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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Siebendes Buch. Geschichte der Teutschen
Ost-Gothischen Fürsten, Farnobius, ansuchen liessen, man möchte sie aufneh-
men, schlug es der Hof ab, weil man an den Theruingern schon soviel zu haben
glaubete, als Thracien ertragen konte. Athanaricus war für seine Person sich
bewust, wie er vor etlichen Jahren vorgegeben, er hätte verschworen, den Fuß
über die Donau zu setzen, und den Käiser Valens dadurch gleichsam genöthiget,
daß er sich selbst, zu Bestätigung des Friedens, zu ihm auf den Fluß bemühen
müssen. Er furchte also, daß man ihn ietzo mit Verspottung an seine Gelübde
verweisen möchte, und wolte nicht einmal um die Erlaubniß über die
Donau zu gehen anhalten lassen, sondern entwich in ein hohes unwegsames Ge-
bürge, und vertrieb die Sarmaten so es inne hatten, mit Gewalt 5. Daselbst
hat er eine Zeitlang sich erhalten, bis er zu Theodosii Zeiten dennoch ins Römi-
sche Gebieth seine Zuflucht nehmen müssen.

XVIII. Es wurde also eine unzehlbare Menge der Theruinger übergeholet.
Die Theruin-
gi werden von
den Römern
aufgenommen.
Alle Schiffe, so die Römer an der Donau hatten, wurden dazu gebraucht, und
da selbige nicht zureichten, sahe man den Strom mit Flössen und ausgehölten
Bäumen, derer sich viele zum Fahrzeuge bedienten, bedeckt. Einige getraueten
sich gar über zu schwimmen, und die grosse Eilfertigkeit, die ein ieder hatte sich zu
retten, verursachte bisweilen Unordnung, darüber viele ersoffen 1. Der Käiser
Valens hatte zwar anbefohlen, daß man erst die Kinder annehmen, und nach
Asien schaffen solte, da sie gleichsam als Geissel für die Treue der ihrigen hafften
möchten, und daß die Gothen selbst, nicht anders als ohne Gewehr herüber ge-
lassen würden. Aber die Officier liessen sich ihren eigenen Vortheil und Wol-
lust dergestalt blenden, daß die Gothen mit einmal übergeführet wurden, und
ihre Waffen zum wenigsten heimlich mit fortbrachten, derer sie auch bald nö-
thig hatten 2.

XIX. Denn
[Beginn Spaltensatz] Thraciae partes, transfretabantur in dies & noctes,
nauibus ratibusque & cauatis arborum alueis,
agminatim impositi: atque per amnem longe omni-
um difficillimum, imbriumque crebritate tunc au-
ctum, ob densitatem nimiam contra ictus aquarum
nitentes quidam & natare conati, hausti sunt plu-
res. Ita turbido instantium studio orbis Romani
pernicies ducebatur. Illud sane neque obscurum est
neque incertum, infaustos transuehendi barbaram
plebem ministros, numerum eius comprehendere
calculo saepe tentantes, conquieuisse frustratos.
5 idem l. c. p. 481. Per hos dies interea etiam
Vithericus Greuthungorum rex cum Alatheo &
Saphrace quorum arbitrio regebatur, itemque Far-
nobio, propinquans Histri marginibus, ut simili
susciperetur humanitate obsecrauit imperatorem, le-
gatis propere missis. Quibus ut communi rei condu-
cere uidebatur repudiatis, & quid capesserent an-
xiis, Athanaricus paria pertimescens abscessit, me-
mor, Valentem dudum cum foederaretur concordia
despexisse, affirmantem se religione deuinctum, ne
[Spaltenumbruch] calcaret solum aliquando Romanum, hacque causa-
tione principem firmare pacem in medio flumine cöe-
gisse: quam simultatem ueritus, ut adhuc durantem,
ad Caucalandensem locum, altitudine siluarum in-
accessum & montium, cum suis omnibus declinauit,
Sarmatis inde extrusis.
1 §. XVIII. 1. Siehe den vorigen §. not. 5.
2 zosimvs Lib. IV. c. 20. p. 10. Eam rem,
cum praesidiis oppidorum ad Istrum praefecti eo us-
que differrent, dum de uoluntate principis cognitum
fuisset: Valens uti reciperentur, armis prius depo-
sitis, permisit. Itaque tribuni legionum, mili-
tumque duces, transiiciebant illi quidem, ut abs-
que armis barbaros in fines Romanos deducerent:
uerum nihil agebant aliud, quam quod elegantis for-
mae mulieres deligerent, & pueros formosos ad usum
obscenum uenarentur, aut colonos, agricolasue
compararent
; quibus solis intenti caetera publicam
ad utilitatem spectantia negligebant. Vnde fiebat,
ut complures clam cum armis transuectos ignorare-
tur: qui simul atque solum Romanum ingressi fuis-

[Ende Spaltensatz]
sent,

Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Oſt-Gothiſchen Fuͤrſten, Farnobius, anſuchen lieſſen, man moͤchte ſie aufneh-
men, ſchlug es der Hof ab, weil man an den Theruingern ſchon ſoviel zu haben
glaubete, als Thracien ertragen konte. Athanaricus war fuͤr ſeine Perſon ſich
bewuſt, wie er vor etlichen Jahren vorgegeben, er haͤtte verſchworen, den Fuß
uͤber die Donau zu ſetzen, und den Kaͤiſer Valens dadurch gleichſam genoͤthiget,
daß er ſich ſelbſt, zu Beſtaͤtigung des Friedens, zu ihm auf den Fluß bemuͤhen
muͤſſen. Er furchte alſo, daß man ihn ietzo mit Verſpottung an ſeine Geluͤbde
verweiſen moͤchte, und wolte nicht einmal um die Erlaubniß uͤber die
Donau zu gehen anhalten laſſen, ſondern entwich in ein hohes unwegſames Ge-
buͤrge, und vertrieb die Sarmaten ſo es inne hatten, mit Gewalt 5. Daſelbſt
hat er eine Zeitlang ſich erhalten, bis er zu Theodoſii Zeiten dennoch ins Roͤmi-
ſche Gebieth ſeine Zuflucht nehmen muͤſſen.

XVIII. Es wurde alſo eine unzehlbare Menge der Theruinger uͤbergeholet.
Die Theruin-
gi werden von
den Roͤmern
aufgenom̃en.
Alle Schiffe, ſo die Roͤmer an der Donau hatten, wurden dazu gebraucht, und
da ſelbige nicht zureichten, ſahe man den Strom mit Floͤſſen und ausgehoͤlten
Baͤumen, derer ſich viele zum Fahrzeuge bedienten, bedeckt. Einige getraueten
ſich gar uͤber zu ſchwimmen, und die groſſe Eilfertigkeit, die ein ieder hatte ſich zu
retten, verurſachte bisweilen Unordnung, daruͤber viele erſoffen 1. Der Kaͤiſer
Valens hatte zwar anbefohlen, daß man erſt die Kinder annehmen, und nach
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moͤchten, und daß die Gothen ſelbſt, nicht anders als ohne Gewehr heruͤber ge-
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luſt dergeſtalt blenden, daß die Gothen mit einmal uͤbergefuͤhret wurden, und
ihre Waffen zum wenigſten heimlich mit fortbrachten, derer ſie auch bald noͤ-
thig hatten 2.

XIX. Denn
[Beginn Spaltensatz] Thraciae partes, transfretabantur in dies & noctes,
nauibus ratibusque & cauatis arborum alueis,
agminatim impoſiti: atque per amnem longe omni-
um difficillimum, imbriumque crebritate tunc au-
ctum, ob denſitatem nimiam contra ictus aquarum
nitentes quidam & natare conati, hauſti ſunt plu-
res. Ita turbido inſtantium ſtudio orbis Romani
pernicies ducebatur. Illud ſane neque obſcurum eſt
neque incertum, infauſtos transuehendi barbaram
plebem miniſtros, numerum eius comprehendere
calculo ſaepe tentantes, conquieuiſſe fruſtratos.
5 idem l. c. p. 481. Per hos dies interea etiam
Vithericus Greuthungorum rex cum Alatheo &
Saphrace quorum arbitrio regebatur, itemque Far-
nobio, propinquans Hiſtri marginibus, ut ſimili
ſuſciperetur humanitate obſecrauit imperatorem, le-
gatis propere miſſis. Quibus ut communi rei condu-
cere uidebatur repudiatis, & quid capeſſerent an-
xiis, Athanaricus paria pertimeſcens abſceſſit, me-
mor, Valentem dudum cum foederaretur concordia
deſpexiſſe, affirmantem ſe religione deuinctum, ne
[Spaltenumbruch] calcaret ſolum aliquando Romanum, hacque cauſa-
tione principem firmare pacem in medio flumine cöe-
giſſe: quam ſimultatem ueritus, ut adhuc durantem,
ad Caucalandenſem locum, altitudine ſiluarum in-
acceſſum & montium, cum ſuis omnibus declinauit,
Sarmatis inde extruſis.
1 §. XVIII. 1. Siehe den vorigen §. not. 5.
2 zosimvs Lib. IV. c. 20. p. 10. Eam rem,
cum praeſidiis oppidorum ad Iſtrum praefecti eo us-
que differrent, dum de uoluntate principis cognitum
fuiſſet: Valens uti reciperentur, armis prius depo-
ſitis, permiſit. Itaque tribuni legionum, mili-
tumque duces, transiiciebant illi quidem, ut abs-
que armis barbaros in fines Romanos deducerent:
uerum nihil agebant aliud, quam quod elegantis for-
mae mulieres deligerent, & pueros formoſos ad uſum
obſcenum uenarentur, aut colonos, agricolasue
compararent
; quibus ſolis intenti caetera publicam
ad utilitatem ſpectantia negligebant. Vnde fiebat,
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[Ende Spaltensatz]
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[288/0322] Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen Oſt-Gothiſchen Fuͤrſten, Farnobius, anſuchen lieſſen, man moͤchte ſie aufneh- men, ſchlug es der Hof ab, weil man an den Theruingern ſchon ſoviel zu haben glaubete, als Thracien ertragen konte. Athanaricus war fuͤr ſeine Perſon ſich bewuſt, wie er vor etlichen Jahren vorgegeben, er haͤtte verſchworen, den Fuß uͤber die Donau zu ſetzen, und den Kaͤiſer Valens dadurch gleichſam genoͤthiget, daß er ſich ſelbſt, zu Beſtaͤtigung des Friedens, zu ihm auf den Fluß bemuͤhen muͤſſen. Er furchte alſo, daß man ihn ietzo mit Verſpottung an ſeine Geluͤbde verweiſen moͤchte, und wolte nicht einmal um die Erlaubniß uͤber die Donau zu gehen anhalten laſſen, ſondern entwich in ein hohes unwegſames Ge- buͤrge, und vertrieb die Sarmaten ſo es inne hatten, mit Gewalt 5. Daſelbſt hat er eine Zeitlang ſich erhalten, bis er zu Theodoſii Zeiten dennoch ins Roͤmi- ſche Gebieth ſeine Zuflucht nehmen muͤſſen. XVIII. Es wurde alſo eine unzehlbare Menge der Theruinger uͤbergeholet. Alle Schiffe, ſo die Roͤmer an der Donau hatten, wurden dazu gebraucht, und da ſelbige nicht zureichten, ſahe man den Strom mit Floͤſſen und ausgehoͤlten Baͤumen, derer ſich viele zum Fahrzeuge bedienten, bedeckt. Einige getraueten ſich gar uͤber zu ſchwimmen, und die groſſe Eilfertigkeit, die ein ieder hatte ſich zu retten, verurſachte bisweilen Unordnung, daruͤber viele erſoffen 1. Der Kaͤiſer Valens hatte zwar anbefohlen, daß man erſt die Kinder annehmen, und nach Aſien ſchaffen ſolte, da ſie gleichſam als Geiſſel fuͤr die Treue der ihrigen hafften moͤchten, und daß die Gothen ſelbſt, nicht anders als ohne Gewehr heruͤber ge- laſſen wuͤrden. Aber die Officier lieſſen ſich ihren eigenen Vortheil und Wol- luſt dergeſtalt blenden, daß die Gothen mit einmal uͤbergefuͤhret wurden, und ihre Waffen zum wenigſten heimlich mit fortbrachten, derer ſie auch bald noͤ- thig hatten 2. Die Theruin- gi werden von den Roͤmern aufgenom̃en. XIX. Denn 4 5 idem l. c. p. 481. Per hos dies interea etiam Vithericus Greuthungorum rex cum Alatheo & Saphrace quorum arbitrio regebatur, itemque Far- nobio, propinquans Hiſtri marginibus, ut ſimili ſuſciperetur humanitate obſecrauit imperatorem, le- gatis propere miſſis. Quibus ut communi rei condu- cere uidebatur repudiatis, & quid capeſſerent an- xiis, Athanaricus paria pertimeſcens abſceſſit, me- mor, Valentem dudum cum foederaretur concordia deſpexiſſe, affirmantem ſe religione deuinctum, ne calcaret ſolum aliquando Romanum, hacque cauſa- tione principem firmare pacem in medio flumine cöe- giſſe: quam ſimultatem ueritus, ut adhuc durantem, ad Caucalandenſem locum, altitudine ſiluarum in- acceſſum & montium, cum ſuis omnibus declinauit, Sarmatis inde extruſis. 1 §. XVIII. 1. Siehe den vorigen §. not. 5. 2 zosimvs Lib. IV. c. 20. p. 10. Eam rem, cum praeſidiis oppidorum ad Iſtrum praefecti eo us- que differrent, dum de uoluntate principis cognitum fuiſſet: Valens uti reciperentur, armis prius depo- ſitis, permiſit. Itaque tribuni legionum, mili- tumque duces, transiiciebant illi quidem, ut abs- que armis barbaros in fines Romanos deducerent: uerum nihil agebant aliud, quam quod elegantis for- mae mulieres deligerent, & pueros formoſos ad uſum obſcenum uenarentur, aut colonos, agricolasue compararent; quibus ſolis intenti caetera publicam ad utilitatem ſpectantia negligebant. Vnde fiebat, ut complures clam cum armis transuectos ignorare- tur: qui ſimul atque ſolum Romanum ingreſſi fuiſ- ſent, 4 Thraciae partes, transfretabantur in dies & noctes, nauibus ratibusque & cauatis arborum alueis, agminatim impoſiti: atque per amnem longe omni- um difficillimum, imbriumque crebritate tunc au- ctum, ob denſitatem nimiam contra ictus aquarum nitentes quidam & natare conati, hauſti ſunt plu- res. Ita turbido inſtantium ſtudio orbis Romani pernicies ducebatur. Illud ſane neque obſcurum eſt neque incertum, infauſtos transuehendi barbaram plebem miniſtros, numerum eius comprehendere calculo ſaepe tentantes, conquieuiſſe fruſtratos.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/322>, abgerufen am 22.11.2024.