"Giebt es einen Mann, der jetzt nach Amadijah reiten und für diesen Fremdling Kleider holen könnte?"
"Ja, aber der Bazar wird erst morgen offen sein, und die Kleider können also erst spät eintreffen."
"Oder ist ein Mann hier, der uns ein Kleid bis Amadijah leihen würde?"
"Du bist mein Gast; ich habe ein neues Panbukah **); ich werde es ihm sehr gern leihen."
"Auch einen Turban?"
"Es giebt hier keinen, der zwei Turbane hätte; aber eine Mütze kannst du sehr leicht erhalten."
"Was für eine Art?"
"Ich gebe dir eine Kulik ***), die ihm passen wird."
"Welche Farbe hat sie?"
"Sie sieht rot und hat schwarze Bänder."
"So bitte ich dich, dies alles für morgen früh zu besorgen. Du giebst uns einen Mann mit, den wir be- zahlen. Wir werden ihm in Amadijah den Anzug für dich zurückgeben. Aber ich wünsche, daß von dieser Sache nicht gesprochen werde!"
"Wir beide werden schweigen, ich und mein Bote!"
Jetzt kam das Nachtmahl für den Engländer. Er bekam einige Reste, welche wir übrig gelassen hatten und denen ein neues Ansehen gegeben worden war. Er schien nicht bloß Appetit, sondern sogar Hunger zu haben; denn zwischen seinen langen, breiten, gelb glänzenden Zähnen verschwand der größte Teil dessen, was ihm vorgelegt
*) Kleidermacher oder Kleiderhändler.
**) Anzug aus Wollenstoff.
***) Eine Mütze aus Filz von Ziegenhaar.
Ich wandte mich an den Vorſteher:
„Giebt es hier einen Urubadſchi *)?“
„Nein.“
„Giebt es einen Mann, der jetzt nach Amadijah reiten und für dieſen Fremdling Kleider holen könnte?“
„Ja, aber der Bazar wird erſt morgen offen ſein, und die Kleider können alſo erſt ſpät eintreffen.“
„Oder iſt ein Mann hier, der uns ein Kleid bis Amadijah leihen würde?“
„Du biſt mein Gaſt; ich habe ein neues Panbukah **); ich werde es ihm ſehr gern leihen.“
„Auch einen Turban?“
„Es giebt hier keinen, der zwei Turbane hätte; aber eine Mütze kannſt du ſehr leicht erhalten.“
„Was für eine Art?“
„Ich gebe dir eine Kulik ***), die ihm paſſen wird.“
„Welche Farbe hat ſie?“
„Sie ſieht rot und hat ſchwarze Bänder.“
„So bitte ich dich, dies alles für morgen früh zu beſorgen. Du giebſt uns einen Mann mit, den wir be- zahlen. Wir werden ihm in Amadijah den Anzug für dich zurückgeben. Aber ich wünſche, daß von dieſer Sache nicht geſprochen werde!“
„Wir beide werden ſchweigen, ich und mein Bote!“
Jetzt kam das Nachtmahl für den Engländer. Er bekam einige Reſte, welche wir übrig gelaſſen hatten und denen ein neues Anſehen gegeben worden war. Er ſchien nicht bloß Appetit, ſondern ſogar Hunger zu haben; denn zwiſchen ſeinen langen, breiten, gelb glänzenden Zähnen verſchwand der größte Teil deſſen, was ihm vorgelegt
*) Kleidermacher oder Kleiderhändler.
**) Anzug aus Wollenſtoff.
***) Eine Mütze aus Filz von Ziegenhaar.
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[133/0147]
Ich wandte mich an den Vorſteher:
„Giebt es hier einen Urubadſchi *)?“
„Nein.“
„Giebt es einen Mann, der jetzt nach Amadijah reiten
und für dieſen Fremdling Kleider holen könnte?“
„Ja, aber der Bazar wird erſt morgen offen ſein,
und die Kleider können alſo erſt ſpät eintreffen.“
„Oder iſt ein Mann hier, der uns ein Kleid bis
Amadijah leihen würde?“
„Du biſt mein Gaſt; ich habe ein neues Panbukah **);
ich werde es ihm ſehr gern leihen.“
„Auch einen Turban?“
„Es giebt hier keinen, der zwei Turbane hätte; aber
eine Mütze kannſt du ſehr leicht erhalten.“
„Was für eine Art?“
„Ich gebe dir eine Kulik ***), die ihm paſſen wird.“
„Welche Farbe hat ſie?“
„Sie ſieht rot und hat ſchwarze Bänder.“
„So bitte ich dich, dies alles für morgen früh zu
beſorgen. Du giebſt uns einen Mann mit, den wir be-
zahlen. Wir werden ihm in Amadijah den Anzug für
dich zurückgeben. Aber ich wünſche, daß von dieſer Sache
nicht geſprochen werde!“
„Wir beide werden ſchweigen, ich und mein Bote!“
Jetzt kam das Nachtmahl für den Engländer. Er
bekam einige Reſte, welche wir übrig gelaſſen hatten und
denen ein neues Anſehen gegeben worden war. Er ſchien
nicht bloß Appetit, ſondern ſogar Hunger zu haben; denn
zwiſchen ſeinen langen, breiten, gelb glänzenden Zähnen
verſchwand der größte Teil deſſen, was ihm vorgelegt
*) Kleidermacher oder Kleiderhändler.
**) Anzug aus Wollenſtoff.
***) Eine
Mütze aus Filz von Ziegenhaar.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/147>, abgerufen am 23.12.2024.
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