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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVL. CAESARE.
re Würckung gehabt, als die Römer vermuthet, da es sich auch über den Rhein
ausgebreitet. Die Sigambren wollten am Raube Theil nehmen, und setzten dreys-
sig Römische Meilen, unterhalb der Brücken, mit zwey tausend Pferden über den
Fluß: woselbst ihnen viele, so den Römern entkommen waren, mit dem Viehe,
das sie gerettet hatten, in die Hände fielen. Diese Beute lockte sie an, tieffer ins
Land zu gehen, insonderheit, da sie in Wäldern und Morästen wohl fortzukommen
wusten, weil sie derselben in ihrem rauhen Vaterlande zuvor gewohnet waren. Ei-
ner von ihren Gefangenen verwiese ihnen unterwegens, daß sie sich mit den armsee-
ligen Uberbleibseln der Eburonen aufhielten, und nicht vielmehr Atuatucam über-
fielen, so nur drey Stunden von ihnen wäre, und wo das gesammte Vermögen
der Römischen Armee von einer Handvoll Volckes bewachet würde, die nicht ein-
mahl zureichete, den Wall zu besetzen. Die Sigambren liessen sich hierdurch leicht
bewegen, nahmen denjenigen, welcher ihnen den Vorschlag gethan, zum
Wegweiser mit, und überfielen gantz unvermuthet Q. Tull. Ciceronem, der mit
einer Legion Römer zu Atuatica in Besatzung lag. Dieser hatte eben den Tag
fünff Schwadronen, nebst einer grossen Menge Troß-Volckes in die nächste Saat
auf fourrage geschicket, und konnte daher kaum die Thore des Orts, der sonst
wohl bevestiget war, so lange beschützen, bis die Schwadronen vom Felde
wieder zurücke kamen, und sich mit grosser Tapfferkeit durch die Sigambren
durchschlugen. Die Teutschen, welche sich zu schwach sahen, den Ort, nachdem
ihnen der erste Streich mißlungen, zu erobern, und auch von den Gefangenen
mochten vernommen haben, wie man stündlich Caesarem selbst erwarte, kehreten
mit ihrer vorigen Beute, die sie indessen im Walde zurück gelassen, in ihr Vaterland
zurücke: da sie rühmen konnten, wie sie gegen die Eburonen ausgezogen, aber ih-
nen bey nahe den grösten Dienst erwiesen hätten. *

XXVI. Die Römer, so sich nicht anders eingebildet, als Caesar müste un-Caesar ver-
tilget die Na-
tion der Ebu-
ronen.

glücklich gewesen seyn, weil sich die Teutschen unterstanden ihr Lager anzugreiffen,
traueten kaum ihren Augen, als sie ihn gleich darauf, mit der Armee, unbeschädiget
ankommen sahen. Er streiffete kurtz hernach von neuem ins Land der Eburonen, und
ließ alle Dörffer und Gebäude, so übrig geblieben waren, in Brand stecken. Das
Geträide ward nicht allein von so vielen Menschen, und Vieh, verzehret, sondern,
was noch übrig blieb, verdarb wegen des Gewitters auf dem Halm, daß also die,
so sich etwan verstecket, dennoch vor Hunger umkommen müssen. Ambiorich ent-
kam selb vierte allen Nachstellungen, so viel auch Caesar auf seinen Kopff gesetzet,
so offte er auch entdecket, und fast eingeholet ward: und gab ein gut Exempel, wie
schwehr den Römern dermahleins die Kriege fallen sollten, gegen Völcker, deren
Printzen alles eher, als die Dienstbarkeit, zu ertragen wüsten. Caesar führete
seine Armee nach Rheims, dahin er eine Zusammenkunfft, der gesammten

Völcker
[Beginn Spaltensatz] bat. Einige haben hier an statt Scaldim, wollen Sa-
bin
lesen: Aber clvverivs und gerar-
dvs noviomagvs
haben gewiesen, daß man
Scaldim behalten müsse. Trebonio ist die Gegend
[Spaltenumbruch] um die Sambre zugetheilet gewesen.
caesar L. VI. c. 29-34.
* §. XXV. * idem L. VI. c. 35-42.
[Ende Spaltensatz]
§. XXV.
F

mit IVL. CAESARE.
re Wuͤrckung gehabt, als die Roͤmer vermuthet, da es ſich auch uͤber den Rhein
ausgebreitet. Die Sigambren wollten am Raube Theil nehmen, und ſetzten dreyſ-
ſig Roͤmiſche Meilen, unterhalb der Bruͤcken, mit zwey tauſend Pferden uͤber den
Fluß: woſelbſt ihnen viele, ſo den Roͤmern entkommen waren, mit dem Viehe,
das ſie gerettet hatten, in die Haͤnde fielen. Dieſe Beute lockte ſie an, tieffer ins
Land zu gehen, inſonderheit, da ſie in Waͤldern und Moraͤſten wohl fortzukommen
wuſten, weil ſie derſelben in ihrem rauhen Vaterlande zuvor gewohnet waren. Ei-
ner von ihren Gefangenen verwieſe ihnen unterwegens, daß ſie ſich mit den armſee-
ligen Uberbleibſeln der Eburonen aufhielten, und nicht vielmehr Atuatucam uͤber-
fielen, ſo nur drey Stunden von ihnen waͤre, und wo das geſammte Vermoͤgen
der Roͤmiſchen Armee von einer Handvoll Volckes bewachet wuͤrde, die nicht ein-
mahl zureichete, den Wall zu beſetzen. Die Sigambren lieſſen ſich hierdurch leicht
bewegen, nahmen denjenigen, welcher ihnen den Vorſchlag gethan, zum
Wegweiſer mit, und uͤberfielen gantz unvermuthet Q. Tull. Ciceronem, der mit
einer Legion Roͤmer zu Atuatica in Beſatzung lag. Dieſer hatte eben den Tag
fuͤnff Schwadronen, nebſt einer groſſen Menge Troß-Volckes in die naͤchſte Saat
auf fourrage geſchicket, und konnte daher kaum die Thore des Orts, der ſonſt
wohl beveſtiget war, ſo lange beſchuͤtzen, bis die Schwadronen vom Felde
wieder zuruͤcke kamen, und ſich mit groſſer Tapfferkeit durch die Sigambren
durchſchlugen. Die Teutſchen, welche ſich zu ſchwach ſahen, den Ort, nachdem
ihnen der erſte Streich mißlungen, zu erobern, und auch von den Gefangenen
mochten vernommen haben, wie man ſtuͤndlich Caeſarem ſelbſt erwarte, kehreten
mit ihrer vorigen Beute, die ſie indeſſen im Walde zuruͤck gelaſſen, in ihr Vaterland
zuruͤcke: da ſie ruͤhmen konnten, wie ſie gegen die Eburonen ausgezogen, aber ih-
nen bey nahe den groͤſten Dienſt erwieſen haͤtten. *

XXVI. Die Roͤmer, ſo ſich nicht anders eingebildet, als Caeſar muͤſte un-Caeſar ver-
tilget die Na-
tion der Ebu-
ronen.

gluͤcklich geweſen ſeyn, weil ſich die Teutſchen unterſtanden ihr Lager anzugreiffen,
traueten kaum ihren Augen, als ſie ihn gleich darauf, mit der Armee, unbeſchaͤdiget
ankommen ſahen. Er ſtreiffete kurtz hernach von neuem ins Land der Eburonen, und
ließ alle Doͤrffer und Gebaͤude, ſo uͤbrig geblieben waren, in Brand ſtecken. Das
Getraͤide ward nicht allein von ſo vielen Menſchen, und Vieh, verzehret, ſondern,
was noch uͤbrig blieb, verdarb wegen des Gewitters auf dem Halm, daß alſo die,
ſo ſich etwan verſtecket, dennoch vor Hunger umkommen muͤſſen. Ambiorich ent-
kam ſelb vierte allen Nachſtellungen, ſo viel auch Caeſar auf ſeinen Kopff geſetzet,
ſo offte er auch entdecket, und faſt eingeholet ward: und gab ein gut Exempel, wie
ſchwehr den Roͤmern dermahleins die Kriege fallen ſollten, gegen Voͤlcker, deren
Printzen alles eher, als die Dienſtbarkeit, zu ertragen wuͤſten. Caeſar fuͤhrete
ſeine Armee nach Rheims, dahin er eine Zuſammenkunfft, der geſammten

Voͤlcker
[Beginn Spaltensatz] bat. Einige haben hier an ſtatt Scaldim, wollen Sa-
bin
leſen: Aber clvverivs und gerar-
dvs noviomagvs
haben gewieſen, daß man
Scaldim behalten muͤſſe. Trebonio iſt die Gegend
[Spaltenumbruch] um die Sambre zugetheilet geweſen.
caesar L. VI. c. 29-34.
* §. XXV. * idem L. VI. c. 35-42.
[Ende Spaltensatz]
§. XXV.
F
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[41/0075] mit IVL. CAESARE. re Wuͤrckung gehabt, als die Roͤmer vermuthet, da es ſich auch uͤber den Rhein ausgebreitet. Die Sigambren wollten am Raube Theil nehmen, und ſetzten dreyſ- ſig Roͤmiſche Meilen, unterhalb der Bruͤcken, mit zwey tauſend Pferden uͤber den Fluß: woſelbſt ihnen viele, ſo den Roͤmern entkommen waren, mit dem Viehe, das ſie gerettet hatten, in die Haͤnde fielen. Dieſe Beute lockte ſie an, tieffer ins Land zu gehen, inſonderheit, da ſie in Waͤldern und Moraͤſten wohl fortzukommen wuſten, weil ſie derſelben in ihrem rauhen Vaterlande zuvor gewohnet waren. Ei- ner von ihren Gefangenen verwieſe ihnen unterwegens, daß ſie ſich mit den armſee- ligen Uberbleibſeln der Eburonen aufhielten, und nicht vielmehr Atuatucam uͤber- fielen, ſo nur drey Stunden von ihnen waͤre, und wo das geſammte Vermoͤgen der Roͤmiſchen Armee von einer Handvoll Volckes bewachet wuͤrde, die nicht ein- mahl zureichete, den Wall zu beſetzen. Die Sigambren lieſſen ſich hierdurch leicht bewegen, nahmen denjenigen, welcher ihnen den Vorſchlag gethan, zum Wegweiſer mit, und uͤberfielen gantz unvermuthet Q. Tull. Ciceronem, der mit einer Legion Roͤmer zu Atuatica in Beſatzung lag. Dieſer hatte eben den Tag fuͤnff Schwadronen, nebſt einer groſſen Menge Troß-Volckes in die naͤchſte Saat auf fourrage geſchicket, und konnte daher kaum die Thore des Orts, der ſonſt wohl beveſtiget war, ſo lange beſchuͤtzen, bis die Schwadronen vom Felde wieder zuruͤcke kamen, und ſich mit groſſer Tapfferkeit durch die Sigambren durchſchlugen. Die Teutſchen, welche ſich zu ſchwach ſahen, den Ort, nachdem ihnen der erſte Streich mißlungen, zu erobern, und auch von den Gefangenen mochten vernommen haben, wie man ſtuͤndlich Caeſarem ſelbſt erwarte, kehreten mit ihrer vorigen Beute, die ſie indeſſen im Walde zuruͤck gelaſſen, in ihr Vaterland zuruͤcke: da ſie ruͤhmen konnten, wie ſie gegen die Eburonen ausgezogen, aber ih- nen bey nahe den groͤſten Dienſt erwieſen haͤtten. * XXVI. Die Roͤmer, ſo ſich nicht anders eingebildet, als Caeſar muͤſte un- gluͤcklich geweſen ſeyn, weil ſich die Teutſchen unterſtanden ihr Lager anzugreiffen, traueten kaum ihren Augen, als ſie ihn gleich darauf, mit der Armee, unbeſchaͤdiget ankommen ſahen. Er ſtreiffete kurtz hernach von neuem ins Land der Eburonen, und ließ alle Doͤrffer und Gebaͤude, ſo uͤbrig geblieben waren, in Brand ſtecken. Das Getraͤide ward nicht allein von ſo vielen Menſchen, und Vieh, verzehret, ſondern, was noch uͤbrig blieb, verdarb wegen des Gewitters auf dem Halm, daß alſo die, ſo ſich etwan verſtecket, dennoch vor Hunger umkommen muͤſſen. Ambiorich ent- kam ſelb vierte allen Nachſtellungen, ſo viel auch Caeſar auf ſeinen Kopff geſetzet, ſo offte er auch entdecket, und faſt eingeholet ward: und gab ein gut Exempel, wie ſchwehr den Roͤmern dermahleins die Kriege fallen ſollten, gegen Voͤlcker, deren Printzen alles eher, als die Dienſtbarkeit, zu ertragen wuͤſten. Caeſar fuͤhrete ſeine Armee nach Rheims, dahin er eine Zuſammenkunfft, der geſammten Voͤlcker 2 * Caeſar ver- tilget die Na- tion der Ebu- ronen. * §. XXV. * idem L. VI. c. 35-42. §. XXV. 2 bat. Einige haben hier an ſtatt Scaldim, wollen Sa- bin leſen: Aber clvverivs und gerar- dvs noviomagvs haben gewieſen, daß man Scaldim behalten muͤſſe. Trebonio iſt die Gegend um die Sambre zugetheilet geweſen. * caesar L. VI. c. 29-34. F

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/75>, abgerufen am 22.11.2024.