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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVLIO CAESARE.
Römischen Volcks, durch ungemeine Unternehmungen gegen sich anzufeuren: als
sich dabey unentbehrlich zu machen. Jn der That hat ihm auch diese Expedition
mehr genützet, als alles, was er in den Teutschen Wäldern hätte ausrichten kön-
nen, wenn er gleich keinen andern Vortheil davon gehabt hätte, als daß er das
Land kennen gelernet, um ins künfftige seine Anstalten darnach zu machen. Viele
grosse in Rom waren zwar mit diesen Ausschweiffungen so übel zu frieden, daß sie
öffentlich sagten: man solle ihn den Barbarn, mit denen er das Römische Volck
ohne Noth in gefährliche Kriege verwickele, auslieffern, aber sein Glück machte
alle diese Tadler zu schanden. Und in eben diesem Jahre wurden ihm zu Ehren
zwantzigtägige Danck-Feste angeordnet, da diejenigen, so ihm zuwieder waren,
den Göttern für ein Glück dancken helffen musten, darum sie selbige wohl niemahls
an geruffen hatten.

XV. Jm folgenden Jahr brach in Gallien eine grosse Unruhe gegen dieUnruhe unter
den Trevirern.
Domitio
Aenobarbo
Claudio Pul-
cro Coß.

Römer aus, dazu die Trevirer Veranlassung gaben. Diese waren ein mächti-
ges Volck, das aus Teutschland vormahls nach Gallien gegangen war, und sich
unter den Belgen, von dem Rhein, bis an die Gräntzen der Rhemorum ausgebrei-
tet hatte. Jhre Reuterey ward vor die beste in Gallien gehalten. Sie hatten sich
seit einiger Zeit der Römer gantz geäussert,
und es verlautete, daß sie die Teut-
schen jenseit des Rheins herüber in Gallien zu ziehen suchten. Caesar gieng das
Jahr darauf wieder nach Brittannien, hielt aber vorher an den Gräntzen der Tre-
virer, um die eigentliche Beschaffenheit der Sachen zu erfahren. Die Gemüther
des Volcks waren getrennet. Einige hiengen ihrem Fürsten Induciomaro an:
andere hielten es mit dessen Eydam Cingetorich. Das Band der Schwägerschafft
dienete diesen beyden Herren so wenig zu einem guten Vernehmen, als es nachmahls
den Krieg zwischen Caesare und Pompeio selbst verhindern können. Cingeto-
rich, der bisher gegen seinen Schwieger-Vater nicht recht aufkommen können,
hatte kaum von Caesaris Ankunfft gehöret, als er sich mit seinen Freunden auf den
Weg machte, ihm entgegen zu ziehen. Jnduciomar hingegen verfügte Anfangs
alle Anstalten, den Römern mit Gewalt zu widerstehen. Alles was Waffen tra-
gen konnte, ward aufgebothen: die alten Leute und Kinder aber schaffte man in
den Ardenner Wald, der sich mitten durch das Land der Trevirer, vom Rhein an,
bis an die Gräntzen der Rhemorum, erstreckete. Als aber verschiedene der Vor-
nehmsten seines Anhanges, theils aus Furcht vor die Römer, theils dem Cingeto-
rich zu gefallen ins Römische Lager giengen; befürchtete er, es möchte ein allgemei-
ner Abfall erfolgen, und fieng dahero an mit Caesare friedlich zu handeln. Cae-
sar
ließ sich willig finden, weil er den Sommer nach Brittannien gehen, und des-
wegen hier, ie eher ie lieber, fertig werden wollte. Jnduciomar begab sich darauf
selbst zu ihm ins Lager: muste aber 200 Geissel, und unter denselben seinen Sohn,
und verschiedene Anverwandten zur Versicherung auslieffern. Caesar hingegen

ließ
[Beginn Spaltensatz] ebant, neque imperio parebant, Germanosque trans-
rhenanos sollicitare dicebantur.
Oben ist angemercket
worden, daß Caesar einige Reuterey von Trevirern zu
[Spaltenumbruch] seinen Diensten gehabt. Es muß ihm dieselbe von ei-
nigen priuatis seyn zugeführet worden, oder das gute
Vernehmen mit dem Volcke seit dem aufgehöret haben.
[Ende Spaltensatz]
* cae-
E

mit IVLIO CAESARE.
Roͤmiſchen Volcks, durch ungemeine Unternehmungen gegen ſich anzufeuren: als
ſich dabey unentbehrlich zu machen. Jn der That hat ihm auch dieſe Expedition
mehr genuͤtzet, als alles, was er in den Teutſchen Waͤldern haͤtte ausrichten koͤn-
nen, wenn er gleich keinen andern Vortheil davon gehabt haͤtte, als daß er das
Land kennen gelernet, um ins kuͤnfftige ſeine Anſtalten darnach zu machen. Viele
groſſe in Rom waren zwar mit dieſen Ausſchweiffungen ſo uͤbel zu frieden, daß ſie
oͤffentlich ſagten: man ſolle ihn den Barbarn, mit denen er das Roͤmiſche Volck
ohne Noth in gefaͤhrliche Kriege verwickele, auslieffern, aber ſein Gluͤck machte
alle dieſe Tadler zu ſchanden. Und in eben dieſem Jahre wurden ihm zu Ehren
zwantzigtaͤgige Danck-Feſte angeordnet, da diejenigen, ſo ihm zuwieder waren,
den Goͤttern fuͤr ein Gluͤck dancken helffen muſten, darum ſie ſelbige wohl niemahls
an geruffen hatten.

XV. Jm folgenden Jahr brach in Gallien eine groſſe Unruhe gegen dieUnruhe unter
den Trevirern.
Domitio
Aenobarbo
Claudio Pul-
cro Coß.

Roͤmer aus, dazu die Trevirer Veranlaſſung gaben. Dieſe waren ein maͤchti-
ges Volck, das aus Teutſchland vormahls nach Gallien gegangen war, und ſich
unter den Belgen, von dem Rhein, bis an die Graͤntzen der Rhemorum ausgebrei-
tet hatte. Jhre Reuterey ward vor die beſte in Gallien gehalten. Sie hatten ſich
ſeit einiger Zeit der Roͤmer gantz geaͤuſſert,
und es verlautete, daß ſie die Teut-
ſchen jenſeit des Rheins heruͤber in Gallien zu ziehen ſuchten. Caeſar gieng das
Jahr darauf wieder nach Brittannien, hielt aber vorher an den Graͤntzen der Tre-
virer, um die eigentliche Beſchaffenheit der Sachen zu erfahren. Die Gemuͤther
des Volcks waren getrennet. Einige hiengen ihrem Fuͤrſten Induciomaro an:
andere hielten es mit deſſen Eydam Cingetorich. Das Band der Schwaͤgerſchafft
dienete dieſen beyden Herren ſo wenig zu einem guten Vernehmen, als es nachmahls
den Krieg zwiſchen Caeſare und Pompeio ſelbſt verhindern koͤnnen. Cingeto-
rich, der bisher gegen ſeinen Schwieger-Vater nicht recht aufkommen koͤnnen,
hatte kaum von Caeſaris Ankunfft gehoͤret, als er ſich mit ſeinen Freunden auf den
Weg machte, ihm entgegen zu ziehen. Jnduciomar hingegen verfuͤgte Anfangs
alle Anſtalten, den Roͤmern mit Gewalt zu widerſtehen. Alles was Waffen tra-
gen konnte, ward aufgebothen: die alten Leute und Kinder aber ſchaffte man in
den Ardenner Wald, der ſich mitten durch das Land der Trevirer, vom Rhein an,
bis an die Graͤntzen der Rhemorum, erſtreckete. Als aber verſchiedene der Vor-
nehmſten ſeines Anhanges, theils aus Furcht vor die Roͤmer, theils dem Cingeto-
rich zu gefallen ins Roͤmiſche Lager giengen; befuͤrchtete er, es moͤchte ein allgemei-
ner Abfall erfolgen, und fieng dahero an mit Caeſare friedlich zu handeln. Cae-
ſar
ließ ſich willig finden, weil er den Sommer nach Brittannien gehen, und des-
wegen hier, ie eher ie lieber, fertig werden wollte. Jnduciomar begab ſich darauf
ſelbſt zu ihm ins Lager: muſte aber 200 Geiſſel, und unter denſelben ſeinen Sohn,
und verſchiedene Anverwandten zur Verſicherung auslieffern. Caeſar hingegen

ließ
[Beginn Spaltensatz] ebant, neque imperio parebant, Germanosque trans-
rhenanos ſollicitare dicebantur.
Oben iſt angemercket
worden, daß Caeſar einige Reuterey von Trevirern zu
[Spaltenumbruch] ſeinen Dienſten gehabt. Es muß ihm dieſelbe von ei-
nigen priuatis ſeyn zugefuͤhret worden, oder das gute
Vernehmen mit dem Volcke ſeit dem aufgehoͤret haben.
[Ende Spaltensatz]
* cae-
E
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[33/0067] mit IVLIO CAESARE. Roͤmiſchen Volcks, durch ungemeine Unternehmungen gegen ſich anzufeuren: als ſich dabey unentbehrlich zu machen. Jn der That hat ihm auch dieſe Expedition mehr genuͤtzet, als alles, was er in den Teutſchen Waͤldern haͤtte ausrichten koͤn- nen, wenn er gleich keinen andern Vortheil davon gehabt haͤtte, als daß er das Land kennen gelernet, um ins kuͤnfftige ſeine Anſtalten darnach zu machen. Viele groſſe in Rom waren zwar mit dieſen Ausſchweiffungen ſo uͤbel zu frieden, daß ſie oͤffentlich ſagten: man ſolle ihn den Barbarn, mit denen er das Roͤmiſche Volck ohne Noth in gefaͤhrliche Kriege verwickele, auslieffern, 3 aber ſein Gluͤck machte alle dieſe Tadler zu ſchanden. Und in eben dieſem Jahre wurden ihm zu Ehren zwantzigtaͤgige Danck-Feſte angeordnet, da diejenigen, ſo ihm zuwieder waren, den Goͤttern fuͤr ein Gluͤck dancken helffen muſten, darum ſie ſelbige wohl niemahls an geruffen hatten. XV. Jm folgenden Jahr brach in Gallien eine groſſe Unruhe gegen die Roͤmer aus, dazu die Trevirer Veranlaſſung gaben. Dieſe waren ein maͤchti- ges Volck, das aus Teutſchland vormahls nach Gallien gegangen war, 1 und ſich unter den Belgen, von dem Rhein, bis an die Graͤntzen der Rhemorum ausgebrei- tet hatte. Jhre Reuterey ward vor die beſte in Gallien gehalten. Sie hatten ſich ſeit einiger Zeit der Roͤmer gantz geaͤuſſert, 2 und es verlautete, daß ſie die Teut- ſchen jenſeit des Rheins heruͤber in Gallien zu ziehen ſuchten. Caeſar gieng das Jahr darauf wieder nach Brittannien, hielt aber vorher an den Graͤntzen der Tre- virer, um die eigentliche Beſchaffenheit der Sachen zu erfahren. Die Gemuͤther des Volcks waren getrennet. Einige hiengen ihrem Fuͤrſten Induciomaro an: andere hielten es mit deſſen Eydam Cingetorich. Das Band der Schwaͤgerſchafft dienete dieſen beyden Herren ſo wenig zu einem guten Vernehmen, als es nachmahls den Krieg zwiſchen Caeſare und Pompeio ſelbſt verhindern koͤnnen. Cingeto- rich, der bisher gegen ſeinen Schwieger-Vater nicht recht aufkommen koͤnnen, hatte kaum von Caeſaris Ankunfft gehoͤret, als er ſich mit ſeinen Freunden auf den Weg machte, ihm entgegen zu ziehen. Jnduciomar hingegen verfuͤgte Anfangs alle Anſtalten, den Roͤmern mit Gewalt zu widerſtehen. Alles was Waffen tra- gen konnte, ward aufgebothen: die alten Leute und Kinder aber ſchaffte man in den Ardenner Wald, der ſich mitten durch das Land der Trevirer, vom Rhein an, bis an die Graͤntzen der Rhemorum, erſtreckete. Als aber verſchiedene der Vor- nehmſten ſeines Anhanges, theils aus Furcht vor die Roͤmer, theils dem Cingeto- rich zu gefallen ins Roͤmiſche Lager giengen; befuͤrchtete er, es moͤchte ein allgemei- ner Abfall erfolgen, und fieng dahero an mit Caeſare friedlich zu handeln. Cae- ſar ließ ſich willig finden, weil er den Sommer nach Brittannien gehen, und des- wegen hier, ie eher ie lieber, fertig werden wollte. Jnduciomar begab ſich darauf ſelbſt zu ihm ins Lager: muſte aber 200 Geiſſel, und unter denſelben ſeinen Sohn, und verſchiedene Anverwandten zur Verſicherung auslieffern. Caeſar hingegen ließ Unruhe unter den Trevirern. Domitio Aenobarbo Claudio Pul- cro Coß. 3 1 2 ebant, neque imperio parebant, Germanosque trans- rhenanos ſollicitare dicebantur. Oben iſt angemercket worden, daß Caeſar einige Reuterey von Trevirern zu ſeinen Dienſten gehabt. Es muß ihm dieſelbe von ei- nigen priuatis ſeyn zugefuͤhret worden, oder das gute Vernehmen mit dem Volcke ſeit dem aufgehoͤret haben. * cae- E

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/67>, abgerufen am 24.11.2024.