Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.bis zu Ende des Batavischen Krieges. Classicus ging den Rhein hinunter, und stieß zu Civili, der noch für Vetera stund,und ließ die beyden Legionen auffordern, die Partie von Gallien anzunehmen. Dieselben sahen, bey täglich anwachsender Hungers-Noth, alle Hoffnung eines Entsatzes abgeschnitten, und sich genöthiget, zu capituliren. Sie musten gleichfalls pro imperio Galliarum schweren, und erhielten blos für ihre Person einen freyen Abzug, musten aber alles Heer-Geräthe im Stiche lassen. Sie waren kaum fünff Römische Meilen fortgezogen, als sie von den Teutschen angegriffen, und theils auf der Stelle umgebracht, theils zerstreuet wurden. Ci- vilis erkannte selbst, daß solches wieder Treu und Glauben lieffe, und bezeigte ein grosses Misfallen darüber. Er entschuldigte sich für seine Person, daß es ihm unmöglich gewesen, die Wuth der Teutschen im Zaume zu halten. Aber andere glaubeten, daß er sich nur so böse stelle, u. daß die gantze Sache abgeredet gewesen. Das Lager ward preiß gegeben, und darauf in Brand gestecket. Civilis hatte, seit dem er die Waffen ergriffen, nach Gewohnheit der Teutschen, insonderheit der Catten, von welchen die Batavier abstammeten, ein Gelübde gethan, sein Haar wachsen zu lassen, bis er was ansehnliches gegen die Römer aus- geführet. Jetzo glaubete er, daß er es mit Ehren könne verschneiden lassen. Man giebet ihm auch schuld, daß er seinem Sohne, der nur noch ein Knabe war, einige Gefangenen gegeben, die er zur Ubung, und zur Lust, mit Pfeilen zu tod schiessen möchte. Man darff sich um so viel weniger wundern, wenn die Teutschen Kriege in diesen Zeiten etwas Barbarisch gewesen, da ihre Helden durch derglei- chen unmenschliche Ubungen dazu angeführet wurden. Es wurden von der Beute einige Stücke, nebst etlichen Gefangenen, darunter selbst Mumius Lupercus, Legatus Legionis war, der Velleda geschicket. Diese Velleda war ein unverhey- rathetes Frauenzimmer, das nicht allein unter ihren Landes-Leuten, den Bructe- rern, sondern auch bey den benachbarten Völckern weit und breit, wegen ihrer Wahrsagung in solchem Ansehen stund, daß ihre Worte so viel vermochten, als bey den Römern die Verse der Sibyllen. Die Geschicht-Schreiber haben es von den Teutschen, als was eigenes, angemercket, daß die Weiber die Wahrsa- gerey am meisten getrieben, und die Männer so treuhertzig gewesen, daß sie bis- weilen dergleichen weise Frauen, als Göttinnen verehret2. Velleda wohnete im Lande der Bructerer, irgendwo in der Gegend um die Lippe3, und hielte sich für ihre [Beginn Spaltensatz]
lis barbaro uoto, post coepta aduersus Romanos arma, propexum rutilatumque crinem, patrata demum cae- de legionum, deposuit: Von dieser Gewohnheit der alten Teutschen schreibet tacitvs de mor. Germ. c. 3. Aliis Germanorum populis usurpatum, ra- ra & priuata cuiusque audentia, apud Cattos in Con- sensum uertit, crinem barbamque summittere, nec, nisi hoste caeso, exuere uotiuum, obligatumque uirtuti oris habitum. Es haben auch nachdem einige Bölcker diese Gewohnheit behalten. pavl. diaconvs de gestis Langob. L. III. c. 3. Sex millia Saxonum deuouerunt se, neque barbam, neque capilles, rasuros, [Spaltenumbruch] nisi se de Sueuis hostibus ulciscerentur. 2 tacitvs de mor. Germ. c. 8. Inesse enim sanctum quid, & prouidum, putant feminis: nec aut consilia earum aspernantnr, aut responsa negligunt: vidimus, sub D. Vespasiano, Velledam diu apud pleros- que numinis loco habitam. Sed & olim Auriniam, & complures alias, uenerati sunt, non adulatione, nec tanquam facerent Deas. S. oben L. II. §. XXXVI. 3 Siehe unten §. LV. not. 5. Einige haben
diesen, andere ienen Ort insonderheit benennet, wie io. georg. keysler in seinen Antiqu. Se- ptentr. p. 472. sqq. anführet. Es beruhet aber alles [Ende Spaltensatz] auf bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. Claſſicus ging den Rhein hinunter, und ſtieß zu Civili, der noch fuͤr Vetera ſtund,und ließ die beyden Legionen auffordern, die Partie von Gallien anzunehmen. Dieſelben ſahen, bey taͤglich anwachſender Hungers-Noth, alle Hoffnung eines Entſatzes abgeſchnitten, und ſich genoͤthiget, zu capituliren. Sie muſten gleichfalls pro imperio Galliarum ſchweren, und erhielten blos fuͤr ihre Perſon einen freyen Abzug, muſten aber alles Heer-Geraͤthe im Stiche laſſen. Sie waren kaum fuͤnff Roͤmiſche Meilen fortgezogen, als ſie von den Teutſchen angegriffen, und theils auf der Stelle umgebracht, theils zerſtreuet wurden. Ci- vilis erkannte ſelbſt, daß ſolches wieder Treu und Glauben lieffe, und bezeigte ein groſſes Misfallen daruͤber. Er entſchuldigte ſich fuͤr ſeine Perſon, daß es ihm unmoͤglich geweſen, die Wuth der Teutſchen im Zaume zu halten. Aber andere glaubeten, daß er ſich nur ſo boͤſe ſtelle, u. daß die gantze Sache abgeredet geweſen. Das Lager ward preiß gegeben, und darauf in Brand geſtecket. Civilis hatte, ſeit dem er die Waffen ergriffen, nach Gewohnheit der Teutſchen, inſonderheit der Catten, von welchen die Batavier abſtammeten, ein Geluͤbde gethan, ſein Haar wachſen zu laſſen, bis er was anſehnliches gegen die Roͤmer aus- gefuͤhret. Jetzo glaubete er, daß er es mit Ehren koͤnne verſchneiden laſſen. Man giebet ihm auch ſchuld, daß er ſeinem Sohne, der nur noch ein Knabe war, einige Gefangenen gegeben, die er zur Ubung, und zur Luſt, mit Pfeilen zu tod ſchieſſen moͤchte. Man darff ſich um ſo viel weniger wundern, wenn die Teutſchen Kriege in dieſen Zeiten etwas Barbariſch geweſen, da ihre Helden durch derglei- chen unmenſchliche Ubungen dazu angefuͤhret wurden. Es wurden von der Beute einige Stuͤcke, nebſt etlichen Gefangenen, darunter ſelbſt Mumius Lupercus, Legatus Legionis war, der Velleda geſchicket. Dieſe Velleda war ein unverhey- rathetes Frauenzimmer, das nicht allein unter ihren Landes-Leuten, den Bructe- rern, ſondern auch bey den benachbarten Voͤlckern weit und breit, wegen ihrer Wahrſagung in ſolchem Anſehen ſtund, daß ihre Worte ſo viel vermochten, als bey den Roͤmern die Verſe der Sibyllen. Die Geſchicht-Schreiber haben es von den Teutſchen, als was eigenes, angemercket, daß die Weiber die Wahrſa- gerey am meiſten getrieben, und die Maͤnner ſo treuhertzig geweſen, daß ſie bis- weilen dergleichen weiſe Frauen, als Goͤttinnen verehret2. Velleda wohnete im Lande der Bructerer, irgendwo in der Gegend um die Lippe3, und hielte ſich fuͤr ihre [Beginn Spaltensatz]
lis barbaro uoto, poſt coepta aduerſus Romanos arma, propexum rutilatumque crinem, patrata demum cae- de legionum, depoſuit: Von dieſer Gewohnheit der alten Teutſchen ſchreibet tacitvs de mor. Germ. c. 3. Aliis Germanorum populis uſurpatum, ra- ra & priuata cuiusque audentia, apud Cattos in Con- ſenſum uertit, crinem barbamque ſummittere, nec, niſi hoſte caeſo, exuere uotiuum, obligatumque uirtuti oris habitum. Es haben auch nachdem einige Boͤlcker dieſe Gewohnheit behalten. pavl. diaconvs de geſtis Langob. L. III. c. 3. Sex millia Saxonum deuouerunt ſe, neque barbam, neque capilles, raſuros, [Spaltenumbruch] niſi ſe de Sueuis hoſtibus ulciſcerentur. 2 tacitvs de mor. Germ. c. 8. Ineſſe enim ſanctum quid, & prouidum, putant feminis: nec aut conſilia earum aſpernantnr, aut reſponſa negligunt: vidimus, ſub D. Veſpaſiano, Velledam diu apud pleros- que numinis loco habitam. Sed & olim Auriniam, & complures alias, uenerati ſunt, non adulatione, nec tanquam facerent Deas. S. oben L. II. §. XXXVI. 3 Siehe unten §. LV. not. 5. Einige haben
dieſen, andere ienen Ort inſonderheit benennet, wie io. georg. keysler in ſeinen Antiqu. Se- ptentr. p. 472. ſqq. anfuͤhret. Es beruhet aber alles [Ende Spaltensatz] auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0161" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Claſſicus</hi> ging den Rhein hinunter, und ſtieß zu <hi rendition="#aq">Civili,</hi> der noch fuͤr <hi rendition="#aq">Vetera</hi> ſtund,<lb/> und ließ die beyden Legionen auffordern, die Partie von Gallien anzunehmen.<lb/> Dieſelben ſahen, bey taͤglich anwachſender Hungers-Noth, alle Hoffnung<lb/> eines Entſatzes abgeſchnitten, und ſich genoͤthiget, zu capituliren. Sie muſten<lb/> gleichfalls <hi rendition="#aq">pro imperio Galliarum</hi> ſchweren, und erhielten blos fuͤr ihre Perſon<lb/> einen freyen Abzug, muſten aber alles Heer-Geraͤthe im Stiche laſſen. 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und ließ die beyden Legionen auffordern, die Partie von Gallien anzunehmen.
Dieſelben ſahen, bey taͤglich anwachſender Hungers-Noth, alle Hoffnung
eines Entſatzes abgeſchnitten, und ſich genoͤthiget, zu capituliren. Sie muſten
gleichfalls pro imperio Galliarum ſchweren, und erhielten blos fuͤr ihre Perſon
einen freyen Abzug, muſten aber alles Heer-Geraͤthe im Stiche laſſen. Sie
waren kaum fuͤnff Roͤmiſche Meilen fortgezogen, als ſie von den Teutſchen
angegriffen, und theils auf der Stelle umgebracht, theils zerſtreuet wurden. Ci-
vilis erkannte ſelbſt, daß ſolches wieder Treu und Glauben lieffe, und bezeigte ein
groſſes Misfallen daruͤber. Er entſchuldigte ſich fuͤr ſeine Perſon, daß es ihm
unmoͤglich geweſen, die Wuth der Teutſchen im Zaume zu halten. Aber andere
glaubeten, daß er ſich nur ſo boͤſe ſtelle, u. daß die gantze Sache abgeredet geweſen.
Das Lager ward preiß gegeben, und darauf in Brand geſtecket. Civilis hatte,
ſeit dem er die Waffen ergriffen, nach Gewohnheit der Teutſchen, inſonderheit
der Catten, von welchen die Batavier abſtammeten, ein Geluͤbde gethan, ſein
Haar wachſen zu laſſen, bis er was anſehnliches gegen die Roͤmer aus-
gefuͤhret. Jetzo glaubete er, daß er es mit Ehren koͤnne verſchneiden laſſen 1.
Man giebet ihm auch ſchuld, daß er ſeinem Sohne, der nur noch ein Knabe war,
einige Gefangenen gegeben, die er zur Ubung, und zur Luſt, mit Pfeilen zu tod
ſchieſſen moͤchte. Man darff ſich um ſo viel weniger wundern, wenn die Teutſchen
Kriege in dieſen Zeiten etwas Barbariſch geweſen, da ihre Helden durch derglei-
chen unmenſchliche Ubungen dazu angefuͤhret wurden. Es wurden von der Beute
einige Stuͤcke, nebſt etlichen Gefangenen, darunter ſelbſt Mumius Lupercus,
Legatus Legionis war, der Velleda geſchicket. Dieſe Velleda war ein unverhey-
rathetes Frauenzimmer, das nicht allein unter ihren Landes-Leuten, den Bructe-
rern, ſondern auch bey den benachbarten Voͤlckern weit und breit, wegen ihrer
Wahrſagung in ſolchem Anſehen ſtund, daß ihre Worte ſo viel vermochten, als
bey den Roͤmern die Verſe der Sibyllen. Die Geſchicht-Schreiber haben es
von den Teutſchen, als was eigenes, angemercket, daß die Weiber die Wahrſa-
gerey am meiſten getrieben, und die Maͤnner ſo treuhertzig geweſen, daß ſie bis-
weilen dergleichen weiſe Frauen, als Goͤttinnen verehret 2. Velleda wohnete im
Lande der Bructerer, irgendwo in der Gegend um die Lippe 3, und hielte ſich fuͤr
ihre
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lis barbaro uoto, poſt coepta aduerſus Romanos arma,
propexum rutilatumque crinem, patrata demum cae-
de legionum, depoſuit: Von dieſer Gewohnheit der
alten Teutſchen ſchreibet tacitvs de mor.
Germ. c. 3. Aliis Germanorum populis uſurpatum, ra-
ra & priuata cuiusque audentia, apud Cattos in Con-
ſenſum uertit, crinem barbamque ſummittere, nec,
niſi hoſte caeſo, exuere uotiuum, obligatumque uirtuti
oris habitum. Es haben auch nachdem einige Boͤlcker
dieſe Gewohnheit behalten. pavl. diaconvs
de geſtis Langob. L. III. c. 3. Sex millia Saxonum
deuouerunt ſe, neque barbam, neque capilles, raſuros,
niſi ſe de Sueuis hoſtibus ulciſcerentur.
2 tacitvs de mor. Germ. c. 8. Ineſſe enim
ſanctum quid, & prouidum, putant feminis: nec aut
conſilia earum aſpernantnr, aut reſponſa negligunt:
vidimus, ſub D. Veſpaſiano, Velledam diu apud pleros-
que numinis loco habitam. Sed & olim Auriniam,
& complures alias, uenerati ſunt, non adulatione,
nec tanquam facerent Deas. S. oben L. II. §. XXXVI.
3 Siehe unten §. LV. not. 5. Einige haben
dieſen, andere ienen Ort inſonderheit benennet, wie
io. georg. keysler in ſeinen Antiqu. Se-
ptentr. p. 472. ſqq. anfuͤhret. Es beruhet aber alles
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