Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Geschichte der Teutschen
weil es mit zu Rätien gerechnet ward, Raetia secunda. Es erstreckte sich von Raetia
prima,
bis an die Donau, und hatte zur lincken den Rhein, zur rechten die Jnn, zu
Gräntzen. Es ist nach dem mit trefflichen Städten angebauet worden, davon einige
entweder noch übrig sind, oder doch denen, die ietzt an ihrer Stelle stehen, den Na-
men gelassen haben. Wie denn Regina castra in der Gegend, wo itzt Regens-
burg, und Batava castra, wo itzt Passau, gestanden. Die Haupt-Stadt war
das noch itzt berühmte Augsburg, Augusta Vindelicorum, so bereits taci-
tvs
splendidissimam coloniam
nennet4.

XII. Augustus kehrete nach Rom zurücke, da Varus grosse Schau-Spiele
Die Gallier
bauen Augu-
sto
einen Altar.
Tib. Claudio
Nerone, &
Quintilio
Varo Coss.
V. C.
741.
anstellete, die er den Göttern, wenn Augustus glücklich zurücke käme, gelobet hat-
te. horativs hat eine Ode darauf gemachet, in welcher der Sigambren
nicht zum besten gedacht wird1. Die Gallier waren so von Augusto eingenom-
men, daß sie ihm zu Lion eine Art göttlicher Verehrung anrichteten, und ihm einen
Altar weyheten, an welchem die Namen von sechzig Völckern eingehauen waren2.
Dergleichen Altar hat ihm auch hernachmahls Drusus, in der Gegend um Langres,
gebauet. Von dem Altar der Ubier aber, ist es ungewiß, ob er Augusto, oder
Druso, zu Ehren gesetzet worden.

XIII. Augustus hatte seinen jüngern Stief-Sohn, Drusum, in Gallien
Drusus geht
über den Rhein.
A. V. C. 742.
zurücke gelassen. Derselbe schrieb eine Schatzung aus, welche den Einwohnern
noch viel härter fürgekommen wäre, wenn Drusi höfliches Bezeugen, ihren Un-
muth nicht in etwas gelindert hätte. Dennoch aber ist vielleicht ihr Mißvergnügen,
oder auch nur dessen Vermuthung, Ursach gewesen, daß die Sigambren, Usipeter,
und Tenchterer, abermahls über den Rhein gegangen, welches zu einem langwie-
rigen blutigen Kriege Anlaß gegeben. Drusus war ein Herr von fünff und zwan-
tzig Jahren, voller Feuer, und Fähigkeit die grösten Dinge auszuführen1. Er
begnügete sich nicht, die Teutschen mit blutigen Köpffen abgewiesen zu haben, sondern
fasste den grossen Entschluß, zu versuchen, ob er Teutschland bezwingen könnte.
Augustus, der sonst nicht sehr die Gräntzen seines Reichs zu erweitern bemühet

war,
[Beginn Spaltensatz] weit von dem Comer-See. An der Etsch, Bozen,
Trident, und selbst das Schloß Tyrol. Die Haupt-Stadt
von der Provintz scheinet Veldidena gewesen zu seyn,
deren Namen noch ietzo das Dorff Wilten führet, nachdem
das ietzige Jnspruck aus seinen Ruinen groß geworden.
4 Conf. m. velseri res Augustanae.
1 §. XII. 1. horativs Odar. L. IV. u. 33.
Concines maiore poeta plectro
Caesarem, quandoque trahet feroces
Per sacrum cliuum, merita decorus
Fronde, Sicambros:
& u. 41.
Concines laetosque dies, & urbis
Publicum ludum super impetrato
Fortis Augusti reditu, forumque
Litibus orbum.

propertius L. IV. eleg. 6. u. 77. gedencket
ebenfalls des Sieges über die Sigambren.
[Spaltenumbruch] Ille paludosos memoret seruire Sicambros.
2 strabo L. IV. p. 192. Templum ab omni-
bus, communi sententia, Gallis decretum Caesari Au-
gusto, ad hanc urbem, ad concursum fluuiorum, est po-
situm. Aram habet hoc memorabilem, cum inscriptio-
ne gentium, LX numero, & imagine singularum, item
aliam magnam.
Das dieses ungefehr um diese Zeit
geschehen, mtuhmasset bvcherivs l. c. p. 38. §. 5.
1 §. XIII. 1. patercvlvs L. II. c. 97. sagt von
ihm: Cura deinde belli, atque onus delegata Druse
Claudio, fratri Neronis, adolescenti tot tantarum-
que uirtutum, quot & quantas natura mortalis reci-
pit, uel industria persicit. Cuius ingenium, utrum
bellicis magis operibus, an ciuilibus suffecerit artibus,
in incerto est: morum certe dulcedo, ac suauitas, &
aduersus amicos aequa, ac par sui, aestimatio, inimi-
tabilis fuisse dicitur.

[Ende Spaltensatz]
2. flo-

Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen
weil es mit zu Raͤtien gerechnet ward, Raetia ſecunda. Es erſtreckte ſich von Raetia
prima,
bis an die Donau, und hatte zur lincken den Rhein, zur rechten die Jnn, zu
Graͤntzen. Es iſt nach dem mit trefflichen Staͤdten angebauet worden, davon einige
entweder noch uͤbrig ſind, oder doch denen, die ietzt an ihrer Stelle ſtehen, den Na-
men gelaſſen haben. Wie denn Regina caſtra in der Gegend, wo itzt Regens-
burg, und Batava caſtra, wo itzt Paſſau, geſtanden. Die Haupt-Stadt war
das noch itzt beruͤhmte Augsburg, Auguſta Vindelicorum, ſo bereits taci-
tvs
ſplendidiſſimam coloniam
nennet4.

XII. Auguſtus kehrete nach Rom zuruͤcke, da Varus groſſe Schau-Spiele
Die Gallier
bauen Augu-
ſto
einẽ Altar.
Tib. Claudio
Nerone, &
Quintilio
Varo Coſſ.
V. C.
741.
anſtellete, die er den Goͤttern, wenn Auguſtus gluͤcklich zuruͤcke kaͤme, gelobet hat-
te. horativs hat eine Ode darauf gemachet, in welcher der Sigambren
nicht zum beſten gedacht wird1. Die Gallier waren ſo von Auguſto eingenom-
men, daß ſie ihm zu Lion eine Art goͤttlicher Verehrung anrichteten, und ihm einen
Altar weyheten, an welchem die Namen von ſechzig Voͤlckern eingehauen waren2.
Dergleichen Altar hat ihm auch hernachmahls Druſus, in der Gegend um Langres,
gebauet. Von dem Altar der Ubier aber, iſt es ungewiß, ob er Auguſto, oder
Druſo, zu Ehren geſetzet worden.

XIII. Auguſtus hatte ſeinen juͤngern Stief-Sohn, Druſum, in Gallien
Druſus geht
uͤber dẽ Rhein.
A. V. C. 742.
zuruͤcke gelaſſen. Derſelbe ſchrieb eine Schatzung aus, welche den Einwohnern
noch viel haͤrter fuͤrgekommen waͤre, wenn Druſi hoͤfliches Bezeugen, ihren Un-
muth nicht in etwas gelindert haͤtte. Dennoch aber iſt vielleicht ihr Mißvergnuͤgen,
oder auch nur deſſen Vermuthung, Urſach geweſen, daß die Sigambren, Uſipeter,
und Tenchterer, abermahls uͤber den Rhein gegangen, welches zu einem langwie-
rigen blutigen Kriege Anlaß gegeben. Druſus war ein Herr von fuͤnff und zwan-
tzig Jahren, voller Feuer, und Faͤhigkeit die groͤſten Dinge auszufuͤhren1. Er
begnuͤgete ſich nicht, die Teutſchen mit blutigen Koͤpffen abgewieſen zu haben, ſondern
faſſte den groſſen Entſchluß, zu verſuchen, ob er Teutſchland bezwingen koͤnnte.
Auguſtus, der ſonſt nicht ſehr die Graͤntzen ſeines Reichs zu erweitern bemuͤhet

war,
[Beginn Spaltensatz] weit von dem Comer-See. An der Etſch, Bozen,
Trident, und ſelbſt das Schloß Tyrol. Die Haupt-Stadt
von der Provintz ſcheinet Veldidena geweſen zu ſeyn,
deren Namen noch ietzo das Doꝛff Wiltẽ fuͤhret, nachdem
das ietzige Jnſpruck aus ſeinen Ruinen groß geworden.
4 Conf. m. velseri res Auguſtanae.
1 §. XII. 1. horativs Odar. L. IV. u. 33.
Concines maiore poeta plectro
Caeſarem, quandoque trahet feroces
Per ſacrum cliuum, merita decorus
Fronde, Sicambros:
& u. 41.
Concines laetosque dies, & urbis
Publicum ludum ſuper impetrato
Fortis Auguſti reditu, forumque
Litibus orbum.

propertius L. IV. eleg. 6. u. 77. gedencket
ebenfalls des Sieges uͤber die Sigambren.
[Spaltenumbruch] Ille paludoſos memoret ſeruire Sicambros.
2 strabo L. IV. p. 192. Templum ab omni-
bus, communi ſententia, Gallis decretum Caeſari Au-
guſto, ad hanc urbem, ad concurſum fluuiorum, eſt po-
ſitum. Aram habet hoc memorabilem, cum inſcriptio-
ne gentium, LX numero, & imagine ſingularum, item
aliam magnam.
Das dieſes ungefehr um dieſe Zeit
geſchehen, mtuhmaſſet bvcherivs l. c. p. 38. §. 5.
1 §. XIII. 1. patercvlvs L. II. c. 97. ſagt von
ihm: Cura deinde belli, atque onus delegata Druſe
Claudio, fratri Neronis, adoleſcenti tot tantarum-
que uirtutum, quot & quantas natura mortalis reci-
pit, uel induſtria perſicit. Cuius ingenium, utrum
bellicis magis operibus, an ciuilibus ſuffecerit artibus,
in incerto eſt: morum certe dulcedo, ac ſuauitas, &
aduerſus amicos aequa, ac par ſui, aeſtimatio, inimi-
tabilis fuiſſe dicitur.

[Ende Spaltensatz]
2. flo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
weil es mit zu Ra&#x0364;tien gerechnet ward, <hi rendition="#aq">Raetia &#x017F;ecunda.</hi> Es er&#x017F;treckte &#x017F;ich von <hi rendition="#aq">Raetia<lb/>
prima,</hi> bis an die Donau, und hatte zur lincken den Rhein, zur rechten die Jnn, zu<lb/>
Gra&#x0364;ntzen. Es i&#x017F;t nach dem mit trefflichen Sta&#x0364;dten angebauet worden, davon einige<lb/>
entweder noch u&#x0364;brig &#x017F;ind, oder doch denen, die ietzt an ihrer Stelle &#x017F;tehen, den Na-<lb/>
men gela&#x017F;&#x017F;en haben. Wie denn <hi rendition="#aq">Regina ca&#x017F;tra</hi> in der Gegend, wo itzt Regens-<lb/>
burg, und <hi rendition="#aq">Batava ca&#x017F;tra,</hi> wo itzt Pa&#x017F;&#x017F;au, ge&#x017F;tanden. Die Haupt-Stadt war<lb/>
das noch itzt beru&#x0364;hmte Augsburg, <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ta Vindelicorum,</hi> &#x017F;o bereits <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">taci-<lb/>
tvs</hi></hi> &#x017F;plendidi&#x017F;&#x017F;imam coloniam</hi> nennet<note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq">Conf. <hi rendition="#k">m. <hi rendition="#g">velseri</hi></hi> res Augu&#x017F;tanae.</hi></note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XII. Augu&#x017F;tus</hi> kehrete nach Rom zuru&#x0364;cke, da <hi rendition="#aq">Varus</hi> gro&#x017F;&#x017F;e Schau-Spiele<lb/><note place="left">Die Gallier<lb/>
bauen <hi rendition="#aq">Augu-<lb/>
&#x017F;to</hi> eine&#x0303; Altar.<lb/><hi rendition="#aq">Tib. Claudio<lb/>
Nerone, &amp;<lb/>
Quintilio<lb/>
Varo Co&#x017F;&#x017F;.<lb/>
V. C.</hi> 741.</note>an&#x017F;tellete, die er den Go&#x0364;ttern, wenn <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus</hi> glu&#x0364;cklich zuru&#x0364;cke ka&#x0364;me, gelobet hat-<lb/>
te. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">horativs</hi></hi></hi> hat eine <hi rendition="#aq">Ode</hi> darauf gemachet, in welcher der Sigambren<lb/>
nicht zum be&#x017F;ten gedacht wird<note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XII</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">horativs</hi></hi> Odar. L. IV. u.</hi> 33.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Concines maiore poeta plectro<lb/>
Cae&#x017F;arem, quandoque trahet feroces<lb/>
Per &#x017F;acrum cliuum, merita decorus<lb/>
Fronde, Sicambros:</hi> &amp; u. 41.<lb/><hi rendition="#i">Concines laetosque dies, &amp; urbis<lb/>
Publicum ludum &#x017F;uper impetrato<lb/>
Fortis Augu&#x017F;ti reditu, forumque<lb/>
Litibus orbum.</hi></hi></hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">propertius</hi></hi> L. IV. eleg. 6. u.</hi> 77. gedencket<lb/>
ebenfalls des Sieges u&#x0364;ber die Sigambren.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ille paludo&#x017F;os memoret &#x017F;eruire Sicambros.</hi></hi></note>. Die Gallier waren &#x017F;o von <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;to</hi> eingenom-<lb/>
men, daß &#x017F;ie ihm zu Lion eine Art go&#x0364;ttlicher Verehrung anrichteten, und ihm einen<lb/>
Altar weyheten, an welchem die Namen von &#x017F;echzig Vo&#x0364;lckern eingehauen waren<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> L. IV. p. 192. <hi rendition="#i">Templum ab omni-<lb/>
bus, communi &#x017F;ententia, Gallis decretum Cae&#x017F;ari Au-<lb/>
gu&#x017F;to, ad hanc urbem, ad concur&#x017F;um fluuiorum, e&#x017F;t po-<lb/>
&#x017F;itum. Aram habet hoc memorabilem, cum in&#x017F;criptio-<lb/>
ne gentium, LX numero, &amp; imagine &#x017F;ingularum, item<lb/>
aliam magnam.</hi></hi> Das die&#x017F;es ungefehr um die&#x017F;e Zeit<lb/>
ge&#x017F;chehen, mtuhma&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivs</hi></hi> l. c. p.</hi> 38. §. 5.</note>.<lb/>
Dergleichen Altar hat ihm auch hernachmahls <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;us,</hi> in der Gegend um <hi rendition="#aq">Langres,</hi><lb/>
gebauet. Von dem Altar der Ubier aber, i&#x017F;t es ungewiß, ob er <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;to,</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Dru&#x017F;o,</hi> zu Ehren ge&#x017F;etzet worden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XIII. Augu&#x017F;tus</hi> hatte &#x017F;einen ju&#x0364;ngern Stief-Sohn, <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;um,</hi> in Gallien<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Dru&#x017F;us</hi> geht<lb/>
u&#x0364;ber de&#x0303; Rhein.<lb/><hi rendition="#aq">A. V. C.</hi> 742.</note>zuru&#x0364;cke gela&#x017F;&#x017F;en. Der&#x017F;elbe &#x017F;chrieb eine Schatzung aus, welche den Einwohnern<lb/>
noch viel ha&#x0364;rter fu&#x0364;rgekommen wa&#x0364;re, wenn <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;i</hi> ho&#x0364;fliches Bezeugen, ihren Un-<lb/>
muth nicht in etwas gelindert ha&#x0364;tte. Dennoch aber i&#x017F;t vielleicht ihr Mißvergnu&#x0364;gen,<lb/>
oder auch nur de&#x017F;&#x017F;en Vermuthung, Ur&#x017F;ach gewe&#x017F;en, daß die Sigambren, U&#x017F;ipeter,<lb/>
und Tenchterer, abermahls u&#x0364;ber den Rhein gegangen, welches zu einem langwie-<lb/>
rigen blutigen Kriege Anlaß gegeben. <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;us</hi> war ein Herr von fu&#x0364;nff und zwan-<lb/>
tzig Jahren, voller Feuer, und Fa&#x0364;higkeit die gro&#x0364;&#x017F;ten Dinge auszufu&#x0364;hren<note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XIII</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi> L. II. c.</hi> 97. &#x017F;agt von<lb/>
ihm: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cura deinde belli, atque onus delegata Dru&#x017F;e<lb/>
Claudio, fratri Neronis, adole&#x017F;centi tot tantarum-<lb/>
que uirtutum, quot &amp; quantas natura mortalis reci-<lb/>
pit, uel indu&#x017F;tria per&#x017F;icit. Cuius ingenium, utrum<lb/>
bellicis magis operibus, an ciuilibus &#x017F;uffecerit artibus,<lb/>
in incerto e&#x017F;t: morum certe dulcedo, ac &#x017F;uauitas, &amp;<lb/>
aduer&#x017F;us amicos aequa, ac par &#x017F;ui, ae&#x017F;timatio, inimi-<lb/>
tabilis fui&#x017F;&#x017F;e dicitur.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">flo-</hi></hi></hi></fw><cb type="end"/>
</note>. Er<lb/>
begnu&#x0364;gete &#x017F;ich nicht, die Teut&#x017F;chen mit blutigen Ko&#x0364;pffen abgewie&#x017F;en zu haben, &#x017F;ondern<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;te den gro&#x017F;&#x017F;en Ent&#x017F;chluß, zu ver&#x017F;uchen, ob er Teut&#x017F;chland bezwingen ko&#x0364;nnte.<lb/><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus,</hi> der &#x017F;on&#x017F;t nicht &#x017F;ehr die Gra&#x0364;ntzen &#x017F;eines Reichs zu erweitern bemu&#x0364;het<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war,</fw><lb/><note xml:id="FN97_03_02" prev="#FN97_03_01" place="foot" n="3"><cb type="start"/>
weit von dem Comer-See. An der Et&#x017F;ch, Bozen,<lb/>
Trident, und &#x017F;elb&#x017F;t das Schloß Tyrol. Die Haupt-Stadt<lb/>
von der Provintz &#x017F;cheinet <hi rendition="#aq">Veldidena</hi> gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn,<lb/>
deren Namen noch ietzo das Do&#xA75B;ff Wilte&#x0303; fu&#x0364;hret, nachdem<lb/>
das ietzige Jn&#x017F;pruck aus &#x017F;einen Ruinen groß geworden.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0098] Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen weil es mit zu Raͤtien gerechnet ward, Raetia ſecunda. Es erſtreckte ſich von Raetia prima, bis an die Donau, und hatte zur lincken den Rhein, zur rechten die Jnn, zu Graͤntzen. Es iſt nach dem mit trefflichen Staͤdten angebauet worden, davon einige entweder noch uͤbrig ſind, oder doch denen, die ietzt an ihrer Stelle ſtehen, den Na- men gelaſſen haben. Wie denn Regina caſtra in der Gegend, wo itzt Regens- burg, und Batava caſtra, wo itzt Paſſau, geſtanden. Die Haupt-Stadt war das noch itzt beruͤhmte Augsburg, Auguſta Vindelicorum, ſo bereits taci- tvs ſplendidiſſimam coloniam nennet 4. XII. Auguſtus kehrete nach Rom zuruͤcke, da Varus groſſe Schau-Spiele anſtellete, die er den Goͤttern, wenn Auguſtus gluͤcklich zuruͤcke kaͤme, gelobet hat- te. horativs hat eine Ode darauf gemachet, in welcher der Sigambren nicht zum beſten gedacht wird 1. Die Gallier waren ſo von Auguſto eingenom- men, daß ſie ihm zu Lion eine Art goͤttlicher Verehrung anrichteten, und ihm einen Altar weyheten, an welchem die Namen von ſechzig Voͤlckern eingehauen waren 2. Dergleichen Altar hat ihm auch hernachmahls Druſus, in der Gegend um Langres, gebauet. Von dem Altar der Ubier aber, iſt es ungewiß, ob er Auguſto, oder Druſo, zu Ehren geſetzet worden. Die Gallier bauen Augu- ſto einẽ Altar. Tib. Claudio Nerone, & Quintilio Varo Coſſ. V. C. 741. XIII. Auguſtus hatte ſeinen juͤngern Stief-Sohn, Druſum, in Gallien zuruͤcke gelaſſen. Derſelbe ſchrieb eine Schatzung aus, welche den Einwohnern noch viel haͤrter fuͤrgekommen waͤre, wenn Druſi hoͤfliches Bezeugen, ihren Un- muth nicht in etwas gelindert haͤtte. Dennoch aber iſt vielleicht ihr Mißvergnuͤgen, oder auch nur deſſen Vermuthung, Urſach geweſen, daß die Sigambren, Uſipeter, und Tenchterer, abermahls uͤber den Rhein gegangen, welches zu einem langwie- rigen blutigen Kriege Anlaß gegeben. Druſus war ein Herr von fuͤnff und zwan- tzig Jahren, voller Feuer, und Faͤhigkeit die groͤſten Dinge auszufuͤhren 1. Er begnuͤgete ſich nicht, die Teutſchen mit blutigen Koͤpffen abgewieſen zu haben, ſondern faſſte den groſſen Entſchluß, zu verſuchen, ob er Teutſchland bezwingen koͤnnte. Auguſtus, der ſonſt nicht ſehr die Graͤntzen ſeines Reichs zu erweitern bemuͤhet war, 3 Druſus geht uͤber dẽ Rhein. A. V. C. 742. 4 Conf. m. velseri res Auguſtanae. 1 §. XII. 1. horativs Odar. L. IV. u. 33. Concines maiore poeta plectro Caeſarem, quandoque trahet feroces Per ſacrum cliuum, merita decorus Fronde, Sicambros: & u. 41. Concines laetosque dies, & urbis Publicum ludum ſuper impetrato Fortis Auguſti reditu, forumque Litibus orbum. propertius L. IV. eleg. 6. u. 77. gedencket ebenfalls des Sieges uͤber die Sigambren. Ille paludoſos memoret ſeruire Sicambros. 2 strabo L. IV. p. 192. Templum ab omni- bus, communi ſententia, Gallis decretum Caeſari Au- guſto, ad hanc urbem, ad concurſum fluuiorum, eſt po- ſitum. Aram habet hoc memorabilem, cum inſcriptio- ne gentium, LX numero, & imagine ſingularum, item aliam magnam. Das dieſes ungefehr um dieſe Zeit geſchehen, mtuhmaſſet bvcherivs l. c. p. 38. §. 5. 1 §. XIII. 1. patercvlvs L. II. c. 97. ſagt von ihm: Cura deinde belli, atque onus delegata Druſe Claudio, fratri Neronis, adoleſcenti tot tantarum- que uirtutum, quot & quantas natura mortalis reci- pit, uel induſtria perſicit. Cuius ingenium, utrum bellicis magis operibus, an ciuilibus ſuffecerit artibus, in incerto eſt: morum certe dulcedo, ac ſuauitas, & aduerſus amicos aequa, ac par ſui, aeſtimatio, inimi- tabilis fuiſſe dicitur. 2. flo- 3 weit von dem Comer-See. An der Etſch, Bozen, Trident, und ſelbſt das Schloß Tyrol. Die Haupt-Stadt von der Provintz ſcheinet Veldidena geweſen zu ſeyn, deren Namen noch ietzo das Doꝛff Wiltẽ fuͤhret, nachdem das ietzige Jnſpruck aus ſeinen Ruinen groß geworden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/98
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/98>, abgerufen am 22.11.2024.