May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].Er erhielt keine Antwort. "Kannst du nicht reden?" Es erfolgte dasselbe Schweigen. "Hund, man wird dir den Mund zu öffnen wissen! Amad sprach keine Silbe, hielt aber das Auge auf Jetzt wurde die andere Thüre geöffnet. Der Makredsch "Makredsch, wie gefällt es dir?" fragte der Kom- "Wollte doch Allah, daß du an meiner Stelle wärest!" "Das wird der Prophet verhüten! Dein Schicksal "Ich fürchte mich nicht!" "Du hast den Agha hier ermorden wollen." "Er ist es wert!" "Hast ihn bestechen wollen." "Er ist die Dummheit selbst!" "Hast ihn gleich bezahlen wollen." "Der Kerl verdiente, gehängt zu werden!" "Vielleicht wären deine Wünsche zu erfüllen," meinte "Wie?" zuckte der Makredsch auf. "Sprichst du im "Ja." "Du willst mit mir handeln?" Er erhielt keine Antwort. „Kannſt du nicht reden?“ Es erfolgte dasſelbe Schweigen. „Hund, man wird dir den Mund zu öffnen wiſſen! Amad ſprach keine Silbe, hielt aber das Auge auf Jetzt wurde die andere Thüre geöffnet. Der Makredſch „Makredſch, wie gefällt es dir?“ fragte der Kom- „Wollte doch Allah, daß du an meiner Stelle wäreſt!“ „Das wird der Prophet verhüten! Dein Schickſal „Ich fürchte mich nicht!“ „Du haſt den Agha hier ermorden wollen.“ „Er iſt es wert!“ „Haſt ihn beſtechen wollen.“ „Er iſt die Dummheit ſelbſt!“ „Haſt ihn gleich bezahlen wollen.“ „Der Kerl verdiente, gehängt zu werden!“ „Vielleicht wären deine Wünſche zu erfüllen,“ meinte „Wie?“ zuckte der Makredſch auf. „Sprichſt du im „Ja.“ „Du willſt mit mir handeln?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0324" n="310"/> <p>Er erhielt keine Antwort.</p><lb/> <p>„Kannſt du nicht reden?“</p><lb/> <p>Es erfolgte dasſelbe Schweigen.</p><lb/> <p>„Hund, man wird dir den Mund zu öffnen wiſſen!<lb/> Morgen wirſt du fortgeſchafft!“</p><lb/> <p>Amad ſprach keine Silbe, hielt aber das Auge auf<lb/> mich gerichtet, um ſich keine meiner Mienen entgehen zu<lb/> laſſen. Ich gab ihm durch ein ſchnelles Aufziehen und<lb/> Sinkenlaſſen der Brauen zu verſtehen, daß er aufmerken<lb/> ſolle; dann ſchob Selim die Riegel wieder vor.</p><lb/> <p>Jetzt wurde die andere Thüre geöffnet. Der Makredſch<lb/> ſtand an die Mauer gelehnt. Sein Auge war erwartungs-<lb/> voll auf uns gerichtet.</p><lb/> <p>„Makredſch, wie gefällt es dir?“ fragte der Kom-<lb/> mandant ein wenig ironiſch, wohl infolge des Weines.</p><lb/> <p>„Wollte doch Allah, daß du an meiner Stelle wäreſt!“</p><lb/> <p>„Das wird der Prophet verhüten! Dein Schickſal<lb/> iſt ein ſehr ſchlimmes?“</p><lb/> <p>„Ich fürchte mich nicht!“</p><lb/> <p>„Du haſt den Agha hier ermorden wollen.“</p><lb/> <p>„Er iſt es wert!“</p><lb/> <p>„Haſt ihn beſtechen wollen.“</p><lb/> <p>„Er iſt die Dummheit ſelbſt!“</p><lb/> <p>„Haſt ihn gleich bezahlen wollen.“</p><lb/> <p>„Der Kerl verdiente, gehängt zu werden!“</p><lb/> <p>„Vielleicht wären deine Wünſche zu erfüllen,“ meinte<lb/> der Kommandant mit ſchlauer Miene. Infolge des Wein-<lb/> genuſſes und vor Erwartung der hoffentlichen Beute<lb/> ſtrahlte ſein Angeſicht.</p><lb/> <p>„Wie?“ zuckte der Makredſch auf. „Sprichſt du im<lb/> Ernſte?“</p><lb/> <p>„Ja.“</p><lb/> <p>„Du willſt mit mir handeln?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [310/0324]
Er erhielt keine Antwort.
„Kannſt du nicht reden?“
Es erfolgte dasſelbe Schweigen.
„Hund, man wird dir den Mund zu öffnen wiſſen!
Morgen wirſt du fortgeſchafft!“
Amad ſprach keine Silbe, hielt aber das Auge auf
mich gerichtet, um ſich keine meiner Mienen entgehen zu
laſſen. Ich gab ihm durch ein ſchnelles Aufziehen und
Sinkenlaſſen der Brauen zu verſtehen, daß er aufmerken
ſolle; dann ſchob Selim die Riegel wieder vor.
Jetzt wurde die andere Thüre geöffnet. Der Makredſch
ſtand an die Mauer gelehnt. Sein Auge war erwartungs-
voll auf uns gerichtet.
„Makredſch, wie gefällt es dir?“ fragte der Kom-
mandant ein wenig ironiſch, wohl infolge des Weines.
„Wollte doch Allah, daß du an meiner Stelle wäreſt!“
„Das wird der Prophet verhüten! Dein Schickſal
iſt ein ſehr ſchlimmes?“
„Ich fürchte mich nicht!“
„Du haſt den Agha hier ermorden wollen.“
„Er iſt es wert!“
„Haſt ihn beſtechen wollen.“
„Er iſt die Dummheit ſelbſt!“
„Haſt ihn gleich bezahlen wollen.“
„Der Kerl verdiente, gehängt zu werden!“
„Vielleicht wären deine Wünſche zu erfüllen,“ meinte
der Kommandant mit ſchlauer Miene. Infolge des Wein-
genuſſes und vor Erwartung der hoffentlichen Beute
ſtrahlte ſein Angeſicht.
„Wie?“ zuckte der Makredſch auf. „Sprichſt du im
Ernſte?“
„Ja.“
„Du willſt mit mir handeln?“
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Zitationshilfe: | May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/324>, abgerufen am 18.07.2024. |