"Gieb mir zehn Krieger mit. Ich werde auch Moham- med Emin mitnehmen, der dort von der Höhe kommt."
Ich hatte vorhin erfahren, daß der Scheik der Hadde- dihn auf die Jagd gegangen sei. Ich war überhaupt in den letzten Tagen gar nicht mit ihm zusammengetroffen. Er wollte sich so wenig wie möglich zeigen, damit seine Anwesenheit nicht öffentlich zur Sprache komme, und er hatte wohl auch sein Vorurteil gegen die Teufelsanbeter nicht ganz überwunden. Darum war es ihm lieb, daß er mit mir gleich wieder aufbrechen konnte.
Es währte nur kurze Zeit, so waren die Maultiere beladen, und unser kleiner Zug setzte sich in Bewegung. Zunächst hielten wir auf Scheik Adi zu, und dann wichen wir links ab, um den Weg nach Kaloni zu gewinnen. Meine Vermutung bestätigte sich; ich traf eine Anzahl der Badinankurden bereits auf der ersten Höhe hinter Scheik Adi und wurde von ihnen zu ihrem Häuptlinge geführt, der mich dieses Mal mit sehr großer Ehrerbietung empfing. Ich mußte bei ihm bleiben, um ein Mahl ein- zunehmen, das uns sein Weib bereitete. Er war mit den Gewehren sehr zufrieden und zeigte sich ganz beson- ders erfreut über den Säbel des Kaimakam, den Ali Bey mir als Extrageschenk für ihn mitgegeben hatte. Moham- med Emin fand an den Badinankurden ein solches Wohl- gefallen, daß er sich entschloß, hier zurückzubleiben und mich zu erwarten, obgleich er nicht Kurdisch verstand. Ich versuchte nicht, ihm abzuraten, da seine Anwesenheit in Scheik Adi doch noch von den Türken bemerkt und dann der eigentliche Zweck unsers Rittes in die Berge gefährdet werden konnte. Ich kehrte also ohne ihn zurück.
Der Tag war doch so ziemlich vergangen, als ich wieder bei Ali Bey anlangte und ihm von den Badinan berichtete. Ich bemerkte, daß die Türken sich mehr nach
„Gieb mir zehn Krieger mit. Ich werde auch Moham- med Emin mitnehmen, der dort von der Höhe kommt.“
Ich hatte vorhin erfahren, daß der Scheik der Hadde- dihn auf die Jagd gegangen ſei. Ich war überhaupt in den letzten Tagen gar nicht mit ihm zuſammengetroffen. Er wollte ſich ſo wenig wie möglich zeigen, damit ſeine Anweſenheit nicht öffentlich zur Sprache komme, und er hatte wohl auch ſein Vorurteil gegen die Teufelsanbeter nicht ganz überwunden. Darum war es ihm lieb, daß er mit mir gleich wieder aufbrechen konnte.
Es währte nur kurze Zeit, ſo waren die Maultiere beladen, und unſer kleiner Zug ſetzte ſich in Bewegung. Zunächſt hielten wir auf Scheik Adi zu, und dann wichen wir links ab, um den Weg nach Kaloni zu gewinnen. Meine Vermutung beſtätigte ſich; ich traf eine Anzahl der Badinankurden bereits auf der erſten Höhe hinter Scheik Adi und wurde von ihnen zu ihrem Häuptlinge geführt, der mich dieſes Mal mit ſehr großer Ehrerbietung empfing. Ich mußte bei ihm bleiben, um ein Mahl ein- zunehmen, das uns ſein Weib bereitete. Er war mit den Gewehren ſehr zufrieden und zeigte ſich ganz beſon- ders erfreut über den Säbel des Kaimakam, den Ali Bey mir als Extrageſchenk für ihn mitgegeben hatte. Moham- med Emin fand an den Badinankurden ein ſolches Wohl- gefallen, daß er ſich entſchloß, hier zurückzubleiben und mich zu erwarten, obgleich er nicht Kurdiſch verſtand. Ich verſuchte nicht, ihm abzuraten, da ſeine Anweſenheit in Scheik Adi doch noch von den Türken bemerkt und dann der eigentliche Zweck unſers Rittes in die Berge gefährdet werden konnte. Ich kehrte alſo ohne ihn zurück.
Der Tag war doch ſo ziemlich vergangen, als ich wieder bei Ali Bey anlangte und ihm von den Badinan berichtete. Ich bemerkte, daß die Türken ſich mehr nach
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„Gieb mir zehn Krieger mit. Ich werde auch Moham-
med Emin mitnehmen, der dort von der Höhe kommt.“
Ich hatte vorhin erfahren, daß der Scheik der Hadde-
dihn auf die Jagd gegangen ſei. Ich war überhaupt in
den letzten Tagen gar nicht mit ihm zuſammengetroffen.
Er wollte ſich ſo wenig wie möglich zeigen, damit ſeine
Anweſenheit nicht öffentlich zur Sprache komme, und er
hatte wohl auch ſein Vorurteil gegen die Teufelsanbeter
nicht ganz überwunden. Darum war es ihm lieb, daß er
mit mir gleich wieder aufbrechen konnte.
Es währte nur kurze Zeit, ſo waren die Maultiere
beladen, und unſer kleiner Zug ſetzte ſich in Bewegung.
Zunächſt hielten wir auf Scheik Adi zu, und dann wichen
wir links ab, um den Weg nach Kaloni zu gewinnen.
Meine Vermutung beſtätigte ſich; ich traf eine Anzahl
der Badinankurden bereits auf der erſten Höhe hinter
Scheik Adi und wurde von ihnen zu ihrem Häuptlinge
geführt, der mich dieſes Mal mit ſehr großer Ehrerbietung
empfing. Ich mußte bei ihm bleiben, um ein Mahl ein-
zunehmen, das uns ſein Weib bereitete. Er war mit
den Gewehren ſehr zufrieden und zeigte ſich ganz beſon-
ders erfreut über den Säbel des Kaimakam, den Ali Bey
mir als Extrageſchenk für ihn mitgegeben hatte. Moham-
med Emin fand an den Badinankurden ein ſolches Wohl-
gefallen, daß er ſich entſchloß, hier zurückzubleiben und
mich zu erwarten, obgleich er nicht Kurdiſch verſtand. Ich
verſuchte nicht, ihm abzuraten, da ſeine Anweſenheit in
Scheik Adi doch noch von den Türken bemerkt und dann
der eigentliche Zweck unſers Rittes in die Berge gefährdet
werden konnte. Ich kehrte alſo ohne ihn zurück.
Der Tag war doch ſo ziemlich vergangen, als ich
wieder bei Ali Bey anlangte und ihm von den Badinan
berichtete. Ich bemerkte, daß die Türken ſich mehr nach
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/117>, abgerufen am 23.12.2024.
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