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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Anfang der Regierung Chlodovei.
müssen. Das Römische Reich war ungefehr 10. Monat ohne Haupt, ver-
muthlich wegen der Gewalt und Uneinigkeit der Factionen. Währender Zeit
war ein Heer Alemannen über die Alpen gegangen, und streiffte bis in die
campos Caninos. Aber Iulius Maiorianus, der magister militum war,
schickte einige Truppen gegen sie, die sie aus einander jagten. Endlich ward
eben dieser Maiorianus im Jahr 457. nicht allein von der Armee, und dem
Rath zu Rom, sondern auch vom Hofe in Orient als Käiser erkannt. Ri-
cimer,
so den Titel patricius kurtz vorher erhalten, und schon längst mit Ma-
ioriano
vertraute Freundschafft gepflogen6, hat an allen diesen Dingen, wie
es die Folge der Geschichte giebt, den grösten Antheil gehabt: wie ihm
auch seit dem, das Käiserthum im Occident fast zu Gebothe gestanden. Maiori-
ani
ist schon sonst in diesen Geschichten, bey Gelegenheit des Feldzuges, so er
unter Aetii Anführung gegen die Francken gethan, gedacht worden. Wie
er den Ruhm hatte, daß er tapffer und erfahren im Kriege, so hoffte man, er
würde endlich die Vandalen wieder im Zaum halten. Seine erstern Anstalten
giengen auf Einrichtung des Seestaats, und Ausrüstung einer Flotte7, ohne
welche gegen diese Feinde nichts auszurichten war. Jndessen ward das Volck
gleich zu Anfang seiner Regierung in diesem guten Vertrauen gestärcket. Denn
Gensericus hatte gewöhnlicher massen eine Flotte gegen die Küsten von Jtali-
en ausgeschicket; selbige hatte in Campanien ausgesetzet, und wie man
aus den Umständen siehet, war die gantze Gegend von Sinuessa, zwischen den
Flüssen Gargiliano und Voltorno 8, dem Raub der Vandalen offen. Maioria-

nus
[Beginn Spaltensatz] cuius uoluntate Maiorianus apud Rauennam cae-
sar est ordinatus.
Womit auch marcelli-
nvs
überein kömmt. Doch hat leo, weder
maioriani, noch nachmals severi Namen
in öffentlichen Urkunden mit fürgesetzt: Wie va-
lesivs
T. I. p.
187. 188. angemercket.
6 sidonivs apollinaris führet car-
mine V. Aetii
Gemahlin ein, wie sie ihre Eyfer-
sucht über Maioriani bereits bey seinen jungen Jah-
ren anscheinendes Glück gegen ihren Gemahl aus-
läßt, und über seine Vertrauligkeit mit Ricimere
argwöhnisch ist: u. 266.
- - - Coniunctus amore
Praeterea est iuueni, grandis quem spiritus
armat
Regis aui. quo te uertas? ad culmina mund?
Hic fatum fert, ambo animum.

maiorianvs
selbst gedenckt seiner, in der Zu-
schrifft an den Römischen Senat, durch welche er
demselbigen sein Consulat kund that: (ap. ba-
ronivm
ad A. 258. n. 2. 3.) Apud nos cum patre
patricioque nostro Richimere, rei militaris perui-
[Spaltenumbruch] gili cura Romani orbis statum, quem communibus
excubiis & ab externo hoste & domestica clade li-
berauimus, propitia diuinitate seruemus.
7 sidonivs l. c. u. 441.
Interea duplici texis dum littore classem
Inferno superoque mari, cadit omnis in
aequor.
Sylua tibi, nimiumque diu per utrumque re-
cisus
Apennine latus, naualique arbore diues,
Non minus in pelagus nemorum quam mittis
aquarum,
Gallia continuis quanquam sit lassa tributis,
Hoc censu placuisse cupit, nec pondera sentit,
Quae prodesse probat.
8 sirmondvs hat in seiner Anmerckung zu
der Beschreibung, die sidonivs apollina-
ris
von dieser Action macht, und die hier not. 9.
kan nachgelesen werden, die Gegend bereits ange-
zeiget p. 122. Pugnae locum ita designat, ut per-
spicue Sinuessani tractus planicies indicari uidea-
tur, quae a Lyris ostiis, ad Vulturnum porrecta,
hinc Mari, illinc Massici montis iugo clauditur.

[Ende Spaltensatz]
9. sido-
N n n 3

bis zu Anfang der Regierung Chlodovei.
muͤſſen. Das Roͤmiſche Reich war ungefehr 10. Monat ohne Haupt, ver-
muthlich wegen der Gewalt und Uneinigkeit der Factionen. Waͤhrender Zeit
war ein Heer Alemannen uͤber die Alpen gegangen, und ſtreiffte bis in die
campos Caninos. Aber Iulius Maiorianus, der magiſter militum war,
ſchickte einige Truppen gegen ſie, die ſie aus einander jagten. Endlich ward
eben dieſer Maiorianus im Jahr 457. nicht allein von der Armee, und dem
Rath zu Rom, ſondern auch vom Hofe in Orient als Kaͤiſer erkannt. Ri-
cimer,
ſo den Titel patricius kurtz vorher erhalten, und ſchon laͤngſt mit Ma-
ioriano
vertraute Freundſchafft gepflogen6, hat an allen dieſen Dingen, wie
es die Folge der Geſchichte giebt, den groͤſten Antheil gehabt: wie ihm
auch ſeit dem, das Kaͤiſerthum im Occident faſt zu Gebothe geſtanden. Maiori-
ani
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unter Aëtii Anfuͤhrung gegen die Francken gethan, gedacht worden. Wie
er den Ruhm hatte, daß er tapffer und erfahren im Kriege, ſo hoffte man, er
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giengen auf Einrichtung des Seeſtaats, und Ausruͤſtung einer Flotte7, ohne
welche gegen dieſe Feinde nichts auszurichten war. Jndeſſen ward das Volck
gleich zu Anfang ſeiner Regierung in dieſem guten Vertrauen geſtaͤrcket. Denn
Genſericus hatte gewoͤhnlicher maſſen eine Flotte gegen die Kuͤſten von Jtali-
en ausgeſchicket; ſelbige hatte in Campanien ausgeſetzet, und wie man
aus den Umſtaͤnden ſiehet, war die gantze Gegend von Sinueſſa, zwiſchen den
Fluͤſſen Gargiliano und Voltorno 8, dem Raub der Vandalen offen. Maioria-

nus
[Beginn Spaltensatz] cuius uoluntate Maiorianus apud Rauennam cae-
ſar eſt ordinatus.
Womit auch marcelli-
nvs
uͤberein koͤmmt. Doch hat leo, weder
maioriani, noch nachmals severi Namen
in oͤffentlichen Urkunden mit fuͤrgeſetzt: Wie va-
lesivs
T. I. p.
187. 188. angemercket.
6 sidonivs apollinaris fuͤhret car-
mine V. Aëtii
Gemahlin ein, wie ſie ihre Eyfer-
ſucht uͤber Maioriani bereits bey ſeinen jungen Jah-
ren anſcheinendes Gluͤck gegen ihren Gemahl aus-
laͤßt, und uͤber ſeine Vertrauligkeit mit Ricimere
argwoͤhniſch iſt: u. 266.
‒ ‒ ‒ Coniunctus amore
Praeterea eſt iuueni, grandis quem ſpiritus
armat
Regis aui. quo te uertas? ad culmina mund?
Hic fatum fert, ambo animum.

maiorianvs
ſelbſt gedenckt ſeiner, in der Zu-
ſchrifft an den Roͤmiſchen Senat, durch welche er
demſelbigen ſein Conſulat kund that: (ap. ba-
ronivm
ad A. 258. n. 2. 3.) Apud nos cum patre
patricioque noſtro Richimere, rei militaris perui-
[Spaltenumbruch] gili cura Romani orbis ſtatum, quem communibus
excubiis & ab externo hoſte & domeſtica clade li-
berauimus, propitia diuinitate ſeruemus.
7 sidonivs l. c. u. 441.
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Inferno ſuperoque mari, cadit omnis in
aequor.
Sylua tibi, nimiumque diu per utrumque re-
ciſus
Apennine latus, naualique arbore diues,
Non minus in pelagus nemorum quam mittis
aquarum,
Gallia continuis quanquam ſit laſſa tributis,
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Quae prodeſſe probat.
8 sirmondvs hat in ſeiner Anmerckung zu
der Beſchreibung, die sidonivs apollina-
ris
von dieſer Action macht, und die hier not. 9.
kan nachgeleſen werden, die Gegend bereits ange-
zeiget p. 122. Pugnae locum ita deſignat, ut per-
ſpicue Sinueſſani tractus planicies indicari uidea-
tur, quae a Lyris oſtiis, ad Vulturnum porrecta,
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[469/0503] bis zu Anfang der Regierung Chlodovei. muͤſſen 1. Das Roͤmiſche Reich war ungefehr 10. Monat ohne Haupt 2, ver- muthlich wegen der Gewalt und Uneinigkeit der Factionen. Waͤhrender Zeit war ein Heer Alemannen uͤber die Alpen gegangen, und ſtreiffte bis in die campos Caninos. Aber Iulius Maiorianus, der magiſter militum war, ſchickte einige Truppen gegen ſie, die ſie aus einander jagten 3. Endlich ward eben dieſer Maiorianus im Jahr 457. 4 nicht allein von der Armee, und dem Rath zu Rom, ſondern auch vom Hofe in Orient als Kaͤiſer erkannt 5. Ri- cimer, ſo den Titel patricius kurtz vorher erhalten, und ſchon laͤngſt mit Ma- ioriano vertraute Freundſchafft gepflogen 6, hat an allen dieſen Dingen, wie es die Folge der Geſchichte giebt, den groͤſten Antheil gehabt: wie ihm auch ſeit dem, das Kaͤiſerthum im Occident faſt zu Gebothe geſtanden. Maiori- ani iſt ſchon ſonſt in dieſen Geſchichten, bey Gelegenheit des Feldzuges, ſo er unter Aëtii Anfuͤhrung gegen die Francken gethan, gedacht worden. Wie er den Ruhm hatte, daß er tapffer und erfahren im Kriege, ſo hoffte man, er wuͤrde endlich die Vandalen wieder im Zaum halten. Seine erſtern Anſtalten giengen auf Einrichtung des Seeſtaats, und Ausruͤſtung einer Flotte 7, ohne welche gegen dieſe Feinde nichts auszurichten war. Jndeſſen ward das Volck gleich zu Anfang ſeiner Regierung in dieſem guten Vertrauen geſtaͤrcket. Denn Genſericus hatte gewoͤhnlicher maſſen eine Flotte gegen die Kuͤſten von Jtali- en ausgeſchicket; ſelbige hatte in Campanien ausgeſetzet, und wie man aus den Umſtaͤnden ſiehet, war die gantze Gegend von Sinueſſa, zwiſchen den Fluͤſſen Gargiliano und Voltorno 8, dem Raub der Vandalen offen. Maioria- nus 1 2 3 4 5 cuius uoluntate Maiorianus apud Rauennam cae- ſar eſt ordinatus. Womit auch marcelli- nvs uͤberein koͤmmt. Doch hat leo, weder maioriani, noch nachmals severi Namen in oͤffentlichen Urkunden mit fuͤrgeſetzt: Wie va- lesivs T. I. p. 187. 188. angemercket. 6 sidonivs apollinaris fuͤhret car- mine V. Aëtii Gemahlin ein, wie ſie ihre Eyfer- ſucht uͤber Maioriani bereits bey ſeinen jungen Jah- ren anſcheinendes Gluͤck gegen ihren Gemahl aus- laͤßt, und uͤber ſeine Vertrauligkeit mit Ricimere argwoͤhniſch iſt: u. 266. ‒ ‒ ‒ Coniunctus amore Praeterea eſt iuueni, grandis quem ſpiritus armat Regis aui. quo te uertas? ad culmina mund? Hic fatum fert, ambo animum. maiorianvs ſelbſt gedenckt ſeiner, in der Zu- ſchrifft an den Roͤmiſchen Senat, durch welche er demſelbigen ſein Conſulat kund that: (ap. ba- ronivm ad A. 258. n. 2. 3.) Apud nos cum patre patricioque noſtro Richimere, rei militaris perui- gili cura Romani orbis ſtatum, quem communibus excubiis & ab externo hoſte & domeſtica clade li- berauimus, propitia diuinitate ſeruemus. 7 sidonivs l. c. u. 441. Interea duplici texis dum littore claſſem Inferno ſuperoque mari, cadit omnis in aequor. Sylua tibi, nimiumque diu per utrumque re- ciſus Apennine latus, naualique arbore diues, Non minus in pelagus nemorum quam mittis aquarum, Gallia continuis quanquam ſit laſſa tributis, Hoc cenſu placuiſſe cupit, nec pondera ſentit, Quae prodeſſe probat. 8 sirmondvs hat in ſeiner Anmerckung zu der Beſchreibung, die sidonivs apollina- ris von dieſer Action macht, und die hier not. 9. kan nachgeleſen werden, die Gegend bereits ange- zeiget p. 122. Pugnae locum ita deſignat, ut per- ſpicue Sinueſſani tractus planicies indicari uidea- tur, quae a Lyris oſtiis, ad Vulturnum porrecta, hinc Mari, illinc Maſſici montis iugo clauditur. 9. sido- N n n 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/503>, abgerufen am 22.11.2024.