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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
Bataviern, als den benachbarten Teutschen, mit solchem Fortgange, daß sie die
Römer, als sie in die Jnsel eingerucket, mit vier absonderlichen Heeren angrif-
fen. Bey Vada, da Civilis commandirete, ging es so scharff her, daß er sein
Pferd im Stiche lassen, und seine Person über den Rhein mit Schwimmen retten
muste. Als Cerialis also Meister von dem obern Theile der Jnsel war, that er
eine Reise nach Bonn, und Neuß, um die Winterlager in Augenschein zu nehmen,
die daselbst für die Legionen aufgeschlagen wurden. Als er von dar zurücke kehre-
te, nahm er den Weg den Rhein hinunter, und ward, als er unterwegens ein
Nacht-Quartier aufgeschlagen, unvermuthet von den Teutschen überfallen.
Sie eroberten unter andern seine Jacht3, und glaubeten sie hätten ihn selbst. Er
hatte aber, wie damahls durchgehends die Rede ging, die Nacht, zu seinem grossen
Glücke, bey einer Ubischen Dame zugebracht4. Sein Schiff ward die Lippe hin-
auf gezogen, und der Velleda, zum Present5, zugeführet*.

LVI. Civilis hatte indessen eine Flotte zusammen gebracht, die am Aus-Treffen zwi-
schen der Rö-
mischen, u. Ba-
tavischen Flot-
te: erfolg-
ter Friede.

flusse der Maas beysammen lag, die Völcker, und Proviant, so aus Gallien zu-
geführet wurden, abzuhalten. Die Römische Flotte war nicht so starck, als die
Batavische, aber die Schiffe waren grösser, und die Leute darauf mehr geübet.
Doch als es zum Treffen kam, richtete keine von beyden sonderlich viel aus1.
Cerialis blieb indessen Meister vom Lande der Batavier, und verwüstete es, so
weit er kommen konnte, ließ aber auch zugleich, weil der Winter sich näherte, da
er in der Jnsel Batavien unmöglich bleiben konnte, unter der Hand, sowohl den
Bataviern, als Civili selbst, Hoffnung zu einem billigen Frieden machen; fand
auch Mittel die Velleda, und ihre Anverwandten, zu gewinnen, daß sie den Teut-
schen dazu rathen möchten. Unter den Bataviern waren viele von den Vornehm-
sten, die es bisher nicht hatten dörffen mercken lassen, Civili zuwieder, die
aber ietzo allenthalben ausbreiteten, Civilis habe das gantze Unheil, aus eigenen
Absichten, angerichtet. Der gemeine Mann war zum Frieden desto williger,

weil
[Beginn Spaltensatz] quisque manum traberent. Batavodurum soll das
ietzige Durstede seyn. Arenacum machen einige zu
dem heutigen Arnheim, die aber menso altin-
givs
L. c. p.
8. 9. wiederleget: wo Grinnes, und
Vada gelegen haben, untersuchet eben derselbe
p. 80. und 127.
3 tacitvs H. L. V. c. 22. Praetoriam na-
uem, uexillo insignem.
4 tacitvs ib. Cerialis alibi noctem egerat,
ut plerique credidere, ob stuprum Claudiae Sacra-
tae, mulieris Vbiae.
5 ibid. Multa luce reuecti hostes, captiuis na-
uibus, praetoriam triremem, flumine Luppia, do-
num Velledae, traxere.
* tacitvs H. L. V. c. 20. 22.
1 [Spaltenumbruch] §. LVI. 1. tacitvs Hist. L. V. c. 23. Civi-
lem cupido incessit, naualem aciem ostentandi. Com-
plet quod biremium, quaeque simplici ordine ageban-
tur. Adiecta ingens lintrium uis. tricenis quadra-
genisque armamenta Liburnicis solita: & simul ca-
ptae lintres, sagulis uersicoloribus, baud indecore,
pro uelis, iuvabantur. Spatium uelut aequoris ele-
ctum, quo Mosae fluminis os, amnem Rhenum, Ocea-
no affundit. Causa instruendae classis, super infi-
tam genti uanitatem, ut eo terrore commeatus, Gal-
lia aduentantes, interciperent. Cerialis miraculo
magis, quam metu, direxit classem, numero impa-
rem, usu remigum, gubernatorum arte, nauium
magnitudine potiorem. His flumen secundum: illi
uento agebantur. Sic praeuecti, tentato telorum
iactu, dirimuntur.

[Ende Spaltensatz]
2. taci-
R 3

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
Bataviern, als den benachbarten Teutſchen, mit ſolchem Fortgange, daß ſie die
Roͤmer, als ſie in die Jnſel eingerucket, mit vier abſonderlichen Heeren angrif-
fen. Bey Vada, da Civilis commandirete, ging es ſo ſcharff her, daß er ſein
Pferd im Stiche laſſen, und ſeine Perſon uͤber den Rhein mit Schwimmen retten
muſte. Als Cerialis alſo Meiſter von dem obern Theile der Jnſel war, that er
eine Reiſe nach Bonn, und Neuß, um die Winterlager in Augenſchein zu nehmen,
die daſelbſt fuͤr die Legionen aufgeſchlagen wurden. Als er von dar zuruͤcke kehre-
te, nahm er den Weg den Rhein hinunter, und ward, als er unterwegens ein
Nacht-Quartier aufgeſchlagen, unvermuthet von den Teutſchen uͤberfallen.
Sie eroberten unter andern ſeine Jacht3, und glaubeten ſie haͤtten ihn ſelbſt. Er
hatte aber, wie damahls durchgehends die Rede ging, die Nacht, zu ſeinem groſſen
Gluͤcke, bey einer Ubiſchen Dame zugebracht4. Sein Schiff ward die Lippe hin-
auf gezogen, und der Velleda, zum Preſent5, zugefuͤhret*.

LVI. Civilis hatte indeſſen eine Flotte zuſammen gebracht, die am Aus-Treffen zwi-
ſchen der Roͤ-
miſchẽ, u. Ba-
taviſchen Flot-
te: erfolg-
ter Friede.

fluſſe der Maas beyſammen lag, die Voͤlcker, und Proviant, ſo aus Gallien zu-
gefuͤhret wurden, abzuhalten. Die Roͤmiſche Flotte war nicht ſo ſtarck, als die
Bataviſche, aber die Schiffe waren groͤſſer, und die Leute darauf mehr geuͤbet.
Doch als es zum Treffen kam, richtete keine von beyden ſonderlich viel aus1.
Cerialis blieb indeſſen Meiſter vom Lande der Batavier, und verwuͤſtete es, ſo
weit er kommen konnte, ließ aber auch zugleich, weil der Winter ſich naͤherte, da
er in der Jnſel Batavien unmoͤglich bleiben konnte, unter der Hand, ſowohl den
Bataviern, als Civili ſelbſt, Hoffnung zu einem billigen Frieden machen; fand
auch Mittel die Velleda, und ihre Anverwandten, zu gewinnen, daß ſie den Teut-
ſchen dazu rathen moͤchten. Unter den Bataviern waren viele von den Vornehm-
ſten, die es bisher nicht hatten doͤrffen mercken laſſen, Civili zuwieder, die
aber ietzo allenthalben ausbreiteten, Civilis habe das gantze Unheil, aus eigenen
Abſichten, angerichtet. Der gemeine Mann war zum Frieden deſto williger,

weil
[Beginn Spaltensatz] quisque manum traberent. Batavodurum ſoll das
ietzige Durſtede ſeyn. Arenacum machen einige zu
dem heutigen Arnheim, die aber menso altin-
givs
L. c. p.
8. 9. wiederleget: wo Grinnes, und
Vada gelegen haben, unterſuchet eben derſelbe
p. 80. und 127.
3 tacitvs H. L. V. c. 22. Praetoriam na-
uem, uexillo inſignem.
4 tacitvs ib. Cerialis alibi noctem egerat,
ut plerique credidere, ob ſtuprum Claudiae Sacra-
tae, mulieris Vbiae.
5 ibid. Multa luce reuecti hoſtes, captiuis na-
uibus, praetoriam triremem, flumine Luppia, do-
num Velledae, traxere.
* tacitvs H. L. V. c. 20. 22.
1 [Spaltenumbruch] §. LVI. 1. tacitvs Hiſt. L. V. c. 23. Civi-
lem cupido inceſſit, naualem aciem oſtentandi. Com-
plet quod biremium, quaeque ſimplici ordine ageban-
tur. Adiecta ingens lintrium uis. tricenis quadra-
genisque armamenta Liburnicis ſolita: & ſimul ca-
ptae lintres, ſagulis uerſicoloribus, baud indecore,
pro uelis, iuvabantur. Spatium uelut aequoris ele-
ctum, quo Moſae fluminis os, amnem Rhenum, Ocea-
no affundit. Cauſa inſtruendae claſſis, ſuper infi-
tam genti uanitatem, ut eo terrore commeatus, Gal-
lia aduentantes, interciperent. Cerialis miraculo
magis, quam metu, direxit claſſem, numero impa-
rem, uſu remigum, gubernatorum arte, nauium
magnitudine potiorem. His flumen ſecundum: illi
uento agebantur. Sic praeuecti, tentato telorum
iactu, dirimuntur.

[Ende Spaltensatz]
2. taci-
R 3
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[133/0167] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. Bataviern, als den benachbarten Teutſchen, mit ſolchem Fortgange, daß ſie die Roͤmer, als ſie in die Jnſel eingerucket, mit vier abſonderlichen Heeren angrif- fen 2. Bey Vada, da Civilis commandirete, ging es ſo ſcharff her, daß er ſein Pferd im Stiche laſſen, und ſeine Perſon uͤber den Rhein mit Schwimmen retten muſte. Als Cerialis alſo Meiſter von dem obern Theile der Jnſel war, that er eine Reiſe nach Bonn, und Neuß, um die Winterlager in Augenſchein zu nehmen, die daſelbſt fuͤr die Legionen aufgeſchlagen wurden. Als er von dar zuruͤcke kehre- te, nahm er den Weg den Rhein hinunter, und ward, als er unterwegens ein Nacht-Quartier aufgeſchlagen, unvermuthet von den Teutſchen uͤberfallen. Sie eroberten unter andern ſeine Jacht 3, und glaubeten ſie haͤtten ihn ſelbſt. Er hatte aber, wie damahls durchgehends die Rede ging, die Nacht, zu ſeinem groſſen Gluͤcke, bey einer Ubiſchen Dame zugebracht 4. Sein Schiff ward die Lippe hin- auf gezogen, und der Velleda, zum Preſent 5, zugefuͤhret *. LVI. Civilis hatte indeſſen eine Flotte zuſammen gebracht, die am Aus- fluſſe der Maas beyſammen lag, die Voͤlcker, und Proviant, ſo aus Gallien zu- gefuͤhret wurden, abzuhalten. Die Roͤmiſche Flotte war nicht ſo ſtarck, als die Bataviſche, aber die Schiffe waren groͤſſer, und die Leute darauf mehr geuͤbet. Doch als es zum Treffen kam, richtete keine von beyden ſonderlich viel aus 1. Cerialis blieb indeſſen Meiſter vom Lande der Batavier, und verwuͤſtete es, ſo weit er kommen konnte, ließ aber auch zugleich, weil der Winter ſich naͤherte, da er in der Jnſel Batavien unmoͤglich bleiben konnte, unter der Hand, ſowohl den Bataviern, als Civili ſelbſt, Hoffnung zu einem billigen Frieden machen; fand auch Mittel die Velleda, und ihre Anverwandten, zu gewinnen, daß ſie den Teut- ſchen dazu rathen moͤchten. Unter den Bataviern waren viele von den Vornehm- ſten, die es bisher nicht hatten doͤrffen mercken laſſen, Civili zuwieder, die aber ietzo allenthalben ausbreiteten, Civilis habe das gantze Unheil, aus eigenen Abſichten, angerichtet. Der gemeine Mann war zum Frieden deſto williger, weil Treffen zwi- ſchen der Roͤ- miſchẽ, u. Ba- taviſchen Flot- te: erfolg- ter Friede. 2 quisque manum traberent. Batavodurum ſoll das ietzige Durſtede ſeyn. Arenacum machen einige zu dem heutigen Arnheim, die aber menso altin- givs L. c. p. 8. 9. wiederleget: wo Grinnes, und Vada gelegen haben, unterſuchet eben derſelbe p. 80. und 127. 3 tacitvs H. L. V. c. 22. Praetoriam na- uem, uexillo inſignem. 4 tacitvs ib. Cerialis alibi noctem egerat, ut plerique credidere, ob ſtuprum Claudiae Sacra- tae, mulieris Vbiae. 5 ibid. Multa luce reuecti hoſtes, captiuis na- uibus, praetoriam triremem, flumine Luppia, do- num Velledae, traxere. * tacitvs H. L. V. c. 20. 22. 1 §. LVI. 1. tacitvs Hiſt. L. V. c. 23. Civi- lem cupido inceſſit, naualem aciem oſtentandi. Com- plet quod biremium, quaeque ſimplici ordine ageban- tur. Adiecta ingens lintrium uis. tricenis quadra- genisque armamenta Liburnicis ſolita: & ſimul ca- ptae lintres, ſagulis uerſicoloribus, baud indecore, pro uelis, iuvabantur. Spatium uelut aequoris ele- ctum, quo Moſae fluminis os, amnem Rhenum, Ocea- no affundit. Cauſa inſtruendae claſſis, ſuper infi- tam genti uanitatem, ut eo terrore commeatus, Gal- lia aduentantes, interciperent. Cerialis miraculo magis, quam metu, direxit claſſem, numero impa- rem, uſu remigum, gubernatorum arte, nauium magnitudine potiorem. His flumen ſecundum: illi uento agebantur. Sic praeuecti, tentato telorum iactu, dirimuntur. 2. taci- R 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/167>, abgerufen am 22.11.2024.