"Mühe? Gar keine! Was soll ich mir mit diesen Halunken für Mühe geben? Ich gehe täglich einmal in das Gefängnis, um nachzusehen, ob vielleicht einer gestorben ist."
"Zu welcher Zeit thust du das?"
"Wenn es mir paßt."
"Auch des Nachts?"
"Ja, wenn ich am Tage es vergessen hatte und grad ausgegangen war. Wallahi, da fällt mir ein, daß ich heute noch nicht dort gewesen bin!"
"Meine Ankunft hat dich gestört."
"Das ist wahr, Effendi."
"So mußt du nachsehen?"
"Das werde ich nicht thun."
"Warum nicht?"
"Die Kerle sind es nicht wert, daß ich mich bemühe!"
"Richtig! Aber wirst du dir nicht den Respekt ver- scherzen?"
"Welchen Respekt?"
"Du bist doch Agha, ein hoher Offizier. Deine Arnauten und Unteroffiziere müssen Angst vor dir haben! Nicht?"
"Ja, das müssen sie. Bei Allah, das müssen sie!" beteuerte er.
"Auch der Sergeant, der im Gefängnis ist?"
"Auch dieser. Natürlich! Dieser Mazir ist überhaupt ein widerspenstiger Hund. Er muß Angst haben!"
"So mußt du ihn gut beaufsichtigen, mußt ihn zu- weilen überraschen, um zu sehen, ob er im Dienste pünkt- lich ist, sonst wird er dich niemals fürchten!"
"Das werde ich; ja, bei Allah, ich werde es!"
"Wenn er sicher ist, daß du nicht kommst, so sitzt er vielleicht beim Kawedschi *) oder bei den Tänzerinnen und lacht dich aus."
*) Kaffeewirt.
„Mühe? Gar keine! Was ſoll ich mir mit dieſen Halunken für Mühe geben? Ich gehe täglich einmal in das Gefängnis, um nachzuſehen, ob vielleicht einer geſtorben iſt.“
„Zu welcher Zeit thuſt du das?“
„Wenn es mir paßt.“
„Auch des Nachts?“
„Ja, wenn ich am Tage es vergeſſen hatte und grad ausgegangen war. Wallahi, da fällt mir ein, daß ich heute noch nicht dort geweſen bin!“
„Meine Ankunft hat dich geſtört.“
„Das iſt wahr, Effendi.“
„So mußt du nachſehen?“
„Das werde ich nicht thun.“
„Warum nicht?“
„Die Kerle ſind es nicht wert, daß ich mich bemühe!“
„Richtig! Aber wirſt du dir nicht den Reſpekt ver- ſcherzen?“
„Welchen Reſpekt?“
„Du biſt doch Agha, ein hoher Offizier. Deine Arnauten und Unteroffiziere müſſen Angſt vor dir haben! Nicht?“
„Ja, das müſſen ſie. Bei Allah, das müſſen ſie!“ beteuerte er.
„Auch der Sergeant, der im Gefängnis iſt?“
„Auch dieſer. Natürlich! Dieſer Mazir iſt überhaupt ein widerſpenſtiger Hund. Er muß Angſt haben!“
„So mußt du ihn gut beaufſichtigen, mußt ihn zu- weilen überraſchen, um zu ſehen, ob er im Dienſte pünkt- lich iſt, ſonſt wird er dich niemals fürchten!“
„Das werde ich; ja, bei Allah, ich werde es!“
„Wenn er ſicher iſt, daß du nicht kommſt, ſo ſitzt er vielleicht beim Kawedſchi *) oder bei den Tänzerinnen und lacht dich aus.“
*) Kaffeewirt.
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„Mühe? Gar keine! Was ſoll ich mir mit dieſen
Halunken für Mühe geben? Ich gehe täglich einmal in das
Gefängnis, um nachzuſehen, ob vielleicht einer geſtorben iſt.“
„Zu welcher Zeit thuſt du das?“
„Wenn es mir paßt.“
„Auch des Nachts?“
„Ja, wenn ich am Tage es vergeſſen hatte und grad
ausgegangen war. Wallahi, da fällt mir ein, daß ich
heute noch nicht dort geweſen bin!“
„Meine Ankunft hat dich geſtört.“
„Das iſt wahr, Effendi.“
„So mußt du nachſehen?“
„Das werde ich nicht thun.“
„Warum nicht?“
„Die Kerle ſind es nicht wert, daß ich mich bemühe!“
„Richtig! Aber wirſt du dir nicht den Reſpekt ver-
ſcherzen?“
„Welchen Reſpekt?“
„Du biſt doch Agha, ein hoher Offizier. Deine Arnauten
und Unteroffiziere müſſen Angſt vor dir haben! Nicht?“
„Ja, das müſſen ſie. Bei Allah, das müſſen ſie!“
beteuerte er.
„Auch der Sergeant, der im Gefängnis iſt?“
„Auch dieſer. Natürlich! Dieſer Mazir iſt überhaupt
ein widerſpenſtiger Hund. Er muß Angſt haben!“
„So mußt du ihn gut beaufſichtigen, mußt ihn zu-
weilen überraſchen, um zu ſehen, ob er im Dienſte pünkt-
lich iſt, ſonſt wird er dich niemals fürchten!“
„Das werde ich; ja, bei Allah, ich werde es!“
„Wenn er ſicher iſt, daß du nicht kommſt, ſo ſitzt er
vielleicht beim Kawedſchi *) oder bei den Tänzerinnen und
lacht dich aus.“
*) Kaffeewirt.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/248>, abgerufen am 26.11.2024.
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