"Versteht sich! Well! Yes! Schönes Land hier, sehr schön! Alle Tage besseres Abenteuer!"
Ich erzählte ihm in englischer Sprache und fügte dann bei:
"In einer Stunde sind wir fort."
Des Engländers Gesicht nahm ganz die Stellung eines außerordentlich erschrockenen Fragezeichens an.
"Nach Gumri," fügte ich hinzu.
"Oh, war schön hier, sehr schön! Interessant!"
"Noch gestern hieltet Ihr es nicht für schön, Master Lindsay!"
"War Aerger! Hatte nichts zu thun! Ist aber trotzdem schön gewesen, sehr schön! Romantisch! Yes! Wie ist es in Gumri?"
"Noch viel romantischer."
"Well! So gehen wir hin!"
Er erhob sich sofort, um nach seinem Pferde zu sehen, und nun hatte ich Zeit, auch den beiden andern meine letzten Erlebnisse mitzuteilen. Keiner war über unsere Abreise so erfreut wie Mohammed Emin, dessen Herzens- wunsch es war, mit seinem Sohne baldigst zusammen zu kommen. Auch er erhob sich eiligst, um sich zur Abreise fertig zu machen. Nun begab ich mich in meine Stube zurück, um einen Brief an Ali Bey zu schreiben. Ich meldete ihm in gedrängten Worten alles und sagte ihm Dank für die beiden Schreiben, die mir so große Dienste geleistet hatten. Diese Schreiben übergab ich nebst dem Briefe Selek, welcher dann Amadijah sogleich verließ. Er schloß sich dem Transport nicht an, sondern zog als Dschesidi vor, ganz allein zu reisen.
Da hallten die eiligen Schritte zweier Personen auf der Treppe. Selim Agha trat mit Mersinah ein.
"Effendi, ist es wirklich dein Ernst, daß du Amadijah verlassen willst?" fragte er mich.
„Verſteht ſich! Well! Yes! Schönes Land hier, ſehr ſchön! Alle Tage beſſeres Abenteuer!“
Ich erzählte ihm in engliſcher Sprache und fügte dann bei:
„In einer Stunde ſind wir fort.“
Des Engländers Geſicht nahm ganz die Stellung eines außerordentlich erſchrockenen Fragezeichens an.
„Nach Gumri,“ fügte ich hinzu.
„Oh, war ſchön hier, ſehr ſchön! Intereſſant!“
„Noch geſtern hieltet Ihr es nicht für ſchön, Maſter Lindſay!“
„War Aerger! Hatte nichts zu thun! Iſt aber trotzdem ſchön geweſen, ſehr ſchön! Romantiſch! Yes! Wie iſt es in Gumri?“
„Noch viel romantiſcher.“
„Well! So gehen wir hin!“
Er erhob ſich ſofort, um nach ſeinem Pferde zu ſehen, und nun hatte ich Zeit, auch den beiden andern meine letzten Erlebniſſe mitzuteilen. Keiner war über unſere Abreiſe ſo erfreut wie Mohammed Emin, deſſen Herzens- wunſch es war, mit ſeinem Sohne baldigſt zuſammen zu kommen. Auch er erhob ſich eiligſt, um ſich zur Abreiſe fertig zu machen. Nun begab ich mich in meine Stube zurück, um einen Brief an Ali Bey zu ſchreiben. Ich meldete ihm in gedrängten Worten alles und ſagte ihm Dank für die beiden Schreiben, die mir ſo große Dienſte geleiſtet hatten. Dieſe Schreiben übergab ich nebſt dem Briefe Selek, welcher dann Amadijah ſogleich verließ. Er ſchloß ſich dem Transport nicht an, ſondern zog als Dſcheſidi vor, ganz allein zu reiſen.
Da hallten die eiligen Schritte zweier Perſonen auf der Treppe. Selim Agha trat mit Merſinah ein.
„Effendi, iſt es wirklich dein Ernſt, daß du Amadijah verlaſſen willſt?“ fragte er mich.
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„Verſteht ſich! Well! Yes! Schönes Land hier,
ſehr ſchön! Alle Tage beſſeres Abenteuer!“
Ich erzählte ihm in engliſcher Sprache und fügte dann bei:
„In einer Stunde ſind wir fort.“
Des Engländers Geſicht nahm ganz die Stellung
eines außerordentlich erſchrockenen Fragezeichens an.
„Nach Gumri,“ fügte ich hinzu.
„Oh, war ſchön hier, ſehr ſchön! Intereſſant!“
„Noch geſtern hieltet Ihr es nicht für ſchön, Maſter
Lindſay!“
„War Aerger! Hatte nichts zu thun! Iſt aber
trotzdem ſchön geweſen, ſehr ſchön! Romantiſch! Yes!
Wie iſt es in Gumri?“
„Noch viel romantiſcher.“
„Well! So gehen wir hin!“
Er erhob ſich ſofort, um nach ſeinem Pferde zu ſehen,
und nun hatte ich Zeit, auch den beiden andern meine
letzten Erlebniſſe mitzuteilen. Keiner war über unſere
Abreiſe ſo erfreut wie Mohammed Emin, deſſen Herzens-
wunſch es war, mit ſeinem Sohne baldigſt zuſammen zu
kommen. Auch er erhob ſich eiligſt, um ſich zur Abreiſe
fertig zu machen. Nun begab ich mich in meine Stube
zurück, um einen Brief an Ali Bey zu ſchreiben. Ich
meldete ihm in gedrängten Worten alles und ſagte ihm
Dank für die beiden Schreiben, die mir ſo große Dienſte
geleiſtet hatten. Dieſe Schreiben übergab ich nebſt dem
Briefe Selek, welcher dann Amadijah ſogleich verließ.
Er ſchloß ſich dem Transport nicht an, ſondern zog als
Dſcheſidi vor, ganz allein zu reiſen.
Da hallten die eiligen Schritte zweier Perſonen auf
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„Effendi, iſt es wirklich dein Ernſt, daß du Amadijah
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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