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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen
ließ ihm alle das Ansehen und Gewalt, darinnen er bey seinem Volcke stund. Er
söhnte aber den Cingetorich mit den vornehmsten Gliedern des wiedrigen Anhanges
aus, um sowohl das Vertrauen, so Cingetorich gegen die Römer bezeiget, zu be-
lohnen, als auch Induciomari Macht, ohne Schein einer Feindseeligkeit, zu schwä-
chen. Dieser verbieß zwar damahls seinen Verdruß: bemühete sich aber den
Sommer durch, die Gallier, so viel ihm möglich, gegen die Römer aufzuwiegeln. *

XVI. Caesar war in Brittannien glücklich gewesen, und kam im Herbst
Ambiorich,
Fürst der Ebu-
ronen, berückt,
und schlägt ein
Römisches
Heer.
gegen die Zeit, da Tag und Nacht gleich wird, wieder nach Gallien zurücke. Er
hielt die gewöhnliche Versammlung der Gallischen Völcker zu Samarobriua, und
vertheilte darauf seine Völcker in die Winter-Quartiere, weil dieses Jahr nicht
so fruchtbar gewesen war, daß sie hätten beysammen bleiben können. Diese Ver-
theilung schiene den Galliern, ihre Anschläge auszuführen, wohl zu statten zu kom-
men. Die Eburonen, welche unter den Teutschen Völckern, so zuletzt über den
Rhein gegangen, die mächtigsten waren, thaten den ersten Angrieff. Sie wohne-
ten über den Menapiis, grösten Theils zwischen dem Rhein und der Maas, 1 hatten
sich aber doch auch über die Maas ausgebreitet, allwo sie mit den Atuaticis
gräntzeten. Jhr Land begrieff also einen Theil des ietzigen Stiffts Lüttich, die Her-
zogthümer Limburg und Jülich, sammt einem Stück von Geldern und dem Cöllni-
schen Gebiethe. Sie waren unter zwey Fürsten getheilet: der eine Namens Ca-
tivulcus
war ein abgelebter Mann, und also kam das meiste auf den andern, Na-
mens Ambiorich an. Caesar hatte Q. Titurio Sabino und Aurunculeio Cot-
tae
die Winter-Quartiere für ihre Truppen, so in einer Legion und fünff Schwa-
dronen bestunden, zu Atuatica, in dem Lande der Eburonen angewiesen. Die
beyden Fürsten empfiengen sie an den Gräntzen, 2 und besorgten selbst die benöthigte
Zufuhr. Aber nach funffzehen Tagen würckten Induciomari Anschläge so viel,
daß die Eburonen das Lager plötzlich angrieffen, dabey sie aber von Seiten der Rö-
mer tapffern Wiederstand fanden. Ambiorich als er sahe, daß es nicht so leichte
seyn dörffte, den Römern in ihrem Lager etwas anzuhaben, ersann eine List, sie
heraus zu bringen. Er ließ den Römischen Generalen eine Unterredung anbiethen,
und als sie iemand darzu abgefertiget, stellte er denselbigen für: die Römer wür-
den wohl ohne sein Betheuren glauben, daß die Eburonen, und er für sich am aller-
wenigsten, aus eigenem Triebe sie anzugreiffen sich nicht würden unterstanden haben,
da er es Caesari zu dancken, daß er vom Tribut, den er sonst seinen Nach-
barn, den Atuaticis, zahlen müssen, befreyet worden. Es hätten aber die Gallier
insgesammt beschlossen, auf einen Tag die zerstreueten Winter-Lager der Römer

anzu-
* [Beginn Spaltensatz] caesar L. V. c. 2. 3.
1 §. XVI. 1. caesar L. V. c. 24. Quorum pars
maxima est inter Mosam & Rhenum.
2 caesar L. V. c. 26. Diebus circiter XV,
quibus in hiberna uentum est, initium repentini tu-
multus ac defectionis ortum est ab Ambiorige & Ca-
tivulco: qui cum ad fines regni sui Sabine Cottaeque
[Spaltenumbruch] praesto fuissent, frumentumque in hiberna compor-
tauissent, Indutiomari, Treuiri, nunciis impulsi, suos
concitauerunt, subitoque oppressis lignatoribus, ma-
gna manu castra oppugnatum uenerunt. Quum ce-
leriter nostri arma cepissent, uallumque ascendissent;
atque una ex parte Hispanis equitibus missis, eque-
stri proelio superiores fuissent; desperata re hostes
suos ab oppugnatione reduxerunt. Tum suo more

[Ende Spaltensatz]
con-

Andres Buch. Kriege der Teutſchen
ließ ihm alle das Anſehen und Gewalt, darinnen er bey ſeinem Volcke ſtund. Er
ſoͤhnte aber den Cingetorich mit den vornehmſten Gliedern des wiedrigen Anhanges
aus, um ſowohl das Vertrauen, ſo Cingetorich gegen die Roͤmer bezeiget, zu be-
lohnen, als auch Induciomari Macht, ohne Schein einer Feindſeeligkeit, zu ſchwaͤ-
chen. Dieſer verbieß zwar damahls ſeinen Verdruß: bemuͤhete ſich aber den
Sommer durch, die Gallier, ſo viel ihm moͤglich, gegen die Roͤmer aufzuwiegeln. *

XVI. Caeſar war in Brittannien gluͤcklich geweſen, und kam im Herbſt
Ambiorich,
Fuͤrſt der Ebu-
ronẽ, beruͤckt,
und ſchlaͤgt ein
Roͤmiſches
Heer.
gegen die Zeit, da Tag und Nacht gleich wird, wieder nach Gallien zuruͤcke. Er
hielt die gewoͤhnliche Verſammlung der Galliſchen Voͤlcker zu Samarobriua, und
vertheilte darauf ſeine Voͤlcker in die Winter-Quartiere, weil dieſes Jahr nicht
ſo fruchtbar geweſen war, daß ſie haͤtten beyſammen bleiben koͤnnen. Dieſe Ver-
theilung ſchiene den Galliern, ihre Anſchlaͤge auszufuͤhren, wohl zu ſtatten zu kom-
men. Die Eburonen, welche unter den Teutſchen Voͤlckern, ſo zuletzt uͤber den
Rhein gegangen, die maͤchtigſten waren, thaten den erſten Angrieff. Sie wohne-
ten uͤber den Menapiis, groͤſten Theils zwiſchen dem Rhein und der Maas, 1 hatten
ſich aber doch auch uͤber die Maas ausgebreitet, allwo ſie mit den Atuaticis
graͤntzeten. Jhr Land begrieff alſo einen Theil des ietzigen Stiffts Luͤttich, die Her-
zogthuͤmer Limburg und Juͤlich, ſammt einem Stuͤck von Geldern und dem Coͤllni-
ſchen Gebiethe. Sie waren unter zwey Fuͤrſten getheilet: der eine Namens Ca-
tivulcus
war ein abgelebter Mann, und alſo kam das meiſte auf den andern, Na-
mens Ambiorich an. Caeſar hatte Q. Titurio Sabino und Aurunculeio Cot-
tae
die Winter-Quartiere fuͤr ihre Truppen, ſo in einer Legion und fuͤnff Schwa-
dronen beſtunden, zu Atuatica, in dem Lande der Eburonen angewieſen. Die
beyden Fuͤrſten empfiengen ſie an den Graͤntzen, 2 und beſorgten ſelbſt die benoͤthigte
Zufuhr. Aber nach funffzehen Tagen wuͤrckten Induciomari Anſchlaͤge ſo viel,
daß die Eburonen das Lager ploͤtzlich angrieffen, dabey ſie aber von Seiten der Roͤ-
mer tapffern Wiederſtand fanden. Ambiorich als er ſahe, daß es nicht ſo leichte
ſeyn doͤrffte, den Roͤmern in ihrem Lager etwas anzuhaben, erſann eine Liſt, ſie
heraus zu bringen. Er ließ den Roͤmiſchen Generalen eine Unterredung anbiethen,
und als ſie iemand darzu abgefertiget, ſtellte er denſelbigen fuͤr: die Roͤmer wuͤr-
den wohl ohne ſein Betheuren glauben, daß die Eburonen, und er fuͤr ſich am aller-
wenigſten, aus eigenem Triebe ſie anzugreiffen ſich nicht wuͤrdẽ unterſtanden haben,
da er es Caeſari zu dancken, daß er vom Tribut, den er ſonſt ſeinen Nach-
barn, den Atuaticis, zahlen muͤſſen, befreyet worden. Es haͤtten aber die Gallier
insgeſammt beſchloſſen, auf einen Tag die zerſtreueten Winter-Lager der Roͤmer

anzu-
* [Beginn Spaltensatz] caesar L. V. c. 2. 3.
1 §. XVI. 1. caesar L. V. c. 24. Quorum pars
maxima eſt inter Moſam & Rhenum.
2 caesar L. V. c. 26. Diebus circiter XV,
quibus in hiberna uentum eſt, initium repentini tu-
multus ac defectionis ortum eſt ab Ambiorige & Ca-
tivulco: qui cum ad fines regni ſui Sabine Cottaeque
[Spaltenumbruch] praeſto fuiſſent, frumentumque in hiberna compor-
tauiſſent, Indutiomari, Treuiri, nunciis impulſi, ſuos
concitauerunt, ſubitoque oppreſſis lignatoribus, ma-
gna manu caſtra oppugnatum uenerunt. Quum ce-
leriter noſtri arma cepiſſent, uallumque aſcendiſſent;
atque una ex parte Hiſpanis equitibus miſſis, eque-
ſtri proelio ſuperiores fuiſſent; deſperata re hoſtes
ſuos ab oppugnatione reduxerunt. Tum ſuo more

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/68>, abgerufen am 24.11.2024.