Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.bis zur grossen Wanderung der Völcker. Wiederstand, theils niederhieb, theils gefangen nahm. ammianvs mar-cellinvs gestehet, daß die Römer Treuloß gehandelt; wie aber die bösen Arten, die bey einem Volck, oder zu einer gewissen Zeit in den Thaten fürwalten, sowohl als die guten, auch der Feder anzukleben pflegen, so getrauet er sichs da- mit zu entschuldigen, daß die Sachsen nicht anders als ein räuberisch Gesindel anzusehen wären: gleichsam als wenn dem menschlichen Geschlecht nicht daran gelegen wäre, daß man auch gegen einen ungerechten Feind Mittel habe, den Krieg zu vermeyden, oder zu endigen. VIII. Valentinianus selbst blieb beschäfftiget, den Rheinstrohm gegen dieValentinia- 80000 [Beginn Spaltensatz]
terschiedene Völcker gewesen. Es ist aber nicht wahr- scheinlich. hieronymvs und orosivs nennen eben das Volck Burgundiones, welches mar- cellinvs Burgundios heisset. + Siehe oben Lib. VI. §. VI. 2 marcellinvs L. XXIIX. c. 5. p. 416. Deditque consilia alia post alia imperatori probanti, Burgundios in eorum excitari perniciem, bellicosos & pubis immensae uiribus affluentes, ideoque metu- endos finitimis uniuersis. Scribebatque frequenter ad eorum reges per taciturnos & fidos, ut iisdem tempore praestituto superuenirent, pollicitus ipse quoque, transito cum Romanis agminibus Rheno, ac- currere pauidis, pondus armorum uitantibus in- speratum. Gratanter ratione gemina principis ac- ceptae sunt litterae: prima quod iam inde tempori- bus priscis, sobolem se esse Romanam Burgundii sciunt: dein quod salinarum finiumque causa Ala- mannis saepe iurgabant. valesivs meynet ad h. l., es wären dieses eben die Gräntzen, an welchen vormahls die Hermunduri mit den Chattis, eben dieser Saltz-Quellen halber, Krieg geführet. Er setzt dabey zum Grunde, die Burgunder hätten zu dieser Zeit in dem Lande der Chatten, die Alemannen aber in dem Lande der Hermunderer gewohnet, wel- ches aber gar nicht wahrscheinlich. Die Alemannen hatten vielmehr das Land der Chatten guten Theils inne, und man siehet deutlich beym marcelli- [Spaltenumbruch] no, daß die Burgunder durchs Land der Alemannen ziehen müssen, wenn sie an den Rhein gewolt. bv- cherivs getrauet sich diese Saltz-Quellen noch genauer anzuzeigen, wenn er L. XI. cap. 11. n. 8. schreibet: Erant igitur salinae istae in gentis utrius- que confiniis: extat adhuc hodie fluuiolus Sala, qui sub monte Fogelsberg apud uicum Saltz oritur, & per oppida Salemunster, Salefeld & Hanau fluens Moeno paulo infra Francofurtum confunditur. Ad huius igitur fluuioli fontem salinas istas ego quidem fuisse puto; nam Saltz Germanice salem significare sat constat. Er verwechselt aber, wie es scheinet, die Fränckische Sale, mit dem Fluß Kitzing. Was sonst den Ursprung der Burgunder anbetrifft, so hat die angeführte Stelle aus dem marcellino einige verleitet, daß sie die Burgunder gar von den Römern herholen wollen. conf. valesivs ad locum marcellini not. n. orosivs sagt hievon Lib. VII. c. 32. Burgundionum quoque, nouorum ho- stium, coepit nouum nomen, qui plusquam 80 millia armatorum ripae Rheni fluminis insederunt. Hos quondam, subacta interiore Germania a Druso & Tiberio, adoptiuis filiis Caesaris, per castra disposi- tos, aiunt in magnam coaluisse gentem. Atque etiam nomen ex opere praesumsisse, quia crebra per limitem habitacula constituta, burgos uulgo uocant: eorumque esse praeualidam & perniciosam manum, Galliae hodieque testes sunt, in quibus praesumta [Ende Spaltensatz] possessione M m 2
bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker. Wiederſtand, theils niederhieb, theils gefangen nahm. ammianvs mar-cellinvs geſtehet, daß die Roͤmer Treuloß gehandelt; wie aber die boͤſen Arten, die bey einem Volck, oder zu einer gewiſſen Zeit in den Thaten fuͤrwalten, ſowohl als die guten, auch der Feder anzukleben pflegen, ſo getrauet er ſichs da- mit zu entſchuldigen, daß die Sachſen nicht anders als ein raͤuberiſch Geſindel anzuſehen waͤren: gleichſam als wenn dem menſchlichen Geſchlecht nicht daran gelegen waͤre, daß man auch gegen einen ungerechten Feind Mittel habe, den Krieg zu vermeyden, oder zu endigen. VIII. Valentinianus ſelbſt blieb beſchaͤfftiget, den Rheinſtrohm gegen dieValentinia- 80000 [Beginn Spaltensatz]
terſchiedene Voͤlcker geweſen. Es iſt aber nicht wahr- ſcheinlich. hieronymvs und orosivs nennen eben das Volck Burgundiones, welches mar- cellinvs Burgundios heiſſet. † Siehe oben Lib. VI. §. VI. 2 marcellinvs L. XXIIX. c. 5. p. 416. Deditque conſilia alia poſt alia imperatori probanti, Burgundios in eorum excitari perniciem, bellicoſos & pubis immenſae uiribus affluentes, ideoque metu- endos finitimis uniuerſis. Scribebatque frequenter ad eorum reges per taciturnos & fidos, ut iisdem tempore praeſtituto ſuperuenirent, pollicitus ipſe quoque, tranſito cum Romanis agminibus Rheno, ac- currere pauidis, pondus armorum uitantibus in- ſperatum. Gratanter ratione gemina principis ac- ceptae ſunt litterae: prima quod iam inde tempori- bus priſcis, ſobolem ſe eſſe Romanam Burgundii ſciunt: dein quod ſalinarum finiumque cauſa Ala- mannis ſaepe iurgabant. valesivs meynet ad h. l., es waͤren dieſes eben die Graͤntzen, an welchen vormahls die Hermunduri mit den Chattis, eben dieſer Saltz-Quellen halber, Krieg gefuͤhret. Er ſetzt dabey zum Grunde, die Burgunder haͤtten zu dieſer Zeit in dem Lande der Chatten, die Alemannen aber in dem Lande der Hermunderer gewohnet, wel- ches aber gar nicht wahrſcheinlich. Die Alemannen hatten vielmehr das Land der Chatten guten Theils inne, und man ſiehet deutlich beym marcelli- [Spaltenumbruch] no, daß die Burgunder durchs Land der Alemannen ziehen muͤſſen, wenn ſie an den Rhein gewolt. bv- cherivs getrauet ſich dieſe Saltz-Quellen noch genauer anzuzeigen, wenn er L. XI. cap. 11. n. 8. ſchreibet: Erant igitur ſalinae iſtae in gentis utrius- que confiniis: extat adhuc hodie fluuiolus Sala, qui ſub monte Fogelsberg apud uicum Saltz oritur, & per oppida Salemunſter, Salefeld & Hanau fluens Moeno paulo infra Francofurtum confunditur. Ad huius igitur fluuioli fontem ſalinas iſtas ego quidem fuiſſe puto; nam Saltz Germanice ſalem ſignificare ſat conſtat. Er verwechſelt aber, wie es ſcheinet, die Fraͤnckiſche Sale, mit dem Fluß Kitzing. Was ſonſt den Urſprung der Burgunder anbetrifft, ſo hat die angefuͤhrte Stelle aus dem marcellino einige verleitet, daß ſie die Burgunder gar von den Roͤmern herholen wollen. conf. valesivs ad locum marcellini not. n. orosivs ſagt hievon Lib. VII. c. 32. Burgundionum quoque, nouorum ho- ſtium, coepit nouum nomen, qui plusquam 80 millia armatorum ripae Rheni fluminis inſederunt. Hos quondam, ſubacta interiore Germania a Druſo & Tiberio, adoptiuis filiis Caeſaris, per caſtra diſpoſi- tos, aiunt in magnam coaluiſſe gentem. Atque etiam nomen ex opere praeſumſiſſe, quia crebra per limitem habitacula conſtituta, burgos uulgo uocant: eorumque eſſe praeualidam & pernicioſam manum, Galliae hodieque teſtes ſunt, in quibus praeſumta [Ende Spaltensatz] poſſeſſione M m 2
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bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker.
Wiederſtand, theils niederhieb, theils gefangen nahm. ammianvs mar-
cellinvs geſtehet, daß die Roͤmer Treuloß gehandelt; wie aber die boͤſen
Arten, die bey einem Volck, oder zu einer gewiſſen Zeit in den Thaten fuͤrwalten,
ſowohl als die guten, auch der Feder anzukleben pflegen, ſo getrauet er ſichs da-
mit zu entſchuldigen, daß die Sachſen nicht anders als ein raͤuberiſch Geſindel
anzuſehen waͤren: gleichſam als wenn dem menſchlichen Geſchlecht nicht daran
gelegen waͤre, daß man auch gegen einen ungerechten Feind Mittel habe, den
Krieg zu vermeyden, oder zu endigen.
VIII. Valentinianus ſelbſt blieb beſchaͤfftiget, den Rheinſtrohm gegen die
Alemannen in Sicherheit zu ſetzen, und wendete ietzt, nachdem er diejenigen, ſo
um den Necker herum wohneten, gedemuͤthiget hatte, ſeine Sorgen wieder Ma-
crianum, der in den Nordlichen Theilen von Alemannien, um den Mayn her-
um herrſchete, und aus daſigen Gegenden die Roͤmer nicht weniger, als vormahls
Vithicabius, von der andern Seite beunruhigte. Valentinianus handelte
heimlich mit den Fuͤrſten der Burgunder, die der Alemannen Nachbarn waren 1,
und vermochte ſie zu gleicher Zeit, die Alemannen von der andern Seite anzugreif-
fen, wenn er von Seiten des Rheins wieder ſie auszoͤge. Die Burgunder, ſo
wegen der Graͤntzen ſowohl, als wegen einiger Saltz-Quellen, die an beyder
Voͤlcker Graͤntzen waren, offte Haͤndel mit ihnen hatten †, und daher die-
ſes Anerbiethen deſto begieriger annahmen 2, ſtelleten eine Armee, die einige auf
80000
Valentinia-
nus bringet
die Burgun-
der gegen die
Alemannen
auf. Ob
die Burgun-
der zu den
Teutſchen zu
rechnen?
1
terſchiedene Voͤlcker geweſen. Es iſt aber nicht wahr-
ſcheinlich. hieronymvs und orosivs
nennen eben das Volck Burgundiones, welches mar-
cellinvs Burgundios heiſſet.
† Siehe oben Lib. VI. §. VI.
2 marcellinvs L. XXIIX. c. 5. p. 416.
Deditque conſilia alia poſt alia imperatori probanti,
Burgundios in eorum excitari perniciem, bellicoſos
& pubis immenſae uiribus affluentes, ideoque metu-
endos finitimis uniuerſis. Scribebatque frequenter
ad eorum reges per taciturnos & fidos, ut iisdem
tempore praeſtituto ſuperuenirent, pollicitus ipſe
quoque, tranſito cum Romanis agminibus Rheno, ac-
currere pauidis, pondus armorum uitantibus in-
ſperatum. Gratanter ratione gemina principis ac-
ceptae ſunt litterae: prima quod iam inde tempori-
bus priſcis, ſobolem ſe eſſe Romanam Burgundii
ſciunt: dein quod ſalinarum finiumque cauſa Ala-
mannis ſaepe iurgabant. valesivs meynet
ad h. l., es waͤren dieſes eben die Graͤntzen, an welchen
vormahls die Hermunduri mit den Chattis, eben
dieſer Saltz-Quellen halber, Krieg gefuͤhret. Er ſetzt
dabey zum Grunde, die Burgunder haͤtten zu dieſer
Zeit in dem Lande der Chatten, die Alemannen
aber in dem Lande der Hermunderer gewohnet, wel-
ches aber gar nicht wahrſcheinlich. Die Alemannen
hatten vielmehr das Land der Chatten guten Theils
inne, und man ſiehet deutlich beym marcelli-
no, daß die Burgunder durchs Land der Alemannen
ziehen muͤſſen, wenn ſie an den Rhein gewolt. bv-
cherivs getrauet ſich dieſe Saltz-Quellen noch
genauer anzuzeigen, wenn er L. XI. cap. 11. n. 8.
ſchreibet: Erant igitur ſalinae iſtae in gentis utrius-
que confiniis: extat adhuc hodie fluuiolus Sala, qui
ſub monte Fogelsberg apud uicum Saltz oritur, &
per oppida Salemunſter, Salefeld & Hanau fluens
Moeno paulo infra Francofurtum confunditur. Ad
huius igitur fluuioli fontem ſalinas iſtas ego quidem
fuiſſe puto; nam Saltz Germanice ſalem ſignificare
ſat conſtat. Er verwechſelt aber, wie es ſcheinet, die
Fraͤnckiſche Sale, mit dem Fluß Kitzing. Was ſonſt
den Urſprung der Burgunder anbetrifft, ſo hat die
angefuͤhrte Stelle aus dem marcellino einige
verleitet, daß ſie die Burgunder gar von den Roͤmern
herholen wollen. conf. valesivs ad locum
marcellini not. n. orosivs ſagt hievon
Lib. VII. c. 32. Burgundionum quoque, nouorum ho-
ſtium, coepit nouum nomen, qui plusquam 80 millia
armatorum ripae Rheni fluminis inſederunt. Hos
quondam, ſubacta interiore Germania a Druſo &
Tiberio, adoptiuis filiis Caeſaris, per caſtra diſpoſi-
tos, aiunt in magnam coaluiſſe gentem. Atque
etiam nomen ex opere praeſumſiſſe, quia crebra per
limitem habitacula conſtituta, burgos uulgo uocant:
eorumque eſſe praeualidam & pernicioſam manum,
Galliae hodieque teſtes ſunt, in quibus praeſumta
poſſeſſione
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