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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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"Und was werden wir machen?"

"Unterwegs Geschenk kaufen; Geld hinein stecken."

"Aber nicht zu viel, Sir!"

"Wie viel? Fünftausend Piaster?"

"Zweitausend ist mehr als genug!"

"Well; also zweitausend! Fertig!"

Ich kehrte zu Selim Agha zurück.

"Sage dem Kommandanten, daß ich mit einem von
meinen Begleitern kommen werde!"

"Wann?"

"In kurzem."

"Deinen Namen kennt er bereits; welchen Namen soll
ich ihm noch sagen?"

"Hadschi Lindsay-Bey."

"Hadschi Lindsay-Bey. Gut! Und die Piaster, Emir?"

"Wir bitten um die Erlaubnis, ihm ein Geschenk
mitbringen zu dürfen."

"Dann muß er Euch auch eins geben!"

"Wir sind nicht arm; wir haben alles, was wir
brauchen, und werden uns am meisten freuen, wenn er
uns nichts als seine Freundschaft schenkt. Sage ihm das!"

Er ging getröstet und zufriedengestellt davon.

Bereits nach fünf Minuten saß ich mit dem Eng-
länder zu Pferde; ich hatte ihm eingeschärft, ja kein Wort
zu sprechen. Halef und der Buluk folgten uns. Den
Kurden hatten wir mit dem geliehenen Gewande und
vielen Grüßen nach Spandareh zurückgeschickt. Wir ritten
durch die Bazars, wo wir gesticktes Zeug zu einem Feier-
kleide und eine hübsche Börse kauften, in welche der Eng-
länder zwanzig goldene Medschidje zu je hundert Piaster
legte. In solchen Dingen war mein guter Master Lind-
say nie ein Knauser; das hatte ich zu meinem Vorteile
sehr oft erfahren.

„Und was werden wir machen?“

„Unterwegs Geſchenk kaufen; Geld hinein ſtecken.“

„Aber nicht zu viel, Sir!“

„Wie viel? Fünftauſend Piaſter?“

„Zweitauſend iſt mehr als genug!“

Well; alſo zweitauſend! Fertig!“

Ich kehrte zu Selim Agha zurück.

„Sage dem Kommandanten, daß ich mit einem von
meinen Begleitern kommen werde!“

„Wann?“

„In kurzem.“

„Deinen Namen kennt er bereits; welchen Namen ſoll
ich ihm noch ſagen?“

„Hadſchi Lindſay-Bey.“

„Hadſchi Lindſay-Bey. Gut! Und die Piaſter, Emir?“

„Wir bitten um die Erlaubnis, ihm ein Geſchenk
mitbringen zu dürfen.“

„Dann muß er Euch auch eins geben!“

„Wir ſind nicht arm; wir haben alles, was wir
brauchen, und werden uns am meiſten freuen, wenn er
uns nichts als ſeine Freundſchaft ſchenkt. Sage ihm das!“

Er ging getröſtet und zufriedengeſtellt davon.

Bereits nach fünf Minuten ſaß ich mit dem Eng-
länder zu Pferde; ich hatte ihm eingeſchärft, ja kein Wort
zu ſprechen. Halef und der Buluk folgten uns. Den
Kurden hatten wir mit dem geliehenen Gewande und
vielen Grüßen nach Spandareh zurückgeſchickt. Wir ritten
durch die Bazars, wo wir geſticktes Zeug zu einem Feier-
kleide und eine hübſche Börſe kauften, in welche der Eng-
länder zwanzig goldene Medſchidje zu je hundert Piaſter
legte. In ſolchen Dingen war mein guter Maſter Lind-
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[179/0193] „Und was werden wir machen?“ „Unterwegs Geſchenk kaufen; Geld hinein ſtecken.“ „Aber nicht zu viel, Sir!“ „Wie viel? Fünftauſend Piaſter?“ „Zweitauſend iſt mehr als genug!“ „Well; alſo zweitauſend! Fertig!“ Ich kehrte zu Selim Agha zurück. „Sage dem Kommandanten, daß ich mit einem von meinen Begleitern kommen werde!“ „Wann?“ „In kurzem.“ „Deinen Namen kennt er bereits; welchen Namen ſoll ich ihm noch ſagen?“ „Hadſchi Lindſay-Bey.“ „Hadſchi Lindſay-Bey. Gut! Und die Piaſter, Emir?“ „Wir bitten um die Erlaubnis, ihm ein Geſchenk mitbringen zu dürfen.“ „Dann muß er Euch auch eins geben!“ „Wir ſind nicht arm; wir haben alles, was wir brauchen, und werden uns am meiſten freuen, wenn er uns nichts als ſeine Freundſchaft ſchenkt. Sage ihm das!“ Er ging getröſtet und zufriedengeſtellt davon. Bereits nach fünf Minuten ſaß ich mit dem Eng- länder zu Pferde; ich hatte ihm eingeſchärft, ja kein Wort zu ſprechen. Halef und der Buluk folgten uns. Den Kurden hatten wir mit dem geliehenen Gewande und vielen Grüßen nach Spandareh zurückgeſchickt. Wir ritten durch die Bazars, wo wir geſticktes Zeug zu einem Feier- kleide und eine hübſche Börſe kauften, in welche der Eng- länder zwanzig goldene Medſchidje zu je hundert Piaſter legte. In ſolchen Dingen war mein guter Maſter Lind- ſay nie ein Knauſer; das hatte ich zu meinem Vorteile ſehr oft erfahren.

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/193>, abgerufen am 29.11.2024.