"Well! Ah, ganz außerordentlich, immense, unbe- greiflich!"
Ich schob ihn ohne Umstände die schmale Stiege empor und wies sowohl den Dolmetscher als auch den Arnauten, die uns folgen wollten, zurück. Bei den kur- dischen Damen erregte das Erscheinen der langen, grau- karrierten Gestalt ein gelindes Entsetzen; sie zogen sich in die entfernteste Ecke zurück. Mohammed Emin aber, der sonst so ernsthafte Mann, lachte laut, als er den dunklen Krater erblickte, den der offene Mund des erstaunten Eng- länders bildete.
"Ah! Good day, Sir, Master Mohammed! How do you do -- wie befinden Sie sich?"
"Maschallah! Wie kommt der Inglis hierher?" fragte dieser.
"Wir werden es erfahren."
"Kennst du diesen Mann?" fragte mich der Herr des Hauses.
"Ich kenne ihn. Er ist derselbe Fremdling, welcher seinen Khawaß vorhin sandte, um bei dir zu bleiben. Er ist mein Freund. Hast du eine Wohnung für ihn besorgt?"
"Wenn er dein Freund ist, so soll er in meinem Hause bleiben," lautete die Antwort.
"Hast du Raum für so viele Leute?"
"Für Gäste, welche willkommen sind, ist immer Raum vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl ge- nießen!"
"Setzt Euch, Sir," sagte ich also zu Lindsay, "und laßt uns wissen, was Euch auf den Gedanken gebracht hat, die Weidegründe der Haddedihn zu verlassen und nach Spandareh zu kommen!"
„Moh — — — ah! Emin — — ah! Wo iſt?“
„Droben. Kommt mit herauf!“
„Well! Ah, ganz außerordentlich, immenſe, unbe- greiflich!“
Ich ſchob ihn ohne Umſtände die ſchmale Stiege empor und wies ſowohl den Dolmetſcher als auch den Arnauten, die uns folgen wollten, zurück. Bei den kur- diſchen Damen erregte das Erſcheinen der langen, grau- karrierten Geſtalt ein gelindes Entſetzen; ſie zogen ſich in die entfernteſte Ecke zurück. Mohammed Emin aber, der ſonſt ſo ernſthafte Mann, lachte laut, als er den dunklen Krater erblickte, den der offene Mund des erſtaunten Eng- länders bildete.
„Ah! Good day, Sir, Maſter Mohammed! How do you do — wie befinden Sie ſich?“
„Maſchallah! Wie kommt der Inglis hierher?“ fragte dieſer.
„Wir werden es erfahren.“
„Kennſt du dieſen Mann?“ fragte mich der Herr des Hauſes.
„Ich kenne ihn. Er iſt derſelbe Fremdling, welcher ſeinen Khawaß vorhin ſandte, um bei dir zu bleiben. Er iſt mein Freund. Haſt du eine Wohnung für ihn beſorgt?“
„Wenn er dein Freund iſt, ſo ſoll er in meinem Hauſe bleiben,“ lautete die Antwort.
„Haſt du Raum für ſo viele Leute?“
„Für Gäſte, welche willkommen ſind, iſt immer Raum vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl ge- nießen!“
„Setzt Euch, Sir,“ ſagte ich alſo zu Lindſay, „und laßt uns wiſſen, was Euch auf den Gedanken gebracht hat, die Weidegründe der Haddedihn zu verlaſſen und nach Spandareh zu kommen!“
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„Moh — — — ah! Emin — — ah! Wo iſt?“
„Droben. Kommt mit herauf!“
„Well! Ah, ganz außerordentlich, immenſe, unbe-
greiflich!“
Ich ſchob ihn ohne Umſtände die ſchmale Stiege
empor und wies ſowohl den Dolmetſcher als auch den
Arnauten, die uns folgen wollten, zurück. Bei den kur-
diſchen Damen erregte das Erſcheinen der langen, grau-
karrierten Geſtalt ein gelindes Entſetzen; ſie zogen ſich in
die entfernteſte Ecke zurück. Mohammed Emin aber, der
ſonſt ſo ernſthafte Mann, lachte laut, als er den dunklen
Krater erblickte, den der offene Mund des erſtaunten Eng-
länders bildete.
„Ah! Good day, Sir, Maſter Mohammed! How do
you do — wie befinden Sie ſich?“
„Maſchallah! Wie kommt der Inglis hierher?“ fragte
dieſer.
„Wir werden es erfahren.“
„Kennſt du dieſen Mann?“ fragte mich der Herr des
Hauſes.
„Ich kenne ihn. Er iſt derſelbe Fremdling, welcher
ſeinen Khawaß vorhin ſandte, um bei dir zu bleiben. Er
iſt mein Freund. Haſt du eine Wohnung für ihn beſorgt?“
„Wenn er dein Freund iſt, ſo ſoll er in meinem
Hauſe bleiben,“ lautete die Antwort.
„Haſt du Raum für ſo viele Leute?“
„Für Gäſte, welche willkommen ſind, iſt immer Raum
vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl ge-
nießen!“
„Setzt Euch, Sir,“ ſagte ich alſo zu Lindſay, „und
laßt uns wiſſen, was Euch auf den Gedanken gebracht
hat, die Weidegründe der Haddedihn zu verlaſſen und
nach Spandareh zu kommen!“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/142>, abgerufen am 22.11.2024.
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