Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zur grossen Wanderung der Völcker.
ten, und durchs Reiten mürbe machten. Die Felle der Thiere dienten zu ihrer
Kleidung: sie verwahreten nicht allein die Beine damit, sondern machten daraus
auch eine Art Regen-Mäntel, davon sie das Rauhe auswerts kehre-
ten, dergleichen heut zu Tage noch die Ungarn und Pohlen zu tragen pflegen, in-
gleichen auch eine Art Mützen, die ebenfalls bey dem gemeinen Mann in Un-
garn bis auf den heutigen Tag in Gebrauch sind. Die Güte und Schönheit der
Felle, mag wohl unter denen, so sie getragen, einen Unterscheid gemacht ha-
ben: wie denn insonderheit ihre Marter-Felle, auch unter andern Völckern
weit und breit sehr beliebt gewesen 6. Wie aber Armuth vor sich die Begierden
nicht dämpffet, und man aus der geringen Lebens-Art eines Volcks, auf dessel-
ben Vergnügsamkeit nicht schliessen kan: so waren auch die Hunnen bey ihrer
Dürfftigkeit desto wilder, und von so weniger Policey, daß einige gar vorgeben
wollen, sie hätten keinen Gottesdienst gehabt. Es finden sich aber, was dieses
letztere anbetrifft, nicht allein Spuren in Attilae Historie, daß sie einen GOtt
des Krieges verehret 7, sondern auch, daß sie die Eydschwüre für was geheiligtes
gehalten, und gewisse Umstände dabey beobachtet, welches eine Uberzeugung
von Göttlicher Vorsehung anzeiget. Sie sind, nachdem sie um diese Zeiten in
Europa eingebrochen, in die Asiatischen und Europäische Hunnen eingetheilet
worden; und haben in beyden Theilen der Welt, dem Römischen Reiche viel zu
schaffen gemacht: bis die heutigen Hungarn, nachdem sie zu ihrem Vortheil er-
fahren, was bessere Lufft und Erde, Umgang mit wohlabgerichteten Völckern,
und insonderheit die Christliche Religion zu Aenderung eines Volckes beytragen
kan, zu einer Vormauer des Reichs, das ihre Vorfahren so offt verwüstet, ge-
worden sind.

8
XV. Die
[Beginn Spaltensatz] & bellis Attilae explicandis, si qua humanae uirtu-
tis modum, in eo uiro supergressa uidebuntur, rela-
to ad deos originis argumento, fidem accipiant.
agathias L. V. Defecerat barbaros, prae
timore ars illa, quam exequi pro sua consuetudine
quam maxime solent, ut fugiendo acrius longe se in-
sectantes oppugnent, dum ex equis in hostem mox
uersi, sagittas immittunt, quas utique tunc uiolen-
tius, in quem destinauerint, infigunt, quod sane eo
facilius fit, quo illi in persequentes, recta & ex ad-
uerso maximo impetu deferuntur, & insectatores
ipsi, effugo cursu, in arcus proruendo, sagittis se
induunt, & uulnera acriora excipiunt, dum his ob-
uiam eunt.
Diese Art zu fechten, wird als etwas
den Hunnen eigenes angemercket: Wie aus eben die-
sem autore L. I. sub fin. erhellet: Narses barbarum
quoddam, & Hunnis magis usitatum stratagema
excogitauit. Suos enim uertere terga iussit.
sidonivs carm. 7.
Cursu Herulus, CHVNVS IACVLIS,
Francusque natatu.
[Spaltenumbruch] Eben dergleichen hat tacitvs von den Fen-
nis
angemercket de M. G. c. 46. Fennis mira feritas,
foeda paupertas; non arma, non equi, non penates.
Victui herba, uestitui pelles, cubile humus, sola in
sagittis spes, quas inopia ferri, ossibus asperant.
6 Was die älteren Scribenten pelles murinas
nennen, heisset bey helmoldo Marter. L. I.
c. 1. Pellibus abundant peregrinis, quas odor leti
ferum nostro orbi superbiae uenenum propinauit. Et
illi quidem ut stercora haec habent, ad nostram quasi
damnationem, qui ad marturinam uestem anhela-
mus quasi ad summam beatitudinem. Itaque pro
laneis indumentis, quos nos appellamus faldones,
illi offerunt tam pretiosos martures.
7 Siehe unten Lib. IX.
8 priscvs Conditionibus pacem Romani
& Hunni pepigerunt, qua iureiurando, patrio ritu
utrinque firmata, utrique ad suos redierunt.

[Ende Spaltensatz]
§. XV. mar-
N n 3

bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker.
ten, und durchs Reiten muͤrbe machten. Die Felle der Thiere dienten zu ihrer
Kleidung: ſie verwahreten nicht allein die Beine damit, ſondern machten daraus
auch eine Art Regen-Maͤntel, davon ſie das Rauhe auswerts kehre-
ten, dergleichen heut zu Tage noch die Ungarn und Pohlen zu tragen pflegen, in-
gleichen auch eine Art Muͤtzen, die ebenfalls bey dem gemeinen Mann in Un-
garn bis auf den heutigen Tag in Gebrauch ſind. Die Guͤte und Schoͤnheit der
Felle, mag wohl unter denen, ſo ſie getragen, einen Unterſcheid gemacht ha-
ben: wie denn inſonderheit ihre Marter-Felle, auch unter andern Voͤlckern
weit und breit ſehr beliebt geweſen 6. Wie aber Armuth vor ſich die Begierden
nicht daͤmpffet, und man aus der geringen Lebens-Art eines Volcks, auf deſſel-
ben Vergnuͤgſamkeit nicht ſchlieſſen kan: ſo waren auch die Hunnen bey ihrer
Duͤrfftigkeit deſto wilder, und von ſo weniger Policey, daß einige gar vorgeben
wollen, ſie haͤtten keinen Gottesdienſt gehabt. Es finden ſich aber, was dieſes
letztere anbetrifft, nicht allein Spuren in Attilae Hiſtorie, daß ſie einen GOtt
des Krieges verehret 7, ſondern auch, daß ſie die Eydſchwuͤre fuͤr was geheiligtes
gehalten, und gewiſſe Umſtaͤnde dabey beobachtet, welches eine Uberzeugung
von Goͤttlicher Vorſehung anzeiget. Sie ſind, nachdem ſie um dieſe Zeiten in
Europa eingebrochen, in die Aſiatiſchen und Europaͤiſche Hunnen eingetheilet
worden; und haben in beyden Theilen der Welt, dem Roͤmiſchen Reiche viel zu
ſchaffen gemacht: bis die heutigen Hungarn, nachdem ſie zu ihrem Vortheil er-
fahren, was beſſere Lufft und Erde, Umgang mit wohlabgerichteten Voͤlckern,
und inſonderheit die Chriſtliche Religion zu Aenderung eines Volckes beytragen
kan, zu einer Vormauer des Reichs, das ihre Vorfahren ſo offt verwuͤſtet, ge-
worden ſind.

8
XV. Die
[Beginn Spaltensatz] & bellis Attilae explicandis, ſi qua humanae uirtu-
tis modum, in eo uiro ſupergreſſa uidebuntur, rela-
to ad deos originis argumento, fidem accipiant.
agathias L. V. Defecerat barbaros, prae
timore ars illa, quam exequi pro ſua conſuetudine
quam maxime ſolent, ut fugiendo acrius longe ſe in-
ſectantes oppugnent, dum ex equis in hoſtem mox
uerſi, ſagittas immittunt, quas utique tunc uiolen-
tius, in quem deſtinauerint, infigunt, quod ſane eo
facilius fit, quo illi in perſequentes, recta & ex ad-
uerſo maximo impetu deferuntur, & inſectatores
ipſi, effugo curſu, in arcus proruendo, ſagittis ſe
induunt, & uulnera acriora excipiunt, dum his ob-
uiam eunt.
Dieſe Art zu fechten, wird als etwas
den Hunnen eigenes angemercket: Wie aus eben die-
ſem autore L. I. ſub fin. erhellet: Narſes barbarum
quoddam, & Hunnis magis uſitatum ſtratagema
excogitauit. Suos enim uertere terga iuſſit.
sidonivs carm. 7.
Curſu Herulus, CHVNVS IACVLIS,
Francusque natatu.
[Spaltenumbruch] Eben dergleichen hat tacitvs von den Fen-
nis
angemercket de M. G. c. 46. Fennis mira feritas,
foeda paupertas; non arma, non equi, non penates.
Victui herba, ueſtitui pelles, cubile humus, ſola in
ſagittis ſpes, quas inopia ferri, oſſibus aſperant.
6 Was die aͤlteren Scribenten pelles murinas
nennen, heiſſet bey helmoldo Marter. L. I.
c. 1. Pellibus abundant peregrinis, quas odor leti
ferum noſtro orbi ſuperbiae uenenum propinauit. Et
illi quidem ut ſtercora haec habent, ad noſtram quaſi
damnationem, qui ad marturinam ueſtem anhela-
mus quaſi ad ſummam beatitudinem. Itaque pro
laneis indumentis, quos nos appellamus faldones,
illi offerunt tam pretioſos martures.
7 Siehe unten Lib. IX.
8 priscvs Conditionibus pacem Romani
& Hunni pepigerunt, qua iureiurando, patrio ritu
utrinque firmata, utrique ad ſuos redierunt.

[Ende Spaltensatz]
§. XV. mar-
N n 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0319" n="285"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur gro&#x017F;&#x017F;en Wanderung der Vo&#x0364;lcker.</hi></fw><lb/>
ten, und durchs Reiten mu&#x0364;rbe machten. Die Felle der Thiere dienten zu ihrer<lb/>
Kleidung: &#x017F;ie verwahreten nicht allein die Beine damit, &#x017F;ondern machten daraus<lb/>
auch eine Art Regen-Ma&#x0364;ntel, davon &#x017F;ie das Rauhe auswerts kehre-<lb/>
ten, dergleichen heut zu Tage noch die Ungarn und Pohlen zu tragen pflegen, in-<lb/>
gleichen auch eine Art Mu&#x0364;tzen, die ebenfalls bey dem gemeinen Mann in Un-<lb/>
garn bis auf den heutigen Tag in Gebrauch &#x017F;ind. Die Gu&#x0364;te und Scho&#x0364;nheit der<lb/>
Felle, mag wohl unter denen, &#x017F;o &#x017F;ie getragen, einen Unter&#x017F;cheid gemacht ha-<lb/>
ben: wie denn in&#x017F;onderheit ihre Marter-Felle, auch unter andern Vo&#x0364;lckern<lb/>
weit und breit &#x017F;ehr beliebt gewe&#x017F;en <note place="foot" n="6">Was die a&#x0364;lteren Scribenten <hi rendition="#aq">pelles murinas</hi><lb/>
nennen, hei&#x017F;&#x017F;et bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">helmoldo</hi></hi></hi> Marter. <hi rendition="#aq">L. I.<lb/>
c. 1. <hi rendition="#i">Pellibus abundant peregrinis, quas odor leti<lb/>
ferum no&#x017F;tro orbi &#x017F;uperbiae uenenum propinauit. Et<lb/>
illi quidem ut &#x017F;tercora haec habent, ad no&#x017F;tram qua&#x017F;i<lb/>
damnationem, qui ad marturinam ue&#x017F;tem anhela-<lb/>
mus qua&#x017F;i ad &#x017F;ummam beatitudinem. Itaque pro<lb/>
laneis indumentis, quos nos appellamus faldones,<lb/>
illi offerunt tam pretio&#x017F;os martures.</hi></hi></note>. Wie aber Armuth vor &#x017F;ich die Begierden<lb/>
nicht da&#x0364;mpffet, und man aus der geringen Lebens-Art eines Volcks, auf de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben Vergnu&#x0364;g&#x017F;amkeit nicht &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en kan: &#x017F;o waren auch die Hunnen bey ihrer<lb/>
Du&#x0364;rfftigkeit de&#x017F;to wilder, und von &#x017F;o weniger Policey, daß einige gar vorgeben<lb/>
wollen, &#x017F;ie ha&#x0364;tten keinen Gottesdien&#x017F;t gehabt. Es finden &#x017F;ich aber, was die&#x017F;es<lb/>
letztere anbetrifft, nicht allein Spuren in <hi rendition="#aq">Attilae</hi> Hi&#x017F;torie, daß &#x017F;ie einen GOtt<lb/>
des Krieges verehret <note place="foot" n="7">Siehe unten <hi rendition="#aq">Lib. IX.</hi></note>, &#x017F;ondern auch, daß &#x017F;ie die Eyd&#x017F;chwu&#x0364;re fu&#x0364;r was geheiligtes<lb/>
gehalten, und gewi&#x017F;&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde dabey beobachtet, welches eine Uberzeugung<lb/>
von Go&#x0364;ttlicher Vor&#x017F;ehung anzeiget. Sie &#x017F;ind, nachdem &#x017F;ie um die&#x017F;e Zeiten in<lb/>
Europa eingebrochen, in die A&#x017F;iati&#x017F;chen und Europa&#x0364;i&#x017F;che Hunnen eingetheilet<lb/>
worden; und haben in beyden Theilen der Welt, dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reiche viel zu<lb/>
&#x017F;chaffen gemacht: bis die heutigen Hungarn, nachdem &#x017F;ie zu ihrem Vortheil er-<lb/>
fahren, was be&#x017F;&#x017F;ere Lufft und Erde, Umgang mit wohlabgerichteten Vo&#x0364;lckern,<lb/>
und in&#x017F;onderheit die Chri&#x017F;tliche Religion zu Aenderung eines Volckes beytragen<lb/>
kan, zu einer Vormauer des Reichs, das ihre Vorfahren &#x017F;o offt verwu&#x0364;&#x017F;tet, ge-<lb/>
worden &#x017F;ind.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">XV.</hi> Die</fw><lb/>
          <p>
            <note xml:id="FN318_02_02" prev="#FN318_02_01" place="foot" n="2">
              <cb type="start"/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">&amp; bellis Attilae explicandis, &#x017F;i qua humanae uirtu-<lb/>
tis modum, in eo uiro &#x017F;upergre&#x017F;&#x017F;a uidebuntur, rela-<lb/>
to ad deos originis argumento, fidem accipiant.</hi> </hi> <note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note>
            </note>
          </p><lb/>
          <note xml:id="FN318_03_02" prev="#FN318_03_01" place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">agathias</hi></hi> L. V. <hi rendition="#i">Defecerat barbaros, prae<lb/>
timore ars illa, quam exequi pro &#x017F;ua con&#x017F;uetudine<lb/>
quam maxime &#x017F;olent, ut fugiendo acrius longe &#x017F;e in-<lb/>
&#x017F;ectantes oppugnent, dum ex equis in ho&#x017F;tem mox<lb/>
uer&#x017F;i, &#x017F;agittas immittunt, quas utique tunc uiolen-<lb/>
tius, in quem de&#x017F;tinauerint, infigunt, quod &#x017F;ane eo<lb/>
facilius fit, quo illi in per&#x017F;equentes, recta &amp; ex ad-<lb/>
uer&#x017F;o maximo impetu deferuntur, &amp; in&#x017F;ectatores<lb/>
ip&#x017F;i, effugo cur&#x017F;u, in arcus proruendo, &#x017F;agittis &#x017F;e<lb/>
induunt, &amp; uulnera acriora excipiunt, dum his ob-<lb/>
uiam eunt.</hi></hi> Die&#x017F;e Art zu fechten, wird als etwas<lb/>
den Hunnen eigenes angemercket: Wie aus eben die-<lb/>
&#x017F;em <hi rendition="#aq">autore L. I. &#x017F;ub fin.</hi> erhellet: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nar&#x017F;es barbarum<lb/>
quoddam, &amp; Hunnis magis u&#x017F;itatum &#x017F;tratagema<lb/>
excogitauit. Suos enim uertere terga iu&#x017F;&#x017F;it.</hi></hi><note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an zweiter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/>
          <note xml:id="FN318_04_02" prev="#FN318_04_01" place="foot" n="4"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">sidonivs</hi></hi> carm. 7.<lb/>
Cur&#x017F;u Herulus, <hi rendition="#g">CHVNVS IACVLIS,</hi><lb/><hi rendition="#et">Francusque natatu.</hi></hi> <note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an dritter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note>
          </note><lb/>
          <note xml:id="FN318_05_02" prev="#FN318_05_01" place="foot" n="5"><cb/>
Eben dergleichen hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi></hi> von den <hi rendition="#aq">Fen-<lb/>
nis</hi> angemercket <hi rendition="#aq">de M. G. c. 46. <hi rendition="#i">Fennis mira feritas,<lb/>
foeda paupertas; non arma, non equi, non penates.<lb/>
Victui herba, ue&#x017F;titui pelles, cubile humus, &#x017F;ola in<lb/>
&#x017F;agittis &#x017F;pes, quas inopia ferri, o&#x017F;&#x017F;ibus a&#x017F;perant.</hi></hi><note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der vorherigen Seite. Im Druck ist diese Fußnote an vierter Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/>
          <note place="foot" n="8"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">priscvs</hi> </hi> <hi rendition="#i">Conditionibus pacem Romani<lb/>
&amp; Hunni pepigerunt, qua iureiurando, patrio ritu<lb/>
utrinque firmata, utrique ad &#x017F;uos redierunt.</hi> </hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XV. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mar-</hi></hi></hi></fw><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">N n 3</fw><lb/>
            <cb type="end"/>
            <note type="editorial">Die Fußnotenreferenz fehlt im Fließtext.</note>
          </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0319] bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker. ten, und durchs Reiten muͤrbe machten. Die Felle der Thiere dienten zu ihrer Kleidung: ſie verwahreten nicht allein die Beine damit, ſondern machten daraus auch eine Art Regen-Maͤntel, davon ſie das Rauhe auswerts kehre- ten, dergleichen heut zu Tage noch die Ungarn und Pohlen zu tragen pflegen, in- gleichen auch eine Art Muͤtzen, die ebenfalls bey dem gemeinen Mann in Un- garn bis auf den heutigen Tag in Gebrauch ſind. Die Guͤte und Schoͤnheit der Felle, mag wohl unter denen, ſo ſie getragen, einen Unterſcheid gemacht ha- ben: wie denn inſonderheit ihre Marter-Felle, auch unter andern Voͤlckern weit und breit ſehr beliebt geweſen 6. Wie aber Armuth vor ſich die Begierden nicht daͤmpffet, und man aus der geringen Lebens-Art eines Volcks, auf deſſel- ben Vergnuͤgſamkeit nicht ſchlieſſen kan: ſo waren auch die Hunnen bey ihrer Duͤrfftigkeit deſto wilder, und von ſo weniger Policey, daß einige gar vorgeben wollen, ſie haͤtten keinen Gottesdienſt gehabt. Es finden ſich aber, was dieſes letztere anbetrifft, nicht allein Spuren in Attilae Hiſtorie, daß ſie einen GOtt des Krieges verehret 7, ſondern auch, daß ſie die Eydſchwuͤre fuͤr was geheiligtes gehalten, und gewiſſe Umſtaͤnde dabey beobachtet, welches eine Uberzeugung von Goͤttlicher Vorſehung anzeiget. Sie ſind, nachdem ſie um dieſe Zeiten in Europa eingebrochen, in die Aſiatiſchen und Europaͤiſche Hunnen eingetheilet worden; und haben in beyden Theilen der Welt, dem Roͤmiſchen Reiche viel zu ſchaffen gemacht: bis die heutigen Hungarn, nachdem ſie zu ihrem Vortheil er- fahren, was beſſere Lufft und Erde, Umgang mit wohlabgerichteten Voͤlckern, und inſonderheit die Chriſtliche Religion zu Aenderung eines Volckes beytragen kan, zu einer Vormauer des Reichs, das ihre Vorfahren ſo offt verwuͤſtet, ge- worden ſind. XV. Die 2 3 4 5 8 6 Was die aͤlteren Scribenten pelles murinas nennen, heiſſet bey helmoldo Marter. L. I. c. 1. Pellibus abundant peregrinis, quas odor leti ferum noſtro orbi ſuperbiae uenenum propinauit. Et illi quidem ut ſtercora haec habent, ad noſtram quaſi damnationem, qui ad marturinam ueſtem anhela- mus quaſi ad ſummam beatitudinem. Itaque pro laneis indumentis, quos nos appellamus faldones, illi offerunt tam pretioſos martures. 7 Siehe unten Lib. IX. 2 & bellis Attilae explicandis, ſi qua humanae uirtu- tis modum, in eo uiro ſupergreſſa uidebuntur, rela- to ad deos originis argumento, fidem accipiant. 3 agathias L. V. Defecerat barbaros, prae timore ars illa, quam exequi pro ſua conſuetudine quam maxime ſolent, ut fugiendo acrius longe ſe in- ſectantes oppugnent, dum ex equis in hoſtem mox uerſi, ſagittas immittunt, quas utique tunc uiolen- tius, in quem deſtinauerint, infigunt, quod ſane eo facilius fit, quo illi in perſequentes, recta & ex ad- uerſo maximo impetu deferuntur, & inſectatores ipſi, effugo curſu, in arcus proruendo, ſagittis ſe induunt, & uulnera acriora excipiunt, dum his ob- uiam eunt. Dieſe Art zu fechten, wird als etwas den Hunnen eigenes angemercket: Wie aus eben die- ſem autore L. I. ſub fin. erhellet: Narſes barbarum quoddam, & Hunnis magis uſitatum ſtratagema excogitauit. Suos enim uertere terga iuſſit. 4 sidonivs carm. 7. Curſu Herulus, CHVNVS IACVLIS, Francusque natatu. 5 Eben dergleichen hat tacitvs von den Fen- nis angemercket de M. G. c. 46. Fennis mira feritas, foeda paupertas; non arma, non equi, non penates. Victui herba, ueſtitui pelles, cubile humus, ſola in ſagittis ſpes, quas inopia ferri, oſſibus aſperant. 8 priscvs Conditionibus pacem Romani & Hunni pepigerunt, qua iureiurando, patrio ritu utrinque firmata, utrique ad ſuos redierunt. §. XV. mar- N n 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/319
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/319>, abgerufen am 22.11.2024.