hatten aber doch einen Geschmack, der mir etwas fremd erschien.
"Ist dies Kewuk?" *) fragte ich den jungen Mann.
"Nein. Es ist Bartschemik," **) antwortete er.
Hm! Eine recht hübsche gastronomische Ueberraschung! Jetzt trat der Vorsteher herein. Auf meine Einladung setzte er sich zu uns nieder und nahm teil an dem Mahle, in dessen ganzem Verlaufe auf einer blechernen Platte duftendes Mastir brannte. Jetzt, da der Hausherr zu- gegen war, wurde die Hauptschüssel aufgetragen. Sie enthielt Quapameh, Hammelbraten in saurer Sahne ge- backen, und dazu wurde Reis gegeben, der mit Zwiebeln abgesotten war. Als wir zur Genüge davon gekostet hat- ten, winkte der Vorsteher. Man brachte eine zugedeckte Schüssel, die er mit sehr wichtiger Miene in Empfang nahm.
"Rate, was das ist!" bat er mich.
"Zeige es!"
"Das ist ein Gericht, welches du nicht kennst. Es ist nur in Kurdistan zu haben, wo es starke und mutige Männer giebt."
"Du machst mich neugierig!"
"Wer es genießt, dessen Kräfte verdoppeln sich, und er fürchtet sich vor keinem Feinde mehr. Rieche einmal!"
Er öffnete den Deckel ein wenig und ließ mich den Duft kosten.
"Diesen Braten giebt es nur in Kurdistan?" fragte ich.
"Ja."
"Du irrst; denn ich habe dasselbe Fleisch bereits sehr viele Male gegessen."
"Wo?"
"Bei den Urus und den andern Völkern, besonders
*) Taube.
**) Fledermaus.
hatten aber doch einen Geſchmack, der mir etwas fremd erſchien.
„Iſt dies Kewuk?“ *) fragte ich den jungen Mann.
„Nein. Es iſt Bartſchemik,“ **) antwortete er.
Hm! Eine recht hübſche gaſtronomiſche Ueberraſchung! Jetzt trat der Vorſteher herein. Auf meine Einladung ſetzte er ſich zu uns nieder und nahm teil an dem Mahle, in deſſen ganzem Verlaufe auf einer blechernen Platte duftendes Maſtir brannte. Jetzt, da der Hausherr zu- gegen war, wurde die Hauptſchüſſel aufgetragen. Sie enthielt Quapameh, Hammelbraten in ſaurer Sahne ge- backen, und dazu wurde Reis gegeben, der mit Zwiebeln abgeſotten war. Als wir zur Genüge davon gekoſtet hat- ten, winkte der Vorſteher. Man brachte eine zugedeckte Schüſſel, die er mit ſehr wichtiger Miene in Empfang nahm.
„Rate, was das iſt!“ bat er mich.
„Zeige es!“
„Das iſt ein Gericht, welches du nicht kennſt. Es iſt nur in Kurdiſtan zu haben, wo es ſtarke und mutige Männer giebt.“
„Du machſt mich neugierig!“
„Wer es genießt, deſſen Kräfte verdoppeln ſich, und er fürchtet ſich vor keinem Feinde mehr. Rieche einmal!“
Er öffnete den Deckel ein wenig und ließ mich den Duft koſten.
„Dieſen Braten giebt es nur in Kurdiſtan?“ fragte ich.
„Ja.“
„Du irrſt; denn ich habe dasſelbe Fleiſch bereits ſehr viele Male gegeſſen.“
„Wo?“
„Bei den Urus und den andern Völkern, beſonders
*) Taube.
**) Fledermaus.
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hatten aber doch einen Geſchmack, der mir etwas fremd
erſchien.
„Iſt dies Kewuk?“ *) fragte ich den jungen Mann.
„Nein. Es iſt Bartſchemik,“ **) antwortete er.
Hm! Eine recht hübſche gaſtronomiſche Ueberraſchung!
Jetzt trat der Vorſteher herein. Auf meine Einladung
ſetzte er ſich zu uns nieder und nahm teil an dem Mahle,
in deſſen ganzem Verlaufe auf einer blechernen Platte
duftendes Maſtir brannte. Jetzt, da der Hausherr zu-
gegen war, wurde die Hauptſchüſſel aufgetragen. Sie
enthielt Quapameh, Hammelbraten in ſaurer Sahne ge-
backen, und dazu wurde Reis gegeben, der mit Zwiebeln
abgeſotten war. Als wir zur Genüge davon gekoſtet hat-
ten, winkte der Vorſteher. Man brachte eine zugedeckte
Schüſſel, die er mit ſehr wichtiger Miene in Empfang
nahm.
„Rate, was das iſt!“ bat er mich.
„Zeige es!“
„Das iſt ein Gericht, welches du nicht kennſt. Es
iſt nur in Kurdiſtan zu haben, wo es ſtarke und mutige
Männer giebt.“
„Du machſt mich neugierig!“
„Wer es genießt, deſſen Kräfte verdoppeln ſich, und
er fürchtet ſich vor keinem Feinde mehr. Rieche einmal!“
Er öffnete den Deckel ein wenig und ließ mich den
Duft koſten.
„Dieſen Braten giebt es nur in Kurdiſtan?“ fragte ich.
„Ja.“
„Du irrſt; denn ich habe dasſelbe Fleiſch bereits ſehr
viele Male gegeſſen.“
„Wo?“
„Bei den Urus und den andern Völkern, beſonders
*) Taube.
**) Fledermaus.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/138>, abgerufen am 23.12.2024.
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