Pali zog ein Schreiben hervor, welches mit dem großen Möhür mutessarifün *) verschlossen war. Ali Bey öffnete und betrachtete die Zeilen. In dem großen Schreiben lag ein kleiner, offener Brief. Er reichte mir beide Schriftstücke.
"Lies du, Emir! Ich bin begierig, zu erfahren, was der Mutessarif beschlossen hat."
Die Zuschrift war von dem Schreiber des Statt- halters verfaßt und von dem letzteren unterzeichnet wor- den. Er versprach, am andern Morgen mit zehn Mann Begleitung, in Dscherraijah zu sein, und stellte die Be- dingung, daß Ali Bey auch nur von einer so geringen Anzahl begleitet werde. Er erwartete, daß der Ausgleich ein friedlicher sein werde, und bat, dem Kaimakam den inneliegenden schriftlichen Befehl zu übergeben. Dieser enthielt die allerdings sehr friedliche Weisung, bis auf weiteres jede Feindseligkeit einzustellen, den Ort Scheik Adi zu schonen und die Dschesidi als Freunde zu behan- deln. Angeschlossen war dann die Bemerkung, diesen Befehl recht genau zu lesen.
Ali Bey nickte befriedigt mit dem Kopfe.
Nach einer kleinen Pause machte der Dschesidi-Häupt- ling seinem vollen Herzen mit den Worten Luft:
"Wir haben gewonnen und dem Mutessarif eine nach- haltige Lehre erteilt; merkst du dies, Emir? Der Kai- makam soll diesen Brief erhalten, und morgen werde ich in Dscherraijah sein."
"Wozu dem Kaimakam diese Zuschrift geben?"
"Sie gehört ihm."
"Ist aber überflüssig, da er sich ja bereits verbind- lich gemacht hat, das zu thun, was ihm hier geboten wird."
*) Siegel der Statthalterschaft.
Pali zog ein Schreiben hervor, welches mit dem großen Möhür muteſſarifün *) verſchloſſen war. Ali Bey öffnete und betrachtete die Zeilen. In dem großen Schreiben lag ein kleiner, offener Brief. Er reichte mir beide Schriftſtücke.
„Lies du, Emir! Ich bin begierig, zu erfahren, was der Muteſſarif beſchloſſen hat.“
Die Zuſchrift war von dem Schreiber des Statt- halters verfaßt und von dem letzteren unterzeichnet wor- den. Er verſprach, am andern Morgen mit zehn Mann Begleitung, in Dſcherraijah zu ſein, und ſtellte die Be- dingung, daß Ali Bey auch nur von einer ſo geringen Anzahl begleitet werde. Er erwartete, daß der Ausgleich ein friedlicher ſein werde, und bat, dem Kaimakam den inneliegenden ſchriftlichen Befehl zu übergeben. Dieſer enthielt die allerdings ſehr friedliche Weiſung, bis auf weiteres jede Feindſeligkeit einzuſtellen, den Ort Scheik Adi zu ſchonen und die Dſcheſidi als Freunde zu behan- deln. Angeſchloſſen war dann die Bemerkung, dieſen Befehl recht genau zu leſen.
Ali Bey nickte befriedigt mit dem Kopfe.
Nach einer kleinen Pauſe machte der Dſcheſidi-Häupt- ling ſeinem vollen Herzen mit den Worten Luft:
„Wir haben gewonnen und dem Muteſſarif eine nach- haltige Lehre erteilt; merkſt du dies, Emir? Der Kai- makam ſoll dieſen Brief erhalten, und morgen werde ich in Dſcherraijah ſein.“
„Wozu dem Kaimakam dieſe Zuſchrift geben?“
„Sie gehört ihm.“
„Iſt aber überflüſſig, da er ſich ja bereits verbind- lich gemacht hat, das zu thun, was ihm hier geboten wird.“
*) Siegel der Statthalterſchaft.
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Pali zog ein Schreiben hervor, welches mit dem
großen Möhür muteſſarifün *) verſchloſſen war. Ali Bey
öffnete und betrachtete die Zeilen. In dem großen
Schreiben lag ein kleiner, offener Brief. Er reichte mir
beide Schriftſtücke.
„Lies du, Emir! Ich bin begierig, zu erfahren, was
der Muteſſarif beſchloſſen hat.“
Die Zuſchrift war von dem Schreiber des Statt-
halters verfaßt und von dem letzteren unterzeichnet wor-
den. Er verſprach, am andern Morgen mit zehn Mann
Begleitung, in Dſcherraijah zu ſein, und ſtellte die Be-
dingung, daß Ali Bey auch nur von einer ſo geringen
Anzahl begleitet werde. Er erwartete, daß der Ausgleich
ein friedlicher ſein werde, und bat, dem Kaimakam den
inneliegenden ſchriftlichen Befehl zu übergeben. Dieſer
enthielt die allerdings ſehr friedliche Weiſung, bis auf
weiteres jede Feindſeligkeit einzuſtellen, den Ort Scheik
Adi zu ſchonen und die Dſcheſidi als Freunde zu behan-
deln. Angeſchloſſen war dann die Bemerkung, dieſen
Befehl recht genau zu leſen.
Ali Bey nickte befriedigt mit dem Kopfe.
Nach einer kleinen Pauſe machte der Dſcheſidi-Häupt-
ling ſeinem vollen Herzen mit den Worten Luft:
„Wir haben gewonnen und dem Muteſſarif eine nach-
haltige Lehre erteilt; merkſt du dies, Emir? Der Kai-
makam ſoll dieſen Brief erhalten, und morgen werde ich
in Dſcherraijah ſein.“
„Wozu dem Kaimakam dieſe Zuſchrift geben?“
„Sie gehört ihm.“
„Iſt aber überflüſſig, da er ſich ja bereits verbind-
lich gemacht hat, das zu thun, was ihm hier geboten wird.“
*) Siegel der Statthalterſchaft.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/103>, abgerufen am 23.12.2024.
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