts gehört!“ beteuerte dieſer. „Maſchallah, ſo biſt du plötzlich taub geworden! Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0376" n="362"/> <p>„Du haſt es ja bei dem Muteſſelim gehört.“</p><lb/> <p>„Sie ſatteln ſchon!“ ſchluchzte die ‚Myrte‘, welche<lb/> ſich die Thränen aus den Augen wiſchen wollte, mit der<lb/> Hand aber leider nur bis an die ebenſo betrübte Naſe kam.</p><lb/> <p>„Wohin gehet ihr?“</p><lb/> <p>„Das braucht der Muteſſelim nicht zu erfahren, Selim<lb/> Agha. Wir reiten nach Gumri.“</p><lb/> <p>„Dahin kommt ihr heute nicht.“</p><lb/> <p>„So bleiben wir unterwegs über Nacht.“</p><lb/> <p>„Herr,“ bat Merſinah, „bleibe wenigſtens dieſe Nacht<lb/> noch hier bei uns. Ich will euch meinen beſten Pillan<lb/> bereiten.“</p><lb/> <p>„Es iſt beſchloſſen: wir reiten.“</p><lb/> <p>„Du fürchteſt dich doch nicht vor dem Muteſſelim?“</p><lb/> <p>„Er ſelbſt weiß am beſten, daß ich ihn nicht fürchte!“</p><lb/> <p>„Und ich auch, Herr,“ fiel der Agha ein; „haſt du<lb/> ihm doch zweitauſend Piaſter abgezwungen!“</p><lb/> <p>Die ‚Myrte‘ machte große Augen.</p><lb/> <p>„Maſchallah, welch eine Summe!“</p><lb/> <p>„Und zwar in Gold!“ fügte Selim hinzu.</p><lb/> <p>„Wem gehört dieſes viele Geld?“</p><lb/> <p>„Dem Emir natürlich! Emir, hätteſt du doch auch<lb/> für mich ein Wort geſprochen!“</p><lb/> <p>„Haſt du das nicht gethan, Effendi?“ erkundigte ſich<lb/> Merſinah. „Du hatteſt es uns doch verſprochen!“</p><lb/> <p>„Ich habe ja auch Wort gehalten.“</p><lb/> <p>„Wirklich? Emir, wann haſt du mit dem Muteſſelim<lb/> darüber geredet?“</p><lb/> <p>„Als Selim Agha dabei war.“</p><lb/> <p>„Herr, ich habe nichts gehört!“ beteuerte dieſer.</p><lb/> <p>„Maſchallah, ſo biſt du plötzlich taub geworden! Der<lb/> Muteſſelim bot mir ja fünfhundert Piaſter anſtatt der<lb/> fünftauſend, welche ich verlangte!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [362/0376]
„Du haſt es ja bei dem Muteſſelim gehört.“
„Sie ſatteln ſchon!“ ſchluchzte die ‚Myrte‘, welche
ſich die Thränen aus den Augen wiſchen wollte, mit der
Hand aber leider nur bis an die ebenſo betrübte Naſe kam.
„Wohin gehet ihr?“
„Das braucht der Muteſſelim nicht zu erfahren, Selim
Agha. Wir reiten nach Gumri.“
„Dahin kommt ihr heute nicht.“
„So bleiben wir unterwegs über Nacht.“
„Herr,“ bat Merſinah, „bleibe wenigſtens dieſe Nacht
noch hier bei uns. Ich will euch meinen beſten Pillan
bereiten.“
„Es iſt beſchloſſen: wir reiten.“
„Du fürchteſt dich doch nicht vor dem Muteſſelim?“
„Er ſelbſt weiß am beſten, daß ich ihn nicht fürchte!“
„Und ich auch, Herr,“ fiel der Agha ein; „haſt du
ihm doch zweitauſend Piaſter abgezwungen!“
Die ‚Myrte‘ machte große Augen.
„Maſchallah, welch eine Summe!“
„Und zwar in Gold!“ fügte Selim hinzu.
„Wem gehört dieſes viele Geld?“
„Dem Emir natürlich! Emir, hätteſt du doch auch
für mich ein Wort geſprochen!“
„Haſt du das nicht gethan, Effendi?“ erkundigte ſich
Merſinah. „Du hatteſt es uns doch verſprochen!“
„Ich habe ja auch Wort gehalten.“
„Wirklich? Emir, wann haſt du mit dem Muteſſelim
darüber geredet?“
„Als Selim Agha dabei war.“
„Herr, ich habe nichts gehört!“ beteuerte dieſer.
„Maſchallah, ſo biſt du plötzlich taub geworden! Der
Muteſſelim bot mir ja fünfhundert Piaſter anſtatt der
fünftauſend, welche ich verlangte!“
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