schnell im Dunkel der Häuser verschwand. Ich erkannte den Mann. Es war der Arnaute, der uns angefallen hatte, doch zog ich es jetzt vor, ihn nicht zu erwähnen.
"Es war wohl einer deiner Arnauten."
"Ja, aber ich habe doch wohl dieses Gesicht noch nicht gesehen."
"Das Licht des Mondes täuscht."
"Weißt du, Emir, was ich dir da jetzt sagen wollte?"
"Was?"
"Hm! Ich bin krank."
"Was fehlt dir?"
"Ich leide an dem System der Nerven und des Blutes."
"Selim Agha, ich glaube, du hast gehorcht!"
"O nein, Effendi! Aber ich mußte ja euer Gespräch hören, da ich als der Nächste neben dem Mutesselim saß."
"Jedoch so weit entfernt, daß du lauschen mußtest!"
"Soll man nicht lauschen, wenn man einer Stärkung bedarf?"
"Du willst sie doch nicht etwa von mir verlangen!"
"Wohl von dem alten Hekim? Der würde mir Fliegen geben!"
"Willst du sie in einer Arzneiflasche oder in einer großen Flasche?"
"Du willst sagen, in einigen großen Flaschen!"
"Wann?"
"Jetzt, wenn es dir gefällig ist!"
"So laß uns eilen, daß wir nach Hause kommen!"
"O nein, Emir, denn da ist mir Mersinah im Wege. Sie darf niemals wissen, daß ich ein krankes System der Verdauung habe!"
"Aber sie sollte es doch wissen, da sie dir die Speisen bereitet."
"Sie würde die Medizin an meiner Stelle trinken.
ſchnell im Dunkel der Häuſer verſchwand. Ich erkannte den Mann. Es war der Arnaute, der uns angefallen hatte, doch zog ich es jetzt vor, ihn nicht zu erwähnen.
„Es war wohl einer deiner Arnauten.“
„Ja, aber ich habe doch wohl dieſes Geſicht noch nicht geſehen.“
„Das Licht des Mondes täuſcht.“
„Weißt du, Emir, was ich dir da jetzt ſagen wollte?“
„Was?“
„Hm! Ich bin krank.“
„Was fehlt dir?“
„Ich leide an dem Syſtem der Nerven und des Blutes.“
„Selim Agha, ich glaube, du haſt gehorcht!“
„O nein, Effendi! Aber ich mußte ja euer Geſpräch hören, da ich als der Nächſte neben dem Muteſſelim ſaß.“
„Jedoch ſo weit entfernt, daß du lauſchen mußteſt!“
„Soll man nicht lauſchen, wenn man einer Stärkung bedarf?“
„Du willſt ſie doch nicht etwa von mir verlangen!“
„Wohl von dem alten Hekim? Der würde mir Fliegen geben!“
„Willſt du ſie in einer Arzneiflaſche oder in einer großen Flaſche?“
„Du willſt ſagen, in einigen großen Flaſchen!“
„Wann?“
„Jetzt, wenn es dir gefällig iſt!“
„So laß uns eilen, daß wir nach Hauſe kommen!“
„O nein, Emir, denn da iſt mir Merſinah im Wege. Sie darf niemals wiſſen, daß ich ein krankes Syſtem der Verdauung habe!“
„Aber ſie ſollte es doch wiſſen, da ſie dir die Speiſen bereitet.“
„Sie würde die Medizin an meiner Stelle trinken.
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ſchnell im Dunkel der Häuſer verſchwand. Ich erkannte
den Mann. Es war der Arnaute, der uns angefallen
hatte, doch zog ich es jetzt vor, ihn nicht zu erwähnen.
„Es war wohl einer deiner Arnauten.“
„Ja, aber ich habe doch wohl dieſes Geſicht noch nicht
geſehen.“
„Das Licht des Mondes täuſcht.“
„Weißt du, Emir, was ich dir da jetzt ſagen wollte?“
„Was?“
„Hm! Ich bin krank.“
„Was fehlt dir?“
„Ich leide an dem Syſtem der Nerven und des Blutes.“
„Selim Agha, ich glaube, du haſt gehorcht!“
„O nein, Effendi! Aber ich mußte ja euer Geſpräch
hören, da ich als der Nächſte neben dem Muteſſelim ſaß.“
„Jedoch ſo weit entfernt, daß du lauſchen mußteſt!“
„Soll man nicht lauſchen, wenn man einer Stärkung
bedarf?“
„Du willſt ſie doch nicht etwa von mir verlangen!“
„Wohl von dem alten Hekim? Der würde mir Fliegen
geben!“
„Willſt du ſie in einer Arzneiflaſche oder in einer
großen Flaſche?“
„Du willſt ſagen, in einigen großen Flaſchen!“
„Wann?“
„Jetzt, wenn es dir gefällig iſt!“
„So laß uns eilen, daß wir nach Hauſe kommen!“
„O nein, Emir, denn da iſt mir Merſinah im Wege.
Sie darf niemals wiſſen, daß ich ein krankes Syſtem der
Verdauung habe!“
„Aber ſie ſollte es doch wiſſen, da ſie dir die Speiſen
bereitet.“
„Sie würde die Medizin an meiner Stelle trinken.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/242>, abgerufen am 26.11.2024.
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