Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.Achtes Buch. Stifftung des Gothischen, Völcker von Rhadagaisi Armee gewesen, die ietzt, nachdem es ihrem Anfüh-rer in Jtalien mißlungen, ihr Glück absonderlich versuchen wollen 3. Die Alanen wurden von zwey Häuptern, Goar und Respendial angeführet, von welchen der erstere sich zu den Römern geschlagen, der andere aber durch den Beystand, so er den Vandalen geleistet, gleich Anfangs berühmt geworden. Denn als diese gegen den Rhein angezogen, wurden sie von den Francken, so damals noch diesseit des Flusses wohneten, und sowohl vermöge ihres Bündnisses mit Honorio, als ihrer Sicherheit halber, Ursach hatten diese wilde Gäste ab- zuhalten, angegrieffen, und in einer blutigen Schlacht erleget, in welcher auch ihr König, Godigisclus, fiel. Aber Respendial kam den Vandalen zu rechter Zeit zu Hülffe: da die Francken hinwiederum geschlagen worden 4. Gallien stund nunmehro den Feinden offen, weil Stilico kurtz vorher, um Alarico in Jtalien zu wiederstehen, die Römischen Truppen herausgezogen hatte 5 . XVI. Ausser den Burgundern und Sveven, (unter welchem Namen aber [Beginn Spaltensatz]
ueriti, ne progrederentur ulterius, ad tyrannos eligendos sese conuerterent. 3 zosimvs schreibet in der Stelle die beym vorhergehenden §. nota 3. angeführet worden, daß seine Armee aus vielen Völckern, die zwischen dem Rhein, und der Donau gewohnet, bestanden; wor- unter die Vandalen, Sveven und Alanen füglich mit zu verstehen. Aus prosperi Worten, l. c. not. 10. erhellet, daß solche Armee in drey Heere ge- theilet gewesen, und nur eins in Jtalien umkom- men: da denn diese Volcker von den übergebliebe- nen Truppen seyn können. 4 gregorivs tvronensis hat diese Um- stände aufgezeichnet, aus renato profvtv- ro frigerido, der die Historie von Honorii Regierung beschrieben: Renatus Profuturus Frige- ridus, cuius supra meminimus, cum Romam refert a Gothis captam atque subuersam, ait: Interea Respendial, rex Alanorum, Goare ad Romanos transgresso, de Rheno agmen suorum conuertit, Vandalis Francorum bello laborantibus. Godigi- [Spaltenumbruch] sclo rege absumpto, acie uiginti ferme millibus ferro peremtis, cunctis Vandalorum ad interne- cionem delendis, ni Alanorum uis in tempore subuenisset. procopivs schreibet lib. de bel- lo Vandalico l. c. 3. von diesem Einbruch: Vanda- li Moeotidis paludis accolae, fame pressi, ad Ger- manos, quos hodie Francos nominant, & fluuium Rhenum se receperunt, tractis in societatem Ala- nis, natione Gothica. Inde, Godigiscli ductu, in ea parte Hispaniae, quae oram habet imperii Ro- mani primam ab oceano, sedes fixerunt, ea con- ditione, de qua tunc inter Honorium & Godigi- sclum conuenit, ut illis partihus nibil nocerent. Es hat aber pagivs bereits angemercket, daß in dieser Erzehlung drey Fehler stecken: nehmlich, wenn er die Vandalen a palude Moeotide herführet, und in den Gedancken stehet, die Francken hätten sich zu ihnen geschlagen, da aus orosio und re- nato frigerido erhellet, daß die Francken ihnen Wiederstand gethan: auch endlich, wenn er schreibet, Godigisclus habe sie nach Spanien ge- führet, welcher doch im Treffen gegen die Francken geblieben. So viel man procopio trauet, [Ende Spaltensatz] wenn 5
Achtes Buch. Stifftung des Gothiſchen, Voͤlcker von Rhadagaiſi Armee geweſen, die ietzt, nachdem es ihrem Anfuͤh-rer in Jtalien mißlungen, ihr Gluͤck abſonderlich verſuchen wollen 3. Die Alanen wurden von zwey Haͤuptern, Goar und Reſpendial angefuͤhret, von welchen der erſtere ſich zu den Roͤmern geſchlagen, der andere aber durch den Beyſtand, ſo er den Vandalen geleiſtet, gleich Anfangs beruͤhmt geworden. Deñ als dieſe gegen den Rhein angezogen, wurden ſie von den Francken, ſo damals noch dieſſeit des Fluſſes wohneten, und ſowohl vermoͤge ihres Buͤndniſſes mit Honorio, als ihrer Sicherheit halber, Urſach hatten dieſe wilde Gaͤſte ab- zuhalten, angegrieffen, und in einer blutigen Schlacht erleget, in welcher auch ihr Koͤnig, Godigiſclus, fiel. Aber Reſpendial kam den Vandalen zu rechter Zeit zu Huͤlffe: da die Francken hinwiederum geſchlagen worden 4. Gallien ſtund nunmehro den Feinden offen, weil Stilico kurtz vorher, um Alarico in Jtalien zu wiederſtehen, die Roͤmiſchen Truppen herausgezogen hatte 5 . XVI. Auſſer den Burgundern und Sveven, (unter welchem Namen aber [Beginn Spaltensatz]
ueriti, ne progrederentur ulterius, ad tyrannos eligendos ſeſe conuerterent. 3 zosimvs ſchreibet in der Stelle die beym vorhergehenden §. nota 3. angefuͤhret worden, daß ſeine Armee aus vielen Voͤlckern, die zwiſchen dem Rhein, und der Donau gewohnet, beſtanden; wor- unter die Vandalen, Sveven und Alanen fuͤglich mit zu verſtehen. Aus prosperi Worten, l. c. not. 10. erhellet, daß ſolche Armee in drey Heere ge- theilet geweſen, und nur eins in Jtalien umkom- men: da denn dieſe Volcker von den uͤbergebliebe- nen Truppen ſeyn koͤnnen. 4 gregorivs tvronensis hat dieſe Um- ſtaͤnde aufgezeichnet, aus renato profvtv- ro frigerido, der die Hiſtorie von Honorii Regierung beſchrieben: Renatus Profuturus Frige- ridus, cuius ſupra meminimus, cum Romam refert a Gothis captam atque ſubuerſam, ait: Interea Reſpendial, rex Alanorum, Goare ad Romanos transgreſſo, de Rheno agmen ſuorum conuertit, Vandalis Francorum bello laborantibus. Godigi- [Spaltenumbruch] ſclo rege abſumpto, acie uiginti ferme millibus ferro peremtis, cunctis Vandalorum ad interne- cionem delendis, ni Alanorum uis in tempore ſubueniſſet. procopivs ſchreibet lib. de bel- lo Vandalico l. c. 3. von dieſem Einbruch: Vanda- li Moeotidis paludis accolae, fame preſſi, ad Ger- manos, quos hodie Francos nominant, & fluuium Rhenum ſe receperunt, tractis in ſocietatem Ala- nis, natione Gothica. Inde, Godigiſcli ductu, in ea parte Hiſpaniae, quae oram habet imperii Ro- mani primam ab oceano, ſedes fixerunt, ea con- ditione, de qua tunc inter Honorium & Godigi- ſclum conuenit, ut illis partihus nibil nocerent. Es hat aber pagivs bereits angemercket, daß in dieſer Erzehlung drey Fehler ſtecken: nehmlich, wenn er die Vandalen a palude Moeotide herfuͤhret, und in den Gedancken ſtehet, die Francken haͤtten ſich zu ihnen geſchlagen, da aus orosio und re- nato frigerido erhellet, daß die Francken ihnen Wiederſtand gethan: auch endlich, wenn er ſchreibet, Godigiſclus habe ſie nach Spanien ge- fuͤhret, welcher doch im Treffen gegen die Francken geblieben. So viel man procopio trauet, [Ende Spaltensatz] wenn 5
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Achtes Buch. Stifftung des Gothiſchen,
Voͤlcker von Rhadagaiſi Armee geweſen, die ietzt, nachdem es ihrem Anfuͤh-
rer in Jtalien mißlungen, ihr Gluͤck abſonderlich verſuchen wollen 3. Die
Alanen wurden von zwey Haͤuptern, Goar und Reſpendial angefuͤhret, von
welchen der erſtere ſich zu den Roͤmern geſchlagen, der andere aber durch den
Beyſtand, ſo er den Vandalen geleiſtet, gleich Anfangs beruͤhmt geworden.
Deñ als dieſe gegen den Rhein angezogen, wurden ſie von den Francken, ſo damals
noch dieſſeit des Fluſſes wohneten, und ſowohl vermoͤge ihres Buͤndniſſes mit
Honorio, als ihrer Sicherheit halber, Urſach hatten dieſe wilde Gaͤſte ab-
zuhalten, angegrieffen, und in einer blutigen Schlacht erleget, in welcher auch
ihr Koͤnig, Godigiſclus, fiel. Aber Reſpendial kam den Vandalen zu rechter
Zeit zu Huͤlffe: da die Francken hinwiederum geſchlagen worden 4. Gallien
ſtund nunmehro den Feinden offen, weil Stilico kurtz vorher, um Alarico in
Jtalien zu wiederſtehen, die Roͤmiſchen Truppen herausgezogen hatte 5.
XVI. Auſſer den Burgundern und Sveven, (unter welchem Namen
die Quaden, und vieleicht auch die Hermunderer zu verſtehen,) ſo um dieſe
Zeit eingefallen, gedencket hieronymvs in einem Briefe, den er A. 409.
geſchrieben, auch der Heruler, Gepiden und Sachſen: welche letztern die
See-Kuͤſten moͤgen gepluͤndert haben. Dieſe Voͤlcker, von denen es nicht
ausgemacht iſt, ob ſie in einem gemeinſchafftlichen Bunde geſtanden, oder
ob ein iedes fuͤr ſich abſonderlich handtieret, breiteten ſich wie eine Waſ-
ſerfluth aus, ſo das Land bald hie bald dahin uͤberſchwemmet. Jn Ober-
Germanien wurden Maintz, Worms, Speyer und Straßburg; in Belgica
aber
2
Einbruͤche der
Sveven und
Burgunder.
3 zosimvs ſchreibet in der Stelle die beym
vorhergehenden §. nota 3. angefuͤhret worden, daß
ſeine Armee aus vielen Voͤlckern, die zwiſchen dem
Rhein, und der Donau gewohnet, beſtanden; wor-
unter die Vandalen, Sveven und Alanen fuͤglich
mit zu verſtehen. Aus prosperi Worten, l. c.
not. 10. erhellet, daß ſolche Armee in drey Heere ge-
theilet geweſen, und nur eins in Jtalien umkom-
men: da denn dieſe Volcker von den uͤbergebliebe-
nen Truppen ſeyn koͤnnen.
4 gregorivs tvronensis hat dieſe Um-
ſtaͤnde aufgezeichnet, aus renato profvtv-
ro frigerido, der die Hiſtorie von Honorii
Regierung beſchrieben: Renatus Profuturus Frige-
ridus, cuius ſupra meminimus, cum Romam refert
a Gothis captam atque ſubuerſam, ait: Interea
Reſpendial, rex Alanorum, Goare ad Romanos
transgreſſo, de Rheno agmen ſuorum conuertit,
Vandalis Francorum bello laborantibus. Godigi-
ſclo rege abſumpto, acie uiginti ferme millibus
ferro peremtis, cunctis Vandalorum ad interne-
cionem delendis, ni Alanorum uis in tempore
ſubueniſſet. procopivs ſchreibet lib. de bel-
lo Vandalico l. c. 3. von dieſem Einbruch: Vanda-
li Moeotidis paludis accolae, fame preſſi, ad Ger-
manos, quos hodie Francos nominant, & fluuium
Rhenum ſe receperunt, tractis in ſocietatem Ala-
nis, natione Gothica. Inde, Godigiſcli ductu, in
ea parte Hiſpaniae, quae oram habet imperii Ro-
mani primam ab oceano, ſedes fixerunt, ea con-
ditione, de qua tunc inter Honorium & Godigi-
ſclum conuenit, ut illis partihus nibil nocerent.
Es hat aber pagivs bereits angemercket, daß in
dieſer Erzehlung drey Fehler ſtecken: nehmlich, wenn
er die Vandalen a palude Moeotide herfuͤhret, und
in den Gedancken ſtehet, die Francken haͤtten ſich
zu ihnen geſchlagen, da aus orosio und re-
nato frigerido erhellet, daß die Francken
ihnen Wiederſtand gethan: auch endlich, wenn er
ſchreibet, Godigiſclus habe ſie nach Spanien ge-
fuͤhret, welcher doch im Treffen gegen die Francken
geblieben. So viel man procopio trauet,
wenn
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ueriti, ne progrederentur ulterius, ad tyrannos
eligendos ſeſe conuerterent.
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