nach seiner rechten Achsel und fuhr von derselben aus längs des Armes herab, um sein Handgelenk zu fassen. Es war grad die rechte Zeit gewesen, denn er hatte be- reits den Arm erhoben, um zuzustoßen.
Mittlerweile waren die beiden anderen schreiend bei uns angekommen. Der Kommandant packte mich an.
"Lasse los, Mutesselim, ich bin es ja!"
"Hast du ihn fest?"
"Ja. Schließe die Thüre schnell zu, und brenne Licht an. Er kann uns nicht entkommen!"
"Kannst du ihn allein halten, Emir?" fragte der Agha.
"Ja."
"So werde ich Licht holen!"
Der Kommandant verschloß die Thüre, getraute sich dann aber nicht, uns nahe zu kommen. Ich hatte den Gefangenen an die gegenüberliegende Wand gebracht, konnte ihn aber nicht zu Boden drücken, weil ich die Hand nicht frei bekam, welche mich vor dem Messer zu schützen hatte. Ich hielt ihn aber fest, bis nach einer sehr langen Zeit der Agha mit Licht erschien. Er hatte erst oben bei dem Sergeanten Oel holen müssen. Er stellte die Lampe auf eine der Treppenstufen und kam herbei.
"Nimm ihm das Messer," bat ich.
Er entriß es ihm, und nun hatte ich freie Hand. Ich faßte den Makredsch bei der Brust. Er griff nach mir, aber augenblicklich bückte ich mich, und während seine beiden Hände in die Luft langten, faßte ich ihn am Unterbeine und riß dasselbe empor, so daß er das Gleich- gewicht verlor und niederstürzte.
"Bindet ihn!" sagte ich.
"Womit?"
"Mit seinem Gürtel."
Sie thaten es. Er lag still und ruhig und ließ es
II. 21
nach ſeiner rechten Achſel und fuhr von derſelben aus längs des Armes herab, um ſein Handgelenk zu faſſen. Es war grad die rechte Zeit geweſen, denn er hatte be- reits den Arm erhoben, um zuzuſtoßen.
Mittlerweile waren die beiden anderen ſchreiend bei uns angekommen. Der Kommandant packte mich an.
„Laſſe los, Muteſſelim, ich bin es ja!“
„Haſt du ihn feſt?“
„Ja. Schließe die Thüre ſchnell zu, und brenne Licht an. Er kann uns nicht entkommen!“
„Kannſt du ihn allein halten, Emir?“ fragte der Agha.
„Ja.“
„So werde ich Licht holen!“
Der Kommandant verſchloß die Thüre, getraute ſich dann aber nicht, uns nahe zu kommen. Ich hatte den Gefangenen an die gegenüberliegende Wand gebracht, konnte ihn aber nicht zu Boden drücken, weil ich die Hand nicht frei bekam, welche mich vor dem Meſſer zu ſchützen hatte. Ich hielt ihn aber feſt, bis nach einer ſehr langen Zeit der Agha mit Licht erſchien. Er hatte erſt oben bei dem Sergeanten Oel holen müſſen. Er ſtellte die Lampe auf eine der Treppenſtufen und kam herbei.
„Nimm ihm das Meſſer,“ bat ich.
Er entriß es ihm, und nun hatte ich freie Hand. Ich faßte den Makredſch bei der Bruſt. Er griff nach mir, aber augenblicklich bückte ich mich, und während ſeine beiden Hände in die Luft langten, faßte ich ihn am Unterbeine und riß dasſelbe empor, ſo daß er das Gleich- gewicht verlor und niederſtürzte.
„Bindet ihn!“ ſagte ich.
„Womit?“
„Mit ſeinem Gürtel.“
Sie thaten es. Er lag ſtill und ruhig und ließ es
II. 21
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nach ſeiner rechten Achſel und fuhr von derſelben aus
längs des Armes herab, um ſein Handgelenk zu faſſen.
Es war grad die rechte Zeit geweſen, denn er hatte be-
reits den Arm erhoben, um zuzuſtoßen.
Mittlerweile waren die beiden anderen ſchreiend bei
uns angekommen. Der Kommandant packte mich an.
„Laſſe los, Muteſſelim, ich bin es ja!“
„Haſt du ihn feſt?“
„Ja. Schließe die Thüre ſchnell zu, und brenne
Licht an. Er kann uns nicht entkommen!“
„Kannſt du ihn allein halten, Emir?“ fragte der Agha.
„Ja.“
„So werde ich Licht holen!“
Der Kommandant verſchloß die Thüre, getraute ſich
dann aber nicht, uns nahe zu kommen. Ich hatte den
Gefangenen an die gegenüberliegende Wand gebracht,
konnte ihn aber nicht zu Boden drücken, weil ich die Hand
nicht frei bekam, welche mich vor dem Meſſer zu ſchützen
hatte. Ich hielt ihn aber feſt, bis nach einer ſehr langen
Zeit der Agha mit Licht erſchien. Er hatte erſt oben bei
dem Sergeanten Oel holen müſſen. Er ſtellte die Lampe
auf eine der Treppenſtufen und kam herbei.
„Nimm ihm das Meſſer,“ bat ich.
Er entriß es ihm, und nun hatte ich freie Hand.
Ich faßte den Makredſch bei der Bruſt. Er griff nach
mir, aber augenblicklich bückte ich mich, und während
ſeine beiden Hände in die Luft langten, faßte ich ihn am
Unterbeine und riß dasſelbe empor, ſo daß er das Gleich-
gewicht verlor und niederſtürzte.
„Bindet ihn!“ ſagte ich.
„Womit?“
„Mit ſeinem Gürtel.“
Sie thaten es. Er lag ſtill und ruhig und ließ es
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/335>, abgerufen am 27.11.2024.
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