Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.Vandalischen, Svevischen, etc. Reichs. vorhergehenden bekannt, daß sie den Arianern beygepflichtet. Die Vanda-len scheinen gleichfalls, schon eher sie über den Rhein gegangen, Christen gewe- sen zu seyn: ob sie aber auch schon damals Arii Anhang gefolget, oder unter Genserico erst verführet worden, ist fast ungewiß 1. Die Burgunder nah- men die Tauffe an, als sie bereits in Gallien stunden 2. Von den Sveven kan man ebenfalls nicht anders vermuthen, als daß sie den Christlichen Glau- ben angenommen, nachdem sie bereits in die Römische Provintzen eingefallen. Wenigstens finden wir keine andere Spuren ihrer Bekehrung, ausser denenje- nigen, so die Marcomannen insonderheit angehen 3. Nur Schade, daß diese Völcker bey ihrer Bekehrung nicht mögen sehr erbauet worden seyn. Da man seit einiger Zeit sich nicht mehr begnügte, durch Uberzeugung und gute Beyspiele Christen zu machen, sondern mit Zwang die Leute in die Kirche nö- thigte, waren viele Greuel des Heydenthums mit eingeschliechen. Wenn man ansiehet, wie avgvstinvs, hieronymvs und insonderheit sal- vianvs die Christen ihrer Zeit beschreiben, sollte man fast dencken, daß der Kirchen, wegen vieler Streitigkeiten des Glaubens, nicht Zeit übrig geblieben, auf die Besserung der Sitten zu gedencken 4. Neund- 1 [Beginn Spaltensatz]
§. L. 1. idativs schreibt von Genserico, daß er von der Catholischen Kirche zu den Ariani- schen Jrrthümern abgefallen. S. seine Worte un- ten im IX. Buch §. V. not. 1. Hingegen stellen die Spanier in ihrer Kirchen-Historie verschiedene Per- sonen auf, die unter den Vandalen, als sie noch in Spanien gewohnet, des Catholischen Glaubens hal- ber gelitten. Bey welchen Erzehlungen aber auch andere vieles zu erinnern gefunden. conf. rvy- nart in commentario de persecutionis Vandalicae ortu &c. cap. 2. 2 Siehe oben §. XXXVIII. 3 Siehe oben im VII. B. §. XXXIX. 4 erasmvs roterodamvs in dedi- catoria tomi II. operum hieronymi, ad archiepiscopum Cantariensem, redet hiervon also: At illa aetate in chartis erat fides potius, quam in animo, ac poene tot erant symbola, quot professores. Admiscebant sese rebus hisce, ita ut fit, priuata hominum studia, & sub fidei praetextu, impiae simultates exercebantur.[Ende Spaltensatz] D d d 3
Vandaliſchen, Sveviſchen, ꝛc. Reichs. vorhergehenden bekannt, daß ſie den Arianern beygepflichtet. Die Vanda-len ſcheinen gleichfalls, ſchon eher ſie uͤber den Rhein gegangen, Chriſten gewe- ſen zu ſeyn: ob ſie aber auch ſchon damals Arii Anhang gefolget, oder unter Genſerico erſt verfuͤhret worden, iſt faſt ungewiß 1. Die Burgunder nah- men die Tauffe an, als ſie bereits in Gallien ſtunden 2. Von den Sveven kan man ebenfalls nicht anders vermuthen, als daß ſie den Chriſtlichen Glau- ben angenommen, nachdem ſie bereits in die Roͤmiſche Provintzen eingefallen. Wenigſtens finden wir keine andere Spuren ihrer Bekehrung, auſſer denenje- nigen, ſo die Marcomannen inſonderheit angehen 3. Nur Schade, daß dieſe Voͤlcker bey ihrer Bekehrung nicht moͤgen ſehr erbauet worden ſeyn. Da man ſeit einiger Zeit ſich nicht mehr begnuͤgte, durch Uberzeugung und gute Beyſpiele Chriſten zu machen, ſondern mit Zwang die Leute in die Kirche noͤ- thigte, waren viele Greuel des Heydenthums mit eingeſchliechen. Wenn man anſiehet, wie avgvstinvs, hieronymvs und inſonderheit sal- vianvs die Chriſten ihrer Zeit beſchreiben, ſollte man faſt dencken, daß der Kirchen, wegen vieler Streitigkeiten des Glaubens, nicht Zeit uͤbrig geblieben, auf die Beſſerung der Sitten zu gedencken 4. Neund- 1 [Beginn Spaltensatz]
§. L. 1. idativs ſchreibt von Genſerico, daß er von der Catholiſchen Kirche zu den Ariani- ſchen Jrrthuͤmern abgefallen. S. ſeine Worte un- ten im IX. Buch §. V. not. 1. Hingegen ſtellen die Spanier in ihrer Kirchen-Hiſtorie verſchiedene Per- ſonen auf, die unter den Vandalen, als ſie noch in Spanien gewohnet, des Catholiſchen Glaubens hal- ber gelitten. Bey welchen Erzehlungen aber auch andere vieles zu erinnern gefunden. conf. rvy- nart in commentario de perſecutionis Vandalicae ortu &c. cap. 2. 2 Siehe oben §. XXXVIII. 3 Siehe oben im VII. B. §. XXXIX. 4 erasmvs roterodamvs in dedi- catoria tomi II. operum hieronymi, ad archiepiſcopum Cantarienſem, redet hiervon alſo: At illa aetate in chartis erat fides potius, quam in animo, ac poene tot erant ſymbola, quot profeſſores. Admiſcebant ſeſe rebus hiſce, ita ut fit, priuata hominum ſtudia, & ſub fidei praetextu, impiae ſimultates exercebantur.[Ende Spaltensatz] D d d 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0431" n="397"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vandaliſchen, Sveviſchen, ꝛc. Reichs.</hi></fw><lb/> vorhergehenden bekannt, daß ſie den Arianern beygepflichtet. Die Vanda-<lb/> len ſcheinen gleichfalls, ſchon eher ſie uͤber den Rhein gegangen, Chriſten gewe-<lb/> ſen zu ſeyn: ob ſie aber auch ſchon damals <hi rendition="#aq">Arii</hi> Anhang gefolget, oder unter<lb/><hi rendition="#aq">Genſerico</hi> erſt verfuͤhret worden, iſt faſt ungewiß <note place="foot" n="1"><cb type="start"/> §. <hi rendition="#aq">L</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idativs</hi></hi></hi> ſchreibt von <hi rendition="#aq">Genſerico,</hi><lb/> daß er von der Catholiſchen Kirche zu den Ariani-<lb/> ſchen Jrrthuͤmern abgefallen. S. ſeine Worte un-<lb/> ten im <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch §. <hi rendition="#aq">V. not.</hi> 1. Hingegen ſtellen die<lb/> Spanier in ihrer Kirchen-Hiſtorie verſchiedene Per-<lb/> ſonen auf, die unter den Vandalen, als ſie noch in<lb/> Spanien gewohnet, des Catholiſchen Glaubens hal-<lb/> ber gelitten. Bey welchen Erzehlungen aber auch<lb/> andere vieles zu erinnern gefunden. <hi rendition="#aq">conf. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">rvy-<lb/> nart</hi></hi> in commentario de perſecutionis<lb/> Vandalicae ortu &c. cap.</hi> 2.</note>. Die Burgunder nah-<lb/> men die Tauffe an, als ſie bereits in Gallien ſtunden <note place="foot" n="2">Siehe oben §. <hi rendition="#aq">XXXVIII.</hi></note>. Von den Sveven<lb/> kan man ebenfalls nicht anders vermuthen, als daß ſie den Chriſtlichen Glau-<lb/> ben angenommen, nachdem ſie bereits in die Roͤmiſche Provintzen eingefallen.<lb/> Wenigſtens finden wir keine andere Spuren ihrer Bekehrung, auſſer denenje-<lb/> nigen, ſo die Marcomannen inſonderheit angehen <note place="foot" n="3">Siehe oben im <hi rendition="#aq">VII.</hi> B. §. <hi rendition="#aq">XXXIX.</hi></note>. Nur Schade, daß dieſe<lb/> Voͤlcker bey ihrer Bekehrung nicht moͤgen ſehr erbauet worden ſeyn. Da<lb/> man ſeit einiger Zeit ſich nicht mehr begnuͤgte, durch Uberzeugung und gute<lb/> Beyſpiele Chriſten zu machen, ſondern mit Zwang die Leute in die Kirche noͤ-<lb/> thigte, waren viele Greuel des Heydenthums mit eingeſchliechen. Wenn<lb/> man anſiehet, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">avgvstinvs, hieronymvs</hi></hi></hi> und inſonderheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">sal-<lb/> vianvs</hi></hi></hi> die Chriſten ihrer Zeit beſchreiben, ſollte man faſt dencken, daß der<lb/> Kirchen, wegen vieler Streitigkeiten des Glaubens, nicht Zeit uͤbrig geblieben,<lb/> auf die Beſſerung der Sitten zu gedencken <note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">erasmvs roterodamvs</hi></hi> in dedi-<lb/> catoria tomi II. operum <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hieronymi,</hi></hi> ad<lb/> archiepiſcopum Cantarienſem,</hi> redet hiervon<lb/> alſo: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">At illa aetate in chartis erat fides potius,<lb/> quam in animo, ac poene tot erant ſymbola,<lb/> quot profeſſores. Admiſcebant ſeſe rebus hiſce,<lb/> ita ut fit, priuata hominum ſtudia, & ſub fidei<lb/> praetextu, impiae ſimultates exercebantur.</hi></hi><cb type="end"/> </note>.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Neund-</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [397/0431]
Vandaliſchen, Sveviſchen, ꝛc. Reichs.
vorhergehenden bekannt, daß ſie den Arianern beygepflichtet. Die Vanda-
len ſcheinen gleichfalls, ſchon eher ſie uͤber den Rhein gegangen, Chriſten gewe-
ſen zu ſeyn: ob ſie aber auch ſchon damals Arii Anhang gefolget, oder unter
Genſerico erſt verfuͤhret worden, iſt faſt ungewiß 1. Die Burgunder nah-
men die Tauffe an, als ſie bereits in Gallien ſtunden 2. Von den Sveven
kan man ebenfalls nicht anders vermuthen, als daß ſie den Chriſtlichen Glau-
ben angenommen, nachdem ſie bereits in die Roͤmiſche Provintzen eingefallen.
Wenigſtens finden wir keine andere Spuren ihrer Bekehrung, auſſer denenje-
nigen, ſo die Marcomannen inſonderheit angehen 3. Nur Schade, daß dieſe
Voͤlcker bey ihrer Bekehrung nicht moͤgen ſehr erbauet worden ſeyn. Da
man ſeit einiger Zeit ſich nicht mehr begnuͤgte, durch Uberzeugung und gute
Beyſpiele Chriſten zu machen, ſondern mit Zwang die Leute in die Kirche noͤ-
thigte, waren viele Greuel des Heydenthums mit eingeſchliechen. Wenn
man anſiehet, wie avgvstinvs, hieronymvs und inſonderheit sal-
vianvs die Chriſten ihrer Zeit beſchreiben, ſollte man faſt dencken, daß der
Kirchen, wegen vieler Streitigkeiten des Glaubens, nicht Zeit uͤbrig geblieben,
auf die Beſſerung der Sitten zu gedencken 4.
Neund-
1
§. L. 1. idativs ſchreibt von Genſerico,
daß er von der Catholiſchen Kirche zu den Ariani-
ſchen Jrrthuͤmern abgefallen. S. ſeine Worte un-
ten im IX. Buch §. V. not. 1. Hingegen ſtellen die
Spanier in ihrer Kirchen-Hiſtorie verſchiedene Per-
ſonen auf, die unter den Vandalen, als ſie noch in
Spanien gewohnet, des Catholiſchen Glaubens hal-
ber gelitten. Bey welchen Erzehlungen aber auch
andere vieles zu erinnern gefunden. conf. rvy-
nart in commentario de perſecutionis
Vandalicae ortu &c. cap. 2.
2 Siehe oben §. XXXVIII.
3 Siehe oben im VII. B. §. XXXIX.
4 erasmvs roterodamvs in dedi-
catoria tomi II. operum hieronymi, ad
archiepiſcopum Cantarienſem, redet hiervon
alſo: At illa aetate in chartis erat fides potius,
quam in animo, ac poene tot erant ſymbola,
quot profeſſores. Admiſcebant ſeſe rebus hiſce,
ita ut fit, priuata hominum ſtudia, & ſub fidei
praetextu, impiae ſimultates exercebantur.
D d d 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeErgänzungsvorschlag vom DWB [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |