Ali Bey war kaum eine Stunde lang entfernt ge- wesen, so kehrte er zurück. Ihm folgten die mit den Waffen beladenen Maultiere, deren Treiber beordert waren, die kostbare Beute nach dem Thale Idiz zu bringen. Auch der Kaimakam wurde von einigen Kriegern in Sicher- heit gebracht. Man führte ihn dorthin, wo der Makredsch das Glück hatte, die Gesellschaft des dicken Artilleriehaupt- mannes und seines tapfern Lieutenants zu genießen. Er konnte mit diesen beiden auf Beförderung warten und unterdessen "Tabak aus Schiras" rauchen.
Nun machten auch wir uns auf den Weg. Halef ritt mit. Mein Baschi-Bozuk war nicht zu sehen; jeden- falls hatte er aus Langeweile seinen Esel spazieren ge- ritten. Auf dem Wege nach dem Thale Idiz begegneten wir einer langen Reihe zurückkehrender Dschesidi. Sie hatten ihren Beitrag zum Baue des Grabmales geleistet und sollten nun zu demselben Zwecke eine gleiche Anzahl ihrer Gefährten ablösen. Sie teilten uns mit, daß der Bau rasch vor sich schreite.
Als wir den Eingang erreichten, bot sich uns das Bild eines sehr bewegten Lebens dar. In der Mitte des- selben war eine große Anzahl von Frauen versammelt, die auf großen, flachen Steinen Mehl aus Körnern be- reiteten; andere saßen an Gruben, die sie durch Feuer erhitzten, um Brot zu backen; noch andere machten Fackeln oder richteten die Lampen und Laternen, die man vor- gestern aus Scheik Adi mitgenommen hatte, zu der bevor- stehenden Feier her. Am regsamsten aber ging es im oberen Teile des Thales zu, wo das Grabmal errichtet wurde. Es stellte eine ungeheure Felspyramide dar, deren hintere Seite sich an die steile Wand des Felsens lehnte. Das Fundament bestand aus großen Blöcken, deren Trans- port und Aufbau jedenfalls bedeutenden Kraftaufwand
Ali Bey war kaum eine Stunde lang entfernt ge- weſen, ſo kehrte er zurück. Ihm folgten die mit den Waffen beladenen Maultiere, deren Treiber beordert waren, die koſtbare Beute nach dem Thale Idiz zu bringen. Auch der Kaimakam wurde von einigen Kriegern in Sicher- heit gebracht. Man führte ihn dorthin, wo der Makredſch das Glück hatte, die Geſellſchaft des dicken Artilleriehaupt- mannes und ſeines tapfern Lieutenants zu genießen. Er konnte mit dieſen beiden auf Beförderung warten und unterdeſſen „Tabak aus Schiras“ rauchen.
Nun machten auch wir uns auf den Weg. Halef ritt mit. Mein Baſchi-Bozuk war nicht zu ſehen; jeden- falls hatte er aus Langeweile ſeinen Eſel ſpazieren ge- ritten. Auf dem Wege nach dem Thale Idiz begegneten wir einer langen Reihe zurückkehrender Dſcheſidi. Sie hatten ihren Beitrag zum Baue des Grabmales geleiſtet und ſollten nun zu demſelben Zwecke eine gleiche Anzahl ihrer Gefährten ablöſen. Sie teilten uns mit, daß der Bau raſch vor ſich ſchreite.
Als wir den Eingang erreichten, bot ſich uns das Bild eines ſehr bewegten Lebens dar. In der Mitte des- ſelben war eine große Anzahl von Frauen verſammelt, die auf großen, flachen Steinen Mehl aus Körnern be- reiteten; andere ſaßen an Gruben, die ſie durch Feuer erhitzten, um Brot zu backen; noch andere machten Fackeln oder richteten die Lampen und Laternen, die man vor- geſtern aus Scheik Adi mitgenommen hatte, zu der bevor- ſtehenden Feier her. Am regſamſten aber ging es im oberen Teile des Thales zu, wo das Grabmal errichtet wurde. Es ſtellte eine ungeheure Felspyramide dar, deren hintere Seite ſich an die ſteile Wand des Felſens lehnte. Das Fundament beſtand aus großen Blöcken, deren Trans- port und Aufbau jedenfalls bedeutenden Kraftaufwand
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Ali Bey war kaum eine Stunde lang entfernt ge-
weſen, ſo kehrte er zurück. Ihm folgten die mit den
Waffen beladenen Maultiere, deren Treiber beordert
waren, die koſtbare Beute nach dem Thale Idiz zu bringen.
Auch der Kaimakam wurde von einigen Kriegern in Sicher-
heit gebracht. Man führte ihn dorthin, wo der Makredſch
das Glück hatte, die Geſellſchaft des dicken Artilleriehaupt-
mannes und ſeines tapfern Lieutenants zu genießen. Er
konnte mit dieſen beiden auf Beförderung warten und
unterdeſſen „Tabak aus Schiras“ rauchen.
Nun machten auch wir uns auf den Weg. Halef
ritt mit. Mein Baſchi-Bozuk war nicht zu ſehen; jeden-
falls hatte er aus Langeweile ſeinen Eſel ſpazieren ge-
ritten. Auf dem Wege nach dem Thale Idiz begegneten
wir einer langen Reihe zurückkehrender Dſcheſidi. Sie
hatten ihren Beitrag zum Baue des Grabmales geleiſtet
und ſollten nun zu demſelben Zwecke eine gleiche Anzahl
ihrer Gefährten ablöſen. Sie teilten uns mit, daß der
Bau raſch vor ſich ſchreite.
Als wir den Eingang erreichten, bot ſich uns das
Bild eines ſehr bewegten Lebens dar. In der Mitte des-
ſelben war eine große Anzahl von Frauen verſammelt,
die auf großen, flachen Steinen Mehl aus Körnern be-
reiteten; andere ſaßen an Gruben, die ſie durch Feuer
erhitzten, um Brot zu backen; noch andere machten Fackeln
oder richteten die Lampen und Laternen, die man vor-
geſtern aus Scheik Adi mitgenommen hatte, zu der bevor-
ſtehenden Feier her. Am regſamſten aber ging es im
oberen Teile des Thales zu, wo das Grabmal errichtet
wurde. Es ſtellte eine ungeheure Felspyramide dar, deren
hintere Seite ſich an die ſteile Wand des Felſens lehnte.
Das Fundament beſtand aus großen Blöcken, deren Trans-
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/112>, abgerufen am 23.12.2024.
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