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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Neundtes Buch. Geschichte der Teutschen,
insgemein die Bewegungen von Liebe, und Zorn gleich hefftig sind; so haben
bey Attila die letztern desto weiter gehen müssen, je nöthiger die Strenge, so
wilde Völcker im Zaum zu halten, gewesen. Zum Kriege trieb ihn sein Ehr-
geitz, und die gemeine Neigung der Nation, welche kein ander Mittel Ruhm
zu erwerben kennete. Er bediente sich dabey des Aberglaubens seiner Unter-
thanen, um dem Volck desto mehr Vertrauen zu seinen Waffen zu machen:
indem er ausbringen lassen, er habe das Schwerdt, ich weiß nicht, was für
eines Helden, den damals die Nachwelt als einen GOtt des Krieges vereh-
rete, in seine Hände bekommen14. Wie man aber von denen, die grosse
Reiche gestifftet, allemal vermuthen kan, daß sie ihr Glück nicht bloß der
Faust zu dancken gehabt, so finden wir auch bey Attila viel andere Gemüths-
Gaben, welche, wenn sie bey den Scythischen Helden angetroffen werden,
desto mehr Hochachtung und Vergnügen erwecken, weil das bey ihnen bloß eine
Würckung der Natur ist, was bey den Griechen und Römern vielmal erst
durch eine sorgfältige Erziehung heraus gebracht worden. Er war nicht so
wild, daß man nicht einige Funcken der natürlichen Religion, die sich unter
den rohesten Heyden finden, in seinem Thun und Lassen hervor scheinen sähe.
priscvs erzehlet, daß er unter seinen Söhnen, den jüngsten deßwegen am
liebsten gehabt, weil die Wahrsager prophezeyet, daß der Himmel demselben
allein die Nachfolge zugedacht15. Er wuste mitten unter dem Geräusche der
Waffen auch die ruhigen Künste des Friedens wohl zu gebrauchen. pris-
cvs
beschwehret sich fast, daß er gar zu viel Gesandtschafften geschicket. Er
führte nicht allein sein Volck selbst im Kriege an, sondern saß auch in Person
zu Gerichte16. Und wer sollte wohl vermuthen, daß, wenn Attila öffentli-
che Tafel gehalten, die Poeten dabey ihre Aufwartung gehabt, und die Ge-
dichte, so sie auf seine Feldzüge gemacht, mit eine der Belustigungen des Ho-
fes gewesen. Unerachtet er grosse Schätze zusammen gebracht, und seine
Unterthanen viel von der Verschwendung, und Pracht der Römer annah-
men, so hielt er zwar einen Hof, der einem so grossen Könige gemäß war,
für seine Person aber blieb er bey der alten Sparsamkeit. Er hatte an seiner
17
1

Kleidung
14 [Beginn Spaltensatz] Siehe die 12te Note.
15 Siehe die 8te Note.
16 priscvs p. 63. C. Hic dum ego starem
cum reliqua multitudine
(nec enim accessu ullius
loci prohibebar, quippe qui Attilae custodibus, &
barbaris, qui eum assectabantur, eram notus
)
uidi magnam turbam, qua prodibat, currentem,
tumultum & strepitum excitantem. Attilas
egressus habitatione, grauis uultu, omnium oculis,
quaqua uersus, in se conuersis, incedens cum One-
segio, sedit pro aedibus. Hic eum multi, quibus
erant lites adierunt, & eius iudicium exceperunt.
17 Siehe oben die 8te Note.
1 §. XXIV. 1. priscvs p. 3. Cum primum At-
tilae nunciatum est, Marcianum post Theodosii
mortem ad imperium peruenisse, & quae Honoriae
acciderant, ad eum qui in occidente rerum potie-
batur, misit, qui contenderent, Honoriam nibil
se indignum admisisse, quum matrimonium secum
contracturam spopondisset. Misit & ad Romanos
in oriente tributorum constitutorum gratia. Sed
re infecta, legati utrimque sunt reuersi. Etenim
qui occidentis imperio praeerat, respondit, Hono-
riam sibi nubere non posse, quod iam alii nupsis-
set. Neque imperium Honoriae deberi, uirorum

[Ende Spaltensatz]
enim,

Neundtes Buch. Geſchichte der Teutſchen,
insgemein die Bewegungen von Liebe, und Zorn gleich hefftig ſind; ſo haben
bey Attila die letztern deſto weiter gehen muͤſſen, je noͤthiger die Strenge, ſo
wilde Voͤlcker im Zaum zu halten, geweſen. Zum Kriege trieb ihn ſein Ehr-
geitz, und die gemeine Neigung der Nation, welche kein ander Mittel Ruhm
zu erwerben kennete. Er bediente ſich dabey des Aberglaubens ſeiner Unter-
thanen, um dem Volck deſto mehr Vertrauen zu ſeinen Waffen zu machen:
indem er ausbringen laſſen, er habe das Schwerdt, ich weiß nicht, was fuͤr
eines Helden, den damals die Nachwelt als einen GOtt des Krieges vereh-
rete, in ſeine Haͤnde bekommen14. Wie man aber von denen, die groſſe
Reiche geſtifftet, allemal vermuthen kan, daß ſie ihr Gluͤck nicht bloß der
Fauſt zu dancken gehabt, ſo finden wir auch bey Attila viel andere Gemuͤths-
Gaben, welche, wenn ſie bey den Scythiſchen Helden angetroffen werden,
deſto mehr Hochachtung und Vergnuͤgen erwecken, weil das bey ihnen bloß eine
Wuͤrckung der Natur iſt, was bey den Griechen und Roͤmern vielmal erſt
durch eine ſorgfaͤltige Erziehung heraus gebracht worden. Er war nicht ſo
wild, daß man nicht einige Funcken der natuͤrlichen Religion, die ſich unter
den roheſten Heyden finden, in ſeinem Thun und Laſſen hervor ſcheinen ſaͤhe.
priscvs erzehlet, daß er unter ſeinen Soͤhnen, den juͤngſten deßwegen am
liebſten gehabt, weil die Wahrſager prophezeyet, daß der Himmel demſelben
allein die Nachfolge zugedacht15. Er wuſte mitten unter dem Geraͤuſche der
Waffen auch die ruhigen Kuͤnſte des Friedens wohl zu gebrauchen. pris-
cvs
beſchwehret ſich faſt, daß er gar zu viel Geſandtſchafften geſchicket. Er
fuͤhrte nicht allein ſein Volck ſelbſt im Kriege an, ſondern ſaß auch in Perſon
zu Gerichte16. Und wer ſollte wohl vermuthen, daß, wenn Attila oͤffentli-
che Tafel gehalten, die Poeten dabey ihre Aufwartung gehabt, und die Ge-
dichte, ſo ſie auf ſeine Feldzuͤge gemacht, mit eine der Beluſtigungen des Ho-
fes geweſen. Unerachtet er groſſe Schaͤtze zuſammen gebracht, und ſeine
Unterthanen viel von der Verſchwendung, und Pracht der Roͤmer annah-
men, ſo hielt er zwar einen Hof, der einem ſo groſſen Koͤnige gemaͤß war,
fuͤr ſeine Perſon aber blieb er bey der alten Sparſamkeit. Er hatte an ſeiner
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1

Kleidung
14 [Beginn Spaltensatz] Siehe die 12te Note.
15 Siehe die 8te Note.
16 priscvs p. 63. C. Hic dum ego ſtarem
cum reliqua multitudine
(nec enim acceſſu ullius
loci prohibebar, quippe qui Attilae cuſtodibus, &
barbaris, qui eum aſſectabantur, eram notus
)
uidi magnam turbam, qua prodibat, currentem,
tumultum & ſtrepitum excitantem. Attilas
egreſſus habitatione, grauis uultu, omnium oculis,
quaqua uerſus, in ſe conuerſis, incedens cum One-
ſegio, ſedit pro aedibus. Hic eum multi, quibus
erant lites adierunt, & eius iudicium exceperunt.
17 Siehe oben die 8te Note.
1 §. XXIV. 1. priscvs p. 3. Cum primum At-
tilae nunciatum eſt, Marcianum poſt Theodoſii
mortem ad imperium perueniſſe, & quae Honoriae
acciderant, ad eum qui in occidente rerum potie-
batur, miſit, qui contenderent, Honoriam nibil
ſe indignum admiſiſſe, quum matrimonium ſecum
contracturam ſpopondiſſet. Miſit & ad Romanos
in oriente tributorum conſtitutorum gratia. Sed
re infecta, legati utrimque ſunt reuerſi. Etenim
qui occidentis imperio praeerat, reſpondit, Hono-
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[428/0462] Neundtes Buch. Geſchichte der Teutſchen, insgemein die Bewegungen von Liebe, und Zorn gleich hefftig ſind; ſo haben bey Attila die letztern deſto weiter gehen muͤſſen, je noͤthiger die Strenge, ſo wilde Voͤlcker im Zaum zu halten, geweſen. Zum Kriege trieb ihn ſein Ehr- geitz, und die gemeine Neigung der Nation, welche kein ander Mittel Ruhm zu erwerben kennete. Er bediente ſich dabey des Aberglaubens ſeiner Unter- thanen, um dem Volck deſto mehr Vertrauen zu ſeinen Waffen zu machen: indem er ausbringen laſſen, er habe das Schwerdt, ich weiß nicht, was fuͤr eines Helden, den damals die Nachwelt als einen GOtt des Krieges vereh- rete, in ſeine Haͤnde bekommen 14. Wie man aber von denen, die groſſe Reiche geſtifftet, allemal vermuthen kan, daß ſie ihr Gluͤck nicht bloß der Fauſt zu dancken gehabt, ſo finden wir auch bey Attila viel andere Gemuͤths- Gaben, welche, wenn ſie bey den Scythiſchen Helden angetroffen werden, deſto mehr Hochachtung und Vergnuͤgen erwecken, weil das bey ihnen bloß eine Wuͤrckung der Natur iſt, was bey den Griechen und Roͤmern vielmal erſt durch eine ſorgfaͤltige Erziehung heraus gebracht worden. Er war nicht ſo wild, daß man nicht einige Funcken der natuͤrlichen Religion, die ſich unter den roheſten Heyden finden, in ſeinem Thun und Laſſen hervor ſcheinen ſaͤhe. priscvs erzehlet, daß er unter ſeinen Soͤhnen, den juͤngſten deßwegen am liebſten gehabt, weil die Wahrſager prophezeyet, daß der Himmel demſelben allein die Nachfolge zugedacht 15. Er wuſte mitten unter dem Geraͤuſche der Waffen auch die ruhigen Kuͤnſte des Friedens wohl zu gebrauchen. pris- cvs beſchwehret ſich faſt, daß er gar zu viel Geſandtſchafften geſchicket. Er fuͤhrte nicht allein ſein Volck ſelbſt im Kriege an, ſondern ſaß auch in Perſon zu Gerichte 16. Und wer ſollte wohl vermuthen, daß, wenn Attila oͤffentli- che Tafel gehalten, die Poeten dabey ihre Aufwartung gehabt, und die Ge- dichte, ſo ſie auf ſeine Feldzuͤge gemacht, mit eine der Beluſtigungen des Ho- fes geweſen. Unerachtet er groſſe Schaͤtze zuſammen gebracht, und ſeine Unterthanen viel von der Verſchwendung, und Pracht der Roͤmer annah- men, ſo hielt er zwar einen Hof, der einem ſo groſſen Koͤnige gemaͤß war, fuͤr ſeine Perſon aber blieb er bey der alten Sparſamkeit. Er hatte an ſeiner Kleidung 17 1 14 Siehe die 12te Note. 15 Siehe die 8te Note. 16 priscvs p. 63. C. Hic dum ego ſtarem cum reliqua multitudine (nec enim acceſſu ullius loci prohibebar, quippe qui Attilae cuſtodibus, & barbaris, qui eum aſſectabantur, eram notus) uidi magnam turbam, qua prodibat, currentem, tumultum & ſtrepitum excitantem. Attilas egreſſus habitatione, grauis uultu, omnium oculis, quaqua uerſus, in ſe conuerſis, incedens cum One- ſegio, ſedit pro aedibus. Hic eum multi, quibus erant lites adierunt, & eius iudicium exceperunt. 17 Siehe oben die 8te Note. 1 §. XXIV. 1. priscvs p. 3. Cum primum At- tilae nunciatum eſt, Marcianum poſt Theodoſii mortem ad imperium perueniſſe, & quae Honoriae acciderant, ad eum qui in occidente rerum potie- batur, miſit, qui contenderent, Honoriam nibil ſe indignum admiſiſſe, quum matrimonium ſecum contracturam ſpopondiſſet. Miſit & ad Romanos in oriente tributorum conſtitutorum gratia. Sed re infecta, legati utrimque ſunt reuerſi. Etenim qui occidentis imperio praeerat, reſpondit, Hono- riam ſibi nubere non poſſe, quod iam alii nupſiſ- ſet. Neque imperium Honoriae deberi, uirorum enim,

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/462>, abgerufen am 22.11.2024.