Er stand entschlossen auf; auch der Agha that dies. Ich stand an der Thüre und trat zur Seite, um dem Mutesselim den Vortritt zu lassen. Aus dem Gürtel desselben blickte der Schlüssel hervor. Die Augen des Gefangenen leuchteten auf. Er that einen Sprung, riß den Schlüssel heraus, warf den Kommandanten auf den Agha, daß beide taumelnd an mich flogen und ich fast niedergerissen wurde, sprang zur Thüre hinaus und eilte den finstern Gang hinauf. Die Lampe war umgestürzt und Finsternis umhüllte auch uns.
"Ihm nach!" rief der Kommandant.
Der Makredsch wäre gerettet gewesen, wenn er die Geistesgegenwart gehabt hätte, die Thüre hinter sich zu- zuwerfen und den Riegel vorzuschieben. Zeit dazu hätte er gehabt, denn die beiden Männer verwirrten sich in- einander, so daß ich, um schnell hinauszukommen, sie fassen und von der Thüre zurückschleudern mußte.
Schon hörte ich den Schlüssel im Schlosse klirren. Der Umstand, daß die Thüre bereits von mir geöffnet war, wurde dem Makredsch verderblich. Er wandte die Kraft der Verzweiflung an, mittels des Schlüssels den Riegel zurückzubewegen, ohne das Oeffnen der Thüre zu versuchen. Der Riegel aber konnte nicht nachgeben. Jetzt war ich dort und faßte ihn. Er hatte sich gegen mich gewendet und die Vorsicht gebraucht, nach meinem Gürtel zu langen. Ich fühlte dies und griff nieder. Es war ihm gelungen, mein Messer zu ergreifen, denn die Schneide desselben strich, mich verwundend, über die Außenfläche meiner Hand hinweg. Es war so dunkel, daß ich seine Bewegungen nicht sehen konnte. Ich griff ihm also, in- dem ich ihn mit der Rechten festhielt, mit der Linken
„Ja.“
„Dann vorwärts! Folge uns!“
Er ſtand entſchloſſen auf; auch der Agha that dies. Ich ſtand an der Thüre und trat zur Seite, um dem Muteſſelim den Vortritt zu laſſen. Aus dem Gürtel desſelben blickte der Schlüſſel hervor. Die Augen des Gefangenen leuchteten auf. Er that einen Sprung, riß den Schlüſſel heraus, warf den Kommandanten auf den Agha, daß beide taumelnd an mich flogen und ich faſt niedergeriſſen wurde, ſprang zur Thüre hinaus und eilte den finſtern Gang hinauf. Die Lampe war umgeſtürzt und Finſternis umhüllte auch uns.
„Ihm nach!“ rief der Kommandant.
Der Makredſch wäre gerettet geweſen, wenn er die Geiſtesgegenwart gehabt hätte, die Thüre hinter ſich zu- zuwerfen und den Riegel vorzuſchieben. Zeit dazu hätte er gehabt, denn die beiden Männer verwirrten ſich in- einander, ſo daß ich, um ſchnell hinauszukommen, ſie faſſen und von der Thüre zurückſchleudern mußte.
Schon hörte ich den Schlüſſel im Schloſſe klirren. Der Umſtand, daß die Thüre bereits von mir geöffnet war, wurde dem Makredſch verderblich. Er wandte die Kraft der Verzweiflung an, mittels des Schlüſſels den Riegel zurückzubewegen, ohne das Oeffnen der Thüre zu verſuchen. Der Riegel aber konnte nicht nachgeben. Jetzt war ich dort und faßte ihn. Er hatte ſich gegen mich gewendet und die Vorſicht gebraucht, nach meinem Gürtel zu langen. Ich fühlte dies und griff nieder. Es war ihm gelungen, mein Meſſer zu ergreifen, denn die Schneide desſelben ſtrich, mich verwundend, über die Außenfläche meiner Hand hinweg. Es war ſo dunkel, daß ich ſeine Bewegungen nicht ſehen konnte. Ich griff ihm alſo, in- dem ich ihn mit der Rechten feſthielt, mit der Linken
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„Ja.“
„Dann vorwärts! Folge uns!“
Er ſtand entſchloſſen auf; auch der Agha that dies.
Ich ſtand an der Thüre und trat zur Seite, um
dem Muteſſelim den Vortritt zu laſſen. Aus dem Gürtel
desſelben blickte der Schlüſſel hervor. Die Augen des
Gefangenen leuchteten auf. Er that einen Sprung, riß
den Schlüſſel heraus, warf den Kommandanten auf den
Agha, daß beide taumelnd an mich flogen und ich faſt
niedergeriſſen wurde, ſprang zur Thüre hinaus und eilte
den finſtern Gang hinauf. Die Lampe war umgeſtürzt
und Finſternis umhüllte auch uns.
„Ihm nach!“ rief der Kommandant.
Der Makredſch wäre gerettet geweſen, wenn er die
Geiſtesgegenwart gehabt hätte, die Thüre hinter ſich zu-
zuwerfen und den Riegel vorzuſchieben. Zeit dazu hätte
er gehabt, denn die beiden Männer verwirrten ſich in-
einander, ſo daß ich, um ſchnell hinauszukommen, ſie
faſſen und von der Thüre zurückſchleudern mußte.
Schon hörte ich den Schlüſſel im Schloſſe klirren.
Der Umſtand, daß die Thüre bereits von mir geöffnet
war, wurde dem Makredſch verderblich. Er wandte die
Kraft der Verzweiflung an, mittels des Schlüſſels den
Riegel zurückzubewegen, ohne das Oeffnen der Thüre zu
verſuchen. Der Riegel aber konnte nicht nachgeben. Jetzt
war ich dort und faßte ihn. Er hatte ſich gegen mich
gewendet und die Vorſicht gebraucht, nach meinem Gürtel
zu langen. Ich fühlte dies und griff nieder. Es war
ihm gelungen, mein Meſſer zu ergreifen, denn die Schneide
desſelben ſtrich, mich verwundend, über die Außenfläche
meiner Hand hinweg. Es war ſo dunkel, daß ich ſeine
Bewegungen nicht ſehen konnte. Ich griff ihm alſo, in-
dem ich ihn mit der Rechten feſthielt, mit der Linken
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/334>, abgerufen am 27.11.2024.
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