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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVLIO CAESARE.
Induciomarus hatte sich, als er von Ciceronis Befreyung Nachricht erhalten,Labienus
schlägt den
Fürsten der
Trevirer, In-
duciomarum.

zurücke gezogen, und suchte die Teutschen Völcker, so jenseit des Rheins wohneten,
an sich zu ziehen, womit es ihm aber nicht glücken wollte. Die übrigen Gallischen
Völcker munterten ihn indessen fast täglich auf, sich zum Haupte derer, die ihr Va-
terland von den Römern befreyen wollten, aufzuwerffen. Die gute Meinung so
sie von ihm bezeigten, schmeichelte seiner Hoffnung dergestalt, daß er ihnen endlich
Gehör gab, insonderheit, da von der einen Seite Ambiorich die Nervios, und
Atuaticos, bereits würcklich aufgebracht; von der andern aber die Senones und
Carnutes nur auf gute Gelegenheit zu warten schienen, die Waffen gleichfalls zu
ergreiffen. Induciomarus both demnach alle Mannschafft auf, so Waffen tra-
gen konnte: 2 erklährte in einer öffentlichen Versammlung den Cingetorich nebst
seinem Anhang in die Acht, und gab dem gesammten Heer zu erkennen, daß ihn
die Senones und Carnutes um Hülffe angeruffen; er auch ihnen selbige zuzufüh-
ren, und unterwegens die Rhemos zu plündern, zuförderst aber den Römischen
General in seinen Winter-Quartieren anzugreiffen, gesonnen wäre. Labienus
erfuhr vom Cingetorich alles, was fürgegangen. Sein Lager war so vortheilhafft
gelegen und bevestiget, daß er sich die Treviren auszuhalten getrauete. Indu-
ciomarus
aber bravirte ihm etliche Tage nach einander, um ihn heraus zu locken.
Der Römische General ließ ihn so lange von seiner Furchtsamkeit glauben, was er
wollte, bis er von den Rhemis eine gute Anzahl Reuterey ins geheim an sich gezo-
gen. Als darauf Induciomarus wiederum den Römern Hohn gesprochen hatte,
und sich gegen Abend in gröster Sicherheit ohne Ordnung zurück zog: ließ Labie-
nus
die gantze Reuterey ausfallen, und hatte, damit Induciomarus nicht ent-
kommen möchte, ihnen Befehl gegeben, niemand anders anzugreiffen, bevor sie
ihn, lebendig oder todt, in ihrer Gewalt hätten. Sie nahmen diesen Befehl so wohl
in achte, daß sie diesen Printzen noch einhohleten, als er eben durch einen Fluß setzen
wollte. 3 Sein Kopff ward gleichsam das Feld-Zeichen, auch numehro über die
übrigen, alles, was ein trotziger Uberwinder kan, auszuüben. *

XX. Die Trevirer liessen die Regierung bey Induciomari Hause, und

[Beginn Spaltensatz] tes sollicitarent: pecunias pollicerentur: magna
parte exercitus nostri interfecta, multo minorem su-
peresse dicerent partem. Neque tamen ulli ciuitati
Germanorum persuaderi potuit, ut Rhenum transi-
rent, quum se bis expertos dicerent, Ariovisti bello
& Tenchterorum transitu; non esse fortunam am-
plius tentaturos.
2 caesar L. V. c. 56. Armatum concilium
indicit. Hoc more Gallorum est initium belli, quo
lege communi, omnes puberes armati conuenire co-
guntur: & qui ex iis nouissimus uenit, in conspectu
multitudinis, omnibus cruciatibus affectus, necatur.

livivs L. XXI. c. 20. In his (scil. Gallis) est no-
ua terribilisque species uisa, quod armati,
(ita mos
gentis erat
) in concilium uenerunt.
3 lavr. begervs hat in Thesauro Bran-
[Spaltenumbruch] denburgico p.
309. eine Müntze, so im Königlichen
Cabinet zu Berlin aufgehoben wird, von diesem Jndu-
ciomar erkläret. Auf der einen Seite ist ein Manns-
Kopff mit einer Königl. Binde: auf der andern ein
Stier, da oben GERMANVS unten IN
DVT IIIII
stehet, welches er INDVTI omarus
III Virensis (Trevirensis,
oder Treuir) lesen will.
Er bringt an eben dem Ort p. 305. eine andere Müntze
herfür, auf welcher der Name COMMIVS stehet,
und ziehet sie auf den Atrebatischen Fürsten Comius,
welchen Dio Cassius ebenfals Commium nennet. Es
ist dieses vielleicht die wahrscheinlichste Muthmassung,
die man zu Erklährung zweyer, sonst gantz unverständli-
chen Müntzen, wagen kan: die ich im übrigen andern,
so etwan die Müntze selbst dagegen halten können, zu be-
urtheilen überlasse.
* caesar L. VI. c. 55-58.
[Ende Spaltensatz]
§. XX.
erneu-
E 3

mit IVLIO CAESARE.
Induciomarus hatte ſich, als er von Ciceronis Befreyung Nachricht erhalten,Labienus
ſchlaͤgt den
Fuͤrſten der
Trevirer, In-
duciomarum.

zuruͤcke gezogen, und ſuchte die Teutſchen Voͤlcker, ſo jenſeit des Rheins wohneten,
an ſich zu ziehen, womit es ihm aber nicht gluͤcken wollte. Die uͤbrigen Galliſchen
Voͤlcker munterten ihn indeſſen faſt taͤglich auf, ſich zum Haupte derer, die ihr Va-
terland von den Roͤmern befreyen wollten, aufzuwerffen. Die gute Meinung ſo
ſie von ihm bezeigten, ſchmeichelte ſeiner Hoffnung dergeſtalt, daß er ihnen endlich
Gehoͤr gab, inſonderheit, da von der einen Seite Ambiorich die Nervios, und
Atuaticos, bereits wuͤrcklich aufgebracht; von der andern aber die Senones und
Carnutes nur auf gute Gelegenheit zu warten ſchienen, die Waffen gleichfalls zu
ergreiffen. Induciomarus both demnach alle Mannſchafft auf, ſo Waffen tra-
gen konnte: 2 erklaͤhrte in einer oͤffentlichen Verſammlung den Cingetorich nebſt
ſeinem Anhang in die Acht, und gab dem geſammten Heer zu erkennen, daß ihn
die Senones und Carnutes um Huͤlffe angeruffen; er auch ihnen ſelbige zuzufuͤh-
ren, und unterwegens die Rhemos zu pluͤndern, zufoͤrderſt aber den Roͤmiſchen
General in ſeinen Winter-Quartieren anzugreiffen, geſonnen waͤre. Labienus
erfuhr vom Cingetorich alles, was fuͤrgegangen. Sein Lager war ſo vortheilhafft
gelegen und beveſtiget, daß er ſich die Treviren auszuhalten getrauete. Indu-
ciomarus
aber bravirte ihm etliche Tage nach einander, um ihn heraus zu locken.
Der Roͤmiſche General ließ ihn ſo lange von ſeiner Furchtſamkeit glauben, was er
wollte, bis er von den Rhemis eine gute Anzahl Reuterey ins geheim an ſich gezo-
gen. Als darauf Induciomarus wiederum den Roͤmern Hohn geſprochen hatte,
und ſich gegen Abend in groͤſter Sicherheit ohne Ordnung zuruͤck zog: ließ Labie-
nus
die gantze Reuterey ausfallen, und hatte, damit Induciomarus nicht ent-
kommen moͤchte, ihnen Befehl gegeben, niemand anders anzugreiffen, bevor ſie
ihn, lebendig oder todt, in ihrer Gewalt haͤtten. Sie nahmen dieſen Befehl ſo wohl
in achte, daß ſie dieſen Printzen noch einhohleten, als er eben durch einen Fluß ſetzen
wollte. 3 Sein Kopff ward gleichſam das Feld-Zeichen, auch numehro uͤber die
uͤbrigen, alles, was ein trotziger Uberwinder kan, auszuuͤben. *

XX. Die Trevirer lieſſen die Regierung bey Induciomari Hauſe, und

[Beginn Spaltensatz] tes ſollicitarent: pecunias pollicerentur: magna
parte exercitus noſtri interfecta, multo minorem ſu-
pereſſe dicerent partem. Neque tamen ulli ciuitati
Germanorum perſuaderi potuit, ut Rhenum tranſi-
rent, quum ſe bis expertos dicerent, Arioviſti bello
& Tenchterorum tranſitu; non eſſe fortunam am-
plius tentaturos.
2 caesar L. V. c. 56. Armatum concilium
indicit. Hoc more Gallorum eſt initium belli, quo
lege communi, omnes puberes armati conuenire co-
guntur: & qui ex iis nouiſſimus uenit, in conſpectu
multitudinis, omnibus cruciatibus affectus, necatur.

livivs L. XXI. c. 20. In his (ſcil. Gallis) eſt no-
ua terribilisque ſpecies uiſa, quod armati,
(ita mos
gentis erat
) in concilium uenerunt.
3 lavr. begervs hat in Theſauro Bran-
[Spaltenumbruch] denburgico p.
309. eine Muͤntze, ſo im Koͤniglichen
Cabinet zu Berlin aufgehoben wird, von dieſem Jndu-
ciomar erklaͤret. Auf der einen Seite iſt ein Manns-
Kopff mit einer Koͤnigl. Binde: auf der andern ein
Stier, da oben GERMANVS unten IN
DVT IIIII
ſtehet, welches er INDVTI omarus
III Virenſis (Trevirenſis,
oder Treuir) leſen will.
Er bringt an eben dem Ort p. 305. eine andere Muͤntze
herfuͤr, auf welcher der Name COMMIVS ſtehet,
und ziehet ſie auf den Atrebatiſchen Fuͤrſten Comius,
welchen Dio Caſſius ebenfals Commium nennet. Es
iſt dieſes vielleicht die wahrſcheinlichſte Muthmaſſung,
die man zu Erklaͤhrung zweyer, ſonſt gantz unverſtaͤndli-
chen Muͤntzen, wagen kan: die ich im uͤbrigen andern,
ſo etwan die Muͤntze ſelbſt dagegen halten koͤnnen, zu be-
urtheilen uͤberlaſſe.
* caesar L. VI. c. 55-58.
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§. XX.
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[37/0071] mit IVLIO CAESARE. Induciomarus hatte ſich, als er von Ciceronis Befreyung Nachricht erhalten, zuruͤcke gezogen, und ſuchte die Teutſchen Voͤlcker, ſo jenſeit des Rheins wohneten, an ſich zu ziehen, womit es ihm aber nicht gluͤcken wollte. 1 Die uͤbrigen Galliſchen Voͤlcker munterten ihn indeſſen faſt taͤglich auf, ſich zum Haupte derer, die ihr Va- terland von den Roͤmern befreyen wollten, aufzuwerffen. Die gute Meinung ſo ſie von ihm bezeigten, ſchmeichelte ſeiner Hoffnung dergeſtalt, daß er ihnen endlich Gehoͤr gab, inſonderheit, da von der einen Seite Ambiorich die Nervios, und Atuaticos, bereits wuͤrcklich aufgebracht; von der andern aber die Senones und Carnutes nur auf gute Gelegenheit zu warten ſchienen, die Waffen gleichfalls zu ergreiffen. Induciomarus both demnach alle Mannſchafft auf, ſo Waffen tra- gen konnte: 2 erklaͤhrte in einer oͤffentlichen Verſammlung den Cingetorich nebſt ſeinem Anhang in die Acht, und gab dem geſammten Heer zu erkennen, daß ihn die Senones und Carnutes um Huͤlffe angeruffen; er auch ihnen ſelbige zuzufuͤh- ren, und unterwegens die Rhemos zu pluͤndern, zufoͤrderſt aber den Roͤmiſchen General in ſeinen Winter-Quartieren anzugreiffen, geſonnen waͤre. Labienus erfuhr vom Cingetorich alles, was fuͤrgegangen. Sein Lager war ſo vortheilhafft gelegen und beveſtiget, daß er ſich die Treviren auszuhalten getrauete. Indu- ciomarus aber bravirte ihm etliche Tage nach einander, um ihn heraus zu locken. Der Roͤmiſche General ließ ihn ſo lange von ſeiner Furchtſamkeit glauben, was er wollte, bis er von den Rhemis eine gute Anzahl Reuterey ins geheim an ſich gezo- gen. Als darauf Induciomarus wiederum den Roͤmern Hohn geſprochen hatte, und ſich gegen Abend in groͤſter Sicherheit ohne Ordnung zuruͤck zog: ließ Labie- nus die gantze Reuterey ausfallen, und hatte, damit Induciomarus nicht ent- kommen moͤchte, ihnen Befehl gegeben, niemand anders anzugreiffen, bevor ſie ihn, lebendig oder todt, in ihrer Gewalt haͤtten. Sie nahmen dieſen Befehl ſo wohl in achte, daß ſie dieſen Printzen noch einhohleten, als er eben durch einen Fluß ſetzen wollte. 3 Sein Kopff ward gleichſam das Feld-Zeichen, auch numehro uͤber die uͤbrigen, alles, was ein trotziger Uberwinder kan, auszuuͤben. * Labienus ſchlaͤgt den Fuͤrſten der Trevirer, In- duciomarum. XX. Die Trevirer lieſſen die Regierung bey Induciomari Hauſe, und 1 tes ſollicitarent: pecunias pollicerentur: magna parte exercitus noſtri interfecta, multo minorem ſu- pereſſe dicerent partem. Neque tamen ulli ciuitati Germanorum perſuaderi potuit, ut Rhenum tranſi- rent, quum ſe bis expertos dicerent, Arioviſti bello & Tenchterorum tranſitu; non eſſe fortunam am- plius tentaturos. 2 caesar L. V. c. 56. Armatum concilium indicit. Hoc more Gallorum eſt initium belli, quo lege communi, omnes puberes armati conuenire co- guntur: & qui ex iis nouiſſimus uenit, in conſpectu multitudinis, omnibus cruciatibus affectus, necatur. livivs L. XXI. c. 20. In his (ſcil. Gallis) eſt no- ua terribilisque ſpecies uiſa, quod armati, (ita mos gentis erat) in concilium uenerunt. 3 lavr. begervs hat in Theſauro Bran- denburgico p. 309. eine Muͤntze, ſo im Koͤniglichen Cabinet zu Berlin aufgehoben wird, von dieſem Jndu- ciomar erklaͤret. Auf der einen Seite iſt ein Manns- Kopff mit einer Koͤnigl. Binde: auf der andern ein Stier, da oben GERMANVS unten IN DVT IIIII ſtehet, welches er INDVTI omarus III Virenſis (Trevirenſis, oder Treuir) leſen will. Er bringt an eben dem Ort p. 305. eine andere Muͤntze herfuͤr, auf welcher der Name COMMIVS ſtehet, und ziehet ſie auf den Atrebatiſchen Fuͤrſten Comius, welchen Dio Caſſius ebenfals Commium nennet. Es iſt dieſes vielleicht die wahrſcheinlichſte Muthmaſſung, die man zu Erklaͤhrung zweyer, ſonſt gantz unverſtaͤndli- chen Muͤntzen, wagen kan: die ich im uͤbrigen andern, ſo etwan die Muͤntze ſelbſt dagegen halten koͤnnen, zu be- urtheilen uͤberlaſſe. * caesar L. VI. c. 55-58. §. XX. erneu- E 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/71>, abgerufen am 22.11.2024.