Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

Bild:
<< vorherige Seite

ich sage, das gilt, und kein Fremder hat mir Vorschriften
zu machen. Söjle-dim -- ich habe gesprochen!"

Jetzt öffnete ich die Thür und trat mit Mohammed
Emin ein.

"Ivari 'l kher -- guten Abend!" grüßte ich. "Du
bist der Herr von Spandareh?"

"Ich bin es," antwortete der Dorfälteste.

Ich deutete auf den Buluk Emini.

"Dieser Mann ist mein Diener. Ich habe ihn zu
dir gesandt, um mir deine Gastfreundschaft zu erbitten.
Was hast du beschlossen?"

"Du bist der, welcher unter dem Schutze des Groß-
herrn steht und das Anrecht auf den Disch-parassi hat?"

"Ich bin es."

"Und dieser Mann ist dein Begleiter?"

"Mein Freund und Gefährte."

"Habt ihr viele Leute bei euch?"

"Diesen Buluk Emini und noch einen Diener."

"Ser sere men at -- Ihr seid mir willkommen!"

Er erhob sich von seinem Sitze und reichte uns die Hand
entgegen. "Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt
es euch in meinem Hause gefallen! Ihr sollt ein Zimmer
bekommen, wie es euer würdig ist. Wie hoch schätzest
du deinen Disch-parassi?"

"Für uns beide und den Diener sei er dir geschenkt,
aber diesem Baschi-Bozuk wirst du fünf Piaster *) geben.
Er ist der Beauftragte des Mutessarif, und ich habe nicht
das Recht, ihm das Seinige zu entziehen."

"Herr, du bist nachsichtig und gütig; ich danke dir!
Es soll dir nichts mangeln an dem, was zu deinem Wohle
gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit
diesem Khawassen entferne!"

*) Eine Mark.

ich ſage, das gilt, und kein Fremder hat mir Vorſchriften
zu machen. Söjle-dim — ich habe geſprochen!“

Jetzt öffnete ich die Thür und trat mit Mohammed
Emin ein.

„Ivari 'l kher — guten Abend!“ grüßte ich. „Du
biſt der Herr von Spandareh?“

„Ich bin es,“ antwortete der Dorfälteſte.

Ich deutete auf den Buluk Emini.

„Dieſer Mann iſt mein Diener. Ich habe ihn zu
dir geſandt, um mir deine Gaſtfreundſchaft zu erbitten.
Was haſt du beſchloſſen?“

„Du biſt der, welcher unter dem Schutze des Groß-
herrn ſteht und das Anrecht auf den Diſch-paraſſi hat?“

„Ich bin es.“

„Und dieſer Mann iſt dein Begleiter?“

„Mein Freund und Gefährte.“

„Habt ihr viele Leute bei euch?“

„Dieſen Buluk Emini und noch einen Diener.“

„Ser ſere men at — Ihr ſeid mir willkommen!“

Er erhob ſich von ſeinem Sitze und reichte uns die Hand
entgegen. „Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt
es euch in meinem Hauſe gefallen! Ihr ſollt ein Zimmer
bekommen, wie es euer würdig iſt. Wie hoch ſchätzeſt
du deinen Diſch-paraſſi?“

„Für uns beide und den Diener ſei er dir geſchenkt,
aber dieſem Baſchi-Bozuk wirſt du fünf Piaſter *) geben.
Er iſt der Beauftragte des Muteſſarif, und ich habe nicht
das Recht, ihm das Seinige zu entziehen.“

„Herr, du biſt nachſichtig und gütig; ich danke dir!
Es ſoll dir nichts mangeln an dem, was zu deinem Wohle
gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit
dieſem Khawaſſen entferne!“

*) Eine Mark.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0135" n="121"/>
ich &#x017F;age, das gilt, und kein Fremder hat mir Vor&#x017F;chriften<lb/>
zu machen. Söjle-dim &#x2014; ich habe ge&#x017F;prochen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Jetzt öffnete ich die Thür und trat mit Mohammed<lb/>
Emin ein.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ivari 'l kher &#x2014; guten Abend!&#x201C; grüßte ich. &#x201E;Du<lb/>
bi&#x017F;t der Herr von Spandareh?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich bin es,&#x201C; antwortete der Dorfälte&#x017F;te.</p><lb/>
        <p>Ich deutete auf den Buluk Emini.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die&#x017F;er Mann i&#x017F;t mein Diener. Ich habe ihn zu<lb/>
dir ge&#x017F;andt, um mir deine Ga&#x017F;tfreund&#x017F;chaft zu erbitten.<lb/>
Was ha&#x017F;t du be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Du bi&#x017F;t der, welcher unter dem Schutze des Groß-<lb/>
herrn &#x017F;teht und das Anrecht auf den Di&#x017F;ch-para&#x017F;&#x017F;i hat?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich bin es.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und die&#x017F;er Mann i&#x017F;t dein Begleiter?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mein Freund und Gefährte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Habt ihr viele Leute bei euch?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die&#x017F;en Buluk Emini und noch einen Diener.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ser &#x017F;ere men at &#x2014; Ihr &#x017F;eid mir willkommen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er erhob &#x017F;ich von &#x017F;einem Sitze und reichte uns die Hand<lb/>
entgegen. &#x201E;Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt<lb/>
es euch in meinem Hau&#x017F;e gefallen! Ihr &#x017F;ollt ein Zimmer<lb/>
bekommen, wie es euer würdig i&#x017F;t. Wie hoch &#x017F;chätze&#x017F;t<lb/>
du deinen Di&#x017F;ch-para&#x017F;&#x017F;i?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Für uns beide und den Diener &#x017F;ei er dir ge&#x017F;chenkt,<lb/>
aber die&#x017F;em Ba&#x017F;chi-Bozuk wir&#x017F;t du fünf Pia&#x017F;ter <note place="foot" n="*)">Eine Mark.</note> geben.<lb/>
Er i&#x017F;t der Beauftragte des Mute&#x017F;&#x017F;arif, und ich habe nicht<lb/>
das Recht, ihm das Seinige zu entziehen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Herr, du bi&#x017F;t nach&#x017F;ichtig und gütig; ich danke dir!<lb/>
Es &#x017F;oll dir nichts mangeln an dem, was zu deinem Wohle<lb/>
gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit<lb/>
die&#x017F;em Khawa&#x017F;&#x017F;en entferne!&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0135] ich ſage, das gilt, und kein Fremder hat mir Vorſchriften zu machen. Söjle-dim — ich habe geſprochen!“ Jetzt öffnete ich die Thür und trat mit Mohammed Emin ein. „Ivari 'l kher — guten Abend!“ grüßte ich. „Du biſt der Herr von Spandareh?“ „Ich bin es,“ antwortete der Dorfälteſte. Ich deutete auf den Buluk Emini. „Dieſer Mann iſt mein Diener. Ich habe ihn zu dir geſandt, um mir deine Gaſtfreundſchaft zu erbitten. Was haſt du beſchloſſen?“ „Du biſt der, welcher unter dem Schutze des Groß- herrn ſteht und das Anrecht auf den Diſch-paraſſi hat?“ „Ich bin es.“ „Und dieſer Mann iſt dein Begleiter?“ „Mein Freund und Gefährte.“ „Habt ihr viele Leute bei euch?“ „Dieſen Buluk Emini und noch einen Diener.“ „Ser ſere men at — Ihr ſeid mir willkommen!“ Er erhob ſich von ſeinem Sitze und reichte uns die Hand entgegen. „Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt es euch in meinem Hauſe gefallen! Ihr ſollt ein Zimmer bekommen, wie es euer würdig iſt. Wie hoch ſchätzeſt du deinen Diſch-paraſſi?“ „Für uns beide und den Diener ſei er dir geſchenkt, aber dieſem Baſchi-Bozuk wirſt du fünf Piaſter *) geben. Er iſt der Beauftragte des Muteſſarif, und ich habe nicht das Recht, ihm das Seinige zu entziehen.“ „Herr, du biſt nachſichtig und gütig; ich danke dir! Es ſoll dir nichts mangeln an dem, was zu deinem Wohle gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit dieſem Khawaſſen entferne!“ *) Eine Mark.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/135
Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/135>, abgerufen am 23.12.2024.